Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0279

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
30. August jsiOis

Nr. 35 t3eite 7


Da schreist: sich nu die jeehrten Zeitjenosseu — von den obersten
Zonen-Erzengel bis runter zn den Eisenbahnstnatsseckelteer — die
Kehle wund iber die richtigste Personentarifreforination, nn ick verhalle
niit meine Weisheit wie die Stimme des Einsiedlers in de Wuhlhaide!
Del einzig Richtige is doch: jeder deitsche Mensch kriegt bei seine Jebnrt
een Fahrscheinheft von meinswegen so und so ville Kilometers ansjehändigt,
wvfor ihm der Betrag nach un nach einfach bei seine Stenernachlüsse in
Abzug jebracht wird. Was eener denn nich abfährt, des kann er kivarta-
liter abdrinken, indein es doch jeden seine Sache is, ob er lieber einen
Luxus-Zug dhut oder in einen drinsitzt! — Aber ick Hab' et ja immer
jesagt: wenn eine jnte Nejiernng ihre thenren Unterthanen schlechter
fahren läßt wie billig is, denn liest eben dadrin eine jewisse Fahrlässigkeit!

^ X» -X» ><» XX» XX» X'» ^x» X» XX»

Donnerstag, den 15. d.
Ptts. statt. Bemerken
hierzu, vaß die Haupt-
sache das Feuerwerk ist. Um rege Betheili-
guug bitten St, Kapellmeister. D .. ., Pyro-
techniker." Hoffentlich beeinträchtigt die Musik
durch ihr Geräusch das Feuerwerk nicht!

Ibbenbüren. Das „Tecklenburger Kreisbl."
vom 1. August erörterte die Frage: „Wer gehört
zur Pflichtfeuerwehr?" und mahnt u. a. die
Mitbürger des Oertcheus, „sich ihrer Pflicht nicht
zu eutzieheip da eine Versäumnis; der Hebung
wie auch das Erscheinen bei einem
Brande Geldstrafe nach sich zieht." Die Ein-
wohner Ibbenbürens werden doch aber kaum
an den Rettungsarbeiten theilnehmen können,
wenn sie durch Androhung von Geldstrafen bei
Bränden ferngehalten werden.

Kiel. Für „die Verbesserung der Landwege"
werden in der „Kieler Ztg." vom 8. August
Vorschläge gemacht, die aber sonderbar ein-
geleitet werden: „Wer häufiger Touren aufs
Land hinaus macht, wird wohl schon oft den
Mangel an wirklich guten Landstraßen ent-
behrt haben." Dann kann doch auch kein
Plangel an guten Landstraßen vorhanden sein.

Königsberg. In der „Allensteiner Ztg." vom
31. Juli wurde ein „Großes Militürkonzert der
151er" für „Donnerstag, den 1. August 1991"
angezeigt. Man wird gut thun, diese Anzeige
später noch einmal zu wiederholen, sonst geräth
sie inzwischen in Vergessenheit.

Königsee. Der „Anzeiger für Mittelthürin-gen"
giebt im redaktionellen Theil der Nummer vom
3. August bekannt: „Der hiesige Bienenzüchter-
Verein besucht in corpore:'; am nächsten Mon-
tag die bienenwirllffchaftliche Ausstellung in
Erfurt." Die Körperschaft deS Königseeer
Bienenzüchtervereins ist sicher nicht so iniß-
gesormt wie das verunglückte Fremdwort, dessen
sich die Redaktion dafür bedient.

Lübeck. Nach einem Ausschnitt aus den „Lüb.
Nachrichten" vom (18. ?) August brachten diese
folgende höchst korrekte Meldung : „Graf Walder-
see sährt heule nach Neverstvrf, aber nicht
über Lübeck, wie unserem Berichterstatter auf
eingezogene Erkundigungen mitgetheilt wurde,
sondern über Hamburg-Neumünster. Wenn
diese Auskunft richtig ist, und daran ist
wohl nicht zu zweifeln, daun bestätigt sich die
anderweitige Meldung, daß Graf Waldersee
heute über Lübeck kommen und hier mehr-
stündigen Aufenthalt nehmen werde, nicht."
Wenn diese Meldung richtig, dann ist jede ent-
gegengesetzte Meldung falsch. Das steht zweifel-
los unzweifelhaft fest.

Mainz. Ein Gefecht gegen die Ehinesen bei
Lingschou schildert der „Mainzer Anzeiger" vom
5. August und fügt hinzu: „Es war diese
Episode die erste, daß Deutsche und Franzosen
gemeinsam eine kleine Auktion unternehmen
konnten." Anscheinend wurden nach glücklichem
Abschluß des Gefechtes die erbeuteten Zöpfe

Berlin. P. Bn., Prenz-
lauerstr. Durch diese „Ober-
und Unterleitung" läßt sich
keine Verbindung mit dem
Ulk Herstellen. — I. Tr. Im „Lok.-Anz." vom
18. d. Pt. wurde angekündigt: „Herr sucht zwei-
fenstrig gut möblirtes Ballonzimmer." Noch
werden ans Luftschiffen möblirte Zimmer nicht
vermiethet, hoffentlich bedarf es nur der An-
regung, um diese Einrichtung ins Leben zu
rufen. Es würde der Wohnungsnot!) einiger-
maßen abhelfen.

Breslau. Ein Ansschnitt aus der „Schles.
Ztg." bringt die Nachricht: „Wie uns aus Oels
gemeldet wird, erwartet man daselbst zum
November den Besuch des Kronprinzen und
seiner älteren Brüder." Wir glauben das
nicht, denn in Oels ist man ohne Zweifel besser
unterrichtet als die „Schles. Ztg.", die wieder
einmal Unsinn faselt.

Dessau. L. F. Nach einem Ausschnitt aus
Nr. 193 des „Anhalt. Staatsanzeigers" wurde
diesem aus Wien berichtet: „Der ehemalige
galizische Schullehrer und Erfinder Sczepanik
hat einen kugelfesten Panzer erfunden; er führte
ihn gestern geladenen Güsten vor." Sollten
diese etwa gegen den Panzer abgeschossen wer-
den? Dann würde Sczepanik panikartige
Verwirrung augerichtet haben.

Eisenach. Sie sind hungrig nach Lesestoff?
Wir empfehlen Ihnen „Tantalus", — nicht
den anliken, der nach Obst nnd Wasser schmachtet,
sondern einen modernen, dem die Frauen
Tantalusqualen bereiten. Alfred Fried mann,
der unermüdliche, hat ihn geschildert, und in
Kürschners Bücherschatz (Berlin, Hermann Hilger)
ist sein Roman mit Illustrationen und dem
Porträt und der Selbstbiographie des Verfassers
erschienen.

(Hlriwitz. Ter „Oberschles. Wanderer" brachte
in der Stummer vom 18. August eineu Aufsatz
„Oberschlesische Streifzüge" von Albert Herling.
Darin heißt es: „Von Tost aus führt eine gut
gehaltene Landstraße nach Peiskretscham. Vor-
her rasten wir in Kl.-Patschin unter den schat-
tigen Bäumen nahe am bescheidenen Gasthause.
Hinter uns befindet sich ein großer Kunstteich,
der die Patschiner Mühle nebenan treibt. Wir
sind hier an der Geburtsstütte von Eichendorffs
berühmtem Liede:

„In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad." — —

Unseres Wissens hat Eichendvrff jenes Lied im
Jahre 1832 vor der Thalmühle bei Zoppvt
gedichtet. Oder ging dem Verfasser ein anderes
Mühlrad im Kopf herum?

Halle. O. B. Mit bestein Dank abgelehnt.

Heilsberg. In Nr. 85 der „Warmia", Ztg.
sür das ermlündische Volk, liest man: „Das
angeküudigte Konzert findet bestimmt am nächsten

Der Kowäy.

strack einem Entwurf
für clen l^eickstag.

lleraiNevoril. Ilccl.ikteur: >. v. 8>gmar Mehring, Lerliii.
Druck und Verlag von lluäoll Mosse m Lerliu.

u. s. w. Von Deutschen und Franzosen gemein-
schaftlich verauktionirt.

Marklisia. Wie das „Landauer Tagebl." vom
1. August versichert, „sind die im vorigen
Sommer in der deutschen Gesandtschaft ^ in
Peking von den Buren eingeschlossen gewesenen
Mannschaften des Detachements des Oberleut-
nants Grafen von Soden sämmtlich zu Unter-
offizieren befördert worden." Die Buren ver-
blüffen ja häufig durch ihr unvermuthetes Auf-
treten an den entlegensten Kampfplätzen. Daß
sie aber gar Peking belagert hätten, halten wir
für eine Tartarennachricht.

Paris. Die Julinummer (86) der Zeitschrift
„I-'Iiuropo Uouvctlc" giebt auf der Vorderseite
ein Bitd aus dem Ulk (vom 21. Juni, Seite 8)
„Phramus uud Thisbe" im vergrößerten Maßstabe
wieder und fügt zur Unterschrift (einem Citat
aus dem „Sommernachtstraum") erklärend hinzu :

„Iw Kong'L llstuic nuit ll'ctc, Lcllillcr."

Es Hütte auch genügt, anzugeben, daß „Iw. Sons«
llffuic unit ll'ctc" weder von Sardvu, noch von
Nostand stammt. Wer von nichtfranzösischen
Dichtern daS Stück gemacht hat, ist unter
Parisern ganz egal.

Schalke. I. Dg. Das dort gastirende „Kölner
Operetten-Ensemble" kündigte für den 23. August
au: „Ptadam saug schön. 1? all::na zur Zlmllunc
8UU8 86nö. Posse mit Gesang und Tanz in
3 Akten." Alan darf diese Ankündigungen
nicht so pclluuctisch aufnehmen.

Tilsit. Die „Tits. Allgemeine Ztg." berichtete
in der Nummer vom 15. August: „Die Beseiti-
gung der belgischen Spielhöllen ist zu erwarten.
Stuf Antrag deS Staatsausschusses ließ die bel-
gische Negierung die Erklärnng abgeben, der
Stadt Odessa 5 und der Stadt Spaa 3 Milt.
Frcs. Entschädigung zu bewilligen." Es ist
anständig von dem Badeort Ostende, daß er
auf die Entschädigung sür einen so unmoralischen
Gewinn verzichtet. Wie kommt aber Odessa zu
solchen Ansprüchen?

K^^»Kx»-x»Kx»Zx»>-,^x»rx»2x»?x»Kx»Kx*xx»^»>»>-»>x»>x»
 
Annotationen