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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0334

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18. Oktober Ml

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Nr. * Seite ?

- Mein Freind Bernhard is nu schon 'n janzes Jahr Jung-
es reichskanzler und hat mächtig ville for die Unsterblichkeit jethan. Er
hat uns Wat Schönes injebracht, nämlich det Zolltnrisjesetz, und er is nich
nur in Norderney uff'n Strand jelansen, sondern ooch in China mit de
janze Dreihundertmilljonen-Expedition. Er hat nach links jemakelt und hat
nach rechts jemakelt, so daß ick woll sagen kann, er is nich frei von Makeln
jeblieben. Er is liberal jewesen und is agrarisch jewesen, und ick jebe
keenen Cent drum, daß er nich noch lieber mit Lieber jing. Er hat uff
Joethen ne Rede jehalten, is aber doch mehr for Schillern in alle Farben.
Ick, der Nunne, Hab' et aber immer jesagt: Wenn Eener so ville schwankt,
is er nischt wie'n Schwankheld.

Dortmund, lieber
„Obsthygieine" unter-
richtet die Beilage zur
„Dortmunder Ztg.": „Für Haus und Hof" in
Nr. 37: „Am gesündesten ist im allgemeinen Obst
im gekochten Zustande; dagegen läßt sich nun
einmal nicht leugnen,daß bei einigen Aerzten
das Aroma, die köstlichsten Säuren und Salze
in ihrer Reinheit und Ursprünglichkeit vor-
wiegend dann zur Geltung kommen, wenn sie
ungekocht genossen werden." Doch um
Himmelswillen nicht die Aerzte?

Gera. Nach einem Ausschnitt aus der „Geraer
Ztg." vom 15. Septbr. zeigt ein zorniger Vater
an: „5 M. Belohnung zahle ich demjenigen,
welcher mir die Person namhaft macht oder er-
mittelt, die gegen meine Tochter Frieda die
üblen Nachreden in Umlauf gesetzt hat, damit
ich dieselbe gerichtlich Gelangen kann." Was
hat „dieselbe" nicht schon für Unheil angerichtet!
Nun will der eigene Vater die Tochter ver-
klagen, die doch gar nicht dafür kann.

Halberftadt. Aus einer Sitzung der dortigen
Handelskammer verräth die „Halberst. Ztg." vom
19. Septbr.: „Der Vorsitzende theilte mit, daß
die gestimmten an den Schiffsdiebstählen
auf der Elbe betheiligten Handels-
kammern entsprechende Beträge als Antheil
an den für die Ermittelung zu gewährenden
Prämien garantirt hätten." Wer hätte den
Handelskammern so etwas zugetraut!

Heidelberg. Wie das „Heidelb. Tagebl." von:
17. Septbr. berichtet, scheint in den Vereinigten
Staaten Nordamerikas ein Polizeiregiment zu
beginnen. Wir entnehmen das aus der Schil-
derung : „In geschlossenem Wagen saß Präsident
Roosevelt und Kriegssekretär Noot. Der Wagen
mit dem neuen Polizisten war von Geheim-
polizisten umgeben."

Magdeburg. Von einem „Welt-Fußreisenden"
erzählt der „Gen.-Anz." vom 18. Septbr.: „Bis
jetzt ist ihm seine Fußreise ausgezeichnet be-
kommen, trotzdem er ca. 40 Kilometer Gepäck
mit sich führt, einschließlich des etwa 4 Kilo-
meter schweren WanderstabeS." Wir vermissen
die Angabe, wie viel Kilogramm der Fußreisende
bisher zurückgelegt und wie viel — Liter er
noch zu bewältigen gedenkt.

Wilhelmshaven. Eine sonderbare Reklame
treibt die „Wilhelmshab. Ztg.", die auch „Amt-
liche Nachrichten für die Kaiserlichen, König-
lichen und städtischen Behörden sowie für die
umliegenden Gemeinden" bringt. Sie preist sich
im redaktionellen Theil mit Unterbrechung des
laufenden Textes an. Dabei passirte ihr in
Nr. 218, wo von der „Mandatsniederlegung des
Alterspräsidenten des Reichstages, des Dr. Lin-
gens," die Rede ist, folgende „Empfehlung":

... „Nun verschwindet auch

Aachen. Aus London be-
richtet der „Volksfreuud" in
Nr. 221: „König Eduard von
England hat in Balmoral die
Kolossal st u t e, die seine Mutter ihrem ehemaligen
Diener, dem Schotten John Brown, errichtet
hatte, entfernen lassen." Wir glauben nicht, daß
Brown, der nicht Kutscher war, durch Errich-
tung des Standbilds einer Stute geehrt wurde.

Bamberg. Aufregend klingt eine Mittheilung
der „Bamb. N. Nachrichten" aus Schweinfurt
vom 21. Septbr.: „Wie durch ein Wunder, wurde
vorgestern Nachmittags ein 4jähriges Kind,
wenn auch nicht vorm Tode, so doch vor
schweren Verletzungen bewahrt." Zum Glück
ersieht man aus den weiteren Mittheilungen,
daß das Kind doch noch am Leben blieb.

Berlin. Dr. F. In Nr. 471 der „Voss. Ztg."
wird angezeigt: „Tüchtiger Fachmann, welcher
bei einer älteren und bedeutenderen, die Ein-
bruchsdiebstahlbranche betreibenden
Versicherungsgesellschaft groß geworden
ist, das Geschäft durch und durch kennt, wird
unter sehr günstigen Bedingungen zur Unter-
stützung des Abtheilungschefs von angesehener
Gesellschaft zu engagiren gesucht." Solche Ver-
sicherungsgesellschaften, die die Einbruchsdieb-
stahlbranche betreiben, sollten doch polizeilich
aufgelöst werden. — R. R. Einrichtungen der
Hochbahn schildert der „Lok.-Anz." vom 6. Okt.:
„Von diesem höchsten Punkte der Hochbahn aus
kann das ganze Gleis dreck mit seinen Sicher-
heits- und Schutzvorrichtungen jederzeit übersehen
werden." Es wäre aber besser, wenn Gleisdreck
nicht »übersehen", sondern weggeschasft wird! —
Stud. med. M. S z. Viel zu spät! — A. I. Von
den beiden Scherzen ist der eine sehr nett, aber
alt, der andere vielleicht noch netter, den aber
verstehen wir nicht. — A. E. Wir glossiren
nur, was uns gedruckt vorgelegt wird. — R. A.
Im Romanabschuitt der Nr. 198 des „Vorwärts"
wird von dem Helden erzählt: „Er hatte schon
das behagliche Gefühl, sich warm gehackt
und gespalten zu haben." Wir können
uns nicht recht vorstellen, daß solche Selbst-
verstümmelung ein behagliches Gefühl hervor-
zurufen vermag.—G. Ln. In der„Volksztg." vom
11. Oktbr. wird „die Schuhmacherei als Frauen-
beruf" und das von Frl. Merz ersonnene Ver-
fahren erörtert: „Das Verfahren beruht auf der
Eigenart der Sohle und der Art ihrer Verbindung
mit dem Oberlehrer." Für so oberledern hält
gewiß kein guter Schüler seinen Oberlehrer.

Breslau. B. u. H. In Nr. 84 des „B. T."
wird angezeigt: „In feingeb. ruh. Fam. Hann,
find. e. 2j. Mädch. (a. Ausländ.) liebev. Aufn.
z. Erl. d. Haush. Wissensch. u. s. w. Penspr. n.
Uebereink." Wir entziffern daraus, daß die
„feingebildete ruhige Familie Hannovers" doch
den zweijährigen Mädchen zu viel Fassungs-
gabe zutraut.

Die Wilhelmshavener Zeitung
hat die größte Verbreitung!

diese bekannte Persönlichkeit aus dem Reichs-
tage." Uebcreifer schadet manchmal!

Heinrich XXII.

„Lasst die Zünder ru mir kommen!"
hiet der ält're Fürst von heuss.
Manches hindiein war beklommen, —
^amm're, Mund! Und Lbräne, fleuss!

Tilien war gar trüb rm Mulde,

Und sie beulten: ^e, o je!

Venn die grosse FUrsten-hutbe
Lbat den kleinen hindern web.

(vie der hichter forscht nach hlarbeit,
5o der Fürst, das hind im Zcboss:
„ich verlang' die nackte Mabrbeit,
„Unverschleiert, büllenlos."

ist die ?orm nicht 2U verwegen,
wie das Hecht Fürst Heinrich pflegt?
Tiuch ein Fürst sollt' überlegen,

6b' er Tlndre überlegt. s. mg.

:

wissen 81e, was sellliesslieli bei «lein
Nürebenbrnnnen berausboininen zvirä?

Wasser.

Vircbovv.

77>ass der schwarze Ndlerorden
Mrcbow nicbt verlieben worden.
Das siebt /lkancber nimmer gern —
Docb icb sage eucb, ibr Derr'n:
Mlas braucbt Lr nocb einen Grden,
Lr, der selbst ein grosser Stern?

Tkoffmanns Dropsen

lleranlvvorllicherlleäakteur: ?nlr kngel in Lerlin A. S2.
Druck uncl Verlag von kuäoil Masse in öerlin.
 
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