Seite H * Nr.
HK
U. Oktober Ms
Unter Vremierenvesuchern.
^i^ehmann: Guten Tag, Mayer. Na, wir haben uns in der
letzten Woche ja erst zweimal gesehen, bei Lindau und bei
Blumenthal.
Mayer: Was hat Ihnen denn besser gefallen: Pauls „Nacht
und Morgen" oder Oskars „Fee Caprice"?
Lehmann: Wissen Sie, das ist schwer zu sagen, — ich habe
beide Mal nachher bei Kempinsky gleich gut gegessen. Man kann
es ja auch kaum vergleichen: bei Lindau die prosaische Dreyfus-
Affaire —
May er: Und bei Blumenthal eine jambische Fünffuß-Geschichte:
sehr richtig. Aber wie dieser Blumenthal reimt— Donnerwetter!
Lehmann: Ja er könnte Bürgermeister von Reims werden,
was Kirschner ja abgelehnt hat. Es war aber auch ein riesiger
Beifall. Keine Spur von Zischen . . .
Mayer: Das wäre auch ein starkes Stück gewesen. Und
in diesem espritvollen Lustspiel, welche Menge von Sprüchen . . .
Lehmann: Na, vielleicht auch von Widersprüchen. Aber
einige Figuren sind sehr lustig. Z. B. dieser Wendelin von Frick.
Mayer: Da sehen Sie, Blumenthal macht eben immer noch
eine gute Figur auf der Bühne. Er wird sich angesichts des Erfolges
freuen, daß er die Gestalt der Gräfin Lund beibehalten hat.
Lehmann: War er denn darüber im Zweifel?
Mayer: Scheint doch! da er sie beinahe hat fallen lassen.
Zum Glück führt er sie noch unschuldig in die Arme ihres Gatten...
Lehmann: Was die Zuhörer nicht verhindert, wie toll über
sie zu klatschen.
Mayer: Bei Lindau sieht die Sache schon sündhafter aus.
Der Legationsrath von Eckhorst will mit seiner Schwägerin brechen.
Aber ehe er bricht, ehebricht er.
Lehmann: Ueberhaupt dieser Lindau! Er redet inseinemSchau-
spiel so viel von Ellen, und dabei wird er viele Meter dabei verdienen.
Mayer: Und wie! Für ihn wird Tag um Tag aus Nacht
und Morgen ein schöner Abend werden.
Lehmann : Ja, so ein Stück mit einem Akten-Diebstahl gefällt
immer.
Mayer: Dabei giebt es so viele Stücke, von deren Akten
uns mancher gestohlen werden könnte.
Lehmann: Und dann, wie imponiren die vielen adeligen
Namen: von Eckhorst, von Strehlow! Uebrigens auch bei Blumen-
thal: Graf Lund, Freiherr von Falkenberg u. s. w.
Mayer: Ja, man glaubt in einem Kongreß von Ueberbrettl-
Direktoren zu sein.
Lehmann: Sehr gut! Adieu, Mayerchen.
Mayer: Adieu Sie. F- E-
v. Lrthmsnn-hllllweg.
H>rn König besser unterrichten.
Welch schöne, ehrenvolle Micht:
So läßt der Streit im keim lich schlichten
And wüchse erst -ur Flamme nicht.
Doch Kol? und überlegen spricht er
Dem Wunsch des Lürgerthums ein Min —
Lr spielt bch auf als Mrrrichtrr
And sollt' rin Bntrrrichtrr kein.
US'
Dep yacl).
j^em Dicbter Willi olm Raabs ist zu seinem
VO.Eeburtstage naebträgbeb äerLronen-
oräen (bitter Hasse verlieben worden.
Rs sebeint, als ob manebe lätteratur-
eikerer darüber den Ropk sebütteln. Diese
wissen niebt, dass die Ritter des Rronen-
ordens erst alllnäbg von der dritten zur
/(Veiten und ersten Hasse anksteigen.
Dreibeb wird das einem Liebzigjäbrigen
scbvver werden. Daran ist doeb aber nur
Wilbslm Raabs selbst sebuld. Warum leierte
er so spät — seinen siebzigsten (leburtstag!
Lr trikkt^s nie.
Lin Flötenspieler wurdr in lhsmburg
ablprechrnd brurtheilt.
— „Was!" rirf rr in höchster Erregung.
„Der Federfuchser tadelt meine Kunst? Dem
werde ich die Flötrntänr bribringrn."
And rr ging hin und verklagte ihn —
und wurdr abgewirsen.
— „Sehen Sir I" bedeutete ihm der Kri-
tiker. „Ihr Kuk ist doch noch besser als Ihr
Spiel. Denn jetzt geht — Ihr Kuk böten."
Mord und Süd.
Mer bismarck hat es einst verstauben,
^ Dass die getrennten kruderstämme
Sich - Nord und 5üd - rusammenfanden.
Äer Mt kerlin aus gleicher klemme?
Oer könnte hier quer durch äie „Linden"
Huch endlich Nord und 5üd verbinden?!
z)rinz Tschun,
der drei Wochen auf unsere Rosten gelebt
hat, soll nachträglich noch den Titel j)rinz
von Essen-Nassau erhalten.
Leitbild.
Mit Lotterien ist es bald aus,
Selbst lür den Staat kommt nichts mehr 'raus.
Dlllmor des Auslandes.
Kiiekeners Heirnwed.
Oie Ouren: IVlajestat, lassen 8ie ihn bei uns. M'r sind so an ihn Zevvobnt.
HK
U. Oktober Ms
Unter Vremierenvesuchern.
^i^ehmann: Guten Tag, Mayer. Na, wir haben uns in der
letzten Woche ja erst zweimal gesehen, bei Lindau und bei
Blumenthal.
Mayer: Was hat Ihnen denn besser gefallen: Pauls „Nacht
und Morgen" oder Oskars „Fee Caprice"?
Lehmann: Wissen Sie, das ist schwer zu sagen, — ich habe
beide Mal nachher bei Kempinsky gleich gut gegessen. Man kann
es ja auch kaum vergleichen: bei Lindau die prosaische Dreyfus-
Affaire —
May er: Und bei Blumenthal eine jambische Fünffuß-Geschichte:
sehr richtig. Aber wie dieser Blumenthal reimt— Donnerwetter!
Lehmann: Ja er könnte Bürgermeister von Reims werden,
was Kirschner ja abgelehnt hat. Es war aber auch ein riesiger
Beifall. Keine Spur von Zischen . . .
Mayer: Das wäre auch ein starkes Stück gewesen. Und
in diesem espritvollen Lustspiel, welche Menge von Sprüchen . . .
Lehmann: Na, vielleicht auch von Widersprüchen. Aber
einige Figuren sind sehr lustig. Z. B. dieser Wendelin von Frick.
Mayer: Da sehen Sie, Blumenthal macht eben immer noch
eine gute Figur auf der Bühne. Er wird sich angesichts des Erfolges
freuen, daß er die Gestalt der Gräfin Lund beibehalten hat.
Lehmann: War er denn darüber im Zweifel?
Mayer: Scheint doch! da er sie beinahe hat fallen lassen.
Zum Glück führt er sie noch unschuldig in die Arme ihres Gatten...
Lehmann: Was die Zuhörer nicht verhindert, wie toll über
sie zu klatschen.
Mayer: Bei Lindau sieht die Sache schon sündhafter aus.
Der Legationsrath von Eckhorst will mit seiner Schwägerin brechen.
Aber ehe er bricht, ehebricht er.
Lehmann: Ueberhaupt dieser Lindau! Er redet inseinemSchau-
spiel so viel von Ellen, und dabei wird er viele Meter dabei verdienen.
Mayer: Und wie! Für ihn wird Tag um Tag aus Nacht
und Morgen ein schöner Abend werden.
Lehmann : Ja, so ein Stück mit einem Akten-Diebstahl gefällt
immer.
Mayer: Dabei giebt es so viele Stücke, von deren Akten
uns mancher gestohlen werden könnte.
Lehmann: Und dann, wie imponiren die vielen adeligen
Namen: von Eckhorst, von Strehlow! Uebrigens auch bei Blumen-
thal: Graf Lund, Freiherr von Falkenberg u. s. w.
Mayer: Ja, man glaubt in einem Kongreß von Ueberbrettl-
Direktoren zu sein.
Lehmann: Sehr gut! Adieu, Mayerchen.
Mayer: Adieu Sie. F- E-
v. Lrthmsnn-hllllweg.
H>rn König besser unterrichten.
Welch schöne, ehrenvolle Micht:
So läßt der Streit im keim lich schlichten
And wüchse erst -ur Flamme nicht.
Doch Kol? und überlegen spricht er
Dem Wunsch des Lürgerthums ein Min —
Lr spielt bch auf als Mrrrichtrr
And sollt' rin Bntrrrichtrr kein.
US'
Dep yacl).
j^em Dicbter Willi olm Raabs ist zu seinem
VO.Eeburtstage naebträgbeb äerLronen-
oräen (bitter Hasse verlieben worden.
Rs sebeint, als ob manebe lätteratur-
eikerer darüber den Ropk sebütteln. Diese
wissen niebt, dass die Ritter des Rronen-
ordens erst alllnäbg von der dritten zur
/(Veiten und ersten Hasse anksteigen.
Dreibeb wird das einem Liebzigjäbrigen
scbvver werden. Daran ist doeb aber nur
Wilbslm Raabs selbst sebuld. Warum leierte
er so spät — seinen siebzigsten (leburtstag!
Lr trikkt^s nie.
Lin Flötenspieler wurdr in lhsmburg
ablprechrnd brurtheilt.
— „Was!" rirf rr in höchster Erregung.
„Der Federfuchser tadelt meine Kunst? Dem
werde ich die Flötrntänr bribringrn."
And rr ging hin und verklagte ihn —
und wurdr abgewirsen.
— „Sehen Sir I" bedeutete ihm der Kri-
tiker. „Ihr Kuk ist doch noch besser als Ihr
Spiel. Denn jetzt geht — Ihr Kuk böten."
Mord und Süd.
Mer bismarck hat es einst verstauben,
^ Dass die getrennten kruderstämme
Sich - Nord und 5üd - rusammenfanden.
Äer Mt kerlin aus gleicher klemme?
Oer könnte hier quer durch äie „Linden"
Huch endlich Nord und 5üd verbinden?!
z)rinz Tschun,
der drei Wochen auf unsere Rosten gelebt
hat, soll nachträglich noch den Titel j)rinz
von Essen-Nassau erhalten.
Leitbild.
Mit Lotterien ist es bald aus,
Selbst lür den Staat kommt nichts mehr 'raus.
Dlllmor des Auslandes.
Kiiekeners Heirnwed.
Oie Ouren: IVlajestat, lassen 8ie ihn bei uns. M'r sind so an ihn Zevvobnt.