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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0356

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8. November


Nr. H5 * Seite 5

Wirthshaus zur „Rothen Rebe" und kam dann oft mit einer rothen
Rübe ins Bureau. In solchem Zustand hat er Sie Wohl gereizt.
Er schwankte auf sie zu ... .

Aanetta: Sie irren, der Mann war keine Schwankfigur.
Wir waren beide klaren Sinnes.

Vagret: Das wird sich schwer Nachweisen lassen. Sie waren
doch allein, als der Mord geschah.

Aanetta: Allein? Da kennen Sie eine Premiere bei Lindau
schlecht. Das Haus war ausverkauft. Ich habe 1300 Zeugen für
meine That.

Vagret: Das stimmt nicht. Ich weiß zufällig genau, daß
Niemann(d) dabei war.

Aanetta: Hm! Halten Sie mich doch nicht so lange auf.
Ich schwöre bei allem, was mir eilig ist, daß ich mit dem Unter-
suchungsrichter kurzen Prozeß gemacht habe. Ich bin seine
Mörderin. Erheben Sie nun endlich die Anklage.

Vagret: Mein Gott, mein Gott! Ich bring's nicht übers
Herz. Mußte denn dieser Brieux seinein Drama ein so bluttriefendes
Ende geben? laut cts Lrieux pour uns omelstts! Welch eine
Tragödie!

Aanetta: Finde ich garnicht. Der Ausgang ist doch be-
friedigend: Lindau hat wieder ein Kassenstüch und auch die

Uebersetzerin, Frau Anna St-Cöre, wird gute Tantiemen beziehen.
Dieses glückliche Paar — das ist doch ein sehr versöhnlicher
Schluß!

Vagret (aufspringend): O du Unschuld vom Lande! Ich
wußte es ja, Sie führen alles zu einem guten Ende. Sie haben
auch in der „Rothen Robe" nichts umgeüracht. Im Gegentheil:
der Erfolg zeigt, daß Sie das Stück gerettet haben. Und was
Ihre Affäre mit dem Untersuchungsrichter betrifft, nun so werde
ich im Plaidoyer klarstellen: Er hat sie mit seinen Blicken
durchbohrt, darauf haben Sie ihn mit seinem Papiermesser
durchbohrt, — zwei Beleidigungen, die sich kompensiren. Man
muß Sie freisprechen.

Aanetta (in höchster Wuth): Was? Ich soll nicht verurtheilt
werden? Das giebt's ja garnicht! Aber so etwas kann ich mir
nicht gefallen lassen. Warten Sie! Sie wollten ja immer be-
fördert werden. Jetzt befördere ich Sie — ins Jenseits. (Es ge-
schieht. Das Publikum schaudert.)

Panetta-Niemann-Raabe (zum Publikum): Wissen Sie,
welche Aehnlichkeit zwischen mir und Dem da besteht? Der Staats-
anwalt, der keine Verurtheilung durchdrückt, ist der Weiße Raabe.
Und ich — entschuldigen Sie den blutigen Kalauer — bin als
Mordbübin die rothe Raabe.

(Es wird „2lU-tvr!" gerufen.) S. Mg.

Spricht sie ..

MVöcht' mein 6retchen mit mir reisen? —
Spricht sie: „0. äas wäre lein!"
Unterwegs mit mir entgleisen? —

Spricht sie: „Hans, was lallt clir ein?"

In äes gottharcls schwarzem fischen —
Spricht sie: ..Tunnels hasse ich!"

gäbe es ein jähes firachen —

Spricht sie: „Vas war' schauerlich!"

Zus clen Schienen sprang ein Klagen —
Spricht sie: „0, mir wircl schon bang!"

Doch kein Unglück ist 2U Klagen —

Spricht sie: „Sei äem Himmel Dank!"

Hilfe!? Uor clrei Stunäen keine —

Spricht sie: „Dann wär' ich erbost!"

lm fiupee wir 2wei alleine —

Spricht sie: „Das wär' noch ein Lrost!"

Nichts, was uns clie 2eit vertriebe —

Spricht sie: .Jammer ach! unct 6raus!"
fils ctas bischen liebe Liebe —

Spricht sie: „Dann hielt ich'; schon aus!"

Deinen fiuss, clen schüchtern leisen —
Spricht sie: .Fühlst clu warm uncl weich."
Möchtest äu mit mir verreisen? —

Spricht sie: „(Denn clu willst, jet?.t gleich"...
. ;. e.

*) ttompositionsrecht vorbe' allen.

VMll-SclMelreim.

Dss ist üie gaiü'ne Lrkttrl?eil,

Wo leihst der hohe Mel macht
Sich glänzend aus dem Lettel breit
And lorgt, dah Lud' und Madel lacht.

ftumou 665 kaslsnäes.


Kileliener ru Lkamberlain: Mn ksb' ick 8 vviecler
für eine ^Veile 8ckarf.
 
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