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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0350

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j. November jffOis

Nr. ^ * Seite 7


'UAN6 ! Nu sollen ooch noch fufzigtausend Chinauledaillen an Nicht-
koinbattanten verliehen werden, Wat 'n biscken happig is, wenn
nian nach den jetzigen Stand von unse Reichsfinanzen bedenkt, daß wir
jarnischt wehr zu verleihen haben. Jedennoch wird et schön sind, wenn
mal nach lange Jahre so'n Nichtkombattant seinen Enkel uff de Knie schaukelt,
und der Kleene fragt, wofor Jroßvaterken denn öffentlich det blinke Ding
bekommen hat, wodruff der Olle sagt: „Dafor, daß ick den Kreizzug nich
mitjemacht habe." Und Wat mir noch besser jefällt, det is, daß ooch Loubet
de deitsche Denkmünze besehen hat, und daß er se nu uff sämrntliche Röcke,
Westen und Nachthenrden tragen wird. Aber wundern dhu' ick mir hinjejen
wiederum, daß se uu nich ooch von Paris durch den Jeneral Voyron 'ne
Münze nach Berlin schicken. Denn Revanche muß sind. Ick, der Nunne, Hab' et aber
immer jesagt: De Franzosen hoffen immer noch, uns mal mit jleiche Münze heimzuzahlen.

Oetty Ibennings -
- - als Oora!

Gattin, die unverstanden
3n ibrer Heclenqual,

Mir schon verkörpert fanden
von Manchen manchesmal!

vor Allen stebt dir alleine
Der erste Vreis doch zu;
von sämmtlicben Andern blieb keine
Ho unverstanden wie du.

fiat Justitia, pereat munäus!

^11 Stralsund ilt riu Milchhändlrr nach urrgedlichtr Appellation
011 das kammrrgrricht brltrakt worden, weil er aus einem
Gelaß, das mit ihaldmilch dr-eichnet war, Vollmilch verkauft hatte.

Wir stimmen dem Gerichtsbeschluß ?n und hoffen, daß auch
dem Geseke sonst Achtung verschafft wird.

Der betreffende Milchhändler hat kürzlich seinen Laden um
b/«8 geschloffen. Da in gan- Deutschland der Aeunuhr-Ladrnlchluh
ringefnhrt ilt, sehen wir darin eine Aebrrtrrtnng des Gesetzes,
die nicht streng genug geahndet werden kann.

Lin Käufer gab dem Milchhändler neulich ein Markstück,
das der Milchhändler später als falsch erkannte. Der Käufer
war nicht mehr -u ermitteln, der Milchhändler nagelte das Mark-
stück auf seinem Ladentisch fest. Ms jetzt gelangte an ihn noch
nicht dir Anklage wegen Thrilnahme an Imlschmünzerri, deren
er sich doch schuldig gemacht hat, da er den Mlitzrr des falschen
Markstücks durch leine Milchlieferung unterstützte. Aber die An-
klage muh erfolgen, und der gesetzmäßigen Strafe wird der ver-
brecherische Milchhändler hoffentlich nicht entgehen.

Berlin, ff Stilblüthe aus
dem Nomcmabschnitt der
„Morgenpost" vom 10. Oktbr.:
„ . . . , dann zog sie ihren
dünnen Hals aus dein Erntekranz und setzte
ihn der Schwester auf den Kopf." Den Hals?
Das kommt davon, wenn ein Rvmanschreider
Hals über Kopf dichtet. — C. A. Die Nr. 3059
der „IIIn8trukion" brachte ein Bild von Prof.
Birchow in seinem Studirzimmer mit der Unter-
schrift: „le ?row886ur Rollo Iplio Vircchocv.

t'Iiot. von Ltuüirmmmer." Die Aufnahme ist
gut, und mau kann daher den Herrn Studir-
zimmer als Photographen nur empfehlen, ....
wenn man nur die Adresse wüßte! — F. H. Die
„Welt am Montag" erzählt in der Nummer
vom 21. Oktbr. von einem Nadfahrerunfall. Von
dem Nadler heißt es: „Dieser kam mit einigen
Hautabschürfungen im Gesicht und an beiden
Backen davon." Sie fragen: Wo? Wirrathen
ffhneu zu einer Lokalbesichtigung. — F. F. Der
Witz ist noch nicht so alt, daß er werth wäre,
der Vergessenheit entzogen zu werden. — ff Im
„Lok.-Anz." vom 19. Oktbr. liest man: „Die Al-
mosenempfängerin Sophie B ... begeht in diesen
Tagen ihren achtzigsten Geburtstag. Edel-
denkeude Menschen haben Gelegenheit, der armen
Greisin eine Geburtsfrende zu bereiten." Aber!

— M. A. Leider als unverwendbar befunden.

— H. F- Jawohl! Die Plnralform: Die
Thale kommt nicht blos, wie Sie angeben, bei
Geibel, sondern auch bei Uhland, Nückert und
Freiligrath vor, sie ist aber veraltet. Wir
haben in der vorigen Nummer, bei Glossirung
des Oertetscheu Gedichtes, nur behauptet, daß
es jene Form im Hochdeutschen nicht gebe.
Nicht jenes Wort allein erregt unsere Spottlust.

Flensburg. Das „Flensburger Annoncen-
blatt — Unabhängige Tageszeitung" theilt in der
Nr. 237 mit: „Kappeln. Seit dem 1. Oktbr. er.
haben die Nhedereien der Schleidampfschiffe die
45jährige Giltigkeit der Rückfahrkarten ein-

geführt." Das ist
bloßer Neid auf Thie-
len. — Etwas verfrüht
ist die Mittheilung in Nr. 235 der „Flensburger
NorddeutschenZtg.": „Schanghai, 7. Oktbr. (Or.-
Tel. der Flensb. Nordd. Ztg.) Prinz Tschnn
ist hier wohlbehalten wieder eingetroffen." Hier
ist entschieden viel zu schnell telegraphirt worden.

Gera und Greil. Dank euren Zeilen, euren
lieben — doch merkten wir schon unsererseits —
daß neulich Gera wir geschrieben — wo wir
doch sicher meinten Greiz. — In Greiz verübt
man Prügelthaten — in Greiz vollstreckt man
selbst die Stras' — in Greiz ist man so un-
gerathen — in Gera aber ist man brav.

Halle. Die „Hallesche Ztg." vom 24. Septbr.
berichtet aus Zahna: „Gestern wurde hier die
von der Stadt mit einem Kostenaufwand von
100,000 Mk. erbaute Gasanstalt eingeweiht. Sie
hat vier Retorten und zwei Neservetorten."
Da wird den Backfischen von Zahna das Wasser
im Munde zusammenlaufen.

Hamburg. Die „Norddeutschen Nachrichten"
vom 4. Oktbr. enthalten die Anpreisung von
Loosen einer Pferdelotterie. Der Schluß lautet:
„Loose ü 1 M. Porto u. Liste 20 Pfg., versendet
gegen Briefmarken Carl Heintze, Unter den
Linden 3. Gastspiel des Fräulein Timling vom
Lessing-Theater in Berlin." Ein merkwürdiges
Loos, das die Schauspielerin da erwählt hat.
Will sie, da sie ihr Spiel im Lessingtheater auf-
gegeben, jetzt nur noch — in der Lotterie spielen?

Rastenburg. In Nr. 226 der „N. Ztg." liest
man folgende amtliche Verkündigung des Ober-
präsidenten von Ostpreußen: „Für den Amts-
bezirk Lamgarben Nr. 10 des Kreises Rastenburg
habe ich den Rittergutsbesitzer Boehm in Lam-
garbeu auf eine weitere Amtsdauer von
6 Jahren zum Amtsvorsteher ernannt." Die
„Rastenburger Ztg." versah diese Kundgebung
mit der sonderbaren Aufschrift:

Nr. 601. Schweineseuche.

Wie kam sie nur dazu?

Sagau. Das „Sag. Tagebl." vom 10. Oktbr.
meldet aus Zabrze: „Auf seltsame Weise kam

der Stellenbesitzer H ... I... um 1200 M. Beim
Aufzählen des Geldes, welches in Papierscheinen
bestand, warf er die Petroleumlampe um. Das
Petroleum ergoß sich ouf die Schweine, welche
Feuer fingen und verbrannten. Es blieben
unr noch einige Papierreste übrig." Das kann
nicht stimmen. Wenn der Stellenbesitzer
Schwein gehabt hätte, wäre er nicht um die
1200 Mark gekommen.

kirre Kerrlirren Posse.


l.eo^olcj

IVIeine einr'ge Vassion ist mein Oeopolck,
mein 8odn I

lleranlvvorllicher Ueäakleur: Zri'tr kngel in Sellin A. 62.
druck u»ct llcllag von Suäclll »lorre in Sellin.
 
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