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Tietze, Hans
Italienische Barockporträts — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 62: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.68755#0008
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schwer erschütterte, und wissen heute, daß diese Zeit
der Krise eine Krise der Gesundung war, in der das
Leben der Nation neuer Blüte entgegenging. Ganz ebenso
beginnt sich die Beurteilung des italienischen Barock
vom steten Hinweis auf die vorangegangene Epoche
freizumachen; das starke Fortleben der nationalen Be-
gabung wird nun bemerkbar, die vom fremden Über-
gewicht nicht gebrochen, sondern verstärkt, zum Teil auf
anderen Gebieten sich entfaltet als früher.
Auch in der bildenden Kunst kann von Stillstand
und Verfall nicht die Rede sein; die gewaltig breite
Produktion, deren Fülle zumindest niemals bestritten
werden konnte, bringt nur die neue Geistigkeit zum
Ausdruck, die diesen Zeitraum vom vorher und nachher
unterscheidet. Die stärkeren Gegensätze und Wider-
sprüche, die ihm eignen, verleihen auch seiner Kunst
die lebendigere Spannung; die Ausgeglichenheit dieser
waltenden Kräfte, die den Erzeugnissen der Renaissance
den Zauber einzigartiger Harmonie verlieh, ist einer
inneren Erregung gewichen, die in einer Steigerung
aller Elemente nach Maß und Art in Erscheinung tritt.
Rauschendes Pathos, verzückte Vergeistigung, prunk-
voller Aufwand nach außen, inbrünstige Vertiefung nach
innen vermählen sich in dieser Kunst, die den Beschauer
durch die Beschleunigung ihres Tempos, durch die Kon-
zentration innerer Widersprüche, durch die unverhüllte
Schaustellung lebendiger Gegensätzlichkeit packt und
in Spannung erhielt.
Das Bildnis vermag seiner ganzen Natur nach einen
solchen Wandel, der sich so gut im Formengeschmack wie
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