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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0081

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8 März


27r. ^0 * ^cite 5

Hertha: Auch von meinem Mann. Er hat mich in die >

Knetkur genommen. Dafür wollte ich ihn ans Dankbarkeit
überraschen, und so ist das Kind hinter seinem Rücken ent-
standen.

Kunstkritiker: Das in der Wiege?

Hertha: Unsinn, das thönerne.

Kunstkritiker: Sie sind eine große Künstterin. Ich bin
ganz fortgerissen.(er verschwindet).

Hertha (küßt ihr Kleines im Kinderwagen, cntsernt daraus eine
nasse Windel und wirft diese über ihr Thoninodell.)

Heinz (sehr verstimmt): Tag, Hertha. O! inan möchte unter
die Monarchisten gehen!

Hertha: Um Gottes willen! Was ist dir, Heinz?

Heinz: Ich bin im Fröbel-Wettbewerb durchgefallen. Niein
Entwurf hat keinen Preis bekommen. Jetzt will ich um keinen
Preis mehr arbeiten.

Hertha: Na, das hast du ja eben gethan. Aber geh, raff'
dich ans. Ich helfe dir! Sieh meine Hand, — ich werde dich
schon ranshanen.

Heinz: Du!

Hertha (ihm die Thongruppe zeigend): Sieh mal her. Gefällt j
dir das?

Heinz: Wa — was? Das hast du — — so ein Kunst- —

— Schundwerk! Hertha, ich verbitte mir diesen Thon! (Er
vernichtet die Gruppe und seinen guten Ruf. Ter Bochong deckt seine
Schande.)

Dritter Mt.

Heinz (wehklagt, weint und winselt): So ein Jammerlappen,
wie ich bin. Neidisch gegen meine eigene Frau. Heimtückisch habe
ich ihren Künstlerrnhm zerstört. Was steht darauf für eine
Strafe? Die ist gar nicht im Gesetzbuch vorgesehen. O Heinz,
Heinz! Da müßte eine eigene lex Ueinr' geschaffen werden.

Wirklicher Geheimrath Holthausen: Guten Tag! Ich
komme vom Minister. Man hat gehört, daß Sie bei der jüngsten
Konkurrenz dnrchgefallen sind, und deshalb wünscht die Regierung
durchaus von Ihnen ein Kunstwerk.

Heinz (wüthend): Was! Regierung? Minister? Machen
Sie, daß Sie hiuauskommen!

Der Wirkliche Geheimrath: Ich werde Ihrer liebens-
würdigen Einladung sogleich folgen. Aber vorher bitte ich Sie
fußfällig (er kniet nieder): Erbarmen Sie sich unser und lassen Sie
sich huUvollst herab, für unsere Regierung ein Denkmal an-
zu fertigen.

Heinz (außer sich vor Wuth): Was erlauben Sie sich denn?
Halten Sie mich etwa für so einen Handwerker wie Phidias. der
sicksi vor seinem Brodherrn Peritles duckte? Oder gar für so einen
Pfuscher wie Michel-Angelv, der bei den Päpsten Julius II. nid
Leo X. um Arbeit betteln ging? Ich bin ein freier Künstler, der
Keinem zu Gefallen schafft, — nicht einmal den Kennern!

Der Wirkliche Gehcinirath: Tann habe ich nur noch
eine Bitte: werfen Sie mich durch die Thür rechts hinaus, damit
ich sofort durch die Thür links wieder heremkommcn kann.
(Es geschieht.)

Heinz: Nun habe ich Math. Jetzt muß ich Hertha beichten.
(Er thut es, da sie gerade hereiutritt.) So, nun weißt du. was ich
für ein schlechter Kerl bin. Nun wirst du dich gewiß von mir
scheiden lassen

Hertha: Was du gethan hast, ist ja gemein. Aber

da mair in der Ehe alles gemeinsam ertragen muß, so bleibe
ich! «Er wagt nicht zu mucken.)

vierter Mt.

Hertha (packt ihre Sachen in einen Koffer, während inan Festgeläut
und Kanonendonner hört).

Maler Peter: Na, Sie sind nicht bei der Enthüllung?

Hertha: Des Denkmals, das mein Mann für die Negierung
angefertigt hat? Nein! O dieser Feigling! Jetzt will ich ihm
auch etwas enthüllen: ich gehe fort.

Maler Peter: Sie verlassen ihn?

Hertha: Ja, für das Denkmal muß er einen Denkzettel
kriegen. Ich lasse mich von ihm scheiden.

Heinz (in Frack und Ordensschmuck): Hnrrah ! Ich bin Professor!
Ich bin dekorirt! — Ihr wendet Euch von mir? Was thnt's!
Früher war ich ein üsini-Künstler, jetzt bin ich ein Akademie-
Künstler.(Das Publikum klatscht dem Bildhauer Beifall.)

Dreher: Nanu! Ich dachte, sie würden diesen Menschen
auspfeifen und m i r applandiren. S. Mg.


Das Thielen-Album.

Ilm Interesse der Gehaltsaufbesserung für die Eisenbahnunterbeainten hat Ge. Exccllenz der Herr
Verkehrs,ninister Thielen eine Sammlung selbstgedichteter Bahn-Gchnadahupferln herausgcgcben:

Kupce der Tourist

wie an Eiszapfen ist-

Im Parlament, Gott erbarm!

Machen's mir halt zu warm! — Huliah!

Mit die Platzkarten macht sich's
Geschäft — holdriah! —
wenn der Play auch mal fehlt,

Sind doch Karten stets da! —

Thut dir dies Kupee net passen,

Rannst dir selbst eins bauen lassen;

Liefr' ich dir zu mäß'gem Preis
Für die Fahrt nur's Lahngclcis'I

-k

Steigst im Winter in'n V-Zug,

Da is's lebhaft im Gang:

Schau, von vorne bis hinten

Alles blitzspicgclblank;

Wasser ließ i halt gießen —

Un der Reisenden Schwarm
Auf der Eisbahn „zweiter Klasse"

Lauft sich mollig un warn: ....

Glci beim Zugführer Jeder
Löst a Schlittschuhfahrkart' —

Un da wird manches Diandcl

Auf'm pickschlittcn g'fahrt! — Iuhuh! —

Kommt da eine Zug an
Un da andr' is scho fort:

Na so trinkst halt a Hoalbi
bin bleibst cppas no dort! —

*

Die linke wang' roth
Und die rechte wang' blau
Un die Nascnspitz' weiß

wie die Llümlcin auf der Au-

bin is dir's im Winter
Net sicdig-hciß g'nua,

Ja so reis' doch im Summa,

Du grantiger Lua! Holdiä i!-

*

Kommst beim Lahnunfall, o Sohn,

Du mit heiler Haut davon,

Zahlst mir glci' zehn Mark vom Fleck,
Daß i mein Matcrial-Schad'n deck !-

*

Im Landtag über „Knaus rigkeit"

Mög'n immer sic schrei'n .

Kollege Miguel schreit schlimmer,

Bring' i nit genug ein!

Holdria — Holdriah!

R. S.-L.
 
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