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Rodenwaldt, Gerhart; Deutsches Archäologisches Institut <Berlin, West> / Abteilung <Athēnai> [Hrsg.]
Tiryns: die Ergebnisse der Ausgrabungen des Instituts (Band 2): Die Fresken des Palastes — Wiesbaden, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.1142#0077
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Die Stuckfragmente lagen unter und in einer horizontalen Braudschicht, die sieh
von dem innersten, nördlichen Winkel zwischen Treppe und Mauer1 südlich bis in den
Mauerwinkel c erstreckte und von der Treppe ungefähr da, wo die erhalteneu Stufen
aufhören, geschnitten wird. In dem Mauerwiukel c steht der Felsen sehr hoch an; au
ihm steigt auch die Brandschicht in die Höhe und an seinem Fuss lagen die meisten
und grössten Fragmente. In dem mittleren Mauerwinkel war unmittelbar in der Ecke
und am Fuss der Mauern die Schicht der Stuckfragmeute am stärksten und reichsten.
Diese Schicht muss also dadurch entstanden sein, dass von der Höhe der Mauern Schutt
heruntergeworfen wurde, und setzt voraus, dass sich längs des Fusses der Mauer eine
horizontale Fläche hinzog, die im Norden einen tiefen, schmalen Einschnitt zwischen
Treppe und Mauer bildete, während sie sich im Süden allmählich hoch über die schnell
abwärts führende Treppe erhob2. Nahe der Südecke haben sich noch die Reste eines
Steinpflasters dieser Terrasse gefunden; es war bereits zerstört, als der Brandschutt
heruntergeworfen wurde, denn neben den nördlichsten Platten lagen die Stuckfragmente
etwas tiefer. Zwischen der Treppe und dem mittleren Mauerwinkel kamen in der Tiefe
unter der Stuckschicht einige kleine Mäuerchen zum Vorschein, zwischen denen fast nur
Urfirnisware gefunden wurde.

Die Brandschicht enthielt ausser den Stuckfragmenten zahllose Vaseuscherben,
besonders von grossen Bügelkannen, die z. T Inschriften trugen; Scherben und Stuck-
fragmente hatten sich oft zu einer schwer auseinanderzulösenden Masse zusammenge-
schoben. Im Süden lag zu oberst eine Schicht völlig verbrannter Steine. Auch von den
Stuckfragmeuten war ein allerdings nur geringer Bruchteil verbrannt, der ebenfalls in
der Südecke lag; an diesen Stücken haftete die mitverbrannte Lehmunterlage noch fest
an. Auch bei den anderen Fragmenten war der Lehmbewurf der Mauer mit herunter-
geworfen worden; er haUe sich teils schon im Boden aufgelöst und bildete dort eine hell-
gelbe Schicht, teils haftete er bei der Herausnahme noch an den Stuckfragmenten, um
dann an der Luft zu zerfallen.

Die Fundschicht hat eine Längenausdehuung von etwa 21 Metern. Das allein schon
schliesst es aus, dass die Reste, wie nach der ersten Grabung noch angenommen werden
konnte, etwa aus einem einzigen Räume des Palastes heruntergestürzt seien, davon abge-
sehen, dass sie sich auch nicht in die Decoration eines einzigen Raumes hineinzwängen
lassen. Dass der Schutt nicht heruntergefallen, sondern heruntergeworfen ist, geht daraus
hervor, dass Fragmente aller drei Hauptdarstellungen, der Frauenprocession, der Jagd
und des Frieses mit den Hirschen, durch die ganze Fundschicht verstreut waren und
dass die Reste der verschiedenen Bilder wirr durcheinanderlagen. Immerhin bleibt auch
bei dem rücksichtslosesten Wegräumen von Bauschutt naturgemäss vieles Zusammen-
gehörige beisammen. So lagen von dem Jagdfriese und den Hirschen fast alle Fragmente
in der Mitte und nur vereinzelte in der Nord- und Südecke. Von den Frauen fanden
sich die besten und meisten Fragmente in dem südlichsten Mauerwinkel, der kleinere
Teil in der Mitte; offenbar stammen die Fragmente beider Stelleu von verschiedenen

1 Durch die neuen Untersuchungen wurde festgestellt, dass die Treppe über das Loch V (Tiryns 356, Plan 125)
geradeaus in den Turm W führte, sodass zwischen ihr und der Mauer bei Y ein tiefer Graben lag.

2 Dörpfeld hatte schon bei Schliemann, Tiryns 381 hier einen schmalen, horizontalen Weg angenommen, durch
den man auf den halbkreisförmigen Vorbau gelangen konnte.
 
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