H. Oktober OO
Nr. HO » Seite ?
Ick for meine Person nehm' jewiß doch keen Feijenblatt vor'n
Mund, Ivenn ick was zu sagen habe. Aber Wat de Socis in Lübeck
.for'n Ton sejeneinander anjeschlagen haben, det hat nur selber janz tonlos
jemacht. Janz besonders die Daincns, die Luxembnrg nnd die Zettkin,
haben Jrvbheiten zn hören jekriegt, daß ick nur sage, daß det in de alte
Jeseltschaftsvrnnng zwischen Mann nnd Fran höchstens vorkouunt, wenn se
verheirath' sind. Nnd denn is et ooch noch immer der weibliche Theil, der
sich so'ne Freiheiten jestattet. Wenn nu der jroße Kladdradatsch doch noch
kommt, denn kennen sich nnse Frann nnd Jungfraun ja jratuliren. Dann
wer'n de juten Dinger 'n Leben ivie in de Kantschurei haben und nach det
Sprichwort: „Int Ding will Keile haben" jradezu de Prüjeljungsrau'n der
neien Ornnng werden und den Hau-Zukunftsstaat zu alle Deibel winschen. Ick, der
Nnnne, Hab' et aber immer jesagt: Wo man singert, laß' dir niemals nieder, det sind
ooch man so'ne faulen Brieder.
wähnten." Was für
ein gelehrtes Hnhn
muß darunter gewesen
sein, wenn sich unter dein Hühnervolk eine
solche immerhin philosophische Weltanschauung
verbreiten konnte.
Mannheim. Dr. W. Wir glossiren nur, was
uns gedruckt vorgelegt wird.
Meiningen. Das „M. Tagebl." erzählt in
Nr. 191: „Der Verein für Sachsen-Meiningische
Geschichte und Landeskunde hielt am Donners-
tag seine Jahresversammlung in Liebenstein ab.
Ter Vorsitzende, Herr Archidiakonus Tr. H ...,
begrüßte die Versammlung in dem an land-
w irthsch östlichen Schönheiten und historischen
Denkwürdigkeiten reichen Orte." Die „land-
wirthschaftlichen" Schönheiten Liebensteins er-
erblickte der Festredner wahrscheinlich in einer
Anzahl schöner Agrarierfranen.
Naumburg. Ein bischen spät, in der Nummer
vom 7. Septbr., veröffentlicht das „N. Kreisbl."
das vom Prinzen Tschun übergebene Hand-
schreiben des Kaisers von China. Es soll darin
die Stelle Vorkommen: „Weiterhin haben wir
die kaiserlichen Prinzen Tschun und Theifong
an der Spitze einer Sondergesandtschafe nach
Deutschland entsandt mit diesem unserem Hand-
schreiben." Dieses Chine-
sendeutsch erscheint uns
nicht ganz glaubhaft, zu-
mal die Prinzenbegleiter
sich durchaus nicht bei
ihrer Kotau-Weigerung
als geduldige Schafe er-
wiesen haben.
Neustadt. Aus Zabrze
meldet die „Neust. Ztg."
vom 4. Septbr.: „Als in
der Wohnung des Haus-
besitzers K. die alten
Dielen aufgebrochen
wurden, fanden die Ar-
beiter in der Dichtungs-
asche gebettet einen Beu-
tel mit 4,80 Mark in
Thaler st ü ck en." Wenn
die Finder sich nicht
verzählt haben, so wer-
den es wohl nicht Thaler-
stücke, sondern Stücke
von Thalern gewesen
sein.
Oppeltt. In Nr. 213
der „Opp. Nachrichten"
wird eine „Damen-
färberei und chemische
Waschanstalt" angeprie-
sen." Lassen sich die
Damen in Oppeln noch
mehr als das Haar
färben?
Berlin. I. Eine Anzeige
in Nr. 51 der „Deutschen Hut-
macherztg." lautet: „Ein tüch-
tiger, erfahrener Werkmeister
wird für eine Wotlhutfabrik, weich und steif,
gesucht" Weich gegen den Chef, steif gegen
seine Untergebenen? Das wäre ein sauberer
Filz. — L. In seltsamem Deutsch preist nach
einem Ausschnitt aus Nr. 38 der „Woche" ein
Fabrikant seine Patentmatratze an: „Stimme
aus dein Publikum! Auf einer Besuchsreise
schlief ich bei meiner Cousine in einem Bett,
das eine Patentsprungfedermatratze hatte. Da
dieselbe selten elastisch war, ging ich zu einem
hiesigen Fabrikanten, beschrieb sie, so gut ich's
vermochte, und bat, mir eine solche zu besorgen."
Der Fabrikant sollte Stimmen aus dem Publikum
sammeln, die sein Lob geschickter und moralischer
austrompeten. — C. R. Im „Lok.-Anz." vom
22. Septbr. wird angcpriesen: „Liebhaber für
junge, edele Jagdhunde verkauft H . .. Besich-
tigung 1—8 Uhr. G . .. str. 34." Hundelieb-
haber sind doch sozusagen auch Menschen und
daher kein Verkaussobjekt. — Oberprimaner
M. A. Nicht druckreif. — Al., Krummstr. Wir
verbergen das „Geheimniß" in den tiefsten
Gründen des Papierkorbs. — M. A. Dankend
abgelehnt. — W. L. Gleichfalls! — st Die
„Kreuzztg." bringt in ihrer Nummer vom
28. Septbr. die Fortsetzung eines Aufsatzes mit
der Ueberschrift: „Chinesische Räuber. (Schilde-
rungen eines Betheiligten.)" Es ist immer-
hin stannenswerth, wie weit die Verbindungen
der „Kreuzzeitung" reichen. Sogar chinesische
Räuber wirbt sie zu Milarbeitern. — H. Die
„Morgenpost" meldete in der Nummer vom
27. Septbr.: „Im kgl. Sauspielhanse wird
heute Nicolai Gogols Lustspiel „Der Revisor"
gegeben." Der Revisor sollte einmal den Text
der Morgenpostnachrichten revidiren.
Bredstedt. Die „Nordfriesische'Rundschau"
vom 14. Septbr. berichtet: „Durch die vereinten
Bemühungen der Gendarmen wurden die beiden
Handwerksburschen, die gestern im Chausseehause
einen Einbruchsdiebstahl ausführten, bereits in
der Dämmerung verhaftet. Der gestohlene Anzug
war uuverzehrt." Selbst wenn die Hand-
werksburschen noch so hungrig waren, hätten
sie den Anzug doch Wohl nicht aufgegessen.
Magdeburg. Einer Novellette aus den« Ita-
lienischen, die das Unterhaltungsblatt der „Hal-
berstädter Ztg." in Nr. 207 veröffentlicht, ent-
stammt folgende Schilderung: „Ein buntes
Chaos oft unerkennbarer Gegenstände trieb
stromabwärts: zerbrochener Hausrath, Kleider,
Möbelstücke, Balken, ja sogar ein Käfig, worin
etliche Hühner wie rasend hin- und herflatterten
und sicherlich das Ende der Welt gekommen
Ratibor. Die Preisliste eines Lütticher Waffen-
fabrikanten für das Jahr 1901 enthält u. a. die
Erklärung: „Meine Preisse sind so billig, daß
ich nur mit guten Hunden die kein Credit
verlangen arbeiten will." Wie mag der Fabri-
kant nur so ans den Hund gekommen sein?
Sagau. Ans dem „Orient" meldet das „Sag.
Wochenbl." vom 5. Septbr.: „Der Sultan Abdul
Hamid II. hat am Sonnabend voriger Woche
sein 25jähriges Negierungsjubiläum gefeiert.
Sehr fröhlich gestaltete sich diese Feier nicht,
bedrücken den Beherrscher der Gläubiger
außer den zahlreichen alltäglichen Sorgen
gegenwärtig doch noch ganz besondere Bekümmer-
nisse wegen des Konflikts mit Frankreich." Der
Sultan wäre weniger traurig gewesen, wenn er
wirklich Beherrscher seiner Gläubiger wäre!
StallUpönen. Die „Ostdeutschen Grenzboten"
bringen in der Nummer vom 10. Septbr. einen
Nekrolog zu Miguels Tod mit dem wohlgelun-
genen Bilde und der Unterschrift unseres
Meisters Menzel. Miguel hat zwar sehr oft
Farbe gewechselt, sonst aber keine intimeren
Beziehungen zur Malerei gehabt. Wie konnte
man ihn in StalluPönen so verkennen!
Tilsit. Ein Ausschnitt ans Nr. 217 der „Tilß
Allgem. Ztg." enthält die Anzeige: „Den geehrten
Herrschaften von Tilsit und Umgegend die er-
gebene Anzeige, daß ich mit heutigem Tage die
Restauration neu eröffne, und zwar mit an-
ständiger Damenbedienung. Dieselbe ist neu
renovirt, ueu möblirt und aufs Beste ein-
gerichtet." Die neu renovirte Damenbediennng
wird hoffentlich nichts von der Tünche merken
lassen.
Prinz Lschun
verlieh an zwei Sekundaner Ordensaus--
zeichnungen. Der Prinz weiß eben, daß
chinesische Orden bei uns nicht für prima
gelten.
beranlcvorllicherlleäakteur: Tril? Kugel in Lerlin lb. t»2.
Druck unä llerlag von Ilnäoll Masse in Üerlin.
Wie Malkgsng Heine
auf dem lo^ialdeiiioliriitischeii DLirtritage kür den
anständigen Tau sorgte.
Nr. HO » Seite ?
Ick for meine Person nehm' jewiß doch keen Feijenblatt vor'n
Mund, Ivenn ick was zu sagen habe. Aber Wat de Socis in Lübeck
.for'n Ton sejeneinander anjeschlagen haben, det hat nur selber janz tonlos
jemacht. Janz besonders die Daincns, die Luxembnrg nnd die Zettkin,
haben Jrvbheiten zn hören jekriegt, daß ick nur sage, daß det in de alte
Jeseltschaftsvrnnng zwischen Mann nnd Fran höchstens vorkouunt, wenn se
verheirath' sind. Nnd denn is et ooch noch immer der weibliche Theil, der
sich so'ne Freiheiten jestattet. Wenn nu der jroße Kladdradatsch doch noch
kommt, denn kennen sich nnse Frann nnd Jungfraun ja jratuliren. Dann
wer'n de juten Dinger 'n Leben ivie in de Kantschurei haben und nach det
Sprichwort: „Int Ding will Keile haben" jradezu de Prüjeljungsrau'n der
neien Ornnng werden und den Hau-Zukunftsstaat zu alle Deibel winschen. Ick, der
Nnnne, Hab' et aber immer jesagt: Wo man singert, laß' dir niemals nieder, det sind
ooch man so'ne faulen Brieder.
wähnten." Was für
ein gelehrtes Hnhn
muß darunter gewesen
sein, wenn sich unter dein Hühnervolk eine
solche immerhin philosophische Weltanschauung
verbreiten konnte.
Mannheim. Dr. W. Wir glossiren nur, was
uns gedruckt vorgelegt wird.
Meiningen. Das „M. Tagebl." erzählt in
Nr. 191: „Der Verein für Sachsen-Meiningische
Geschichte und Landeskunde hielt am Donners-
tag seine Jahresversammlung in Liebenstein ab.
Ter Vorsitzende, Herr Archidiakonus Tr. H ...,
begrüßte die Versammlung in dem an land-
w irthsch östlichen Schönheiten und historischen
Denkwürdigkeiten reichen Orte." Die „land-
wirthschaftlichen" Schönheiten Liebensteins er-
erblickte der Festredner wahrscheinlich in einer
Anzahl schöner Agrarierfranen.
Naumburg. Ein bischen spät, in der Nummer
vom 7. Septbr., veröffentlicht das „N. Kreisbl."
das vom Prinzen Tschun übergebene Hand-
schreiben des Kaisers von China. Es soll darin
die Stelle Vorkommen: „Weiterhin haben wir
die kaiserlichen Prinzen Tschun und Theifong
an der Spitze einer Sondergesandtschafe nach
Deutschland entsandt mit diesem unserem Hand-
schreiben." Dieses Chine-
sendeutsch erscheint uns
nicht ganz glaubhaft, zu-
mal die Prinzenbegleiter
sich durchaus nicht bei
ihrer Kotau-Weigerung
als geduldige Schafe er-
wiesen haben.
Neustadt. Aus Zabrze
meldet die „Neust. Ztg."
vom 4. Septbr.: „Als in
der Wohnung des Haus-
besitzers K. die alten
Dielen aufgebrochen
wurden, fanden die Ar-
beiter in der Dichtungs-
asche gebettet einen Beu-
tel mit 4,80 Mark in
Thaler st ü ck en." Wenn
die Finder sich nicht
verzählt haben, so wer-
den es wohl nicht Thaler-
stücke, sondern Stücke
von Thalern gewesen
sein.
Oppeltt. In Nr. 213
der „Opp. Nachrichten"
wird eine „Damen-
färberei und chemische
Waschanstalt" angeprie-
sen." Lassen sich die
Damen in Oppeln noch
mehr als das Haar
färben?
Berlin. I. Eine Anzeige
in Nr. 51 der „Deutschen Hut-
macherztg." lautet: „Ein tüch-
tiger, erfahrener Werkmeister
wird für eine Wotlhutfabrik, weich und steif,
gesucht" Weich gegen den Chef, steif gegen
seine Untergebenen? Das wäre ein sauberer
Filz. — L. In seltsamem Deutsch preist nach
einem Ausschnitt aus Nr. 38 der „Woche" ein
Fabrikant seine Patentmatratze an: „Stimme
aus dein Publikum! Auf einer Besuchsreise
schlief ich bei meiner Cousine in einem Bett,
das eine Patentsprungfedermatratze hatte. Da
dieselbe selten elastisch war, ging ich zu einem
hiesigen Fabrikanten, beschrieb sie, so gut ich's
vermochte, und bat, mir eine solche zu besorgen."
Der Fabrikant sollte Stimmen aus dem Publikum
sammeln, die sein Lob geschickter und moralischer
austrompeten. — C. R. Im „Lok.-Anz." vom
22. Septbr. wird angcpriesen: „Liebhaber für
junge, edele Jagdhunde verkauft H . .. Besich-
tigung 1—8 Uhr. G . .. str. 34." Hundelieb-
haber sind doch sozusagen auch Menschen und
daher kein Verkaussobjekt. — Oberprimaner
M. A. Nicht druckreif. — Al., Krummstr. Wir
verbergen das „Geheimniß" in den tiefsten
Gründen des Papierkorbs. — M. A. Dankend
abgelehnt. — W. L. Gleichfalls! — st Die
„Kreuzztg." bringt in ihrer Nummer vom
28. Septbr. die Fortsetzung eines Aufsatzes mit
der Ueberschrift: „Chinesische Räuber. (Schilde-
rungen eines Betheiligten.)" Es ist immer-
hin stannenswerth, wie weit die Verbindungen
der „Kreuzzeitung" reichen. Sogar chinesische
Räuber wirbt sie zu Milarbeitern. — H. Die
„Morgenpost" meldete in der Nummer vom
27. Septbr.: „Im kgl. Sauspielhanse wird
heute Nicolai Gogols Lustspiel „Der Revisor"
gegeben." Der Revisor sollte einmal den Text
der Morgenpostnachrichten revidiren.
Bredstedt. Die „Nordfriesische'Rundschau"
vom 14. Septbr. berichtet: „Durch die vereinten
Bemühungen der Gendarmen wurden die beiden
Handwerksburschen, die gestern im Chausseehause
einen Einbruchsdiebstahl ausführten, bereits in
der Dämmerung verhaftet. Der gestohlene Anzug
war uuverzehrt." Selbst wenn die Hand-
werksburschen noch so hungrig waren, hätten
sie den Anzug doch Wohl nicht aufgegessen.
Magdeburg. Einer Novellette aus den« Ita-
lienischen, die das Unterhaltungsblatt der „Hal-
berstädter Ztg." in Nr. 207 veröffentlicht, ent-
stammt folgende Schilderung: „Ein buntes
Chaos oft unerkennbarer Gegenstände trieb
stromabwärts: zerbrochener Hausrath, Kleider,
Möbelstücke, Balken, ja sogar ein Käfig, worin
etliche Hühner wie rasend hin- und herflatterten
und sicherlich das Ende der Welt gekommen
Ratibor. Die Preisliste eines Lütticher Waffen-
fabrikanten für das Jahr 1901 enthält u. a. die
Erklärung: „Meine Preisse sind so billig, daß
ich nur mit guten Hunden die kein Credit
verlangen arbeiten will." Wie mag der Fabri-
kant nur so ans den Hund gekommen sein?
Sagau. Ans dem „Orient" meldet das „Sag.
Wochenbl." vom 5. Septbr.: „Der Sultan Abdul
Hamid II. hat am Sonnabend voriger Woche
sein 25jähriges Negierungsjubiläum gefeiert.
Sehr fröhlich gestaltete sich diese Feier nicht,
bedrücken den Beherrscher der Gläubiger
außer den zahlreichen alltäglichen Sorgen
gegenwärtig doch noch ganz besondere Bekümmer-
nisse wegen des Konflikts mit Frankreich." Der
Sultan wäre weniger traurig gewesen, wenn er
wirklich Beherrscher seiner Gläubiger wäre!
StallUpönen. Die „Ostdeutschen Grenzboten"
bringen in der Nummer vom 10. Septbr. einen
Nekrolog zu Miguels Tod mit dem wohlgelun-
genen Bilde und der Unterschrift unseres
Meisters Menzel. Miguel hat zwar sehr oft
Farbe gewechselt, sonst aber keine intimeren
Beziehungen zur Malerei gehabt. Wie konnte
man ihn in StalluPönen so verkennen!
Tilsit. Ein Ausschnitt ans Nr. 217 der „Tilß
Allgem. Ztg." enthält die Anzeige: „Den geehrten
Herrschaften von Tilsit und Umgegend die er-
gebene Anzeige, daß ich mit heutigem Tage die
Restauration neu eröffne, und zwar mit an-
ständiger Damenbedienung. Dieselbe ist neu
renovirt, ueu möblirt und aufs Beste ein-
gerichtet." Die neu renovirte Damenbediennng
wird hoffentlich nichts von der Tünche merken
lassen.
Prinz Lschun
verlieh an zwei Sekundaner Ordensaus--
zeichnungen. Der Prinz weiß eben, daß
chinesische Orden bei uns nicht für prima
gelten.
beranlcvorllicherlleäakteur: Tril? Kugel in Lerlin lb. t»2.
Druck unä llerlag von Ilnäoll Masse in Üerlin.
Wie Malkgsng Heine
auf dem lo^ialdeiiioliriitischeii DLirtritage kür den
anständigen Tau sorgte.