Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0369

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 2 * Nr. §7

22. November s90(

Bernhards

Sund.

heiße Mohr, damit ihr's wißt,
Ein Pudel rund und satt,

Ein Pudel, der von Rasse ist,

Ein Vieh, das Ahnen hat.

Der Herr, dem ich ergeben bin
Ist Kanzler hier im Reich,

Er hat^ein Grübchen in dem Kinn,

Daran kennt man ihn gleich.

Und mitten in der Arbeit Bann
Denkt an sein NI o h r ch e n er,

Er spielt mit mir, wo er nur kann,

Und pfeift mich zu sich her:

„Kusch, kusch, mein Kleiner, kusche!
Spring' hopp! Hinab! Hinauf!
Apport! Allons! Husch, husche!

Gieb Pfote! warte auf!"

Oft kraut er zärtlich mich ins Fell
Und sagt ganz unverblümt:

„wie stellt man's an, mein Hausgescll,
wie wird man recht berühmt?

Berühmt so wie der Küraßmann
wär' gerne ich in spe —

Auch du kommst wie der Dpras dann
Zu schönem Renommee.

Doch ja, verändert ist die Zeit,

Seit Er zur Grube fuhr!

Man sei jetzt glatt und dienstbereit
Und alles sei Dressur:

„Kusch, kusch, mein Kleiner, kusche!
Spring' hopp! Hinab! Hinauf!
Apport! Allons! Husch, husche!

Gieb Pfote! warte auf!"

Und jüngst, als ich ihm extrafein
wies meine Stückchen vor,

Rief er: „Das kannst du nicht allein,
Bild' dir nichts ein, mein M o h r.
was so ein dummer Pudel kann,

Hat auch der Mensch gelernt —
wie du macht's mancher Ehrenmann,
Beamtet und besternt.

Er hat's gelernt und weiß wozu,

Er ahnt, daß cs ihm frommt,
wenn zum vertrauten Rendezvous
Einmal Lucanus kommt:

„Kusch, kusch, mein Kleiner, kusche!

Spring' hopp! Hinab! Hinauf!

Apport! Allons! Husch, husche!

Gieb Pfote! warte auf! F. E.


Lur Ulchilkr
der Mechnungsnoth.

6in Oorrchlag vom
Hausbesitzer Mexer aus llerlin WW.

ohnungsrwth ist nämlich ein Nonsens.
Man mich eher Miethernoth sagen.
An Wohnungen fehlt's doch nicht. Man
braucht blos durch's Thiergartenviertel und
den Kurfnrstendamm lang zu gehen. Gerade
die bequemsten Wohnungen stehen leer, zu
10 Zimmern, zu 12 Zimmern mit Saal und
Stallung, zu 16 Zimmern n. s. w. Die
Berliner haben blos keine Courage. Wer
gut mit 10 Zimmern anskommen könnte,
miethet eine Wohnung von 8 Zimmern.
Leute, die eigentlich 8 Zimmer brauchten,
knausern sich eins ab und nehmen 7. Und
so verdrängt Einer den Andern. Schließlich
sind die Ein- und Zweistuben-Wohnungen
überfüllt. Und das wird immer schlimmer.
Was ist da zu machen? Ich bin natürlich
für Selbsthilfe. Nur keine Polizei! Kein
Zwang von oben. Aber die Wirthe haben's
in der Hand, dem Uebelstand abzuhelfen.
Wie? Einfach — allen Miethern wird
gekündigt. Jeder Wirth verpflichtet sich, seine
Wohnungen nur an Leute zu vermiethen,
die ein bis zwei Zimmer mehr nehmen, als
sie bisher bewohnt haben. Das giebt ein
geregeltes Aufrücken in bessere Wohnungs-
verhältnisse. Die billigen Wohnungen werden
für die kleinen Leute frei, und — was die
Hauptsache ist — die vielen rothen Zettel im
Thiergartenviertel und am Kurfürstendamm
verschwinden und beleidigen nicht mehr das
Auge der armen Hausbesitzer, die ihre
Wohnungen von 12 Zimmern und dar-
über nicht los werden können.

Oer kurnanste
Hinriektungsinoäus.

Wie vvünscken Sie ru sterben: elek-
trisck, llurck lls8 keil oller llurck Oikt?

Ick bitte um langsame ^lkokolver-
Aiktunx.

Der 6äle

von Klein Ssckirne.

as ist äer eäle 6raf,

Den man in allen Sassen traf.

Cr nimmt clas Mau! recht voll,

Zchimpft aut äie füllen wilä uncl toll.
Äeil er sonst nichts kann,

Kempelt er sie an,

Äie ein Köter bellt,

Äenn er vettler stellt,
ln clem Lon äer Ztrassenäirne
Kreischt äer Cäle von Klein-Lschirne!

Cr geht nicht auf äie Jagä,

Äie's anäern eälen herr'n bebagt,
vergisst selbst Jeu unä 5port
(lnä bleibt sogar vom Kennplatr fort,
Äirkt im Kneipenäunst
(Im äes Pöbels Sunst,

Lölpelt wie ein Clown,
hetrt: „Den Iuäen bau'n!"

Äie ein Äurm äurchwüblt äie öirne,
vohrt äer Cäle von Klein-Lschirne.

(lnä eilt äie Polizei

Mit einem Haftbefehl herbei,

Dann brüllt äer Cäle: „5klav!

Äas willst äu äenn? Ich bin ein Sraf!
Auf Cesetr unä Kecht
pfeif' ich, Oränungsknecht!
habe blaues vlut
(lnä ein Mergut!"

Also höhnt mit frecher 5tirne
Vieser Cäle von Klein-Lschirne.

Cr pocht aufs Kitterthum

(lnä auch auf seiner Ahnen Kubm.

Ihr Amt? Ich wette ärauf:

Zie lauerten äem Kaufmann auf,

Kaubien Hab' unä Cut
Mit feuäalem Mutb.

5o riebt Cr auch los,

Aber „bilälich" blos!

Also malt es sich im Hirne
Dieses Cälen von Klein-Lschirne.

Die Ahnen hieben ärein
(lnä setrten auch ihr Leben ein.

Mehr hält äer Crbe Maass,

Zchont sich unä sucht im hetren 5pass,
Mault unä offenbart
Cchte Küpelart,

Leigt, wie sich gar leicht
pack unä pückler gleicht.

Lohnt'?, äass man äem Sräflein rürne?
Lacht äes Cälen von Klein-Lschirne!

8. Mg.
 
Annotationen