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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0014

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Seite 2 * Nr. 2

? OI^K 6-

ss. Januar jaOs

HMs war einmal eine große General-Versammlung sämmtlicher
Banken und Bänke zusammenberufen worden. Die Ver-
sammlung war überaus zahlreich besucht. Von Ost und West,
von Süd und Nord strömte alles herzu, was mehr oder weniger
fest auf seinen drei bis vier Beinen stand.

Da sah man die Aktien-Bank und die Kirchen-Bank, die
Schnitzel-Bank und die Wiener Schnitzel-Bank — vulgo
Fleisch-Bank; die Garten-Bank und die Bank von Stein
Wilhelm Teils, welche für den Landvogt Geßler zu einer so
gefahrbringenden Schweizer Vorschuß-Bank wurde. Die warme
Ofen- Bank und die kalte M ar mor -Bank grüßten sich brüderlich;
die allbeliebte Bier-Bank und die allgemiedene Anklage-Bank
rangirten unmittelbar nebeneinander — der alphabetischen Ordnung
halber; und die Faul-Bank behauptete, daß zwischen ihr und
der Wechs el-Bauk manchmal eine unverkennbare Familienähnlich-
keit hervortrete.

Nachdem in dem mächtigen Bantkreise die Ruhe-Bank etwas
Ordnung gestiftet hatte, wurde die Lange Bank, auf welche
alles geschoben zu werden pflegt, zur Alterspräsidentin und
alsdann einstimmig zur Vorsitzenden gewählt.

Sofort trat man nun in die Verhandlungen ein, und jede
Bank und jedes Bänkchen suchte in längerer oder kürzerer Rede
die eigenen Vorzüge in das hellste Licht zu setzen. Das Messer-
Bänkchen rühmte seine Schneidigkeit, die Gründer-Bank und
die Wasch-Bank hoben ihre Beredsamkeit hervor; das Fuß-
Bänkchen war leider zu betreten, um seine Bescheidenheit recht
zur Geltung bringen zu können. Dagegen betonten die Makler-
Bank und die Ruder-Bank ihre Bedeutung für das Stärken der
Armmuskeln; die Perlen-Bank prahlte mit dem blendenden
Glanz ihres inneren Werthes, die Küchen-Bank mit ihrem Ge-
schmack und die Sprit-Bank mit ihrer nie versiegenden Geist-
reich igkeit.

Endlich aber erhob ihre Stimme eine Bank, deren de- und
zugleich übermüthigem Blick man es sofort ansah, daß sie etwas
bedeutendes zu sagen habe.

„Ich bin," begann sie, sich ihren Mitbänken vorstellend,
„ich bin die Fromme Gründerbank!" Und dabei reckte sie
ihre Lehne mit ziemlich hochmüthigem Ruck nach oben.

„Fromme Bank — fromme (He)lehne!" kicherte es von der
Bank der Spötter herüber.

„Ich bin ein echtes Kind meines Jahrhunderts — ein
Original-"

„Und der Gründer-Pfarrer Ouistorp-Ducherow seligen An-
gedenkens? — llnd die Dachauer Bank der heiligen Spitzeder
zu Anfang der 70er Jahre?!" echote es wieder von der Spötter-
Bank.

„Ich verbinde den Realismus dieser Welt mit dem
Idealismus des Jenseits! Ich bin die Knie-Bank der Ge-
beugten, ich bin die Moos-Bank der Enterbten: ich bin die
Wasser-Bank."

„. . . . der Kapitalisten, deren Kapital bei dir zu Wasser
wird!" höhnte es weiter von der Bank der Spötter.

Unbeirrt wollte die Fromme Bank mit salbungsvollem
Pathos fortfahreu: „Ich bin die finanzielle Sand-Bank des
Volkes — Tausende und Abertausende segnen mich und mein
Wirken —"

Da erhoben sich aber die Gesch Wvrenen-Bank und die
Richter-Bank wie eine Bank, und von der Zengen-Bant
sprang eine Anzahl von Leuten auf, die vorher bei der Frommen
Bank aufgesessen waren, und ihrer aller Rücken zeigte den Ab-
klatsch der Inschrift

„Knax!" machte es da. Und die Fromme Bank, welche sehr
bedenklich wackelte, mußte zur Anlegung eines Bank-Bruchbandes
hinausgeführt werden ....

„Roth lnn ich geworden vor Scham!" äußerte die Korallen-
Bank.

Die Austern-Bank aber sagte garnichts, sondern rüstete sich
zum Aufbruch. ^


Hur tlem berliner Lkeaierleben.

dolf Wilbrandt hat sich nach dem Erfolg, den seine Ver-
schmelzung der beiden Aristophanischen Komödien „Lhsistrata"
und „Ekklesiazusen" im „Berliner Theater" fand, entschlossen, ^
seine ersprießliche Thätigkeit auf diesem Gebiete fortzusetzen; zunächst ^
denkt er an eine Zusammenfassung Shakespeare'scher Dramen und !
hat bereits mit der Neubearbeitung „Othello, der Kaufmann von
Venedig" begonnen.

Sollte auch dies Erfolg haben, so würde der Spielplan der
Berliner Theater bald folgende Bereicherung erhalten:

Kgl. Opernhaus .... Der Tugend - Ring - des Nibelungen.

Kgl. Schauspielhaus . . Wohlthätige-Frauen - Herrschaft.

Deutsches Theater . . . Der Hexen - Meister - von Palmyra.

Lessing - Theater .... Der Bund der - Jugend - von heute.

Berliner Theater . . . Die strengen - Herren - Söhne.

Secessionsbühne .... Der Thor und der-Tod-des Tintagiles.

Residenz-Theater . . . Die Kamelien - Dame - von Maxime.

Schiller - Theater . . . Der Probe - Pfeil - chenfresser.

Theater des Westens . . Dir versunkene-Glocke-von Eorneville.

C. B.

Honn^ soil, qui mal ^ pense.

Als man den angeblichen Burenbesieger >bord Noberts
die blaue Schleife des biosenbaudordens um das Beinkleid
legte, sagte er bescheiden: Auch das noch? Wir haben in
Südafrika schon genug auf die bissen bekommen.

kürgermeisisr krinkmann ^

Osr arrns hlarm! Ihm prangts an clsr kAorts
Osr VLillkomm oben noch so frisch unc! grün —
blun schwankt sein Larg ?urn stillsn Orts.

Orick uris'rs blotfnungsn vsrblüh'n,

Orici kisgsnct spricht ösriir, unck schmsrrsnsmait:
..Oer arme K/Iann! Ich ärm'rs Ltackt. . ."
 
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