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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0247

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2. August Ml


Nr. 3s » 5eite 7

- De Kreuzzeitung bittet mir in ihre jewohnte jemüthliche
Art, ick soll mal 'n Jedicht jejen det „jüdische Prasserthum" machen.
Det könnt' ihr so Passen, weil se sich selber keenen vernimft'jen Versch druff
machen kann, indem det bei ihr mit de Dichtung ebenso schlecht steht als mit
de Wahrheit. Aber ick Hab' keene Zeit, denn ick bin mit meinen janzen Jeiste
bei Terlinden, Exner, Schmidt, Sanden, Jebrüder Sumpf und die
janze Jaunerbande, die jauz wie Hammerstein selig immer nach det scheene
Wort handelte: „Bete und stehle." Und ick wuudre mir, daß sich de Kreuz-
zeitung noch mit andre Dinge abjiebt, wo se doch jetz die edle Uffjabe
hätte, diese Jesinuungsjenossen in ihrem Leid uffzurichten und uff bessre Zeiten
zu vertrösten, wo der Rummel versessen sein wird, und wo man sich wieder
durch fromme Stiftungen in anjeuehmen Leumund bringen und sich uff'u wohlerworbenes
Ordenskisseu samft betten kann. Statt deß schreit uu die olle Madame jejen mir los. Ick, der
Nunue, Hab' et aber immer jesagt: Een Orjau, det so brüllt, muß ja immer miserablichter wer'u.

Sammetgewande recht gut präsentirte." Diese
Kritik hat sicher ein Schneider geschrieben.

Tiflis« In Nr. 170 der „St. Petersburger Ztg."
wird der preußischen Staatsbahilverwaltnng
nachgesagt: „Auch gestattet sie die Benutzung der
Schnellzüge und 25 Kilogramm Freigebäck."
In Rußland hat man merkwürdige Begriffe
von dem Appetit der preußischen Fahrgäste.

Lied der Lankdirektorm.

Lins, -wki, rlrri
kommt -ur Lank herbei,
kauft Oopirre knr viel Geld
Von uul'rer Lank, juchhei.

Lins, -mei, drei.

Bergzabern. In Nr. 121

des„Südpfälzischen Wochenbl."
wird unter „Dienstnachrichteil"
verbreitet: „Nechtspraktikant
V..., Hilfsarbeiter bei der Angelnng des
Grundbuchs in Bergzabern, wurde zum Amts-
anwalt beim Amtsgericht Landau mit gleichzeitiger
llebertragnng der Geschäfts der Amtsanwalt-
schaft beim Amtsgerichte Annweiler." Der Herr
Nechtspraktikant „wurde zum" Amtsanwalt
selbstverständlich auf dem Wege der Ernennung.
Da er Hilfsarbeiter bei der Angelnng eines
Grundbuchs war, hat er sich wohl beim Heraus-
fischen des vermnthlich ins Wasser gerathenen
Grundbuchs besonders verdient gemacht.

Berlin. A. W. und viele Andere. „Ein
furchtbares Unwetter" im fränkischen Jura
schildert der „Lokal-Anz." vom 23. Juli: „Die
Einwohner mußten mit den Hausth Liren
die Dachböden anfsnchen." Es wäre doch
bequemer gewesen, wenn die Einwohner die
Thüren an Ort und Stelle gelassen hätten. So
war es nur eine unnütze Thürguälerei.

Essen. „Rheinisch-Westfälische Zei-
tung." Vesten Dank für Abdruck des Gedichtes
„Siegesfeier" aus unserer letzten Nummer; es
freut uns, daß die darin ausgesprochenen
Gedanken zur Kenntniß Ihres sonst nicht ver-
wöhnten Leserkreises kamen. Das Nachdrucks-
honorar, das wir hiermit vonJhnen fordern, wer-
den wir einem wohlthätigen Zwecke überweisen.

Frankfurt a. M. Die „Volksstimme" ent-
hält in Nr. 161 die Anzeige: „Verein für
Hanshaltungss ch u l e n. Unterricht iin Kochen,
Nähen, Bügeln — Schulgeld 1 M. monatlich —
Altstadtschule Gr. Sandgasse 12, Nordendschule
Feststraße 21 behandelt Unterleibs-, rhcnm.,
Magen-, Nervenleiden, Asthma, Flechten, Skrv-
phnlose, Bleichsucht. Fettleibigkeit, veralt. Haut-
krankheiten. Wer an den Folgen jugendlicher
Verirrung leidet, findet sicher und schnell Hilfe.
Vorzügl. Heilerfolge. 18jähr. Praxis, viele
Danksagungen." Der Verein für Haushal-
tungsschnlen sollte trotz der vielen Dank-
sagungen seine Thätigkeit nicht so schrecklich
weit allsdehnen und die Behandlung der auf-
gezählten Krankheiteil doch lieber den Aerzten
überlassen.

Göttingen. Als „Vermischtes" band der
„Gött. Anz." vom 15. Juli seineil Lesern die
Nachricht ans: „Joseph Joachim, einer der
bedeutendsten Geiger und Komponisten, ist
heute vor 70 Jahren in Kittsen in Ungarn
gestorben." Wenn das Professor Joachim liest,
wird er sich vor Lachen die Saiten halten.

Hildesheim. Als „Auszeichnung" meldet die
„Hildesheimsche Ztg." vom 9. Juli: „Dem Land-
gerichtspräsidenten, Gemeinen Oberjustizrath

C .., wurde der Rothe
^ Adlerorden 2. Klasse

mit Eichenlaub ver-
liehen." Dieser gemeine Scherz des Drncker-
kvbolds scheint einem geheimen Neidgefühl ent-
sprungen zu sein.

Königsberg. Recht gemischt sind die „Fami-
liennachrichten",wie sie die „Königsb.Hartungsche
Ztg." vom 19. Juli veröffentlicht:

Familiennachrichten.

Statt jeder besonderen Meldung.

Die glückliche Geburt eines kräftigen Mädchens
zeigen hocherfreut an Benno M . . . und Frau.

Königsberger Thiergarten.

Ein Zebra-Hengst geboren.

Noch gut, daß die Rangordnung wenigstens
inne gehalten worden ist.

Nürnberg. „Alis Fürth und Umgebung"
berichtet die „Nordbaherische Ztg." in Nr. 160:
„Absolutorialprüfnngen. Sämmtliche (12) Abitu-
rienten des tgl. Humorist. Ghmnasiums
haben das Absolntvrinm bestanden." Wenn
inan doch auch in Preußen mehr Sinn für
Humor hätte nud solche humoristische Ghm-
liasien einrichtete!

Sensburg. L. L. Das Muster einer Theatcr-
rezension bringt das „Sensbnrger Kreisblatt" in
Nr. 57. Sie enthält die folgenden Stellen: „Am
Freitag, den 12. Juli er. ging das Schauspiel
„Philippille Welser" von Oskar von Redwitz hier
in Szene. Die Titelrolle wurde durch Frl.
Margarethe Lentz dargestellt, die übrigens —
wie das Gerücht besagte — keine Sens-
bnrgerin ist. Sie spielte ihre Nolle vorzüglich
lind können wir uns die Geliebte und späterhin
die Gattin des Erzherzogs Ferdinand kaum
schöner vorgestellt denken. Ihr Negligee war
zwar nicht ganz der Zeit entsprechend, doch zeigte
sie durch ihre Kostümirung in späteren
Akten, daß sie ihrer Aufgabe voll und ganz
gewachsen war. Ueberhaupt müssen wir be-
merkeil, daß die Kostüme zu diesem Stücke
allster ordentlich historisch gewählt waren.
Die reichen Sammetanzüge, die altdeutschen
Trachten mit ihren Puffärmeln und Schlitzen
fielen recht angenehm ins Auge, zumal die Dar-
steller wiederholt ihr Kostüm wechselten ... Der
römische König Ferdinand und spätere Kaiser
wurde durch Herrn Paul Eichmann sehr gut
verkörpert. Wir heben das schöne Kostüm
(Scharlachmaniel mit Hermelinstreifen) besonders
hervor. Im klebrigen machte er sich sehr prächtig
auf dem Kaiserthrone, der recht historisch dar-
gestellt war. Des Erzherzogs Page Ladislaus
wurde vorzüglich durch Lottchen Mühlberger
verkörpert; nur hätten wir gewünscht, daß sie
bei ihrer Aufführung nicht Damenringe getragen
hätte. Die verwittwete Schwester der Frau
Welser wurde durch Frau Herzberg (Emmh
Berger) dargestellt, die sich in ihrem schwarzen

!

versnllvorilicher Ueäakieur: ?rit7. kngel in öerlin lv. 62.
Druck unä Verlag von IluäoN Masse in öerlin.

Lins, -mri, drei
An ürr Lank uorkri!

Wchgelchrri!! Dann grohrr krach!!!
Kapirre Kuli! L weih!

Lins, -mri, ürri

War's mit drr Lank uarkri. ^ „

Unter Aktionären.

I.: Was, Sie gehen diesen Sommer nicht
nach Ostende?

8.: Leider nicht! Ich kann bei meinem
Danueubaum auf keinen grünen Zweig
kommen.

^)er Zäager.

priori ist cter Törie Deisler,

Ois !sbt in seiner bierici,

In slier blsrrsri käncler reist er,
Oock selten sri cisn Ooneustrencl.
 
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