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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0385

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6. Dezember f'IOtz

vr. Ulks Auswahl modernster fiaus-mschristen.

gute alte Sitte, den Häusern auf Denken und Fühlen ihrer Bewohner bezügliche Inschriften an die Stirnwand zu setzen,
scheint sich in der Neuzeit wieder mehr und mehr einzubürgern — resp. einadeln zu wollen. Und wir freuen uns dessen aufrichtig;
denn ein solches „Erkenne Dich selbst" an der Giebelseite muß und wird der gerade gegenwärtig in vollster Blüthe stehenden Charakterforschung
und Seelenvivisektion die werthvollsten Fingerzeige geben. Aber nicht nur passiv gedenken nur uns an dieser Wiedererweckung eines
ulten löblichen Gebrauches zu ergötzen, auch aktiv wollen wir bei seiner Weiterverbreitung und Fortentwickelung thätig sein.
Dringend nöthig erschien es uns in dieser Beziehung, vor allem eine Anzahl mehr oder weniger öffentlicher Gebäude, die noch immer
inschriftlos — gleichsam Münzen ohne Gepräge — herumstehen, mit bedeutsamen Sinnsprüchen zu bedenken.

Unsere erste Fürsorge „in diesen: Sinne'

Deutschen Deichstagsgebäude.

Oie; bau; ;tebt in cle; llolke; Hand:

Zum „l)eut;chen beichstag" i;t e; genannt;

Drin werden viel schöne beden gehalten —

Und wenn sie nichts nüt2en,bleibt alles beimAIten.

sür ein Uriegsgericktsgebäude.

Oier kann man lernen mit Gündlichkeit,

Gas Oettentlichkeit i;t und Mündlichkeit.. .

Genn kaum die llerhandlnng thät vor;ich gehen,
Gird drau;;en mit offenem Munde man ;tehen
Und jauchten in Lbränen der Seligkeit:

0 du ?austrechts2eit,
wie di;t du ;o weit!

berliner besickenrlbeater.

Diesem Theater

ist sein Leiter ein wahrer Kater:

Seine Arbeitskräfte 2» schonen,

Lrägt er selbst die Dekorationen;

Gebt es manch Stück auch voll Saus und braus,
butt den Direktor man schliesslich heraus,

Sieht es doch aus wie im Ordenshaus.

' galt natürlich dem

berliner Unfallstation.

lOein wahrer Dame klingt schmerzvoll an»
Drum wirke ich lieber incognito
lind nenn' mich bescheiden „betrübs-bürcau
Der berliner elektrischen Strassenbahn".

Slaatsllruckerei.

5ür mich ist jedes her/ entflammt,

Mein Loblied hört ringsher ihr schmettern,
bs strahlt in braun' und blauen Lettern:
heil, heiliges Scheinwerfer-Amt!

Ztrassvurger Universitälsgebäude.

lOerk's, Gissenschaft: bescheidenheit
Ziert alle Gesen gross und klein;

Drum krage hübsch 2u jeder Zeit:

Dürft' ich so frei sein, frei 211 sein?!

beicbs-Scbatrami.

Om so ein bischen Defizit

?ühl' ich mich lange noch nicht schuldig —!

Gebt es denn Leihenbrttder nit,

Und ist nicht das Papier geduldig?!

berlins „Holdes Haus".

IOag lDancher sich für mich begeistern.

Mich Andre tadeln lauter und dreister;

Doch das steht fest: nur die Kürzer meistern.
Schallt immer noch keinen Lürgermeirter.

?ür den rodeskestsaal der
„Neuen bemeinscbaft".

lOeinte die Menschheit sonst willkürlich:

Das Sterben wäre den Gesen gemeinsam —
Man ginge den Pfad des Lode; einsam
Und all da; machte von selbst sich — natürlich,
hier aber stirbt man nach der Kunst;

Man 2eigt euch: Der Lod sei nicht umsunst —
ks wird auch spät um Mitternacht
(Geil sich's doch so weit grus'Iiger macht!)
'ne Gneralprob' gehalten bass,

Damit ihr „in Schönheit" lernt beissen

ins Ga;...

Dun eilt, die Mitgliedschaft 211 erwerben,

Dann werdet ihr seh'n: es ist hier

2um Sterben!
k. s.-e.

Kükowe Smpfanzeiag

oder

Die Aunst, in 5 (Minuten mit ZOO Gästen zu plaudern.

Ort der Handlung: Des Kanzlers Amtswohnung.

Personen': 'I'ont Deelin. Bülow.

Bülow (im stärksten Gedränge, fortwährend den Nächsten an-
lächelnd): Ich danke Ihnen, Herr Kollege! — Also doch, Herr
Professor! — Wenn man Sie nicht entladet, Exzellenz, — Ah, sieh
da, Herr Major — Gewiß, gewiß! empfehlen Sie mich nur der
Iran Gemahlin, — Beim letzten Konzert konnte ich leider —
Natürlich, fleißig wie immer. - Wo haben Sie Ihr neuestes Bild?

— Nein, das ist köstlich! wieder eine Stimme für den Zollta....

— O, wenn es der Heilige Vater wünscht, werde ich es ii: Er-
wägung — Sie! Sie! Ihr Artikel inacht ja die Nnnde durch
die ganze amerikanische Presse — Hm! hur! ja! bei dem Wetter
ist alle Welt erkältet, ich selbst — Bin stolz, daß der Aar
mir durch Ihre Hand — Aber warum trinken Sie nicht, Herr
Kommerzienrath? — Ha, ha, ha! echter Börsenwitz, ha, ha! —
Mein tiefstes Beileid, ganz Deutschland trauert mit Ihrem Schelk
-- Nette Komödie, Herr Graf, wir sind ja alle mehr oder weniger

Nein, das geht wirklich nicht, Herr Oberbürgermeister — Ganz
Ihrer Meinung, Ehrwürden — Also das nächste Mal, Doktor!
Setzen Sie sich nur! Sie werden mir doch nicht die Nutze — Ja,

das ist die Ruhe vor der Schlacht. Morgen im Reichstag-

eine Karte wollen Sie? Nichts ist leichter — So schwer habe ich
die Beleidigungen Chamberlains garnicht anfgefaßt — Sie wollen
schon gehen, Herr Präsident? Aber dann brechen Alle ans— Alle
ans einmal kann man freilich nicht befriedigen, doch wir werden
die innere Krise — Das muß man meinem Kollegen vom äußeren
Amt lassen — Eine Cigarre gefällig? Sie sind Nicht- — Für den
Dreibund, Herr Marchese, aber — Nichtsdestoweniger bitte ich Sie —
Ich danke Ew. Exzellenz — Der Frau Fürstin meine nnterthänigste
Empfehl... —auf Wiedersehen, Herr Legationsrath — an rovoii !

— :r rivecleroi — gooä bxe — clolira noe — salein alei . . . . —

allein, endlich allein! S. Mg.

Fsni Deinen des Sieges.

— Ga; that der Gossberrwg von Hessen am Lage seiner Scheidung?

— G lies; kiktoria schiesscn.

Der undankbare Dichter.

lieber das Vorgehen des Leipziger Staatsanwaltes soll Totsten
sehr ungehalten sein. „Was bezweckt man nur?" brummte der
Weise von Jasnaja Pvljana. „Solche Reklame habe ich doch
nicht nölhig!"
 
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