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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0218

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Sei»« 2 ' Nr. 28


,2. Juli M,


Mein Automombiel-Sieg.

Freiwillige Strafarbeit unseres ständigen Hmidstagsferien-Mitarbeiters Fritz Dntettklex.

Klein-Nu tscheferkelsdorf,
den 11. Juli d. I.

ämlich wie mein Onkel Benno den vorvorichten Sonntach
bei meinen lieben Eltern gewohnheitsmäßig unvorher-
gesehn Mittags zu Tische kam und es jungen Jänse-
braten jab, so wußte er schon damals die ganze Preisrennerliste
von Paris—Berlin auf dem Automombihl auswendig — fünfzehn
Mann hoch nach dem verschiedensten Tüpsüstem, und indem er selber
leider nur Man. blos als schwärmerischer Mothoramatöhr im Geiste
mitstaarten könnte wegen seinem hochgradigen Lungenast-Ma. Weil
ihm durch der Schnelligkeit des Dißtanzverfahrens immer gleich die
Puhste ausgeht, und mein lieber Papa dahingegen überhaupt
nichts davon wissen will, weil es ein ebenso rasender Tempopo
als auch durch Atemlosigkeit des Hinausstürzens sowie unaus-
weichliches Uebergefahrengewordensein kein Mensch dabei vor
seinem Leben sicher wäre. Was mein Onkel Benno sehr richtig
bemerkte, daß eben grade darin der Reiz von dem Authomombile
läge, indem schon Schiller mit einer Vorausahnung so schön
singte:

„Durch der Strotzen langer Zeile
Wächst es fort mit Windeseile,

Und setzt ihr niemals das Leben ein.

Nie wird euch das Leben gewonnen sein!"

Und es einen mit einer sogenannten dä-mohnischen Gewalt
hipphippnothisirte, welches sich denn auch sopfort bei mir bemerklich
machte, indem meine lieben Eltern es an den Jtalgänischen
Seen für mich zu warm hielten, weshalb ich die hiesigen ge-
mäßigten Hundstage unter dem Obhute meiner Tante Rohsalie bei
unserer alten Familienamme pfer-
leben soll. Indem dieselbe Kuh-
watz heißt und ein kleines Land-
häusgen auf einem höheren Mittel-
gebirgshügel bei dem Dorfe Klein-
Nutscheferkelsdorf bewohnt, von wo-
selbst es mit einer schiefen Ebene von
einem ziemlichen Neigungswinkel
direckt in dem Dorfteich heruntergeht,
welches ich sogleich als eine sehr ge-
eignete Terr - Rängschwierigkeit für
einem Authomombil - Wettlaufen
empfand.

Die Herstellung des Autohmombiel-
wagens „Mords" ist eine pferhält-
nißmäßig einfache, weil meine Tante
Rosalje ihren Rollstuhl zum darein
gefahrenwerden mitgenommen hat,
und bei Erhebung des Sitzkissens von
unten ein Kasten entsteht, in welchem
man so ziemlich leicht eine kleine
Kaffemaschienenspiretuslampe stellen
kann, welche man ansticht und dieses
daun die treibende Kraft oder dem
Mothoor pforstellt, indem man
dem Deckel oben wieder zuklappt
und sich auf das Sitzkisfen nieder-
lüßt.

Die Hauptsache gedoch bleibt der
Benziehugeruch, wie Onkel Benno
sagt: und hatte ich auch hier darin gleich das richtige ge-
funden, indem Tante Rosahlie immer ihre Handschuhe mit
wäscht und die ganze Flasche noch so ziemlich bis oben ran
voll war.

So kam der Sonntag Vormittag 'ran, woselbst meine Tante
Rosalige mit der Bauersfamilje in der Kirche und bis Mittagbrod
keine Störung zu befürchten ist, ich auch noch zwei Bauerjungens
'raufgeholt hatte und dadurch der Stahrt um Punkte halb öls
losgehn konnte.

Nachdem die Spiretusflamme angestochen geworden und ich
auf das Kissen fitzte, so gab der eine Junge mit den Fahnen-
schnuppftuch an der Bohnenstange das Zeichen, svohingegen der
andere den Mordswagen losließ und ihm von hinten noch einen
derben Schupps versetzte, welches die Hinuntersteigerung bis auf
einer Geschwindigkeitsflugbahn von 0,1:13 bis noch mehreren
Kilometern erhöhte.

Indem ich nun mit der Benzinslasche immerzu rechts und
links an der Seite den ganzen Weg lang spritzte, roch es bald
ganz natürlich ringsrum so, wie bei einer würklichen Automombiel-
wettfahrt, wobei ich dann ebenso mit der andern Hand auf dem
großen Blechtrichter tutete und es ebend so deutlich klang wie die
Brummfeife an den sonstigen Mohtoren.

Blos daß keiner davon aus dem Wege ging, sondern ich als
erstes Stazionshinderniß die Kühpe von einer alten Bauernsfrau
nahm, die sich dabei zum Ausruhn hingesetzt hatte und wobei die
Butter nebst Eier, welche drin waren, mittelst dem Motoorstuhl
ineinander geriethen und durch einen größeren Guß aus der
Benziehnslasche noch besonders gut vermengt wurden.

Wodurch ich natürlich nicht abgehalten wurde, daß der Auto-
mombiel immer schärfer runterfuhrwerkte und trotz dem getuteten
Nothtrüchter unterwegs noch eine Henne und fünf Küken unauf-
haltsam zur Strecke gebracht wurden.

Wohingegen es von der andern
Seite auch die höchste Zeit wurde,
daß ich genau um fünf Minuhten
nach dem Kirchthurm als Erster durch
dem Ziele und in den Dorftümpel rein-
fuhr, so daß die Entengritze nebst
Schlamm meterweit raussprützte und
ich nun als Sieger genau so aussah
wie von Paris nach Berlin. Wo dafür
es aber in die Landluft noch an dem
nöthigen Verständniß fehlt,indem gleich
mehre alte Bauerfrauen zugerannt
kamen und mir bei den Beinen aus
dem Sums langten und mir in einem
größeren Waschfaß mit schwarze Seife
steckten und sagten, ich sähe wie ein
Schwein aus.

Die ganze Höchte des Rehkordts
konnte erst nachher festgestellt werden,
wie sie den Fahrstuhl von Tante
Rosahlgen auch aus der Pfütze raus-
gebuddelt hatten, indem das Sitzkissen
von unten blos ein bischen angesengt
hatte, weil der Spiretuskocher durch
die Bewegungsschnelligkeit leider aus-
gegangen war. Hingegen ich noch eine
im Wege liegende Gänsepote überge-
fahren hatte, welche nun überhaupt
blos man noch lahm weiter watscheln
kann, und ich also wohl so ziemlich als
derMeisterschafts-Automombile von Klein-Nutscheferkelsdorf und dem
übrigen Europa dastehen werde.

Fritz Timenklex.

Für die Richtigkeit der Schreibfehler: R. S.-C.
 
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