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Fabulisten halten sich nicht an das wesentlich Charakteristische, sondern
verbreiten sich, wenn auch mitunter nicht ohne Humor, über Umstände,
die eigentlich nicht zur Sache gehören und überflüssig sind. Man ver-
gleiche z. B. Yalden's:
The blind Woman and her Doctors.
A wealthy matron, now grown old,
Was weak in eoery pari:
Afflieted sore with rheums and eold,
Yet pretty sound at heart.
Bat most her eyes began to fall,
Deprive'd of needful light:
Nor eould her speetaeles avail,
To reetify her sight.
Das Wesentliche ist, dafs sie blind ist; die Ärzte müssen auch nur
an ihren Augen kurieren, und doch erzählt uns der Fabulist, dafs sie
allerhand Beschwerden, dabei aber ein hübsch gesundes Herz hat. Oder
Christopher Smart's:
The Brocaded Gown and Linen Rag.
Front a fine lady to her maid,
A Gown descended of brocade.
French! — yes, from Paris — thafs enough,
That wonld give dignily to stuff.
By aceident or by design
Or from some eause, I can't devine;
A linen rag (sad source of wrangling !)
On a eontiguous peg was dangling,
Vilely besmear'd — for late his master
It serv'd in quality of plaister.
Diese Stellen mögen genügen, die englische Erzählungsweise zu
illustrieren. Wie in den englischen Romanen des 18. Jahrhunderts macht
sich also auch in der Fabel eine Ausführlichkeit und Breite in Erzählung
und Darstellung geltend, die die Neugierde mehr als befriedigt; sie über-
sättigt, ermüdet unsere Aufmerksamkeit. Diese Neigung hat viele Fabeln
zu einer geradezu erschreckenden Ausdehnung gebracht. So umfafst
Somerville's „The Bald Bachelor" 222 Verse, sein „Fortune-Hunter" ist
in 5 Gesänge abgeteilt, von denen jeder ungefähr diese Zahl Verse ent-
hält. Von unheimlicher Länge sind auch die Fabeln Lloyd's und Wilkie's,
und Brooke's Erzählungen geben den eben erwähnten Fabelungeheuern
Somerville's an Ausdehnung nicht viel nach.
Fabulisten halten sich nicht an das wesentlich Charakteristische, sondern
verbreiten sich, wenn auch mitunter nicht ohne Humor, über Umstände,
die eigentlich nicht zur Sache gehören und überflüssig sind. Man ver-
gleiche z. B. Yalden's:
The blind Woman and her Doctors.
A wealthy matron, now grown old,
Was weak in eoery pari:
Afflieted sore with rheums and eold,
Yet pretty sound at heart.
Bat most her eyes began to fall,
Deprive'd of needful light:
Nor eould her speetaeles avail,
To reetify her sight.
Das Wesentliche ist, dafs sie blind ist; die Ärzte müssen auch nur
an ihren Augen kurieren, und doch erzählt uns der Fabulist, dafs sie
allerhand Beschwerden, dabei aber ein hübsch gesundes Herz hat. Oder
Christopher Smart's:
The Brocaded Gown and Linen Rag.
Front a fine lady to her maid,
A Gown descended of brocade.
French! — yes, from Paris — thafs enough,
That wonld give dignily to stuff.
By aceident or by design
Or from some eause, I can't devine;
A linen rag (sad source of wrangling !)
On a eontiguous peg was dangling,
Vilely besmear'd — for late his master
It serv'd in quality of plaister.
Diese Stellen mögen genügen, die englische Erzählungsweise zu
illustrieren. Wie in den englischen Romanen des 18. Jahrhunderts macht
sich also auch in der Fabel eine Ausführlichkeit und Breite in Erzählung
und Darstellung geltend, die die Neugierde mehr als befriedigt; sie über-
sättigt, ermüdet unsere Aufmerksamkeit. Diese Neigung hat viele Fabeln
zu einer geradezu erschreckenden Ausdehnung gebracht. So umfafst
Somerville's „The Bald Bachelor" 222 Verse, sein „Fortune-Hunter" ist
in 5 Gesänge abgeteilt, von denen jeder ungefähr diese Zahl Verse ent-
hält. Von unheimlicher Länge sind auch die Fabeln Lloyd's und Wilkie's,
und Brooke's Erzählungen geben den eben erwähnten Fabelungeheuern
Somerville's an Ausdehnung nicht viel nach.