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Tiedemann, Friedrich
Anatomie und Bildungsgeschichte des Gehirns im Foetus des Menschen: nebst einer vergleichenden Darstellung des Hirnbaues in den Thieren — Nürnberg, 1816

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https://doi.org/10.11588/diglit.3253#0010
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suchungen nahmen, theils aber die Vorstellungen und Bilder» welche in den For-
schem entstanden.
Die beiden einzigen, aber noch wenig betretenen Wege, die, meines Erach-
tens, zur Kenntniss des Hirnbaues führen können, sind die vergleichende Anatomie
und die Anatomie des Fötus, sie sind ein Faden der Ariadne sür dieses Labyrinth.
Die vergleichende Anatomie zeigt uns das Entstehen» die allmählige Bildung und
das Fortschreiten des Nervensystems und des Hirns von den niederen und einfach
gestalteten TJiieren an , aufwärts bis zu den höheren und zusammengesezteren Thie»
ren, und bis zum Menschen. In der Bildung keines anderen Systems von Organen
findet eine so vollkommene Stufenfolge von einem einfachen zu einem zusammenge-
sezten Bau statt, als gerade im Hirn und Nervensystem. So zeigt sich in dem Bau
des Hirns und Nervensystems ein durch die ganze Thierreihe durchgreifender Grund
Typus. Durch die Betrachtung der allmähligen Zusammensezung und Ausbildung
des Hirns der Thiere werden wir in den Stand gesezt', den so sehr verwickelten
Bau des menschlichen Hirns in seiner Zusammenfügung und in seiner organischen
Verbindung gehörig aufzufassen und zu deuten.
Obgleich die Wichtigkeit der vergleichenden Anatomie für die anatomische
Untersuchung des Hirnbaus von neueren Hirnzergliederern anerkannt worden ist, so
geschah dies jedoch mehr in der Idee,als in der Wirklichkeit. Betrachten wir das
neue Werk Gall's über das Hirn und Nervensystems, so finden wir überall die Idee
ausgesprochen, man müsse den Bau des Nervensystems, und des Gehirns von den
niederen Thieren an, aufwärts bis zu den*höheren Thieren und bis zum Menschen
versolgen. Allein, was hat Gall in der Wirklichkeit gethan? Er hat von dem Ner-
vensystem dex Thiere nichts beschrieben, und abgebildet, als die Nerven der Raupe,
das Hirn und Rückrnark einer Henne und einiger Säugethiere, und diese selbst zum
Theil fehlerhast. Wenn man aus solchen wenigen und fragmentarischen Untersuchun-
gen Schlüsse auf den Bau des Hirns und Nervensystem ziehen will, so heisst das
den Gegenstand der Untersuchung noch mehr verwirren, als aufhellen. Alle solche
sragmentarische Untersuchungen sind als blosse Bruchstüke zu einem Gebäude zu be-
trachten, die, wenn man sie als Elemente zu allgemeinen, Schlüssen über den Hirn-
bau braucht, nur zu neuen Irrwegen und Fehlschricterit führen.. Kein Schluss übet
 
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