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Mugdan, Klaus; Trübner, Wilhelm [Hrsg.]; Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg [Hrsg.]
Wilhelm Trübner: Gedächtnisausstellung aus Anlass seines hundertsten Geburtstages am 3. Februar 1951; Kurpfälzisches Museum Heidelberg; Februar bis Juli 1951 — Heidelberg, 1951

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https://doi.org/10.11588/diglit.36916#0009
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LJ er hundertste Geburtstag Wilhelm Trübners am 3. Febr. 1951
lenkt das allgemeine Interesse erneut auf eine Künstlergestalt, deren
eigenwilliges Talent das malerische Vorstellungsvermögen der jünge-
ren Zeit maßgeblich beeinflußt hat. Besonders der Landschaftsstil
seiner Reife, eine fast ganz aus den Abschattierungen von grün und
blau entwickelte Kompositionsweise pastoser Farbflecken, war und
blieb von nachhaltigster Wirkung auf die Maler und Kunstfreunde in
Deutschland. ,,Die Ansichten von Wäldern und Ebenen, von Schloß-
gärten und Winkeln am See, von grünen Wiesengründen und blauen.
Wasserflächen, fest in der Form und bewegt in Licht und Luft, haben
uns ein neues Naturgefühl gegeben, von dem wir alle, bewußt oder
unbewußt, leben, leben mit Auge und Gefühl" schrieb Emil Wald-
mann kurz nach dem Tode Trübners (1917), und kennzeichnete damit
die außerordentliche Bedeutung, die man damals seinen Schöpfungen
zumaß. Auch heute, ein Menschenalter später, erscheinen jene Natur-
impressionen nach wie vor als die persönlichsten und effektivsten
Leistungen dieses phaenomenal begabten Malers. Sie erweisen im
Rückblick über das Gesamtwerk um so mehr ihre spezifische Eigen-
art, als sie sich durch die verschiedenen Stadien der Entwicklung
Trübners folgerichtig vorbereitet finden.
Heidelberg, der Geburts- und Heimatstadt des Künstlers, ziemt es in
erster Linie, sein Gedächtnis zu feiern. Dieses nicht nur darum, weil
er hier durch Anselm Feuerbach die ausschlaggebende Bestätigung
seinen Könnens erfuhr und weil er im Laufe seines Lebens immer wie-
der für kürzere oder längere Dauer in sein Elternhaus an der Haupt-
straße zurückkehrte, um dann vor dem Reichtum der heimatlichen
Landschaft seine an anderen Orten gesammelten Erfahrungen schöp-
ferisch zu entfalten. Das ursprüngliche Wesen seiner Kunst, vielseitig
und Anregungen aller Art aufgeschlossen, hat etwas ausgesprochen
Pfälzisches, zumal in der Selbstverständlichkeit, mit der geistig-künst-
lerische Energie sich hier im anscheinend naiv Geschaffenen und in
dem Element kraftvoller Sinnlichkeit offenbart. So ist das Triibner-
sche Werk mit dem Volkstum seiner engeren Heimat spürbar ver-
bunden. Merkwürdig unberührt allerdings erscheint der Künstler von
dem romantischen Ambiente Heidelbergs. Seine zahlreichen Bilder
der Stadt und des Schlosses bedeuten in ihrer spontanen Realistik
einen entschiedenen Bruch mit der hier immer noch fortwirkenden
künstlerischen Tradition des frühen 19. Jahrhunderts. Dennoch mag
Trübner im Sinne einer neuen und sehr ursprünglichen Erfahrung
seiner Heimatstadt verpflichtet gewesen sein. Die beiden wesentlich-
sten Kräfte seines malerischen Gestaltens, der unbedingte Trieb zur
reinen Farbe und die gleichzeitige Sicherheit einer fast klassischen
Bildarchitektonik haben deutliche Anklänge in dem Bild der Stadt,
das eben jenes Zusammenspiel von bewegtem Farbenreichtum und
dennoch vollendeter Formenklarheit in seltener Weise zum Erlebnis
werden läßt.
Bei der vorliegenden Jubiläumsschau wurde nach Möglichkeit jede
Schaffensperiode Trübners als Ausdruck seines individuellen Künstler-
 
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