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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0075

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1. März Ml


Nr. 9 * 5^eite 7

Müller-Sagan hat sanz Recht, wenn er nach das Vorbild
bon 'n sie. inx. for de Podbielskischen eenen 6r. post, vorschlägt. Ick
finde ieberhaupt, daß wir noch lange nich jenug Dokters haben. Zum
Beispiel sollten de Jeheim-Kommissarjusse mit'n Titel: är. kam. ausjezeichnet
iver'n, wobei det kom. nich blos mit de Ko mmissarjusse Zusammenhängen
brauchte, sondern ooch mit die Komik, daß se zu die Mörder rejelmäßig
verjebens: komm! sagen. Un denn Wirde ick for Diedrich Hahn, Kanitz
lin sonne Brider eenen sie. beu. Vorschlägen, von wesen, weil se doch als
de Häupter von'n Bund der Landwirthe selten. Wenn ick an Chamber-
lain denke, denn möchte ick ihm von wesen seine Erfolge in Affrika 'n
ctr. alk. zufnjen, und denn darf ooch Waldersee nich leer ansjehn. Wenn
er, wie ick jlobe, als Pächter von een neiet Stick China zu Hause kommt, denn soll er
als llr. peell. jefeiert wer'n. Ick, der Nunne, Hab' et aber immer jesagt: erst wenn et
nischt wie Dokters siebt, denn werd'n unse unjesnnden Zustände usshör'n.

Schlitten des
Tr. G . . . aus
Lügde, der hier

Berlin, ff Ein Ausschnitt
aus der Zeitung .Schuh und
Leder" vom 16. Febr. meldet:
„Ter Vorsitzende des Central-

augenblicklich viel mit den Blasern zu thun

Verbandes der Lederhäudler Deutschlands, Herr
Max B . . , hat ein freudiges Familienereigniß
zu verzeichnen. Seine Gattin beschenkte ihn
im Laufe dieser Woche mit dem zweiten
Sohn." In einer Woche zwei Söhne? Schon
möglich. Aber Zwillinge folgen doch sonst
schneller auf einander. — S. Pl. In Nr. 68
des „B. T." wird angezeigt: „Suche für meine
5jährige Tochter Lehrlingsstelle in einem
Woll-und Weißwaareu- oder ähnlichen Geschäft."
Ein so junges Ding sollte man doch nicht ins
Geschäft geben, weder in ein ähnliches noch in
ein unähnliches.

Bochum. Der „B. Anz." vom 15. Febr. giebt
folgende Diebllahlsgeschichte zum besten: „Einem
Schmiedemeister, der in der N ... straße wohnt,
kam ein größerer Geldbetrag und Kleidungsstücke
abhanden. Unter dem Verdachte, den Verlust
des Mannes bewirkt zu haben, hat man eine
Frau eingesperrt." Wenn sie „den Verlust des
Mannes bewirkt" hat, ist das doch kein Dieb-
stahl, sondern Mord.

Breslau. Im „Br. Gen.-Anz." vom 13. Febr.
veröffentlicht eine schlagfertige Breslauerin : „Ich
erkläre dem Herrn Max K .., daß ich ihn nicht
beleidigen wollte u. widerrufe d. hierin.
Auguste P . . ." Das ist doch aber eine neue
Beleidigung, Pauline!

Dortmund. Nach dem Ausschnitt aus der
„Dort. Ztg." vom 8. Febr. wünscht der Abg.
Beckh-Coburg (fr. Vp.) „eine Verminderung der
Bert heidig ungen vor dem Gericht zur Ver-
hütung von Meineiden". Dann sollte man schon
lieber alle Verhandlungen vor dem Gericht
aufheben, — das ergäbe die radikalste Ver-
hütung von Meineiden. — Einen „Hunnenbrief"
theilt dieselbe Ztg. vom 9. Febr. mit. Er ist aus
Peking vom 12. Dez. 1900 datirt, und der Brief-
schreiber hat ohne Zweifel u. a. mitgetheilt:
„Die Chinesen werden raus geschmissen."
Der „Dortm. Ztg." passirte aber dabei ein
m-pfindlicher Druckfehler.

Frankfurt a. O. In Nr. 10 der „Fr. Oder-
Ztg." liest man: „Zum 2. April wird ein ehrlich,
und anständiges Mädchen für Küche und Haus,
mit Kennt», im Kochen, bei gutem Lohn gesucht."
Gewiß siebtesehrlicheWädchen.nämlich solche,die
nicht ausgestopft sind. Anständig wird ein Mäd-
chen aber zimperlichen Moralfexen niemals gelten.

Gründers. Im „Niederschles. Tagebl." vom
9. Febr. werden .Bettfedern eigener Produktion"
angeboten. Im Namen welcher Gänse?

Herford. Die „H. Ztg. für Stadt und Land"
vom 15. Febr. meldet aus Elbrinxen: .An dem

hat, fuhr ein anderer Schlitten so dicht vorbei,
daß er umfiel und.der Arzt den Arm in der
Schulter ausrenkte. Glücklicherweise kann er
seine Praxis trotzdem ausüben." Der Schlitten?

Jnowrazlaw. Der „Kujawische Bote" vom
20. Febr. versichert: „Könitz, 18. Februar. Gegen
die Verurtheilung Lewhs haben die Geschwo-
renen Revision eingelegt." Sollten sie nach-
träglich sich die Sache noch überlegt haben?
Sonderbar genug ging es ja bei dem
Prozesse zu.

Köln. M. H. Nach dem Ausschnitt aus dem
„Bochumer Anz." fand sich in der Nummer vom
10. Febr. ein „Reelles Heirathsgesuch. Eine geb.,
erf., alleinst, ältere Wittwe (evang.) sucht sich
zu verheirathen mit einem Herrn oder Wittwer
mit ein paar Kindern im Alter von 40bis
60 Jahren." Danach sind dem Alter des
Bräutigams recht weite Grenzen gesteckt.

Liegnitz. In Nr. 37 des „Liegn. Anz." wird
angekündigt: „Zwei Damen, welche geistige
Anregung wünschen, suchen mit gescheidten
Herren in ernsthaften Briefwechsel zu treten.
Mal nicht behufs späterer Verheira-
thung." Na, na!

Lübeck, lieber die Ehrung des achtzigjährigen
Marschendichters berichten die „Lübeckschen
Anzeigen" vom 13. Febr.: „Der Grobherzog
und die Großherzogin von Oldenburg sowie der
Oberpräsident der Provinz Hannover und der
Regierungspräsident in Stade sandten an Her-
mann Allmers Glückwunschtelegramme. Die
Getreuen von Jever ernannten ihn zum Ehren-
mitglied. Der Landherr für Ritzebüttel sandte
folgendes Glückwunschschreiben an Hermann
Allmers in Rechtenfleth : * Auch Toulouse erhält
demnächst seinen weiblichen Advokaten. Die
betreffende Dame studirt gegenwärtig noch auf
der dortigen Universität, steht aber kurz vor-
dem Examen. Im nächsten Herbst dürfte sie
den Advokateneid leisten können." Der Nitze-
bütteler Landherr wußte ohne Zweifel nicht
recht, was er dem Dichter eigentlich schreiben
soll. Immerhin ist die Neuigkeit aus Toulouse
doch eigentlich kein Glückwunschschreiben für
einen Jubeldichter.

Magdeburg. Wie der dortige „Gen.-Anz."
vom 13. Febr. versichert, „ist der Serbenkönig
Milan der türkischen Influenza erlegen."
Wir trauen der Türkei solch eine Influenz
nicht zu.

Osnabrück. Die „Sonneberger Ztg." vom
13. Febr. läßt sich aus Berlin telegraphiren:
„Englische Weber sind in der letzten Zeit in
dem nördlichen Theil des Regierungsbezirks und
in Nachbargebieten aufgetreten und haben den !
Versuch gemacht, Mannschaften für Südafrika !

anzuwerben." Das sind Weber, die höchsten?
ein Lügengewebe zu Stande bringen.

Rostock. Von dem holländischen Hochzeitsfcst
meldete der „Rost. Anz." vom 8. Febr.: „In der
Kirche befanden sich während der Trauerfeier
nur vier deutsche Journalisten." Warum hat
sich der „Rost. Anz." nicht bei einem von ihnen
darüber orientirt, daß von Trauer bei der
Trauung keine Rede war?

Schneidemühl. Die „Schn. Ztg." vom 2. Febr.
meldet: „Aus Kassel wird berichtet: Eine Mit-
theilung des hiesigen Husarenregiments wurde
Nachts alarmirt, rückte nach Niedermöllrich ab
und sprengte die Eismassen des Ederflusses."
Wir hätten der Mittheilung solche Kraft nicht
zugetraut.

Schwerte. Im „Schw. Anz." vom 9. Febr.
findet sich der merkwürdige „Dank. Durch
Homöopath. Krankenbehandlung des Herrn
B... wurde ich von engl. Krankheit (2 Kinder)
befreit. Alfred M..." Bestand die engl. Krank-
heit in zwei Kindern, von denen Alfred Bl.
befreit wurde? Dann ist dieser Dank doch
recht chnisch.

Wien. Im „Fremdenblatt" vom 9. Febr. wird
die Trauung der holländischen Königin be-
schrieben: „Unter AbsingKn einer vierstimmigen
Hymne von Gluck verließ das Paar die Kirche."
Selbst ein so hochgestelltes Paar verfügt doch
nicht über mehr als zwei Stimmen.

Zitta«. Eine „Plauderei" in den „Z. Nachr."
vom 9. Febr. verräth folgendes Stimmungsbild :
„Tief versunken in Schnee und Gedanken
wandelten wir dahin, umraschelt von der
Dämmerung, die durch das Unterholz sich
hinschlich." Ob's nicht eine Ratte war?

Diäten im Reichstag

Der 110 Ittlei äen äe kolks-
verlreler: kitte ärei^agekoilchuh.
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ftactt ftuäiren.

verantwortlicher Redakteur:

Fritz Lngel in Berlin-Lharlottenburg.

Druck und Verlag von Rudolf Masse in Berlin.
 
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