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Dürer, Albrecht [Ill.]; Tietze, Hans [Bearb.]; Tietze-Conrat, Erica [Bearb.]
Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers (1): Der junge Dürer: Verzeichnis der Werke bis zur venezianischen Reise im Jahre 1505 — Augsburg: Benno Filser Verlag G.M.B.H., 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.55259#0123
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seinen Kalatog, datiert 1497 oder einiges später.
Nach Dodgson (Burl. Mag. XL, p. 19) wäre in einer
Zeichnung der Sammlung Captain Reitlinger, Lon-
don, eine Kopie nach der zum Stich gehörigen, ver-
schollenen Vorzeichnung - früher in der Sammlung
Lawrence - erhalten, nach der man sich die unvoll-
endeten Teile des Stiches ergänzen könne. Diese
Kopie 1523 datiert.
Fürs erste hat schon Dodgson bemerkt, daß es gar
nicht erwiesen sei, daß die Zeichnung der Sammlung
Lawrence mit der bei Reitlinger bzw. dem Stich
wirklich Zusammenhänge; sie sei bis 1878 verfolg-
bar, ihre Beschreibung laute: 14 A sovereign bishop
- seated on a throne with the globe and sceptre . . .
pen and bistre etc. Während die Maße stimmen,
weiche die Beschreibung ab: kein Szepter, sondern
ein Schwert, kein »Bister«, sondern »Indian ink.«
Was aber wichtiger ist: die Zeichnung bei Capt. Reit-
linger von 1523 weicht in Einzelheiten vom Stich ab
- z. B. in der Führung des Gürteltuches-, sie ist aber
mit dem Stich im gleichen Sinn. Diese Dodgson ent-
gangene Tatsache zieht die vier möglichen Aus-
legungen nach sich: entweder gab es einen vollende-
ten Stich - D.s? -, den die Zeichnung mit einigen
Abweichungen kopiert hätte. Oder es gab eine voll-
endete Zeichnung - D.s ? nach der die Zeichnung
bei Reitlinger und der Stich - im Spiegelverfahren
(Kopistenarbeit) - hergestellt wären. Oder die Zeich-
nung bei Reitlinger ist selbst jene Zeichnung, nach
der der Stich (mittels Spiegel) gearbeitet wäre. Oder
schließlich, es gab eine gegensinnige Zeichnung D.s,
von der D. selbst die Durchzeichnung gemacht hätte,
um die Wirkung des Stiches zu erproben; die Zeich-
nung bei Capt. Reitlinger wäre dann diese - mit
dem Stich gleichsinnige - Durchzeichnung D.s oder
eine Kopie danach.
Wir haben die Möglichkeiten auseinandergelegt,
möchten uns aber für die letzten entscheiden. Der
Probedruck zeigt so stark D.s Eigenart, die Wahr-
scheinlichkeit einer völlig verloren gegangenen
Druckauflage nach der fertigen Platte ist aber so
gering, daß wir eher annehmen, die fertige (gegen-
sinnige) Entwurfzeichnung D.s sei verloren ge-
gangen und weiter die Platte sei niemals zu Ende
geführt worden.
Wir möchten das Blatt aber mit Dodgson lieber nach
1497 ansetzen. Die runde weiche Hand um die Kugel
deutet schon auf eine spätere Zeit (um 1510), die
stoffliche Behandlung auf die tonigen Blätter von
1511-1514. Man vgl. einmal die Hand des Domitian
auf dem Holzschnitt B. 61 (114) mit jener des

Stiches, um die Unhaltbarkeit der frühen Ansetzung
zu prüfen.
Dodgson, Masters of Engraving, A. D. Nr. 15, p. 20.
A 19. St. b. 81.
GROSSER POSTREITER. Höhe 100, Breite 113.
Drei Exemplare - Dresden, Paris, Wien - bekannt.
Das unsignierte und undatierte Blatt wurde von
Bartsch ins Oeuvre aufgenommen, doch vielfach
nicht anerkannt. Die Literatur darüber bei H. F.
Secker, Beiträge zur D.-Forschung (Z. f. b. K. 1918,
p. 255 ff.) zusammengestellt. Bei denen, die das
Blatt anerkannt haben, schwankt die Datierung
zwischen 1489/90 (C'owwy, Burl. Mag. XVIII) und
*495 (SeckerS frühester Termin, »weil der Kopf mit
der Pollajuolo-Kopie bei Bonnat übereinstimmt«).
Nach Dodgson (p. 1) 1494 oder früher.
Die Zuweisung an D. schien eine neuerliche Bestäti-
gung durch eine neu entdeckte Federzeichnung in
Danzig zu erfahren, die nach Secker von D.s Hand
die Aufschrift trägt: »Dz hat wolfgang pewrer ge-
macht Im 1484 Jor«. Nach Secker, der die Zeich-
nung publiziert, wäre sie so schwach, daß sie nur als
die Kopie des verschollenen Urbildes des Stiches gel-
ten könne. Dieses Urbild schreibt Secker Wilhelm
Pleydenwurff zu. Die Aufschrift auf der Danziger
Zeichnung sei von D.s Hand, und D., der die Zeich-
nung von Pewrer besessen habe, habe nach ihr den
großen Postreitergestochen. Die Zuschreibung an W.
Pleydenwurff scheint durch nichts bewiesen. Jeden-
falls steht der Stich des Monogrammisten H W von
1482 (B. VI, p. 312, Nr. 2) hinter der Komposition.
Nach unserer Meinung ist der große Postreiter nicht
von D., schon wegen des andern Pferdetypus, den D.,
auch wenn er nur kopiert hätte, seiner Auffassung
angepaßt hätte. Die Landschaft ist allgemein schon-
gauerisch, der Sitz des Reiters freier und fortschritt-
licher, als es in D.s erstem Schaffen möglich wäre.
(S. Exk. VII.)
Dodgson, Masters of Engraving etc., A. D. p. 1.
[Abb. p. 226.]
A 20. St. Unikum in Dresden.
BEKEHRUNG PAULI. Pass. III, 157, 110. Höhe
295, Breite 217. Die beiden unteren Ecken und Teile
Christi ausgebessert.
Das Blatt wurde von /. G. A. Brenzei (Die Bekeh-
rung des Paulus, ein dem A. D. zuzueignendes bis jetzt
unbekanntes Kupferblatt aus des Meisters frühester
Periode in lithographiertem Faksimile mit Erläute-

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