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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0027

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^8. Januar ss)01


Nr. 3 ü- ^eite r'

V^UNNe' Es jetzt 'n Sejen durch die Laude, wenigstens 'n Ordenssejen.

^ In Preußen allein sind ins verjang'ne Jahr iber zehndansend ver-
liehen lvvr'n, 'n janzer Berg von Sternen, wobei ick nich an Sternberg
erinnern will. Zehndansend Mitbürgern is tvak anjehüngt tvorcki, Wat se
verleicht jarnich verdieilt haben, und Zehndansend haben nn 'n Vogel, die
lMDs/ vordem janz verstand'je Menschen waren. Jras Bülow jar hat so ville
^beseh'n, das; er sie nich alle nsf seine treue deutsche Brust nnterbringen kann,
und das; er diese Wohnungsnot!) abhilst, indem er sich den jrößteu uff
det Jrnbchen im Kinn hängt. Zluch Lord Roberts besah den Herz-in-die-
Hosenbandorden, und selbst De Wet nahm mehrere Ehrenzeichen ent-
jejen, uämlicht von dem jefangenen Helden Butler. Kurz und jut, >vo man
hinliekt, Orden und nischt als Orden. Ick, der Nnnne, Hab' et aber immer jesagt: Atit
'nein Orden in den: Frack kriegt man jleieh nff mehr Jeschmack.


Neuen :

Berlin. R. In ciuein
Nilsschnitt aus dem „Lokal-
l)lnz." vom 4. Inn. duften
uns folgende Stilblüthcn ent-
!ie zur Rettung nufgebrochcnen

Aiänner haben ihr Leben thatsächlich aufs Spiel
gesetzt." . . . „Drei Schüler des Lausanner
Gymnasiums i>u Witter von je 17 Jahren ..

Es geht nichts über die Genauigkeit! — E. K.,
Köthenerstr. uud R. K., Elsasserstr. Tankend
abgelehnt. — Nd. In Nr. 7 der „B. Plorgen-
pvst" findet sich uiiter der Rubrik „Offene
Stellen" die Anzeige:

Dienstmädchen (Opernsängerm).

B . . . straße 177. A . . . d.

Wir rathen der suchenden Herrschaft, sich einmal
auf dem „Gesindcball" umzuseheu. — E. I.

Du hast gehorcht! Das thun sonst nurLakai'n.

Wie lang doch müssen deine Ohren fein!

Dresden. Ein Ausschnitt aus Nr. 3.73 des
„Dresd. Anz." meldete: „Se. Ercelleuz der Herr
Reichskanzler traf in Begleitung des Wirklichen
Geheimen Oberregierungsraths Freiherrn
v. Wilmowski hier ein. Zur Begrüßung ivaren
auf diesem aniveseud: Ihre Ercellenzen
Staatsniinister P. Ntehsch/der königlich bayernche
Gesandte" u. s. >0. u. s. >v. Ob wirklich der
Wirtliche Geheime Oberregierungsrath alle diese
Herren mit Würde getragen hat?

Eschwcgc. Die „Fulda-Werra-Ztg." voll!
27. Dez. brachte die Mittheilung aus Rom:
„Eine Bulle des Papstes vec länger! das heilige
Jahr für die Katholiken der ganzen Welt außer-
halb der Stadt Nom um 6 Monate." Was
haben die römischen Katholiken verbrochen,
daß für sie das heilige Jahr wie alle profanen
nur 12 Monate haben soll?

Forst. „G esindetisch." Wir glossiren nur,
was uns gedruckt vorgelegt wird.

F-rcibnrg. eaml.mml. S. Im Romanabschnitt
der „Bert. Ztg." vom 4. Jan. liest man: „Und
sie begann ihre Röcke zierlich zu fassen und sich
im Kreise zu drehen mit einer elesanten-
artigen Fliukigkeit, bis sie athemlos auf
ben Diwan zurückfiel." Das läßt auf niedliche
Tanzfüßchen schließen.

1Sc> olzhofen. Ter „Bote vom Cteigerwald"
enthält in Nr. 291 die Kundgebung: „Unter-
zeichnete zeigen hiemit ergebenst an, daß sie am
zweiten Weihnachtsfeiertage ihre silberne Hoch-
zeit feiern und erlauben sich zu diesem Feste
fämmtliche Freunde einzuladen von Nendorf,
Neuses a. B., Obereisenheini, Kihingen a. M.,
Prichsenstadt, Gerolzhofen, Biliibach, Gereuter-
mühle und Feuerbach. Diejenigen Personen
von Neudorf, welche vor 27 Jahren am Vor-
abend meiner Hochzeit, als den heiligen ersten
Ehristlagabend, uns 8 Stück verschiedene Braten
ans dem Keiler gestohlen und dieselben in ihren.

Keller unter
Kraut im Kraut-
stücht versteckten,
sind selbstredend von diesem Feste ausgeschlossen."
Das Silberhochzeitspaar hat sich ein gutes
Gedächtnis; bewahrt. Möge es sich dessen auch
noch zn seiner goldenen Hochzeit erfreuen.

(Slogan. Im „Ober-Glog. Stadtblatt" vom
4. Jan. wird ein Fest des Katholischen Gesetlen-
Vereiiis geschildert: „Daß dabei auch manch
erwachsenes Knüblein eine Puppe und manche
Dame ein Schnapsglüschen erhielt, konnte der
Verlheiler nicht ändern, daß aber ein „Würdiger"
eine meterlange Wurst und die Anweisung auf
eine ganze Serie Bergtellerbier und noch ein
Glas mit einer Meerlandschast erhielt, bedeutet
doch den Zipfel des Zufalls." Genieink ist
natürlich der Wurstzipfel.

Halbcrstadt. „Neue große Häringe. Saure
Gurken, Sensgurken, Perlzwiebeln" u. s. w. wur-
den in der „Halb. Ztg." vom 31. Dez. v. I.
„Zu Sylvester 1902" angepriesen. Das ist
doch viel zu früh. Wer wird iu zwei Jahren
diese Anpreisung noch im Gedächtnis; haben!

.Halle. Von vier Wilddieben berichtet die
„Hallesche Ztg." in Nr. 608 aus Naumburg:
„Nach zweistündigem llmherirren im Wald sind
zwei von ihnen in der Schänke zu Schön-
burg mit Hilfe des Gemeindedieners und des
Försters nach Naumburg transportirt
worden." Das ist doch sehr unpraktisch. Gab
es kein besseres Transportmittel als die ganze
Schänke?

Hamm. Ter „Westfäl. Anz." vom 3l. Dez.
p. I. empfahl sich den Lesern mit dem Zu-
geständnis;: „Probe-Abonnements bis Ende des
Jahres jederzeit gratis." Am Jahresschlnß wird
dies Versprechen ebenso wenig Eindruck gemacht
haben, wie das des „Wildbader Anzeigers" vom
31. Dez.: „Neu eintretende Abonnenten erhalten
bis 1. Januar den „Wildbader Anzeiger"
gratis."

Insterburg. Stilblüthe aus Nr -72 der
„Sonntags-Lesehalle des Ostpreuß. Tageblacks":
„Volkmar Felsen rieb ihr Stirn und Schläfen
mit erfrischende»! Wasser, das er stets bei
sich trug." Gar so frisch kann es da nicht
gewesen sein. - Dieselbe Nummer bringt ein
Bcgrüßungsgedicht „Zum neuen Jahre", dem
der Dichter Ernst Mögelin zürnst:

„Doch wir kränzen dir die Stirne
mit des Dunkels Sl e rnenPra ch t.
Weben dir den Königsinantel
auö dem Tust von Tag und Nacht."
und weiter:

„Führe uns dem Licht entgegen,
ist's auch nur ein kleiner Schritt!

Tann wird dir zu beiden Seilen
Heil und Segen schreiten mit!"

Wenn das neue Jahr viel solcher Andichlungen
ertragen mußte (und leider ist das zu befürchten),

dann darf man sich nicht wundern, daß es in
Wuth geräth und uns noch ärger malträtirt
als das vergangene Jahr.

Leipzig. W. Nach einem Ausschnitt ans dem
„L. Tagebl." vom 6. Jan. sucht dort „ein junger
Eastwirth wegen Zeitmangel eine Frau, die
nicht unvermögend ist." Zeit ist Geld, also wird
es wohl eher „wegen Geldmangels" sein!

Liidwigshgfcn. B. Das „Mannheimer Volks -
blatt" von; 4. Jan. wirst dem dortigen Theater-
Intendanten vor: „Es war vor 3 Jahren im
Bürgerausschuß, als er die Offenbarung ver-
kündete: die Bühnenkunst stehe nicht im Dienste
einer Klasse, einer Konfession, einer Tendenz
oder einer Partei, lind das altes, um die Aus-
führung der schweinernen „Jugend" von
Halbe zu rechtfertigen." Wir nehmen an, das;
der Verfasser dieser Notiz Vegetarier ist, sonst
würde er nicht mit solcher Verachtung von
„Schweinernem" reden. Daß sein Gaumen für
das Schweinerne so wenig Verständnis; hat wie
sein Geist für den edlen Kunstwerth des Halbe-
schen Dramas, thut uns aufrichtig leid.

Meiningen. Im. „M. Tagebl." vom 29. Dez.
wurde angekündigt:

H e rz 0 gli ch es H 0 ftheater.

Eingetretener Hinternisse wegen muß die

Vorstellung „Der Erbsörster" verschoben wer-
den. Dafür: „Gebildete Menschen".

Lei diesen wird hoffentlich von Hintcrnissen
keine Rede mehr sein.

Stettin. In Nr. 304 des „Gen.-Anz." wurde
ein musikalischer Abend angetündigt: „Zum
Sylvester große elektrische, renmatische und
freie Klavier-Unterhaltung." Den rheumatischen
Theil hat wahrscheinlich eine Weh-Dur-
Symphonie eingeleitet.

-X» X« X«e-« e-» r-o c

Festgespräch.

O7a, war machst du denn zum Rrdnungs
feste?

Ick? Ick fei've schon seit sechs LOochcn.
 
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