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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0070

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Seite 2 * Nr. 9


März Ms

Aus OeheimrstW-MtteB Wacnc Altium.

Heransgegebcn von N. S.-E.

Verfrorne friektingsjefiekle.

iommt er NU iberhanpt noch, oder kommt
er nich —?!

Juden: nämmlich heute der erschte
März is
Un immer noch die Naßkälte,
wodabei die ewige olle niederträchtije
Bricketsrufholerei aus'n Keller
Nich abreißt! —

Un det eenzije Merzvcilchen,
wasdieDichterinbisjetztüberreichtjewocden is,
Det is meine blaujefrorne Nase
Als SimmbolijmnI —

„Simmbolijum is Allensl"

Sagt mein Kollege Dehmel,

Un der muß et wissen. — —

Noch nnddelt keene Lerche in'n Sonnenschein
'rum,

Denn erschtens scheint er b los immer so'n bisken,
Un zweetens is se heiser —

Irade so wie ick-

Un dabei drink' ick seit virzehn Dage
Ianze Waschzubers voll Kamillen- un Flieder-
thee —

Ein schmerzhaftes Simmboljum.

Aberst et nutzt uischtl —

Un so ooch die Lerche
Einwendig in meinen Busen drein,

Die jerne schmettern inechte —

Un wenn se 'mal will un se kann nich:
Schmettern musz se .. . .

Denn ick war zu fuchsdeibelswild,

Indem es Fastnachten keene Droxxe Punsch
Un keen Stick Fanndkuchen jejeben hat:

„Det reizte mir'n ksals so!" — sagte er, der
Nach....

Sonne kleetrije Packasche! —

Wodrauf ick denn natürlich in Ermanglung
von was anders
Die beeden echten porzläntassen hinschmettre,
Un wie „Sie"rauskommt un fragt: wat los is?
So sag' ick eenfach: Det Simmboljum
Don meine klammen Hände un die Zertheilung
von Ehinat

wo „Sie" mir denn kindigte....

Det is det Leben I Det is der Lenzl
Un wie ick nu vor'chten Sonntag, wie sie weg
waren,

Mit'n rothen Schnuppenkopp uf det blaue
Kannapee lieje

Un den orangen Schal um'n Hals jewurjelt,
So kommt mein schwarzer Husare uf Uhrlaub
un sagt:

„Iettken, wolln wer nich 'n bisken in't
Iriene?!"

Ick also die Madamm ihr braun Seidnes an —

(Don wejen die „Derbess'rung der Frauen-
kleidung" h

Un denn losjejoudeltan denjrauenUliggelsee —
Un da stier' ick in det selbe Abendjliehn
Mit die Ulanen Wolken.

Irienes war natierlich noch nich 'raus aus
de Erde;

Blos so weit inan kieken konnte
Nischt wie Iejend un Gebe!

„Ede," sagte ick; denn so heeßt er:

„Ick habe meine Iretchentasche versessen —
Haben Se nich verleicht dreißig Fennje bei sich
Zu 'ne Weiße mit'n kleenen Hiinbeer mang,
Det man doch wat Warmes in'n Leibe kriegt? I"
Da ibermannte den Iingling det Iefiehl,
Eene Threene drippte in den Schnee,

Un koppschiddelnd verschwinunte er in die
Dämmerung! —

So stand ick nu mutterseelenalleene mitten
mang de Natur

Un stierte in die runtersinkende Sonne —
Die Appelsiene des Weltalls!

Un denn mußt' ick niesen, un det klang so wie:
wat is uns noch dieser sojenannte Friehling —
wo die jungen Bixen-Iemiese
Det janze Jahr iber rumstehn wie sauer Bier,
Un bei Blumen-Schmidten Unter'n Linden
Det Schaufenster bis um neinen offen is—?!
Mir hat er abjeblieht — —

Nischt wie kalte Fieße kriegt man,

Un sein Simmbol is det Eisbeenl

Schule Klldbielski.

berr v. Postbielski ist jüngst im Reichstag auf eine ziemlich
belanglose Anfrage hin in die pathetischen Worte aus-
gebrochen, er hätte als Generalpostmeister nur ein Bestreben: Gut
und Blut für die Erhaltung des deutschen Reiches einzusetzen.
Dieser geschwollene Patriotismus hat flugs bei den Untergebenen
des Posthusaren Schule gemacht. Frühmorgens schon brachte uns
gestern der Postbote einen Haufen Briefe und Zeitungen. Es
herrschte ein widerwärtiges, naßkaltes Schneetreiben, so daß wir
glaubten, ihm ein Wort des Bedauerns über seinen schweren
Beruf sagen zu sollen. Aber da kamen nur schön au. Mit einem
vernichtenden Blick und mit dem Ausruf:

„Sei's trüber Tag, sei's heit'rer Sonnenschein,

Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein!"
stürmte der brave Manu die Treppe hinunter. Nicht lange darauf
kam der Packetpostbote und überreichte uns eine Sendung aus
dem Gänseparadies Pommern mit den ersichtlich aus tiefster Brust
kommenden Worten: „Diehohe Wonnegans!" Und als wir den vor-
trefflichen Beamten fragten, wohin er denn das andere Packet
trüge, das er unter dem Arm hatte, da schien er kaum auf uns
zu hören und sang nur laut:

„Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!

Wer will des Stromes Hüter sein?"

Später brachte uns ein junger Rad-Postbote einen Rohrpost-
brief. Freundlich fragten wir ihn. wie lange er wohl ohne Er-

müdung in einer Tour radeln könne, und erhielten prompt und
begeistert zur Antwort:

„Von der Maas bis an die Memel,

Von der Etsch bis an den Belt."

Aber eine weitere Bemerkung unsererseits wartete er nicht ab.
Er schwang sich auf sein Rad, helljubelud die einig schönen
Worte hinausschmetterud:

„Den Jüngling reißt es fort mit Stnrmesweh'n,

Für's Vaterland in Kampf und Tod zn geh'n."

Kopfschüttelnd begaben wir uns an's Telephon und baten
das Fräulein um einen Anschluß. Aber statt wie bisher die
Meldung zu geben: „Bitte rufen!" deklamirte sie jetzt mit wohl-
geübter Stimme:

„An's Vaterland, an's theure, schließ dich an."

So wirkt ein edles Beispiel Wunder. F. E.

Der Ckioakelärug.

Kkieg obne s^ubm, cloob kostet SP viel Qelci!
Aoli I mit clen ^eiobstinen-en gsbt's bekgeb.
Oncl sebliesslieb mekkt's clie genre weite Welt
Kein s-okb eekbeu m. jeclocb ein LettelstZb.
 
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