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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0091

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Nr. H * Seite 7

15. März 1901

llllK

zielbewußte

Unse Minister jeben zwar nich jerne dem Volke wat, aber wat
zurücknehmen, detis jetzt so bei sie Mode jeworden. Der jute
Brefeld nennt 'n Handel 'n nothwendjet Nebel, aber 'n andern Tag
wird ihm dabei nothwendig selber so übel, daß er sich ufs's Abhandeln
lejt. Der jute Studt redet wat jejen de Ministerkollejen, nn 'n andern
Tag streicht er't 'raus, um sich bei ihnen wieder 'rauszustreichen.
Nu jar der jute Miquel schnauzt de Lehrer an un muß sich ooch 'n
andern Tag uff de Retirade bejeben. Nu braucht nur noch Tirpitz zu
dementiren, daß er Krupp for'n selbstlosen Paterjoten hält, oder
Haninierstein-Loxten, daß er for den Kanal is, oder Schönstedt, daß
er nich zu die Antisemiten jezählt sein will, un wir haben det richtje
Ministerium, det bald von heite, und bald von morjen is. Ick, der

Nuune, Hab' et aber immer jesagt: O Jott, dein Dementirjarteu is jroß.

^ afrikanischen
^ Liebeslaut in
eine exotische
Rohrflöte/ So bläst natürlich nicht der rö-
mische Liebesgott, sondern ein Amohr!

Grotz-Wartenberg. Der „Gr.-W. Stadt- und
Kreisbote" beginnt in Nr. 8 eine Tagesplauderei
mit der Feststellung: „Die Welt ist ein Kampf-
platz. Nicht nur der Kampf der Völker unter-
einander, der Streit des Einzelnen um Besitz
und Recht, nicht nur der Kampf mit Noth und
Sorge und all den kleinen und großen Nichtig-
keiten des täglichen Lebens strampelt sie dazu."
Wenn der „Stadt- und Kreisbote" derart die
Welt abstempelt, hätte er treffender beginnen
müssen: „Die Welt ist ein Strampelplatz."

Hanau. Merkwürdige Anzeigen enthält die
„H. Ztg." in Nr. 44: „Alte Zahngebisse und
Alterthümer werden angekauft." Vermuthlich
meint man Zahngebisse aus der Stein- und
Bronzezeit. Daneben findet sich die Anpreisung:
„Zu Konfirmanden-Anzügen Tuche u. Buckskin,
Kammgarn- u. Cheviotstoffe,Halsbinden,Taschen-
tücher, Hemden. Unterbeinkleider, Unterröcke
für Knaben und Mädchen." Anderwärts
tragen Knaben, die konfirmirt werden, längst
keine Unterröckchen mehr.

Licgnitz. M. S. Sie haben ganz nett um-
gedichtet, was vor Ihnen viele Andere schon —
treffender und witziger gesagt haben.

Limburg a. d. Lahn. Im „Limb. Anz."
vom 20. Febr. wird erzählt: „Eine schwere Geld-
sendung, 370Centnerpreußischer Theaterstücke,
ging dieser Tage von Bremen nach Berlin
ab. . . . Hier sollen sie eingeschmolzen werden."
Wie kommt nur Bremen zu dem ungeheuren
Reichthum an Theaterstücken? Sollte der ver-
dienstvolle Dramatiker Heinrich Bulthaupt auf
seine Mitbürger so anregend wirken?

Minden. Das „Minden-Lübbecker Kreisbl."
enthält in Nr. 43 die Anzeige: „Die Verlobung
unserer jüngsten Tochter Else mit Herrn R . . .
aus Asch in Böhmen nehmen wir hiermit zurück.
I. K . . . und Frau." Aber schon zwei Tage
später, in Nr. 45 desselben Blattes, liest man:
„In der Aufregung haben wir die Verlobung
unserer Tochter mit Herrn R... aufgehoben und
bitten wir, die voraugegangene Anzeige als nichtig
zu betrachten. I. K.. und Frau." Wir gratu-
liren und hoffen, daß die Aufhebung der Ver-
lobungs-Aufhebung nicht wieder aufgehoben wird.

Nürnberg. Der „Gen.-Anz. für Nürnberg-
Fürth" vom 25. Febr. bringt die Besprechung
über ein „Intimes Theater": „Es kam ein
Schwank zur Aufführung. Die Titelrolle wurde
von Frl. M . . . ganz brillant verkörpert. Die
Civil- und Militärhosenrollen lagen ihr aus-
gezeichnet (bei der ersteren hätte sie ein klein
wenig zugeknöpfter sein dürfen)." Ein klein
wenig . . . hm! hm!

Oldenburg. Tie „Nachrichten für Stadt und
Land" melden in Nr. ^2: „Bei dem heute ab-

Berlin. H. B. Große Auf-
richtigkeit verlangt eine Aktien-
Gesellschaft, die in Nr. 105 der
„Voss. Ztg." einen „jüngeren
II. Buchhalter" sucht. „Bewerber müssen militär-
frei und aus guter Familie sein. Ausführliche
Offerten mit Lebens sauf und Angebote von
Referenzen . . ." Da wird sich mancher Bier-
freund an dem Mitbewerb betheiligen. — M. R.
Im „Kl. Journal" vom 28. Febr. wird über die
akademische Koner-Ausstellung berichtet: „Eine
kaltbeinige Nervosität stelzte steif und
bis an die Nasenspitze zugeknöpft durch die er-
staunlich leeren Säle." Und weiter unten heißt
es: „In dem farbenmauschelnden Stil des
seligen Professors Michael erhielt Koner die
ersten Anleitungen." Welch ein Pinsel — mutz
dem Feuilletonisten zur Verfügung stehen, der
seine Sprache so bilderreich gestaltet.

Düsseldorf. G. S. Auch bei Jhuen schwärmt
man für die große Brettl-Künstlerin Wette
Guilbert. Aber schön ist's nicht, wenn der
Kunstkritiker des „Gen.-Anz. für Düsseldorf und
Umgegend" der Pariser Diseuse uachsagt: „Die
ganze Skala der Empfindungen weiß sie wie
keine Ziveite zu durchlaufen." Pfui,I das thut
sie wirklich nicht!

Frankfurt a. M. In Nr. 57 der „Fr. Ztg."
liest man: „Wir befinden uns in der seltenen
Lage, einmal mit der „Deutschen Tageszeitung"
übereinzustimmen und zwar rücksichtlich der
Behandlung, welche der Minister der öffent-
lichen Arbeiten der Frage der Verlängerung
der Konzession der Großen Berliner Straßen-
bahn-Gesellschaft hat angedeihen lassen." Der
Casus macht mich lachen.

Friedeberg. Zur „Hochzeit der Königin von
Holland" sprach der „Bote aus dem Queisthale"
in seiner Nr. 12 den Wunsch aus: „Der Ehehund
möge der Königin, ihrem Hause, dem Herzog
Heinrich und nicht zuletzt dem niederländischen
Volke zu Heil und Segen gereichen." Wir wissen
von keinem Hunde, den die Königin mit in die
Ehe Nahm. Es handelt sich wohl blos um
eine Verhundsung des Textes durch den
Druckfehlerteufel.

Görlitz. M. L. Nach einem Ausschnitt aus
dem „Nieskher Vvlksfreund" (vom 26. ? Febr.)
wurde über eine Aufführung des Schwankes
„Im weißen Nößl" berichtet: „Neichen Beifall
erntete das Gewitter auf der Bühne, dargestellt
durch künstlichen Regen, verbunden mit
Graupeln." Ob der Regen auch durch Hervorruf
ausgezeichnet wurde? — E. W. Die „Nieder-
schles. Ztg." vom 21. Febr. bringt eine Schilde-
rung det in Görlitz zur Schau gestellten Daho-
mehweiber und der Hochzeitsgebrüuche bei
diesen Völkern: „Amor aber versteckt sich
hinter einem Palmenzweige und haucht den

schließenden Abiturientenexamen wurden die
Primaner B..,J..,K..,L.. und O . .
von der mündlichen Prüfung disponirt."
Das ist erfreulich, denn wenn sie indisponirt
gewesen wären, hätte man womöglich die
Prüsungsprofessoren dispensiren müssen.

Pritzwalk. „Einem geehrten Publikum von
Prodöhl und Umgegend" wurde für Sonntag,
den 4. Februar, die Einladung zu einem
„Radfahrex-Maskenball" zugesandt. Darin hieß
es: „Mitglieder des Krieger- und Gesangvereins
zahlen als Maske oder Zuschauer nur 50 Pfg.
und sind dieselben am Balltage bis Abends
6 Uhr im Vorverkauf bei Herrn B . . . zu
haben." Die Mitglieder des Krieger- und
Gesangvereins oder die 50 Pfennig?

Schwedt. Das „Schwedter Tagebl." enthält
in Nr. 50 die Anzeige:

Königliches Standesamt zu Schwedt
vom 15. bis 21. Februar.

Kaffee

offeriren wir trotz der hohen Steigerung zu
besonders günstigen Preisen.

Waarengeschäft von Th . . H . . u. Co.

Prediger- und Lindenstraßen-Ecke.

Daß ein Standesamt in der Predigerstraße
liegt, halten wir für angemessen. Daß es aber
dort Kaffee feilbietet, ist doch nicht recht. Man
sollte es den eben getrauten jungen Hausfrauen
überlassen, ihren Kaffee aus nicht amtlichen
Waarenhäusern zu beziehen.

Das Duell.

Warum Deroulede sich mit Buffet
duellirt? — Wenn einer nach Rache
dürstet und nach Reklame hungert, wird
er Hunger und Durst am besten an
einem gut gerüsteten Buffet stillen.

Lieber-Krettl.

Frühjahrs-Mode 1901.

veraniworilicher keäakleur:

5ritr Lngel in öerliii-Lbarloltendurg.
Druck iincl Verlag von ll»4ol! Morre in tierlin,
 
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