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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0054

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Seite 2 » Nr. 7

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§5. Februar (90j

Gturmlied des armen Mannes.

war der windgcist Agrarius,

Der fuhr über Thäler und Gipfel
Und faucht' voll Ingrimm und Verdruß:
„Man hat mich vergessen, scheint's; ich muß
Mal wieder zerzausen die Wipfel!

„Die obersten Wipfel durchbraus' ich rings
Bis sie meine Sprache verstehen!

Dabei kann man auch schlechterdings
Von hüben und drüben, von rechts und links
Sich etwas zu Neste wehen!"-

Und mächtig nahm er die Backen voll
Und heult' in wilden Akkorden —

Bald pfeifr's in Dur, bald brummt's in Moll —
Er fordert von Jedem gar hohen Zoll
In L>st, West, Süden und Norden!

Und drunten im Thal geht in stillem Harm
Ein Mägdlein just aus dem Volke;

Das trägt ein Körbchen mit Backwerk am Arm
Und sicht mit Aengsten, daß Gott erbarm'!

Des Zollsturms dräuende Wolke.

Und da sich erhob nun der wirbclsturm,

Die Augen wurden ihr feuchte —

Nicht Städtemauern, nicht Schloß und Thurm
Gewährten Schutz diesem armen Wurm,

Dem ward der Brodkorb gar leichte!

Als wie verwünscht durch ein Zauberwort
Böswilliger Hepenlippen,

So schrumpften ein und so flogen fort
Die Semmeln hie und die Wecken dort,

Salzkuchen und Milchbrod und Schrippen!

Ja selbst das „schwerste" Fünfnickel-Brod —

D e m Aufschwung trotzt cs mit nichtcn ....

Als ob dem Lande der Mißwachs droht,

Nimmt ab sein Gewicht fast auf dritthalb Loth,
Und flugs flicgt's über die Fichten!

Und stumm schleicht weiter des Volkes Rind,

Hat schwer nicht am Korbe zu tragen ....

Der Seufzer klagt und die Thränc rinnt:

„Nun können wir mit dem agrarischen wind
Uns füllen den hungernden Magen!"

R, S.-L

Aussprüche berühmter Leute.

raf Bülow hat wieder einmal verkündet: „Sa lange ich auf
meinem Posten stehe, wird es für mich nur eine Richtschnur
geben: das öffentliche Wohl."

Schon hat diese Mode, Selbstverständliches mit Emphase zu
betonen, Verbreitung gefunden. Es war geradezu rührend, wie
mein Barbier heute Morgen so recht herzlich sagte: „So lange
ich Sie rasiren werde, werde ich Ihnen stets die Serviette um-
binden." Nicht minder packte es mich, als mir die Köchin ver-
sicherte: „So lange ich Kaffee koche, werde ich ihn stets vorher
mahlen." Und ich leugne nicht, daß ich Thränen vergoß, als mir
der Briefbote mit dem Brustton der Ueberzeugung mittheilte:
„So lange ich in meinem Amte bin, werde ich Ihre Briefe stets
abliefern." In der That, ich war so ergriffen, daß es lange Zeit
dauerte, ehe ich mich selbst zu dem Gelöbuiß aufschwingen konnte:
„So lange ich meine fünf Sinne beisammen habe, werde ich mich
durch Phrasen nicht sangen lassen."

Irn Interesse der tzevölkerung.

Mm Inte 16886 der Bevölkerung MÜ886N Beebtsanvvälte
.jüdiseber bonkession seebs ins aebt labre länger auk das blotariat
warten als ebristliebe, sagte der lustixminister. Da waren alle
Breussen vor dem Besetze gleieb.

Im Interesse der Bevölkerung gebe ieb von jet-d ab
täglieb drei stunden trüber 2U Lette und stebe xwei stunden
später aus sagte der Bentenleber. Da sparte er kür bin t stunden
das Leleuebtungsmaterial und erböbte dadureb das iXaliomdver-
mögen niebt unerbeblieb.

Im Interesse der Bevölkerung lasse ieb von beute an
sämmtliebe Wasserleitungen eingeben, sagte das Leiebsgesundbeits-
amt. Da wurde überall nur noeb liier getrunken.

Im Interesse der Bevölkerung wollen wir nun mal mit
der Verfassung ein biseben sebonend umgeben und sie, damit
sie keine Brüebe kriegt, in den grossen (leldsebrank ver-
sebbessen, sagte wieder der lustixminister. La bielt sie sieb dureb
bbebtgebraueb noeb lange lange labre. L.-0.

tlsm örterreiclMcven Parlament.

— wer regiert denn jetzt eigentlich im österreichischen Landtag?
— Das Bambusrohr!

— Machen Sie keine Scherze! Ich meine: wer giebt denn bei
dem Wirrwarr des Meinungsaustausches in Wien den Ausschlag?

— Das Bambusrohr!

So ties sind die österreichischen Parlamentarier gesunken? Hat
denn in Wien alle parlamentarische Mrdnung ansgehört? Existirt
kein Präsident?

— Aber gewiß doch! Ich sagte ihnen ja schon: Als Präsident
fungirt jetzt ein Vetter von der Lilie. Nach Linne gehört die Lilie
(lilium eaudidum) zur sechsten Klasse (der „Hexandria"), und ihr
verwandt, in dieselbe Klasse gehörig, also gewissermaßen ein Vetter
von der Lilie, ist der bamkus arundiuaesa, das Bambusrohr.

Ein Kleines Miszverstmidmsz.

(Sitzung des englischen Ministerraths. Die Minister mit
sorgenvollen Gesichtern.)

Lord Roberts (hereinplatzend): Meine Herren, meine Herren,
ich habe ihn!

Die Minister: Wen, den schwär —

Roberts: Ja, den schwarzen —

Die Minister (jubelnd): Den schwarzen Christian! Hnrrah,
der Krieg ist zu Ende.

Roberts: Ausreden lassen, meine Herren. Ich habe den schwarzen
— Adlerorden bekommen.

Die Minister: Ohüü!

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