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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0393

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Seite 2 * Nr. 50


13. Dezember

Dereingefalleu.

LIegie ^um Zolltarif.

shr leid, ihr Freunde linkerleits,
Ihr leid liereingelgllen:

Ls darf inmitten lchweren Leids
Die Muhrheit nicht verhüllen.

Als Miloiv, der verehrte Grnh
Onhnl Olnt; nulThllldwigsStuhlchrn,
öinmt ihr entgegen ihm ?u brav
Mit zärtlichen Gelnhlchrn.

Drr Gülllivgrsk, drr glvttr Mnnn,

Der, ei? lo -urkrig iächrtn kann,

Ikin Grükchrn in drin Kinne,

Das Antlitz voller Minne,

Genehmen kein ge-ngrlt,

Geschniegelt nnd gebügelt,

Gnu- MH vom Kopf -nm Gallen, —

— Ihr seid herringeMIlen!

Lr dienerte lv nett nnch links
Änd klin-te mit den Lidern,

Als hnrrte er nur eures Minks,
Äm recht lich gn^ubiedern.

Lr lprnch von Goethe wundervoll
In dick geölten Dhrnlen,

Änd euer weiches tzer-e schwoll,
Ihr kamt ins Mvnnernlrn.

Der Lniomgrok, der glatte Mann,

Der, ei! lo -nckrig lächeln kann,

Ikin Grübchen in dem Kinne,

Das Antlitz voller Minne,

Ans leine Anmnth eitel,

Mit durchgr-og'nem Scheitel
And rin Grgan: metallen! —

— Ihr leid herringefallen!

Ihr dachtet: ,Ha, der ilt modern,
Wird neue Megr suchen,

Ist keiner von den sopk'gen iherrck,
Von den lkan^lei-Lunuchen.

Mir geben seiner Oolitik
Vertrauend das Geleite,

Lr hat den ausgedehnten Mick,

Lr hat den Sinn ins Meile!"

Der Güioillgraf, der glatte Mann,

Der, ei! lo -nckrig lächeln kann,

Ikin Grübchen in dem Kinne,

Das Antlitz voller Minne,

kein Stänbchrn nnd kein Krümchen,

Im Knopfloch stets rin Glümchen —

— Jawohl! ikin Mann mit krallen! —
— Ihr leid herringefallen!

Lr, der euch so vir! Hoffnung gab,
Malt euch nun aus das Feuer,

Lr baut ringsum gren-auk gren-ab
Lin graues Lollgrmäuer,

Lieht leise euch das Geld heraus
And harmlos aus den Taschen,
And trägt es in das Junkrrhaus,
Dab tie es dort vernaschen.

Der Gülorvgral, der glatte Mann,

Der, ei! lo Hurkrig lächeln kann,

Ikin Grübchen in dem Kinne,

Das Antlitz voller Minne,

Wird in glarirtem ihandlchnh
Iknch -eigen nnn den kantlchn.

Wird rnch den Kiemen schnallen —

— Ihr lrid hereingelallen! x. e.

Peutenoth.

Da-, Märchen von einer wahren Begebenheit.

^gravitätisch, wie es einem alten Diplo-
malen ziemt, setzte er sich in Pvsitnr
nnd hielt folgende Anrede:

Meine Damen nnd Herren! Seit Jahren
mache ich den Versuch, Sie zn bitten, sich
meiner Führung anznvertranen. Wem: ich
in früheren Zeiten mit hochfliegenden
Plänen vor Sie hintrat, da drängle sich
der junge Nachwuchs eifrig heran, nnd
ich hatte Mühe, unter Ihnen eine Auswahl
zn treffein Jetzt aber bleiben Sie gegen
alles Zureden kühl, — Sie ziehen sich zurück,
wenn ich mich Ihnen nähere, — Sie ver-
spotten mich, wenn ich Ihre Aussichten ins
rechte Licht sehe. Am mnthigsten ist noch
das schönere Geschlecht. (Kichern unter den
weiblichen Hörern.) Ich kam: doch aber nicht
immer wieder nnt den Damen kommen.
An den Hofen, bei denen ich aeereditirt bin,
rümpft man schon die Nase („Tho!" in scharfein
Diskant nnd nervöses Plätschern.)... ich kann
gewiß nichts dafür. Aber man nimmt mich
bald nicht mehr ernst, wenn ich nicht besser
meine Mission erfülle. Ich bitte Sie also,
meine Herren, halten Sie nur endlich Stand.
Ich werde Ihre Herkunft nicht verrathen,
ich bin ein alter Diplomat nnd kann den
Schnabel halten. Kommen Sie ....

Und er fuhr mit dem langeil Schnabel
tief in den Teich, darin die nackten Kindlein
lagen. Wieder vergeblich! Kein Junge ließ
sich packen, nnd der Storch stelzte wiederum
mit leeren Flügeln heim nnd sandte nach
einigen Hauptstädten Europas chiffrirle
Depeschen ....

Auf, der Jugend

einef Edelmunnef.

'er Grundzug im Charakter des Grafeil


..bisse Qi-nf. cUauSSkM stobt 6>n Usulsn ^rbsitslossr . . .
sis bübsn läungor."

,,l)i6 Müolckicbon, — unel iob bin baut veioctoi- ssn?
Appetitlos."

voll Arnim ist unverkennbar ein
strenger Rechtssinn. Man erfuhr das erst

_ neulich, als er gegenüber den Bebelschen

Mittheilnngen über ein hungerndes Kind
iir das catvnische Wort ausbrach: „Vater hat vielleicht gesoffen!"
Was wollte er anders damit sagen, als daß im Sinne der
Bibel die Sünden der Väter an den Kindern gerochen werden
sollen? Auf diesem Standpunkt vollendeter Gerechtigkeit stand
Graf Arnim schon als Kind. Damals war es sein größtes
Vergnügen, sämintlichen Fliegeil, deren er habhaft werden konnte,
die Beine einzeln ausznreißen. Es geschah nicht aus Rohheit
— bei Leibe nicht. Es geschah nur, weil eine alte Erbtante, die
übrigens inzwischen leider Gott sei Dank das Zeitliche gesegnet
hat. sich häufig beklagte, daß sie durch Fliegeil in ihrem Mittags-
schläfchen gestört würde. Als er zur Schule ging, prügelte er
immer die Schwächerem, um deren Eltern dafür zu bestrafen,
daß sie ihre Sprossen nicht besser abgehärtet und widerstands-
fähiger gemacht hütteil. Als er in seiner Studentenzeit einmal am
Flnßnfer dem Ringen eines Ertrinkenden zusah, gab er seiner
ersteil weichlichen Regung, den Unglücklichen zu retteil, nicht nach.
Er forderte erst den Nachweis, daß der Manu Angehöriger einer
Ordnungspartei sei lind verlangte die Unterschrift eines Reverses,
wonach der P. p. sich verpflichteil sollte, bis an sein Lebensende
konservativ zu wählen. Als der Manu dann in den Welleil ver-
schwand, athmete Jung-Arnim fröhlich auf. Mit de» Worteil:
„Ein Reichsfeind weniger!" begav er sich zur Korpstueipe. So
war der Graf schon in jungen Jahren ei» Beweis für das
Wort, daß das Kind des Mannes Vater sei. Hoch Graf
Arnim!
 
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