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lo. Die Kunstübung:

Der Verfasser ist Fachmann für physiologische und psychologische Optik.
Jur Orientierung über die für den Kunsthistoriker relevanten Fragen der
optischen Täuschungen (Sinnestäuschungen, Urteilstäuschungen), der Far-
benblindheit und Farbenschwäche und anderer optischer Anomalien zu
empfehlen. Der Verfasser versteht es, im guten Sinne populär, inter-
essant und lebendig zu schreiben. Viele Künstler hat er als »Versuchs-
personen« gewonnen, darunter Liebermann und Slevogt. Ein Literatur-
verzeichnis zur Einführung in die Probleme der Optik am Schluß des
Buches.
Ostwald, W., Die Farbenfibel. 6. Aufl. Mit 10 Zeichn, u. 252 Farben.
Leipzig 1921.
—, Die Harmonie der Farben. Mit 22 Figuren im Text. Leipzig 1918:
Kritischer Ausgangspunkt: Die Freiheit gegenüber der Farben-
unendlichkeit ist zufällig, d. h. weder praktisch noch in der Kunst künst-
lerisch gefordert — ist schädlich, 3) praktisch: Farbenchaos im täglichen
Leben; Farbenindustrie, b) theoretisch: Der Farbentrennung fehlt das Ko-
ordinatensystem. Positiver Ansatzpunkt: Scheidung von bunten und
unbunten Farben, Festlegung der Unterschiedsstufen und der Variabeln.
Farbengleichung. Gewinn: Parallele: das wohltemperierte Klavier. Er-
möglichung einer sicheren, kurzen, erschöpfenden Benennung jeder Farbe in
Zahlen. Ebensowenig wie die Temperierung der Tonschnitte die künst-
lerische Entwicklung dieser Musikgattung in Fesseln legte, ist ein Gleiches
von Ostwalds Farbenlehre zu befürchten. Es fragt sich nur, ob diese »Na-
tionalisierung« der Farbe (Farbenkosmos statt Farbenchaos) Bestrebun-
gen der Kunst organisch entgegenkommt oder nicht. Aber die Bedeu-
tung des Ostwaldschen Unternehmens ist davon nicht ab-
hängig! Diese Rationalisierung hat in sich selbst Sinn und Wert,
ob und wann ihr eine Einwirkung auf die Kunstübung zuteil wird, wird
der weiteren Entwicklung der Kunst Vorbehalten sein. Die kleine Schrift:
Die Harmonie der Farben belegt zumindest den heuristischen Wert von
Ostwalds Farbenlehre. Wir verweisen auch auf den großen Farbenatlas
von Ostwald, der auf 110 Tafeln etwa 2500 Farben bringt. Der Katalog
der Donaueschinger Gemäldegalerie, Hrsg, von H. Fernstem, vereint die
Farbbeschreibung mit der Angabe der Farbengleichungen (vgl. hierzu
F. Roh in Cicerone XV, 192z, S. 227).
Stilling, I., Pseudo-isochromatische Tafeln zur Prüfung des Farben-
sinnes. Nebst 4 Taf. zur Bestimmung der Farbensehschärse. 14- Aufl.
Leipzig 1913.
Die wichtigsten Grundlagen über Farbenblindheit und die Anweisung zur
Benutzung enthält die Einleitung. Cs sei erwähnt, daß Farbenblinde mit-
unter sich selbst nicht als solche wissen, die Tafeln sind so angcordnet, daß
sich sowohl Fehler des Farbensehens Herausstellen wie auch Simulanten
entlarvt werden können. Wichtig für Kunsthistoriker die vier Tafeln des
Anhanges: Farbensehscharfe.
Peltzer, A., Die ästhetische Bedeutung von Goctbes Farbenlebre. Hei-
delberg 190z.
Wir nennen auch die Arbeit von W. Ostwald: Goethe, Schopenhauer
und die Farbenlehre, Leipzig 1918.
 
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