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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0051

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8. Februar Ml


6 ^ Seite ^

IMtttN Daß ick Steierzahler Lin, freit mir nie mehr, als wenn ick
sehe, in wie schölle Harmonie bei uns det Volk und de Nejiernng
lebt. Det Volk braucht blos 'n Wunsch zu habeil, nn jleich, mit jradezu
elektersche Jeschlvindigkeit, macht de Nejiernng 'ne Vorlage. Zum Bleistift:
Et wird über Richtermangcl jeklagt — schleinigst kommt 'ne Fvrdrnng
for's Militär. Oder: Et sint nich jenug Lehrer da — uff de Stelle
wer'n paar neie Schiffe jebalit. Oder: Allens hofft uff 'ne Amnestie —
sofort wird 'n neier Orden jestiftet. Oder jar, lvat det Allerdöllste is:
Der Wohnnilgsnoth soll jesteuert wer'n — haste nich, wat kannste, tvird
de Domäne Dahlem in Jrnndstücke for die vbbersten Zehntausend
zerlegt. Ick, der Nunne, Hab' et aber iminer jesagt: Wat dn nich
willst, daß dir jeschicht, det hält der Fiskus for seine Pflicht.


Berlin. K. N. Wir wagen
nicht zn widersprechen. —
Lz. G. „Z. U. N." Dankend
abgelchnt. — i Die „Deutsche
Zeitung' vom 27. Januar berichtet unter
.Zeitungsstimmen": „lieber den gefürchteten
Grafen Guido Henckel v. Dvnnersinarck lesen
wir . . . ." Fürchtet die „Deutsche Zeitung"
den Grafen, seitdem er Fürst geworden ist?

— E. E. Nach dem Ausschnitt aus dein
„Lok.-Anz." vom 20. Jan. wurde dort unter
Voreinsnachrichten angekündigt: »Bereini-
gung ehem. Kgl. Seminar-Schüler. 9 Uhr.
Wilhelmstr. 118." Scminarschüler haben doch
dergleichen nicht nöthig! — G. Der Verein
Berliner Grundeigenlhümer „Süd-Ost" versandte
eine Einladung zu einem am 6. Februar ver-
anstalteten „Theaterabend" mit der Angabe:
„Zur Aufführung gelangt: Ter Kaufmann von
Venedig. Lustspiel in fünf Auszügen von
W. Shakespeare." Um nun zn betonen, das;
wirklich ein Lustspiel geboten werde, trägt die
Karte noch den Nandvermerk: „Nicht zn ver-
wechseln mit Othello, der Mohr von Venedig."
Othello war allerdings so wenig Kaufmann,
daß er bei dem Handel, in den er sich mit Jagv
einlietz, arg übcr's Ohr gehauen wurde. —
M—au. Tie „Bert. Theaterwelt" vom 27. Jan.
erzählt von dem Erwählten der Königin von
Holland, „das; der Prinz selbst ein pensionirter
Jäger ist." Für einen solchen würde Königin
Wilhelmine wohl keine Passion gezeigt haben.

— M. G. Nichts für uns. — H. K. Nach Ihrem
Ausschnitt aus Nr. 19 des „Lok.-Anz." wurde
bei einem Wohlthätigkeitssest die pantomimische
Tanzszene: „Ter erste Karneval" „dargestcllt
von der königlichen Solo säug er in Fräulein
Dell' Era". Daß eine Prima Ballerina aus
einer Karriere in die andere springt, ist schon
möglich, aber wie kann sie eine pantomimische
Tanzszene singen?

Vcuthcn O--S. Warum werfen Sie dem
neuen König sein Engländerthum vor? Jeder
spricht doch, wie ihm der „Schnabel" gewachsen
ist. Sie nicht?

Croppcnstcdt. Der Nomanabschnitt der
„Gröninger Ztg." vom 19. Jan. beginnt mit der
Schilderung: „Unter der Linde stand der Thee-
tisch gedeckt; das letzte Abendbrot fiel durch
die Zweige des alten Baumes." Man hätte es
doch vorsichtiger serviren können.

Dresden. In Nr. l8 der „9t. Nachr." liest
man die Anzeige: „Herren bess. Standes find,
lohnende Beschäft. in der Einbruchsbr." Un-
erhört! Die Herren Einbrecher scheinen noch
den Dünkel zn besitzen, nur Nachfolger aus
besseren Stünden znzulassen!

Frankfurt a. M. „Zum 18. Januar" betitelt
sich ein Aufsatz in Nr. 18 der „Franks. Ztg.",
der also beginnt: „Auf zwei Jahrhunderte blickt

das preußische
Königthum heute
zurück. In
patriotischer Erhebung gedenkt da mit ihm das
preußische, voll lebendigen Antheils das deutsche
Volk des vielverschlungenen, trotz mancher Ver-
irrung und Enttäuschung doch unvergleichlich
erfolgreichen EntwickelungSganges, durch den
das, was des ersten Königs großer Enkel in
befremdlichem Mangel an pietätvollem geschicht-
lichen Verständniß spöttelnd als das Werk an
äußerem Glanze hängender Eitelkeit bezeichnet
hatte, in sieghaftem Forlschreiten, allen Hinder-
nissen, auch den selbstbereiteten, zum Trotz,
immer mehr zum herrschenden Mittelpunkt
unseres nationalen Lebens emporwuchs, so daß
das frische Pulsen oder matte Stocken seines
Lebens wie der Alles regelnde Herzschlag
Gedeihen oder Kranksein des werdenden
deutschen Staatskörpers bedingte." Dieser
Jubilüumssatz stammt aus der Feder eines
Königsbergee Professors. Welche Lunge muß
dieser Gelehrte haben, wenn er, was doch an-
zunehmen ist, die Fähigkeit hat, einen solchen
Mustersatz in einem Athem herzusagcn.

Gronau. Das „Ahauser Kreisblatt" vom
19. Jan. leitet eine der „Vermischten Nachrichten"
mit den Worten ein: „Eine heitere Erinnerung
an den verstorbenen Ecneralfetdmarschall Grafen
von Vlnmenthal bringt der Sch üb. Merkur."
Unseres Wissens ist der Merkur niemals schäbig,
selbst der schwäbische nicht.

Hof. Ter „Hofer Anz." vom 24. Jan. erklärt:
„König Albert Eduard ist 59 Jahre alt, nicht
zn alt, um zu lernen und thätig zu sein für die
eigene Reputation und die Wohlfahrt seines
Landes, namentlich wenn ein größerer und
würdiger Spiel mann zur Entfaltung der
Kraft gegeben ist." Diese Anspielung auf die
Fähigkeit des neuen Königs, sich spielend seiner
Pflichten zu entledigen, halten wir für unhöf-
licher, als gerade ein in Hof erscheinender
Anzeiger sein sollte.

Kropp. I. Ein Kirchlicher Anzeiger: „Der
Jugend Svnntagslust" enthält in der Nummer
vom 20. Jan. die Erzählung: „Das Murren".
Darin heißt es: „Herrlich schmeckte darauf die
einfache Mahlzeit, denn sie wurde durch eine
gottlose Stimmung gewürzt. In diesem
Sinne war auch das Gespräch, und das gute
Beispiel der Eltern wirkte auf die Kinder."
Blau sollte die Conutagslust der Jugend nicht
durch solche gottlosen Vorbilder vergiften. Daß
sich gar noch ein kirchlicher Anzeiger dazu
hergiebt, ist traurig.

Lichtenscls. Der „Erzähler, Unterhaltungs-
blatt zum L. Tagebl." meldet von dem ver-
storbenen Wucherer Lewis, er habe es fertig
gebracht, „sich ein Vermögen von einigen Mil-
lionen Pfund Schirling zu erwerben." An
diesem Gift ist er denn auch zu Grunde gegangen.

Lippstadt. Das „L. Kreisbl." vom 22. Jan.
theilt aus Anröchte mit: „Unsere Steinbrüche

insbesondere werden bald einsehen, wie vvr-
theithaft für sie die telephonische Verbindung
ist." Wir trauen Steinbrüchen diese Erkenntniß
nicht zn, abgesehen davon, daß ein Steinbruch
in der That das Telephon kaum braucht, da er
sich beim Gesprengtwerden ja weit genug hörbar
macht.

Saargemünd. In Nr. 19 der „S. Ztg." wird
angezeigt: „Ein gutes Pferd zum Fahren ist
krankheitshalber sofort zu verkaufen." Man
sollte es dann doch lieber erst auskuricen.

Solingen. Das „Sol. Kreis-Jntelligenzbl."
vom 21. Jan. lobt den Direktor des dortigen
Theaters wegen der Aufführung des Stückes
„Onkel Brüsig": „Wir glauben, daß Herr
Direktor H . . . mit der Wiederholung dieses
Werkes einen glücklichen Griff gethan hat, da
bei der Erstaufführung am Sonntag der Sperr-
sitz sehr schwach besetzt war." Das ließe
doch eigentlich keinen „glücklichen Griff" ver-
muthen.

Weifpvaffer. „lieber die Ausgestaltung der
Wasserstraße zwischen Oberschlesien und Berlin"
referirt der „Anz. für Weihwasser" in Nr. 17:
„Die Gelegenheit zur Errichtung von Staub-eckeu
an den Zuflüssen der Oder ist verhültnißmüßig
gering." Staub-Ecken sollte man auch lieber
nicht errichten, da sie der Gesundheit kaum
förderlich sind.

Wittenberg. Das nahende Ende der Wirren
in China giebt dem ,W. Tagebl." vom 0. Jan.
Anlaß zu der Bemerkung: „So winkt denn
endlich der Friede in diesem Völkerringen, an
dem Niemand seine Freude gehabt, der chinesische
Koloß wird wieder auf seine schöneren Füße
gestellt." Man ist außerhalb Wittenbergs doch
der Ansicht, daß die verkrüppelten chinesischen
Füße nicht zu den schöneren gehören.

Eduard VII.

hat bereits den Titel „Herr von und über
Transvaal" angenommen. Er will auch noch
auf seine Visitenkarte drucken lassen: (Zroß-
herzog des Südpols, Graf von Wolken-
kukuksheiin und Sultan des Mars.

vie Mole in Sriefcouvms.

pruck und vcrlqg von Rudolf Ulosse in Lerlin-
 
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