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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0250

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Seite 2 * Nr. 32


9. Augustz (90 (

'R.in in äen fristen fröklicken Zollkrieg!

VmMkigk Siejes - Fankare, jeschmettert von Kurt Freiherrn von SchnaLLrigdhun.

chwertjerasre!, Schiläerprall,
Küffelhorn-Jetute!

'Kaus mal, Kerreis, aus clen Stall
Meine Mgelrlute!
heiioh, Lanäwirthsbunä-Lriumph!

Krämer aut äie Kelle-

Zanze Klare in äen Sumpf
Keinjelejt mit Stiel unä Stumpf!

Hoch äie doden Zölle!

Dieäersturm von ?elsenburg —

Mit jetallte Landen
hanäelsjobbers äurch un äurch
lllljepiekt wie lllanzen! —
„Tageszeitung" jut jedrüllt,

Dass äie Kalken platten;

Kläffer janz iamos jeärillt,

Kacken Mob in lllaäen wilä —
heulen, beissen, kratzen!

^s natürlich nich jenung,

Mas bewilligt Möller-

Mos so „zur Ermunterung",

Später Kommt es äöller!
hat von „heue Meje jedn"

Kürzlich anjekangen ....

Soll auf unsere Spur hübsch sehn,

Sich nach unserm lllinäe ärehn,

Sonst wirä er jejangen!

^anze olle Inäurtrie

Kann mir Kuckel kriechen —
Donnerwetter Karaplll!

Soll jetzt Kulver riechen!

Kroäuzirt blos faulen Ouark:

Kianinos, Joppen,

Leäertaschen — fein un stark-

?ehlt an Umsatz mal paar Mark,

Sitzt sie auf äem Kröppen!

(Denn erst Zrunäbesitz auf Strümp,

Hilst aus Noch äem Staate:

Mir verbrauchen selbst (auf Kump)
Nile Fabrikate! —

Ueberhaupt: wozu Oxport —?!

Macht ja nischt wie Kosten;

Schon Uerpackung — reiner Morä!

Lasst äie Sachen äoch am Ort,

Spart ihr hübschen Kosten! —

Unä wenn Nuslanä Zollkrieg will,
^ar nischt äran jelejen!

Lauern wir mit Möllern still
Dicht an „Neuen Mejen";

?Iott an ^renzpfahl Kusch jekleppt
Mie in Kitterzeiten;

?remäen Zeläsack abjeknöppt,
Maarenballen Schloss jeschleppt . . .
h eil 'jes Stehjreitreiten!

Koggen-, (beizen-, Zerste-Kreis
Muss in Himmel wachsen;

^leäer Droppen Kllnäler-Schweiss
^jolä werth — ohne laxen! —
immer in äie llanke Sporn

Kusslanä, Oesterreich-Ungern;
Schlagbaum hinten, Schlagbaum vorn:
Mer nicht vaterlänä'sches Korn
Zahlen kann, soll hungern!

Klebs natürlich Muthjekreisch,

Schimpft auf uns Rjrarier,

Meil vertheuert bischen lleisch-

Merä't äoch Uejetarier!
Muss ja jraäe Köbel nicht
Immer Kralen schnüffeln;

Setzt blos Hängebauch un ^icht —!
Meil jesunäeres Gericht:

„Hering un Kantüffeln"! —

^unge, bring' mal frischen Sekt —

Doch nicht nöth'je Schwere!

Un äenn „Uppmann" anjesteckt —
Stück ärei Mark — auf llehre! —
Siejesjungfrau weiss wie Schnee

'Kanjeschleppt zu leier-

Unä zuletzt an Möller — äh! —

§1 euerbettelb.rief in lstöh'

Doch von ein paar Dreier!


Im Laboratorium eines großen Forschers-

sicher medizinischer Mitarbeiter schreibt uns:

Die sensationelle Erklärung Kochs auf dem Vakteriologen-
Kongreß in London bewog mich, den berühmten Gelehrten sofort
nach seiner Rückkehr aufzusnchen. Ich traf ihn beim Frühstück
im Laboratorium.

„Ihre neue Entdeckung, Herr Professor," betheuerte ich, „ist
geeignet, alle hygienischen Maßregeln des Staates über den Hansen
zu werfen. Sind Sie in der That fest davon überzeugt, daß die
Rindertnberknlose für den Menschen nicht ansteckend sei?"

Er: Das behauptete ich vor einigen Wochen in London.

Ich: llnd Sie haben gewiß die allertriftigsten Gründe?
Nachdem Sie zehn Jahre lang für das Gegentheil eingetreten sind,
kann Ihre neue Ansicht doch nur aus den umfassendsten Erfah-
rungen entstanden sein.

Er: So ist es. Ich gebe meine Erklärungen stets mit der
größten Vorsicht ab. Darum erwarte ich auch, daß man sie für
desto zuverlässiger halte.

Ich: Alle Welt klammert sich daran! lind doch ist es merk-
würdig, daß Männer wie Virchow und viele andere namhafte
Forscher behaupten, die Uebertragbarkeit der Rindertnberknlose
auf den Menschen sei keineswegs ausgeschlossen.

Er: Ich gebe Virchow vollkommen recht.

Ich : Wie? Nachdem Sie vor einigen Wochen in London-?

Er: Vor einigen Wochen! Das war im Juli! Jetzt schreiben
wir August. Ich bin null wieder der entgegengesetzten Ueber-
zeugnng, als ich sie damals verkündete.

Ich: Aber Herr Professor, wissenschaftliche Ueberzengnngen
wechselt man doch nicht alle vier Wochen wie Handschuhe und
Kravatten.

Er: Vier Wochen! Das wäre auch viel zu lange. Nachdem
ich zehn Jahre lang ein voll mir ausgestelltes Dogma festgehaltcn
habe, bin ich zu der unerschütterlichen Ansicht gekommen, daß man
mindestens alle acht Tage eine andere These aufstellen und der
Welt enthüllen müsse. Ich beschäftige mich eben mit einer neuen.

Ich: Darf man wissen? Ich möchte sie gern meiner Zeitung
als frischeste Sensation melden.

Er: Das wird Ihnen kaum gelingen. Denn ehe Sie meinen
letzten unverrückbaren Standpunkt Ihren Lesern entwickeln können,
werde ich sicher scholl einen neuen einnehmen, der durch telephonische
Vermittelung Ihre schriftliche Darlegung überholt.

Und so mußte ich unverrichteter Sache fortgehen. S. Mg.
 
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