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X. Domus Augustiana.

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X. Domus Augustiana.

Tafel XIII.

Der mittlere Teil der Kaiserpaläste auf dem Palatin, aus welchem die auf Taf. XIII
und XV abgebildeten Dekorationsreste stammen, gehört seiner Anlage nach in die Zeit
der flavischen Dynastie. Der neronische Brand hatte, wie ausdrücklich überliefert wird,
auch die zehnte Region, das Palatium schwer betroffen, und es ist wenig wahrscheinlich,
daß Nero selbst, neben der Erbauung des „goldenen Hauses" der Wiederherstellung der
älteren Kaiserwohnung viel Sorgfalt zugewendet habe. Jedenfalls scheinen die Mauerreste
mit Dekoration aus früher Kaiserzeit, welche neuerdings unter den flavischen Bauten
gefunden sind, als Ruinen in die Fundamente der letzteren aufgenommen zu sein. Auch
von Vespasian und Titus wird nicht berichtet, daß sie umfangreiche Neubauten auf dem
Palatin ausgeführt hätten: so fand Domitian hier ein geeignetes Feld für seine Bauleiden-
schaft. Unter den großen Werken des Kaisers nennt denn auch der offizielle Katalog
beim Chronographen von 354: Palatium.

Der domitianische Palast zerfällt in drei Teile: im Zentrum des Hügels eine Gruppe
von Prunk- und Repräsentationsräumen, von riesigen Sälen und Triclinien, von Säulen-
höfen mit Brunnenanlagen — alles zu Wohnzwecken ungeeignet. Südlich von diesem
Komplex liegt ein zweiter, mit kleineren, doch ebenfalls sehr luxuriös ausgestatteten
Räumen, also wohl der eigentliche Wohnpalast. An diesen schließt sich wieder im Süden
ein großer, tiefer liegender, hallenumgebener Garten in Form einer Rennbahn (Hippodromus
Palatii). Zahlreiche in den Mauern dieser Gebäude gefundene Ziegelstempel aus domiti-
anischer Epoche bezeugen die Entstehungszeit.

Der Bau des Domitian, für welchen der alte Name Domus Augustiana weiter in Ge-
brauch blieb, hat im zweiten Jahrhundert den Herrschern nur zeitweise als Residenz
gedient. Trajan und Hadrian besaßen eigene Paläste im Süden der Stadt (Privata Traiani
in der XIII., Privata Hadriani in der XII. Region), Antoninus Pius und L. Verus wohnten
auf dem Palatin, aber in der Domus Tiberiana auf der Nordhöhe. Ob Marc Aurel auf dem
Palatin residiert hat, wird nicht überliefert; sein Nachfolger Commodus änderte den alten
Namen Domus Augustiana in Domus Commodiana, wie er auch den Monatsnamen Augustus
in Commodus verändert hatte1.

Im vorletzten Jahre der Regierung des Commodus, 191, brach im Zentrum der Stadt
ein Brand aus, der die Kaiserpaläste schwer beschädigte2. Der Kaiser selbst, welcher
am letzten Tage des folgenden Jahres (192) durch Mörderhand fiel, hatte schwerlich Zeit,
an die Wiederherstellung des Palatiums Hand anzulegen. Als dann, nach den kurzen
Episoden des Pertinax und Didius Julianus, im Jahre 193 Septimius Severus zur Re-
gierung kam, zeigte er, der erste Afrikaner auf dem römischen Kaiserthrone, das Bestreben
sich durch Neubauten auf dem alten Sitze der früheren Kaiserdynastien zu verewigen. Die
bedeutendste Neuschöpfung aus seiner Zeit war der große Prunkbau des Septizoniums

1 Historia Aug. vita Pii c. 10: (Pius) cum Apollonium . ... ad Tiberianam domnm, in qua habitabal, vocasset. —■ Vita
Veri c. 6: Volucrem equum .... in Tiberianam domum ad se adduci iubebat. S. Hülsen-Jordan, Topogr. I, 3, p. 77, 98.

- Hieronymus ad ann. Abr. 220S = 194 n. Chr.: incendio Romae facto Palatium et aedes Vestae plurimaque urbis pars
solo coaequatur. ■— Cassius Dio 72, 74 (nach Erwähnung des Brandes am Friedenstempcl und der Sacra Via): tq t£ to
IlaXdtTiov |i£t£0)piata£V £f/)XÖ£ (to -üp) zai T.oXhu. -ävu aÜTOÜ y.aTsxauasv.
 
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