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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0046

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Hwilc 2

Nr. 6

6. Februar

M

kvcnn nicht allzuhäufig wäre
Eigensinn und Ungeschick I
Nämlich weil im Landtag haben
Sie 'neu Antrag jüngst begraben,

Dein mein Herz entgegenschric:

Hoch die Schloßplatz.Lotterie!

Ganz gewiß doch der vernünft'ge
Darin nur das Heil erschaut,

Menn der sogenannte künft'ge
Staat sich auf's Lotteriespiel bautl
Herrscht auch rings das größte Elend,
Und sind alle Mittel fehlend,

Heißt's beim Volk doch stets zuletzt:
Na, in's Lotto wird gesetzt I

Untterie-Elegie,

rt vom „V linden Feh er

Rings wird im Betreff der Steuer
Schon dem Säugling eingeimpft,

Daß er brüllt, sie sei zu theuer,

Und dabei aus Miguel schimpft ....
Mährend zur Lotterie-Kollekte
Er die Händchen zappelnd streckte,

Und der Andrang oft so groß,

Daß man kaum sein Geld wird los!

Marum wird der Steu erzeitel
Hinten auf kein Loos gedruck: —?!
Dann giebt Jeder gern den Bettel,
Nirgendwo wird aufgemnckt . . .

Gelder strömen ein in Masse
Erster und so weiterer Klasse,

Still auch freut sich das Gcmüth,
Menn's ein Steuer-Lrciloos zieht.

Dann erst können wir mit kecken
Mienen in die Zukunft seh'n,

Menn zu lauter guten Zwecken
Loose immer mehr entsteh'n ....
Kirchen, neue Uniformen
Und was sonst sich zu enormen
Summen steigerte — ringsum
Giebt's dann leicht das Publikum.

Menn jetzt Tirpitz es an Schiffen
Mdcr 'ne Kaserne fehlt,

Mird mit Ränken und mit Kniffen
Stets das Geld nur abgcquält;

des Mllr.

Mährend künftig durch 'ne Ziehung

Mhnc jegliche Bemühung

Alles kommt von selbst heraus,

Mb für Schul-, ob Krankenhaus I

Dito die Kanalvorlage,

Die viel Kopfzerbrechen inacht:

Durch ein Lotto ohne Plage

Mürd' anf's Trockne sic gebracht!

In des Landwirths große Hände

Manche reiche Licbesspende
Legt mit heiterem Lächeln der
Herr Slaals-Nietcnsckrctär!

Selbst in Mein- und Bierlokalen
Zieht der Gast fidel sein Loos;

Mancher kann sich dann was'malen,
Menn sein Durst auch noch so groß;

Mährend Mancher für 'nen Nickel

Ansternschlurf und Sektgeprickel
Einheimst mit vergnügtem Sinn
Als den höchsteil Hauptgewinn! —

Daruin bleib' ich treu dem Motto:

Es ist wirklich ein Skandal,

Zu verwerfen so das Lotto
Blos von wegen der Moral!

Mas geäußert Herr von Eyncrn,

Möcht' ich noch verallgemeinern:

Daß der Mensch nur wohl sich fühlt,
Menn für's Vaterland er — spielt I

u. 5.-L.


Ohne Ächweiß schon der Preis.

lIas ist bei uns nun so Sitte geworden, das; Thateu belohnt
werden, ehe sie geschehen sind. Büloiv hat nicht nur den
Schwarzen Adlerorden erhalten, sondern er wurde auch bereits
Ehrendoktor der Universität Kölligsberg. Nach diesen Erfahrungen
dürfen wir auf folgende Zeitnngsnieldungen — Rubrik: Amtliches —
vorbereiten:

Graf Aheim, der foeben seine erste Vieewachtmeisternbnng ab-
solvirt hat, erhielt den Rothen Adlervrden mit Schwertern.

Der Sohn des Hofniarschalls v. Beheim, der neulich ins
Wasser fiel und lebhaft um Rettung schrie, erhielt die Ret-
tungsmedaille am Bande.

Ter pensionirte Laudrath Geheim, welcher gegenüber dem
Universitätsgebüude in Bonn wohnt, erhielt den Profcssor-
titel.

Prinz Dcheim, welcher der Negierung in Potsdam als
Referendar überwiesen ist. wurde ins Herrenhaus berufeil.

Die etwaige Desecndenz des mit der Frciin von Eheim
verlobten Herrenreiters von Efsheim wurde in den erblichen
Erafcnstand erhoben.


Vec Zustizministcr.

Lr scheidet: Anden, Renegaten, Christen.

Ho schlägt er die Verfassung todt mit Listen.

Oe/' /ru/rme///' Oö/r/A uo/r O/rZO/rri Fei/Ecie/re Oe/'/re
/We/'/ Oc/ll-r/'ch uo/r Iff-O/ee rOe/r/e O/r§e /zc?c/?, e/?e e/' cu
e/'/rem Orm, ü'/e e/' 5/c/z crO Oe/'/^c//e/' /re/r/re//

mo//e. /ech/H e//e e/' e/'c// cO///r e/rchZ//Z/A e/r^e/z/ec/, Ociucr/c/
H'/e^e/r ru //e/F5e/r, ?c-o///e e/' r/e/r lVc/me/r

I/Z/e/'Z o/rre eZ e/c////'

cr/r/re/zme/r.

«s-

Die 2lgrariev sz-rechen:

H.N.. ist gegeil den Brodlvucher? wenn nur
WIN dafür sind.

KeUglOiisn'ecksel.

Der Aint seichter: Sie melden also unter Beobachtung der
durch das Gesetz vom Uwi ;873 vorgeschricbenen Forin Ihren
Austritt aus dem Iudcnthum an?

Rechtsanwalt Meyer: Ja!

Der Amtsrichter: Und zu welchem Glauben wollen Sie sich
nun bekennen?

Rechtsanwalt Meyer: Zu dein Glauben, daß ich jetzt endlich
nach zwanzigjähriger Praxis das Notariat erhalten werde.
 
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