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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0340

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25. Oktober M;


Nr. ^5 * Seite 5

Vurhär besah sich Karle nach amal das Glickslus. Er hatte
es gutt eigewickclt, — iehrscht in a altes Knwärte, dann in a grnßes
Zeitnngsblatt, donil in a rcengcwaschnes Leinwandrestel, nn das
war mit'n Spnkatel feste zngebnnden. A str steckte cr'sch in de
Brnsttasche, nahm 'n Jberzieher übern Arin nn zug Ins. Eh' er
aber daß a uf de Bahne kam, krigtc er dun een' Balkon runter
a Paar Truppen, grade us a neien Jberzieher. Karle, dos säh'n
7ur in de Wohnung ruf, war eens. A machte Schkandal nn wurde
rausgeschrnissen. A Jberzieher ließ a dnrt nn lief stantepede zum
Rechtsanwalt nn verklagte de Schweinebande. De Reise nach
Berlin schnb a natierlich us. Denn a ivnllte Partu ihrscht den
Prozeß gelvinnen nn aach durchaus nich in a alten Jberzieher
uf Reisen gihn. „Eens noch'm anderir," nieent a. „De preische
Lottriedrecksjan loaft mer nich fnrt."

Un richtig, wie a sich's in a KnPP gesetzt, a blieb zerhause,
bis a daß a zum Termiir geladen wurde. A nuißte aber mit
langer Nase obziehn. Sei Prozeßgegner war a geriebener Kupp
nn machte allerlei Ansflichte, un zerletzte mußte a neicr Termin
angesetzt wer'n, weil mei Karle noch a paar Zeigen bringen sollte.
Derweile war nn aber schont der August rangeknmmen, un am
19. war der Verfalltag vnn dam Lnse. Dain Karle brannte es ns
a Nägeln. Er hotte aber Glick. Am zweeten gewonir a dan Prozeß, nn
am neinten kriegte er bereits a neien Jberzieher, akkurat wie
der vnrigte.

Un nn — heidi! — ns de Bahne. A leest dos Billjette. Hin
nn znrick, dritter, eennnzwanzig Mark fnfzig Fennige. A zählt
uf — een Zehnmarkstick, een Finfmorkstick, een Fünfmarkschein un de
snfzehn Behm'. Ter Finfmorkschein war a bissel steif un ver-
wischt. Der Billjetähr bekuckt sich'n nn schiebt'n znrick: „Das is
a falscher." — „Falsch? Dnnnerwetter! Dan wolln Werkriegen!"
ries mei Karle, strich's ganze Geld wieder ei' nn raste zerhause.
Ihrscht mußte doch die Sache richtig gestellt wer'n. A falscher
Schein! A sah ns de Nickseite nach. Mei Karle nahm kee Papier-

geld nich, wn a nich uf de Rickseite eikrihelte, vnn wäm nn an
welchem Tage er'sch emfangen hotte. Natierlich, da stand's:
Wilhelm Krause. Fnfzehnten Juli 1901. Glei' lief a hin. Aber
der Krause Wilhelm war fnrtgefahrn. A füllte mnrgen Wieder-
kummen. A traf'n aach mnrgen nich, nn übermnrgen nich —
nn — — na, was soll ich nn so'n — am Tage druf traf er'n,
aber der Krause Wilhelm wnllte nischt wissen, un ihrschte, als mei
Karle mit'n Gericht drohte, kriegte er dan Schein umgetanscht.
Mittlerweile war der 18. rangeknmmen.

Un nn gings — heidi, haste nich gesahn — uf de Bahne.
Dasmal klappte alles. Er kam nuch am 18. Obendes in Berlin
an nn suchte sich sei Hotel uf. A hotte sich a eefenstriges Stiebel
ser eene Mark sibbzig briewlich bestellt. Wie a aber daß a sich dam
Härrn Oberküllner vnrstallte, fiehrts ihn där in een zweesenstriges
Stiebel, das zwee Mark fnfzig kosten füllte: „A anderes is augen-
blicklich nich frei." — Mei Karle war wiethend. A kam mit dam
Herrn Oberküllner in Wurtwechsel, ging in a andres Hotel, wn
er een eefenstriges Kümmerte bekam, aber drei Mark blechen
mußte, nn am nächsten Tage lief er direktemang zu eenen Jnstiz-
rath, dan Oberküllner und dan Wirth zu verklagen. Er stillte
Nachmittags wiederknmmen. Un nn lauerte er im Wattezimmer
nn lauerte nn lauerte bis gegen sieben. Der Härr Jnstizrath
war sehr heeflich, nn befriedigt ging mei Karle rin fragte a
nächsten Schutzmann nach de Preische Lottriedrecksjan. A traf aach
richtig hin, um neine Obendes, un da wa'sch zu. Un am Tage
druff hieß es: „Ja, heite is der zwanzigste, nn Ihr Laos is
verfallen."

— „So ein . . ." klang's fast gleichzeitig aus dem Munde
der drei Reisenden.

— „Sa'n Se dos bluß noch eemol," schrie der Schlesier im
höchsten Zorn. „Schimfen laß ich mich nich!"

Geräuschvoll erdröhnte die Bremse, der Zug hielt, und der
Fremde empfahl sich: „Na, glückliche Reise!" S. Mg.

Um Lotteswillen, komm schnell vorbei! stier konnten wir womöglich ttecht bekommen.

^2-
Ä k' i Lh t-.
 
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