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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0347

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Seite 4 * Nr. 44

HK

November ssjOs

Der Flucl) des Aeberbrettls.

E,

^ssv Dort und Stadt, in ihrif und Haus,
^ Wo man nur piepsen kann,

Da singen lie tagaus, tagein —

N die Vhrrnpeinl —

Den lust'grn Ehemann!

Lalalala ete.

(Nach bekannter Meloäie.)

Mein Nachbar Schmidt grühlt täglich ihn,
Der Mensch ilt rin Tyrann,

Da^u steigt aus dem itzaf, wir toll,
Leiernd, jammervoll
Auch noch der Ehemann!

Lalalala rtr.

Mein Oapagei, ich halt's nicht aus.
Buch der fängt jetzt schon an,

Ich lieg' im Lrtt heut' Morgen früh
Denkt! Das tolle Vieh,

Es pfeift den Ehemann!

Lalalala rtr.

Verrückt bin ich von dem Lala,
Drum renn' ich, was ich kann,
Jach Dalldorf hin, -u einer Nur,
Doch auch hier sang nur
Man wild den Ehemann!
Lalalala rtr.

Das war -n viel, ich wurde schwach
And starb -uletzt daran,

Doch wie ich in den lhimmel kam,
Tankte ohne Scham
Nrtrus den Ehemann!

Lalalala rtr. ^

llllrec! Schmarow.

Aus dem nächsten Leitartikel
-er Deutschen Tageszeitung.

... So steht es um die heiligen Rechte
unserer armen und immer noch mehr ver-
armenden Fideikommißbesitzer und sonstiger
Barrern! Mit welchen Mitteln aber unsere
Feinde kämpfen, das zeigt so recht ein Ans-
spruch, den wir in eirrer freisinnigen
Zeitung lasen, und der natürlich von einer
Autorität der Liberalen ausgeht. Diese soll
geäußert haben:

Kommen keine Handelsverträge zu
Stande, so schlage ich alles kurz und klein.
Wie unterscheidet sich nun noch dieser Frei-
sinn von der Propaganda der That?!

Auiistneid.

O diese glücklichen Friedenauer, —
die haben alle Abende Freies Theater.

Der revidirte Lginont.

Dem Schauspielhaus wurde es neulich
ausgemutzt, daß in der Schlußszene von
Goethes „Egmont" die Worte, die der zum
Tode bereite Held zu den Schergen Philipps
spricht:

„Und diese treibt ein hohles Wort
des Herrschers"

ans der Rolle gestrichen sind. Das soll nun
anders werden. DieZeilewird gesprochen wer-
den, bis ans einen unbedeutenden Buchstaben:
Und diese treibt ein hoh — es Wort
des Herrschers.

In Gegenwart des Hofes soll aus dem „hohen
Wort" dann noch ein „allerhöchstes" ge-
macht werden.

vem Magistrat ins Hivnm.

lller anclern einen Lrunnen baut,
lallt selbst hinein.

ViiMnhsgenB Sensation.

er kennt Piepenhagen nicht — wer nicht „Piepenhagens
Restaurant mit kalten und warmen Mittags- und
Abendtisch ü Portion 40 Pf. inclusive Bier"? Die
ganze Gipsstraße ehrt und achtet Piepenhagens
Bouletten mit Quetschkartoffeln, welche des Sonnabends als piöee
cts resistanes das „Menu Piepenhagen" regelmäßig zieren; vom
Koppenplatz bis zum Oranienburger Thor eurerseits, uud anderer-
seits bis zur Kleiueu Hamburgerstraße schwärmt mau für Piepen-
hagens Rollmöpse, uud Piepeuhagens Wurstpicknicke besitzen einen
Ruf bis an die Grenzen des Humboldthains! —

Was Wunder, daß Emil Piepenhagen ehrgeizig wurde —
breunend ehrgeizig und ruhmdurstig —?!

Eigentlich war er es schon zum Beginn seiner Laufbahn —
als Hausknecht im „Vergnügten Schmortopf", einem Hotel viertesten
Ranges am Grünen Weg — gewesen, noch ehe er Fräulein
Auguste Scherbelinskh, die ehrsame Köchin jener Fremdenpension
für Zugpferde mit Begleitung, als eheliches Gespons heimführte.

Aber mit der Eröffnung seines eigenen Restaurants, mit dessen
Wachsen, Blühen lind Gedeihen wuchs, blühte und gedieh auch
Piepenhagens Leidenschaft, sich auszuzeichnen und sein etwa
fünf bis sieben Steiustufen unter dem Straßenniveau belegenes
„Speiseparadies" zu „heben".

„Sensationen" waren selbstverständlich Piepeuhagens eigenstes
Element, und er hatte darin bereits so Verblüffendes geleistet, daß
einer seiner Konkurrenten bei der bloßen Erwähnung von dein im
„Speiseparadies" stattgehabten „Eisbein-Essen unter Begleitung
einer lahmen Serpentinen-Tänzerin" vor Wuth das Gallen-
fieber bekommen, und daß ein anderer noch jetzt an den Folgen
eines „Kuoblauchswurst-Soupers, verbunden mit Meerschweinchen-
Wettrennen", schwer darniederliegt.

„Es muß doller kommen!" citiren wir hier Piepenhagens
Leib- und Magenparole.

Und es kam doller.

Piepenhagen wäre fast über seinem Lieblingsorgan, dem
Sensations-Anzeiger, eingeuickt, als seine großen wasserblauen
Augen auf eine Notiz „Aus der Pariser Gesellschaft" fielen.
Er las den Artikel nochmals und nochmals — sprang ans — rieb sich
die Hände (Pleßner Nr. 107/8) und wvnnegrunzte laut hinaus . . .
Er hatte seine neue Sensation gefunden!

„Die Gräfin Pillet-Will," so hieß es in der betreffenden Notiz,
„hat kürzlich gelegentlich eines Mittagsmahles ihren Güsten fol-
gende eigenartige Ueberraschung bereitet. Mitten ans der Festtafel
prangte, durch einen Flor blühender Rosen völlig verhüllt, ein
mächtig großer goldener Vogelkäfig. Gerade beim Serviren der
 
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