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Lage, Forschungsgeschichte und Ausgrabungen
der frührömischen Kastelle Aislingen und Burghöfe

AISLINGEN

Lage
Im Donauabschnitt zwischen Iller- und Lechmün-
dung bestimmt das weite, bis zu 8 km breite Do-
nauried den Charakter der Landschaft. Im Süden
bilden die steil abfallenden Höhen des mittelschwä-
bischen Hügellandes, im Norden die Schwäbische Alb
klare Begrenzungen. Hat sich die Donau bei Günz-
burg noch eng an den Nordrand des Hügellandes
geschmiegt, so biegt sie nach der Einmündung der
Mindel in weitem Bogen nach Norden aus und nähert
sich in ihrem weiteren Verlauf der Alb, deren Süd-
ausläufer sie bei Donauwörth erreicht. Das mittel-
schwäbische Hügelland (tertiäres Hügelland mit dilu-
vialen Deckenschotterauflagerungen) bildet eine in
sich geschlossene Landschaftsformation, die sog. Iller-
Lech-Platte, mit sanft aufsteigenden Höhenzügen,
die von zahlreichen, in auffallend parallelem Lauf
der Donau zueilenden Flüßchen zerschnitten werden1.
Eine dieser Höhen am Nordrand der Hügelzone,
südlich von Aislingen im Landkreis Dillingen, wird
Sebastiansberg genannt nach der weithin sichtbaren
Sebastianskapelle (Karte 1, Taf. A). Hier, etwa 60 m
über der Talsohle, lag einst das frührömische Kastell.
Es braucht kaum hervorgehoben zu werden, daß
die oben kurz skizzierte Geländesituation einem
militärischen Stützpunkt an dieser Stelle alle Vor-
züge bietet, denn wer das Donautal überblicken
will, steht auf dem Sebastiansberg am rechten Platz.
Steil fällt die Anhöhe nach drei Seiten ab, nur im
Süden senkt sich das Gelände unmerklich. Kräftig
eingeschnittene Tälchen trennen sie im Westen vom
Aschberg und im Osten vom Kugelberg. Hier ver-
läßt die Glött2 die Hügelzone und strebt in nord-
östlicher Richtung der Donau zu.
Leider kennen wir die Ausdehnung des frührömi-
schen Kastells nicht genau, denn das Mittelalter hat
das Gelände stark umgestaltet (Abb. I)3. Ein etwa
6 m tiefer und 20 m breiter Graben zerlegt das Pla-
teau auf der Höhe in zwei nahezu quadratische Teile:
in eine sog. große Schanze (ca. 200 X 250 m) und eine

sog. kleine Schanze (ca. 140 X 150 m). Im Südwesten
der kleinen wurde ein Hügel künstlich aufgeschüttet,
auf dem sich heute die Sebastianskapelle erhebt3“.
Tiefe Gräben und hohe Wälle umgeben sowohl die
beiden Schanzen als auch den Kapellenhügel. Trotz
eifrigen Suchens ist es daher bis heute noch nicht ge-
lungen, den Verlauf der Befestigungsgräben des Erd-
kastells im Gelände einwandfrei festzustellen. Nur
soviel läßt sich nach den bisherigen Beobachtungen
sagen, daß es im Gebiet der kleinen Schanze gelegen
haben muß.
Die römische Donausüdstraße4, die das Kastell
Aislingen mit den gleichzeitigen Nachbarstationen
Unterkirchberg und Burghöfe verband, folgte im
wesentlichen — so nimmt man heute wenigstens an
— dem Zug der modernen Straße von Gundremmin-
gen über Aislingen nach Binzwangen. Eine Straßen-
verbindung zur Donau ist für diese Frühzeit im Ge-
lände nicht gesichert. Die nach Faimingen führende
Römerstraße, 3 km westlich von Aislingen, wird
erst mit der Errichtung dieses Kastells ausgebaut
worden sein5.
Forschungsgeschichte
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts schrieb
zum erstenmal J. N. Ritter v. Raiser von römischen
Befestigungen auf dem Sebastiansberg bei Aislingen.
Durch die Initiative dieses Mannes, damals Regie-
rungsdirektor in Augsburg, erlebte Bayerisch-Schwa-
ben in der Erforschung seiner antiken Denkmäler und
Funde eine erste Blüte. Im Zuge einer Inventarisation
1 R. Gradmann, Süddeutschland2 2 (1957) 380.
2 J. Schnetz, Flußnamen des Bayerischen Schwabens (1950)
55 ff.
3 Eine detaillierte Geländebeschreibung hat P. Zenetti
(Jahrb. Dillingen 22, 1909, 132 ff.) gegeben.
3a Pentagonaler Zentralbau von 1629—1630. Nach G. Dehio-
E. Gall, Handbuch d. Deutsch. Kunstdenkmäler, östl. Schwa-
ben (1954) 84.
4 Bayer. Vorgeschichtsfr. 4, 1924, 65 ff.
6 Das Schwab. Mus. 1927, 145.

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