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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0382

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29- November s90^

HK

Nr. H8 * Seite ?

I Wat mir bisher hat oft bedrückt, — Det is mein unjereimtes
Wesen — Denn lange is mir nich jejlickt, — Nf „Nunne" eenen Reim
.zu lesen.

Da kam der Chinafeldzuch, und — Der „Hunne" war beliebt bei
Allen — Mir schmeichelte der neie Bund, — Man nimmt de Reime, wie
se fallen.

Uff eenmal wird nu festgesetzt — (Aus welchem Jrunde woll? Jott
weeß'n!) — „Der Hunne gilt als Schimfwort jetzt, — Keen Chinakrieger darf
so Heeßen!"

Der eenz'ge Reiur, den ick nu Hab' — Is als Beleid'gung uffzufasfen —
Ull kommt nu langsam wieder ab! — Muß ick mir det gefallen lassen?

Ick Hab' et immer doch gesagt, — Wat jeden Uuterthan beim vor'jen — Appell als
Lobspruch hat behagt, — Det jilt als uujereimt schon morjen!

Aachen. I. D. Garnicht!
Berlin, th. Der „Bert.
Stadtanzeiger" vom 16. Nov.
bringt folgende Notiz: „In
den einstweiligen Ruhestand versetzte Beamte.
Der Amtsgerichtsrath B ... in Berlin ist ge-
storben." Der Ruhestand ist also leider dauernd.
— W. N. Nichts für uns. — B. Im „Kleinen
Journal" vom 21. Nov. wird aus Karlshorst
berichtet: „Heute findet der vierte (vorletzte)
totolose Tag in der Wnhlhaide statt, dem
hoffentlich der Wettergott günstiger gesinnt
ist, wie feinen drei Vorgängern, obwohl er
beim Schreiben dieser Zeilen noch ein
ziemlich unfreundliches Gesicht zeigt."
Das glauben wir. Wenn es dem Wetter-
gott so miserabel geht, daß er fürs „Kleine
Journal" schreiben muß, kann er garnicht guter
Laune sein.

Beuthen O.-S. In einer Generalversamm-
lung der Bismarck-Hütte wurde nach der
„Oberschles. Grenzztg." vom 19. Nov. über die
Kohlenindnstrie genrtheilt: „Man könne doch
nicht gut annehmen, daß diese Industrie die
Herren schlachten wolle, die ihr die goldenen
Eier lege." Das wird sie um so weniger thnn,
als goldene Eier legende Herren kaum aufzu-
finden sind.

Bitterfeld. Im „Deutschen Mühlen-Anzeiger"
vom 15. Nov. sucht ein Reisender Stellung, der
„seit einer Reihe von Jahren für erstklassische
südd. Aktieumühle mit großem Erfolg thütig"
gewesen ist. Wir kennen nur eine „klassische"
Mühle, und die liegt in Norddentschland, bei
Zoppvt, jene Mühle, von der der Dichter singt:
„In einem kühlen Grnnde, da geht ein
Mühlenrad."

Bremen. Ans dem „Prozeß Kneißl" berichtet
der „Bremer Courier" vom 18. Nov. über den
Angeklagten, daß „in der Klinik seine Ver-
mehrungsfähigkeit durch die Aerzte bestätigt
worden sei." Wünschenswerth ist diese Befähi-
gung des Raubmörders aber nicht.

Chemnitz. In den „N. Nachr." vom 14. Nov.
erläßt der Rath der Stadt Chemnitz eine Be-
kanntmachung, die so beginnt: „Ortsgesetz, die
Beschränkung der Beschäftigung von Gehilfen,
Lehrlingen und Arbeitern Hierselbst betreffend.
8 1. Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter
in Großhandelsbetrieben, Bankgeschäften, Spedi-
tions- und Kommissivus-, Agentur- und Aer-
sicherungsgeschüsten, Buchhandlungen, Leih-
anstälten sonne in den Kontoren der Fabriken
mW Werkstätten dürfen außerhalb der offenen
Verkaufsstätten ain ersten Weihnachts-, Oster-
und Pfingsttage, am Charsreitage, Todteusest-
sonntage und an den beiden Bußtagen über-
haupt nicht, im Uebrigen aber unbeschadet
der Bestimmungen im 8 105v der Reichsgewerbe-

vrduung nur au je-
dem dritten Sonn-
tage, und zwar nur
in der Zeit von 11 Uhr Vormittags bis
1 Uhr Nachmittags beschäftigt werden."
An den Wochentagen können also die Gehilfen,
Lehrlinge und Arbeiter fiu Chemnitz spazieren
gehen. Und im übrigen Deutschland ist noch
nicht einmal der Achtstunden-Arbeitstag ein-
geführt!

Finsterwalde. Im „Niederlausitzer Anzeiger"
vom 22. Nov. liest man:

Max Richter, Leipzig

Königlicher Hoflieferant
ist in gleichmäßig vorzüglicher, frisch gerösteter
Ware, in Original-Packung stets vorrätig in
der Verkaufsstelle von Maria Fast».

Wer delektirt sich an gerösteten Hoflieferanten?

Hagen. E. M. Dieser Witzreim wurde schon
bei früherer Gelegenheit im „Ulk" veröffentlicht.

München. Die „M. N. Nachr." vom 17. Nov.
enthalten die Reklame über eine Theesorte mit
beigefügten Attesten, deren eines „Heinrich
Ruhestörer, Steuersammler" unterzeichnet ist.
Wenn dieser Name nicht echt sein sollte, ist er
doch gut erfunden.

Reutz a. Rh. R. H. Besten Dank. Im
Wesentlichen kann uns die freche Ueberhebung
von Blättern, wie Ihre
„Neuß- Grevenbroicher
Zeitung" eines zu sein
scheint, nur belustigen.

Lassen Sie die „Regie-
rungspartei" nur so
weiter pöbeln — uns
kann es recht sein.

Uebrigens hat die ge-
nannte Zeitung den
Artikel gestohlen, —
nämlich von ihrer
großeil Schwester, der
Berliner „Germania".

Qnerflttt. Das
„Querfurter Kreisbl."
vom 22. Nov. behaup-
tet: „Es gilt jetzt als
Thatsache, daß die
Wale und Delphine
ihren Stammbaum
von Laudwirthen
herleiten. Ihre
Urahnen müssen sich
dem Wasserleben all-
mälig angepaßt haben,
da im Laufe der Jahr-
tausende die Meer-
säugethiere daraus ge-
worden sind." Daher
drängen sich auch heute
noch die Landwirthe
mit Vorliebe — zu
den Wahlerz.

Schneidemühl. Der „Ratiborer Anz." vom
17. Nov. meldet: „Anläßlich des letzten Buren-
sieges war von hier an die Gesandtschuft in
Brüssel ein Glückwunschtelegramm gesandt wor-
den." Das ist wohl ein Jrrthum. Was mit
Schuft zusammenhängt, gehört an die Adresse
Chamberlains.

Schwerin. Die „Mecklenburger Nachrichten"
vom 19. Nov. melden: „Am 16. d. M. hielt der
Vorstand und der Ausschuß des Lebensversiche-
rungsvereins für mecklenburgische Lehrer seine
diesjährige Prüfungssitzung ab." Dann folgt
der Geschäftsbericht mit folgender Angabe:
„Nach den Grundlagen des Vereins beträgt die
Unsterblichkeit hinsichtlich der Personenzahl
18 Proz." Das ist enorm. Außerhalb der
Grenzen Mecklenburgs wird ein viel geringerer
Prozentsatz von Lehrern unsterblich.

Steglitz. Nach einem Ausschnitt aus dem
„Lok.-Anz." vom 24. Nov. wurde König Carlos
von Portugal bei einem Spaziergang von fünf
spanischen Choristinnen angesprochen. Dann
heißt es weiter: „Der beleibte junge König
fragte die Damen, womit er ihnen dienen
könnte." Wenn fünf Choristinnen auf einmal
einem König auf den Leib rücken, muß er aller-
dings recht beleibt sein.

Stettin. Stilblüthe aus dem Rvmanabschnitt
in der „dt. Stett. Ztg." vom 13. Nov.: „Jetzt
stemmte er den rechten Ellenbogen gegen
sein Kinn und ließ sein Haupt schwermuths-
voll in seine Hand sinken." Hoffentlich hat ihm
diese Gliederverrenkung nicht allzu weh gethau.

Marburg. Das „W. Kreisbl." vom 19. Oktbr.
meldete aus Newhvrk: „Japan treffe riesenhafte
Vorbereitungen zum Kriege wegen Korea. Die
Volksstimmung begünstige eine baldige Auk-
tion." Soll etwa Korea versteigert werden?

Werl. Vorsichtig klingt eine Ankündigung
im „Allgemeinen Anzeiger" vom 5. Nov.: „Die
Verlobung von Frl. Anna K... mit Herrn
Heinrich M ... ist vorläufig aufgeschvbeu."
Also Waffenstillstand! Mögen die Verhandlun-
gen zu einem glücklichen Friedensschluß führen.

veraiMvortlichersteäakteur: ?rilx Lngel in öerlin lv. 62.

Druck u»ä Verlag von lluäoll Morse in llerlin.

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