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Fundmünzen aus dem nördlichen Teil von Rätien.«19
In dieser und einer weiteren numismatischen Unter-
suchung20 konnte er die bisherige Datierung von
Aislingen bestätigen.
Ausgrabungen (1905, 1907—1909)
Die Schürfungen an den Schanzen von Aislingen,
die vor dem Jahre 1905 unternommen wurden, dür-
fen im wesentlichen als ergebnislos angesehen wer-
den. Ergebnislos in topographischer Hinsicht, denn
Kleinfunde haben sie immer in größerer Zahl er-
bracht.
1905 grub Harbauer an fünf Stellen. Drei Schnitte
sollten die Umfassungsgräben im Süden wie im Westen
der kleinen Schanze klären. Er glaubte hier die römi-
schen Kastellgräben zu finden, konnte dafür aber keinen
zwingenden Beweis erbringen, da, wie schon erwähnt,
im Mittelalter das Gelände stark umgestaltet wurde21.
Wie das Beispiel anderer frührömischer Erdkastelle (Riß-
tissen, Unterkirchberg und Burghöfe) lehrt, ist von den
ehemaligen römischen Spitzgräben heute im Gelände
nichts mehr sichtbar. Harbauer hat wohl mittelalter-
liche Gräben geschnitten. An der vierten Grabungsstelle
im Norden der kleinen Schanze, wo der Steilabfall der
Höhe gegen das Dorf beginnt, kamen zahlreiche Klein-
funde zum Vorschein. Bei dem fünften Schnitt auf den
»Ziegeläckern« konnte ein römischer Straßenkörper mit
einer Kiesaufschüttung von 5,2 m Breite und 0,8 m
Stärke nachgewiesen werden. Das Straßenstück richtete
sich genau nach Norden auf die kleine Schanze.
Bei den Ausgrabungen der Jahre 1907—1909 ver-
suchte man zunächst das Südtor des Kastells festzulegen,
und zwar an der Stelle, wo der heutige Feldweg von
Süden kommend in die kleine Schanze mündet. Tat-
sächlich stieß man westlich und östlich des Feldweges
auf je 4 Pfosten, die jeweils ein nicht ganz regelmäßiges
Viereck von ca. 3,60 m Seitenlänge bildeten. Die Pfosten-
gruben selbst waren annähernd rechteckig. Ihr Durchmesser
schwankt zwischen 0,90 und 1,60 m. Bei den Pfosten-
löchern westlich des Weges maß man Tiefen von 1,90 bis
2,00 m, bei den östlichen dagegen nur 0,80—1,20 m, da
hier das Gelände stark zum Fuß des Kapellenhügels ab-
fällt. Die Toröffnung betrug nur ca. 3,2 m. Zwischen den
Pfostenstellungen stieß man auf eine feste Kiesschicht, die
sich auch ein Stück weit in das Innere der kleinen Schanze
fortsetzte: wohl ein römischer Straßenkörper. Hier
im Inneren deckte man größere Flächen auf den An-
wesen PI. Nr. 1026, 1027, 1029 und 1030 ab. An fast
allen Stellen stieß man auf Spuren von Holzbaracken,
ohne jedoch Grundrisse verfolgen zu können. Die Ba-

racken müssen fast ausnahmslos, nach den starken Brand-
schichten zu urteilen, durch Feuer zerstört worden sein.
Das bei der Grabung an der Südwestecke der kleinen
Schanze festgehaltene Profil zeigt folgendes Bild22:
Eine stark mit Kies durchsetzte obere Humusdecke liegt
auf einer Barackenbrandschicht von verschiedener Stärke.
Unter ihr erscheint eine schwächere Zone von Holzkohle
und Asche, die entweder eine mehr oder weniger mächtige,
durch Brand gerötete Lehmschicht überlagert oder direkt
auf dem gewachsenen Boden aufliegt. Die überall verfolg-
baren Brandspuren deuten auf einen ausgedehnten Brand
hin, der das Lager zerstört haben muß. Nördlich vom
Kapellenhügel entdeckte man einen Erdkeller von recht-
eckiger Form mit einer Breite von 2,3 m, einer Länge
von 6,5 m bei einer Tiefe von 1,8 m in nord-südlicher
Richtung. An seiner nördlichen Schmalseite fand man in
den Ecken je ein rundes Pfostenloch mit ca. 30 cm
Durchmesser und einer Tiefe von 40 cm. Unklar in
seiner Bedeutung ist ein Mauerviereck von 5 X 5,5 m
nahe am Westrand der kleinen Schanze. Die Gußmauer
aus Bruchstein und Kieseln mit weißem Mörtel war
60 cm stark und 25—70 cm hoch erhalten. Ein Eingang
befand sich im Norden. Die Nordostecke war zerstört.
Zweck und Datierung dieses Baus konnte nicht geklärt
werden.
Auf den »Ziegeläckern« zu beiden Seiten der zum
Kastell führenden Straße fand man ebenfalls Reste von
verbrannten Baracken, die vermutlich dem gleichen
Brand zum Opfer fielen wie das Kastellinnere. Diese
Baracken außerhalb der kleinen Schanze dürften dem
Lagerdorf angehört haben.
Fassen wir die wichtigsten Grabungsergebnisse von
1905—1909 zusammen:
1. Lage des Kastells auf der kleinen Schanze.
2. Lokalisierung des Südtores westlich vom Kapel-
lenhügel sehr wahrscheinlich.
3. Lagerdorf vermutlich südlich der kl. Schanze auf
den »Ziegeläckern«.
4. Feststellung einer von Süden in das Kastell füh-
renden Straße.
Außerdem weisen Brandspuren auf eine Brand-
katastrophe hin, die Kastell und Lagerdorf zerstört
haben muß.
19 Diss. München 1952.
20 Ber. d. Bayer. Landesamtes f. Denkmalpfl. 13, 1953/54
(1956) 59 ff.
21 Jahrb. Dillingen 22, 1909, 156.
22 Jahrb. Dillingen 22, 1909, 149 ff.

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