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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0401

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Seite 2 * Nr. 5 t

20. Dezember lMt


Internationaler Wunschzettel.

Leder stieg vom Himmelsthor
Und durch alle Rirchensprengel
Zog mit hörbereitem Ohr
Leisen Flugs der Weihnachtsengel.

Unterwegs der Erste war,

Den er fragte, Rußlands Zar.

„Alles!" seufzt' er, „Hab' ich hier.
Eins nur wünsch' ich für mein Leben:
Daß die guten Finnen mir
Ihre letzte Freiheit geben."

Und der Engel flog nach Prag,
Wo ein Tschech im Rinnstein lag:

„Mir ist jede Heimat!) gleich,

Wo man schimpft und wo man haut.
Vlur ein ein'ges Tschechenreich
Sah' ich gerne aufgebaut!"

Weiter ßog der Engel und

Ram zum Hahn vom Landwirths-

bund:

„Gieb mir! Gieb mir!" kreischte Der.
„Wucherzölle, Liebesgaben!

Und vor allem will ich mehr
Als die Andern alle haben!"

Südwärts nun zum Vatikan
Wandte sich des Engels Bahn:

„Schafs," ruft Pius aus und kniet,
„Mommsens plötzliche Bekehrung,
Daß er werd' ein Jesuit.

Ei! Das wäre 'ne Bescheerung!"

Und alsdann im „Weißen Haus"
Forscht der Engel Morgan aus:

„Betteln ist nicht mein Geschmack,"
Rief der Held und thät' sich recken.
„Doch ich ford're einen Gack,

Drein ich könnt' Europa stecken."

Und der Engel ist verstimmt,

Weil er Wünsche nur vernimmt,
Die auf Haß und Vleid sich stützen,
Und er will sich heimwärts dreh'n,
Sieh! da packt ihn Lhamberlain
An den untern Flügelspitzen:

„Gieb auch meinen Wünschen

Raum!"

Brüllt er, folgend seinen Spuren.
„Häng' mir an den Weihnachtsbaum
Alle noch lebend'gen Buren."

Und der Engel, der wird fahl,
Und er flucht zum ersten Mal:
„Löst' ich solche Wünsche ein,
Müßt' ich ja ein Teufel sein I"
Himmelan fährt er im Vlu,

Und die Thür fällt donnernd zu.

S. Mg.

Das schlechte Gedächtnis).

n einer in Bingen erscheinenden Zeitung kam ein Roman zum
Abdruck, der sich als die wörtliche Wiedergabe des bereits in
Buchform erschienenen Romans einer Schriftstellerin erwies. Als
man den Plagiator vor Gericht zur Rede stellte, entschuldigte er sich
mit seinem schlechten Gedächtniß.

„Sie können mir's glauben," versicherte er: „Ich hatte mir
jenen Roman im Buchladen gekauft, um ihn zu Hause zu lesen.
In meiner Wohnung war mir diese Absicht längst entfallen. Ich
sah ans dem Schreibtisch ein paar Bogen leeres Papier und war
nun der Meinung, daß ich das eben gekaufte Buch nicht habe lesen,
sondern abschreiben wollen. Das that ich denn Seite für Seite."

„Sind Sie denn Schriftsteller von Beruf?" fragte ihn der
Richter. „Und was haben Sie denn schon geschrieben?"

O, Romane, Dramen, Lhrisches, allerhand, z. B. Irrungen
und Wirrungen, Sturmfluth, die Journalisten, Adjutantenritte,
Kabale und Lie — - "

„Nanu hören Sie aber auf! Wer soll Ihnen denn das glauben?
J-ür wen halten Sie sich denn?"

„Ja, meine Gedächtnisschwäche! Ich weiß wirklich nicht:
bin ich Sudermann oder Grabbe oder Spielhageu oder —"

„Sie vergessen wohl, daß sie vor Gericht stehen? Sie haben
hier strikt bei der Wahrheit zu bleiben. Daran wollte ich Sie
erinnern."

„Ich sage immer die Wahrheit. Und ich will Sie auch Ihnen
sagen, Herr Präsident. Ich habe Sie hier vor Gericht laden
lassen, um Sie wegen gemeinen Plagiats zu verurtheilen. Sie
sollen drei Monate ins —"

„Das ist zu bunt!" schrie der Richter dazwischen. „Sie ver-
wechselchJvohl die Rollen? Ich lasse Sie zunächst wegen Ungebühr
vor Gericht auf 24 Stunden abführeu. Die Verhandlung wird
so lange vertagt."

„Donnerwetter!" rief der endlich zur Besinnung kommende
Plagiator. „Jeht habe ich — mich vergessen."

Woran erkennt man unsere Minister
uns Parlamentarier?

kine aut breiter hasis angelegte spitxfinäige llntersuchung.

Um hart kennt man clen posa, nnä äen Möller an äer Länge,
Den külow an äem 6rübchenmunä nnä an äem Mortgepränge.
Um Himmeln kennt man hallestrem, man muss ihn bimmeln seb'n!
Herr ?rege bat äas Himmeln satt, er könnt' es nit gar schön,

Um 5chimpken kennt man Hebel nnä Singer ebenso.

Den Oertel an äer (beste, stanitr: am Vach von Strob.

Den Koeren erkennt man am Zittlichkeitsbeischen,

Um Heien äen llaascbe, äen Urnim am Kreischen,

Den Urenät am Silber, äen lberner am ölecb,

Den Stöcker an seiner geäächtnissschrväch'.

Karäortk am Schimpfen ans äie hörse,

Un seiner?rumlngkeit äen Spabn,

Den Liebermann am Verse,

Um Krähen vicäerich Halm,
ven Kichter. potx ölit?.,

Um Mnltenvit?.,
ver schart nnä
wie äies
Dreieck

spit/.. e. a.

?

jstn Herrn v. ikürbrr.

in Staatsstreich'? ffrennd, nimm dich in Acht!
Seldltherrlichkeit dann auch mißglücken, —
Änd leicht rucht durch die große Macht
Die Großmacht dir in Stücken!
 
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