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wichtigste Fundstelle im Alpenvorland. Die hervor-
stechendsten Merkmale dieses Typus sind der hohe,
schlauchförmige, kaum ausbauchende Gefäßkörper
mit weiter Mündung und der kräftige, mehr oder we-
niger stark unterschnittene Wulstrand. Die Größe
der Töpfe schwankt erheblich. Bei den kleineren und
wohl jüngeren Exemplaren wölbt sich der Gefäß-
körper stärker, die Mündung wird enger (Taf. 2,
1—4; 56, 9). Die Tonqualität schwankt: grober Ton
mit Quarzsteinchen durchsetzt ist seltener, häufiger
ein mäßig fein geschlämmtes, sandiges Material. Die
Farbe wechselt von braun über grau zu schwarz. Die
rauhe Oberfläche ist in der Regel unverziert, nur
vereinzelt wurde sie mit einem Rädchenmuster ver-
sehen (Taf. 4, 1—3). Es ist auffällig, daß Kamm-
strichverzierung, die auf den Töpfen vom Auerberg
selbst die Regel bildet, bei unseren Gefäßen fehlt.
Auch kann man beobachten, daß die Töpfe in unse-
ren Kastellen ausschließlich mit der Drehscheibe her-
gestellt wurden, während die Gefäße vom Auerberg
selbst zum Teil handgemacht sind.
Wie die oben behandelten handgeformten Gefäße,
wurzeln auch die Auerbergtöpfe in der Keramik der
Spätlatenezeit. Sie können unmittelbar von den
kammstrichverzierten Graphittontöpfen mit kräf-
tigem Wulstrand abgeleitet werden9. Die Grundform
der Latenetöpfe veränderte sich dabei zunächst nur
wenig. Der Gefäßkörper wurde etwas schlanker und
der Randwulst erhielt im Querschnitt eine mehr drei-
eckige Form. In der weiteren Entwicklung wurde
das latenezeitliche Element stark abgebaut. Als de-
generierte Spätform wird man den Topf Taf. 56, 10
aus Rißtissen ansehen können10.
Das Zentrum der Verbreitung der Auerbergtöpfe
lag in Noricum und Pannonien* 11, aber auch in der
Transpadana sind Auerbergtöpfe nachzuweisen12. Als
wichtige Fundorte seien genannt der Magdalensberg
(Kärnten), Carnuntum und Poetovio13. Die Töpfe
dienten hier in der Regel als Graburnen und waren
bis ins 2. Jahrhundert in Gebrauch14. Auf rätischem
Gebiet fanden sich in fast allen frühkaiserzeitlichen
Stationen Gefäße dieser Art, so in Augsburg, Kemp-
ten, auf dem Lorenzberg bei Epfach und neuerdings
auch in Gauting (Ldkr. Starnberg)15. Westlich der
Iller gibt es Auerbergtöpfe nur noch ganz vereinzelt.
Zu den westlichsten bisher bekannten Vorkommen
gehören Bregenz16 und Rißtissen (Taf. 56, 9). In Hü-
fingen suchen wir den Typus vergeblich und ebenso
fehlt er im helvetischen Raum sowie in Ober- und
Niedergermanien. Anders als im norisch-pannoni-
schen Raum scheinen die Auerbergtöpfe in unserem
Gebiet in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts all-
mählich aus der Mode zu kommen17.

Einen anderen Typus vertreten die T ö p f e m i t
nach außen u m g e s c h 1 a g e n e m Rand
(Taf. 2, 14-24; 3, 1-3, 10; 4, 14. 16. 24. 25; 43,
1—3. 6. 7; 56, 12—15; 68, 13), die in allen Kastellen
in reicher Abwandlung des Randes zahlreich zum
Vorschein kamen. Der Ton ist in der Regel grau oder
graubraun, mehr oder minder fein geschlämmt, die
Oberfläche feinsandig und nur vereinzelt etwas ge-
glättet. Mitunter erscheint auch bei diesen Töpfen
Rädchenverzierung (Taf. 4, 14. 16. 24. 25). Der-
artige Töpfe gehören in weiterem Sinne zur Gruppe
der aus Haltern, Hofheim und Vindonissa genügend
bekannten »Militärkochtöpfe«18. Eine zeitliche Glie-
derung nach den Randbildungen läßt sich an unserem
Material schwer durchführen. Lediglich die hell-
grauen Töpfe mit Horizontalrillen und scharfkanti-
gem Rand (Taf. 3, 1—3) bzw. die Gefäße mit stark
verdicktem, umgeschlagenem Rand (Taf. 43, 7) dürf-
ten schon in die frühflavische Zeit zu datieren sein19.
Bezeichnenderweise gehören solche Töpfe in Aislin-
gen zu den Seltenheiten, während sie in Burghöfe
und hier vor allem im Geschirrdepot (Taf. 48, 8)
sehr geläufig sind.
Die recht zahlreichen Henkeltöpfe (Taf. 3,
5. 6; 47, 1—3) gehörten auch in Hofheim »zu den
wichtigsten Stücken der Soldatenküche«20. Bemer-
kenswert ist ihre Häufigkeit im Burghöfener Ge-
schirrdepot. Ein ebenso unentbehrliches Gefäß war
die Schüssel mit Horizontalrand (Taf.
3, 18. 19. 21.23. 24; 48, 1-4).
Fuß- und Siebgefäße (Taf. 3, 20. 22) sowie
Teller (Taf. 3, 17) vervollständigen den Formen-
9 Bonis 35; Schörgendorfer 149.
10 Typische Spätformen auch in Kempten, Cambodunum-
forschungen 1953 II Taf. 1, 10. 11. Hier wurde die Entwicklung
der Töpfe gut herausgearbeitet.
11 Schörgendorfer 196 ff. Vgl. auch Bayer. Vorgeschichtsbl.
23, 1958, 78 Abb. 14.
12 So bewahrt das Museum in Udine eine ganze Anzahl von
Auerbergtöpfen, die als Leichenbrandbehälter dienten und von
einem Brandgräberfeld in der Nähe der Stadt stammen.
13 Carinthia 142, 1952, 125 ff. Abb. 27, 5-6; 29; 30, 2. 3;
Bonis 35 Taf. 1, 2. 3.
14 Schörgendorfer 149 f.; Mitt. d. Anthr. Ges. Wien 64,
1934, 140.
15 Cambodunumforschungen 1953 II Taf. 1, 1—11; 28, 1—4.
Zu den Funden von Gauting vgl. Bayer. Vorgeschichtsbl. 22,
1957, 98 Abb. 1, 9. 10.
16 Landesmus. f. Vorarlberg Bregenz (Inv. 38/152) mit Räd-
chenverzierung. Weitere Fundorte aus dem inneralpinen Gebiet:
Wüten (Mus. Innsbruck, Inv. 5300) und Taisten (Mus. Brixen,
Inv. 1454). Für diese beiden Hinweise bin ich Herrn L. Ohlen-
roth zu Dank verpflichtet.
17 In Kempten fanden sie sich noch in vespasianischen
Schichten, Cambodunumforschungen 1953 II 34 Taf. 1.
18 Haltern Typ 57; Hofheim Typ 87; Ettlinger, Vindonissa
Taf. 2, 27-32.
19 Ettlinger, Augst 94; Ettlinger, Vindonissa Taf. 2, 33. 34.
20 Hofheim 321 Typ 89.

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