Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0006

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 2 . Nr. 1 / Univ.- --—O ^ K

6iblio1k«k

"«^„oo^gagrrA.Nttanz.

Januar sj)Oj

'orbei — verronnen im Strombett der Zeit
Die Hochsluth von Feiertagen —

Das Hirn von Bowlen-Dünsten befreit,

Nur etwas verstimmt noch der Magen;

Und hast du bei deinem Geburtstagsxunsch
Einst Wunderdinge versprochen,

Erfüllt ward kaum der bescheidenste Wunsch,
Fast all' deine Schwüre ... gebrochen.

Wie du etwa hegte von „ethischer Kultur*

Der selige Eatilina

Annähernd gleiche Begriffe nur —

Sieh': Livilisirung von China.

von Neujahrskarpfcn und Weihnachtsgans
Die Reste getilgt mit Mühen:

Da mag man in Ruhe denn die Bilanz
Der jüngsten zwölf Monate ziehen.

Die „Gute Gesellschaft" zu deiner Frist —
In ihr ward uns stau oft zu Muthe;

Und was deine „Schlechte Gesellschaft" ist:
War besser nicht als die Gute.

Schiffskatastroxhen in Ost und West,
Elektrische Bahnentgleisung,

Erdbeben, Defizit schufst du und Pest
viel Hunger und wenig Speisnngl

Vb's nun das letzte vom alten war —

Das erste vom neuen Jahrhundert:

Es zeigt' sich durchweg das verflossene Jahr
verlumpt, verkommen, zerplundert!

Du warst zwar stark parsümirt — indeß
Mit Veilchen weder noch Rosen:

Du röchest nach Meineid-und Sternberg-Prozeß,
Nach „Harm", und ähnlichen „Losen"!

Dir danken wir Wohnungs- und Kohlennoth
Zu hundert anderen Nöthen — —

Und wärst du nicht schon seit drei Tagen tod!,
Du müßtest noch heute erröthenl

Und ward uns beim Scheiden das Auge feucht,
War's wohl von Zähren des Grimmes:
Gott Lob! „00" — es ist erreicht! —

Du hast aus dem Kerbholz viel Schlimmes!

An Leib und Seele warst du krank;
Und setztest mit deinen schwachen
Gebeinen du dich auf eine Bank —
Gleich fing sie an zu krachen!

Prüf' deine Segnungen Stück für Stück:
Wer schüttelt den Kops nicht darüber?! —
Doch lenkt der Forscher den klaren Blick
Südwärts zuin gelben Tiber,

Dann wird wieder zukunstsfroh ihm zu Sinn,

Er lächelt unwillkürlich

Und murmelt leise nur vor sich hin:

's war ja am Ende natürlichI

Es glättet sich unser gesträubtes Haar,

Frisch färben sich wieder die Wangen:

„00" war ja ein „Jubeljahr" —

Da kann man nichts besseres verlangen! R. s.-L.


Aas neue Mittel.

ie neulichen Absperrungen, die aus Anlaß einer Beisetzung in
der Straße Unter den Linden verfügt wurden, waren erheblich
rigoroser, als bisher üblich. Ein langes Truppenspalier um-
zäunte die Straße, die Schutzleute standen mit dem Gesicht dem
Publikum Zugewandt, und der Verkehr stockte völlig. Man ist sich
sogar in polizeilichen Kreisen darüber klar, daß es so nicht weiter
geht, und hat sofort eine Kommission einberufen, welche eine Ver-
besserung des peinlichen Zustandes herbeiführen soll. Diese Kom-
mission, bestehend aus einem Schutzmann zu Pferde, einem Schutz-
mann zu Fuß und einem Wachmeister, hat auch bereits einen sehr
erwägenswerthen Vorschlag formulirt. Danach soll fortan bei
ähnlichen Anlässen das Publikum überhaupt nicht mehr in Berlin
geduldet werden. Eventuell zwangsweise wird man die Bevölkerung
schon am Tage vorher in die weiter entlegenen Vororte führen,
wo sie sich unter freiem Himmel wird belustigen können; Reden
dürfen aber natürlich nicht gehalten werden. In der Stadt
dürfen an dem betreffenden Tage die Lüden von sieben Uhr
Morgens bis Abends neun Uhr, wo dann der gesetzliche Laden-
schluß eiutritt, nicht geöffnet werden. Der Straßenbahnverkehr
wird nicht völlig aufhören; die Wagen sollen nämlich zum Rück-
transport der Truppen in die Kaserne verwandt werden.

Oe/- neue

in staMe/r Luc/r^ ckas -nuss -nan sagen.

Das au/bü/r/t -nanc/ren Dckei-nann,

De/ugt, cken --einen Ze/ri/ci su /nagen,

Den auc/r cken Dünge-- e/rnen /cann.

Mm Lins, ciai-od ie/r, /re/iig soü-noii/e,

Mt-- Lines, was -nicü iüe/r/ig guäii.-
Len Lancken, cken ckas „Lon" ckoc/t woii/s,

De-- gute /--o-n-ne Lancken Mit.

Der Zeuge Roeren.

n dem vielbesprochenen Dasbach-Prozeß hat der Abgeordnete
Roeren zugegeben, daß er seinem vortrefflichen Fraktions-
genossen Dasbach einmal Ohrfeigen angeboten haben könne, er
hat aber hinzugefügt, daß darin keine Geringschätzung oder Miß-
achtung hätte liegen sollen. Der Abgeordnete Roeren ist be-
kanntlich auch preußischer Richter, und. milde und gerecht wie
immer, macht er seine privaten Anschauungen natürlich auch zur
Richtschnur seines amtlichen Wirkens. Einmal stand ein Manu
vor seinem Richtertisch, beschuldigt und überführt, eine Greisin
durch eiue schwere Urkundenfälschung nm ihren ganzen kleinen
Besitz gebracht zu haben. Als der Thäter versicherte, die That
hätte nicht der Ausdruck seiner Habsucht sein sollen, sprach Herr
Roeren ihn frei. Nicht anders verfuhr er mit einem Mörder,
welcher versicherte, er hätte nicht das geringste feindselige Gefühl
gegen den von ihm Beraubten gehabt. In diesem letzteren Falle
legte Herr Roeren die Kosten des Verfahrens einem rein zufällig
im Auditorium anwesenden Kunsthändler auf.

O

Oie M-ge/rö'-ckgen cken v6--Lc/-i6cken6N M-UM-e-r/to-rti-rgento in
Ostasien sinck ei/nig dese/rä/tigt, O/rinesise/t 2u ie-'nen. -Ns /raben

/räu/ig Lonver-sationsstuncke unck üben ckas /--e-ncks Ickio-n am ckenr
/o/gencken Lanackig-na.-

De/- Russe Lum Ongtänckeo.cku /itünckeost.

Deo -lmeoi/caneo mit einem Dtie/e au/cken LoanZosen so piüncke/'t.

Deo /tatieneo su cken Voo/reogei-encten.i/m /itünckeot.

Deo Deutse/re mit einen Veste au/ atte -lmckeoen . sie ptünckeon.

Rder Leinen wi-'ck g's au/e/rinesise/r sagen.- „Io/- p/üncksne"
ocken „lpin Mincke----/" psta/rnsc/reintie/- s^-nie/rt sie/- ckas
se/?-- sc/rwen aus.
 
Annotationen