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Fiechter, Ernst Robert [Editor]; Toebelmann, Fritz [Bibliogr. antecedent]
Römische Gebälke (Band 1) — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.8775#0127
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XV. Thermen des Diokletian.

"5

Die reiche Durchbildung von Ornamentstreifen ist aufgegeben zugunsten einer sehr sche-
matischen Dekoration der üblichen Profile.

A. Eine schwere Platte schließt oben die Sima ab, so schwer, daß das Simaprofil
selbst nur mehr wie eine Fase daran erscheint; kurz und niedrig ist es geworden. Wir
beachten seine flaue Form und starke Neigung, statt der stolzen vollen Haltung an tra-
janischen und hadrianischen Vorbildern. So kommt es, daß das folgende lesbische Kyma,
das sonst als Zwischenglied wirkte, nun ebenso groß und gleichbedeutend mit der Sima ge-
worden ist. Aufs äußerste abgekürzt ist daran das Ornament, das als schlichtes Wellenband
erscheint, in das von obenher jeweils die Vertiefung der ehemaligen Mittelrippe, von unten-
her aber ein kantig geschnittenes Zwischenblatt eingreift. Die Form ist also völlig ver-
steinert, der Blattorganismus verschwunden; Sima und Kyma liegen fast in einer Flucht,
so daß sie beinahe aus einer Schräge, die als Rohprofil aufzufassen ist, herausgeschnitten
wrerde könnten.

Die Hängeplatte ist niedrig und vornüber geneigt wie am Gebälk von San Silvestro1.

B-C. Stark in die Breite gezogen,
daher derber und schwerfälliger ist
der Eierstab. Die gespreizte Form der
Schale ist auffallend; noch immer
umgibt eine tiefe Umbohrung die
Formen, so daß sie scharf vor dunkeln
Schatten stehen. Die Dehnung der
alten Ornamentmotive ist für die
späte Zeit kennzeichnend; sie findet
sich auch an den übrigen Gebälk-
resten der Diokletiansthermen, be-
sonders aber an der Architektur des
Palastes in Spalato2. Dasselbe Prin-
zip ist auch zu beobachten an den
übrigen Profilleisten unseres Gebälks:

beim Perlstab, der aus dem recht- Abb. 89. Architravstück aus den Thermen des Diokletian.

eckigen Rohprofil nur flüchtig her-
ausgeschnitten ist, ohne daß seine Glieder nachträglich noch eine Abrundung erfahren
haben; beim Zahnschnitt mit den niedrigen Zähnen und weiten Abständen und beim Kyma.
Während aber auch an diokletianischen Gebälken Stege oder Löckchen die Zwischen-
räume der Zähne verbinden, z.B. in Spalato an der Tür des kleinen Tempels3, werden hier
die Zähne selbst belebt durch eine merkwürdige Eintiefung auf ihrer Vorderseite4. Da-
durch verliert der Zahnschnitt noch mehr als sonst die Härte und Gegensätzlichkeit zu
den reichen Profilleisten; er ordnet sich dem gedehnten Ornamentrhythmus des ganzen
Systems noch völliger ein. Sehr flach und stark geneigt ist das Kyma bei C. Man empfindet
deutlich, wie nahe der Rohform, nämlich der schlichten Schräge sein Profil steht. Noch
auffallender zeigt sich Ähnliches in Spalato im Mausoleum5. Das Ornament besteht hier
aus sehr breiten, kaum durch flache Rillen modellierten und durch Bohrlöcher umrissenen

1 Nach den Aufnahmen von F. Toebelmann ist an der Corona eine dekorative Gliederung durch rechtwinklige Ein-
tiefungen beobachtet worden, ähnlich wie am Zahnschnitt. Auf der photographischen Abbildung (Abb. 88) ist davon
nichts zu erkennen, deshalb blieb die Wiedergabe auf Tafel XVIII weg.

2 G. Niemann, Palast des Diokletian zu Spalato, Abb. 58, 93, Taf. 17 usw.

3 Niemann a. O. Taf. 17.

4 Ähnliches auch sonst noch an Zahnschnitten der Diokletians-Thermen ; vgl. Paulin. a. O. Taf. VII.

5 Niemann, a. 0. Abb. 94.

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