Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire (30.1901)

20. Dezember 190s

Nr. 51 * Seite 5


sowohl immer meistens gewöhniglich offen steht, sondern auch
vorichte Woche der Schlüssel von das Püh-Anino verloren gegangen
geworden war, so daß man es unbeschadet anfklappen und worauf
dann mein letzter Platznachtbar Puhseler mit die Rollbeine schon
mehreres mit einem Finger so ziemlich auswendig spielen kann.

Nachdem nun noch der Beginn des Festacktes nin 5 Uhr Pfer-
abredet war. indem die meisten von uns nach vieren noch eine
Stunde nachbleiben mußten, so schleichten sich die andern alle in
feierlichen Zuge durch dem Kvrridohr nach der Singeklasse, wo ich
daweile schon auf den Ehrenplatz ans das Notenspinder aufgeklettert
war, und daselbst vorher auch meine abgeschlagene GyPPsengel-
Bühste ausgestellt geworden und Hermann Lehmann dieselbe
heimlich mit einen Lorbeerhein aus Peterzilje und SnPPengrnnes
von seiner Mutter ihren Stand in der Markthalle bekränzt hatte.

So krichten sich nun meine beiden Mitultimnsse das zanken
um der Festrede, indem sie der lange Pasewaldt von dem Katehder
rnnterhalten wollte, und der kleine Radanmachskh aus Wreschen
schon pfermittelst einem Stuhl ans dem großen Erdglobns ranf-
geklettert war, welcher auch immer hier in der Singeklasse steht,
wenn er nicht in der Geohgravieh gebraucht wird, und polnisch
sprechen wollte, welches gedenfalls viel seierliger gewesen wäre,
indem es keiner von uns andern verstand.

Hier war nun der Momang gekommen, pfermittelst dessen
Puhseler mit die Nollbeine mit dem Einen Finger das Klavier
anschlng: Ich weiß nicht, was soll es bedecken? Und mit der
andern Hand zu gleicher Zeit den Globus von Polen mit dem
kleinen drauf fitzendem Radanmachskh in einer kreisförmigen
Drehung versetzte, und ich oben ans dem Notenschranek hinter
meinem Marmorgypskopse eine rothe bengalische Flamme anstechte,
wo auch die bekanntesteil Tieger Herkommen, liebst nnserm all-
pferehrten Herrn Direcktor, indem er grade getzt in die Ueber-
raschung der Feierlichkeit mit den Worteil hineingriff: „Was

macht ihr denn hier für einen Mordspecktakel!" Und wodurch
sich durch den ehrenvollen Schreck mein Schwerpunkt so sehr nach
unten erweiterte, daß ich an der Gardine von dem Notenspinde
runterznrntschen anfing, ihr aber mitsamtst der Stange abriß
lind wahrscheinlich wegen dein Erdmangnetismns ans dem Globus
ranfschlug, welches ein größeres Loch in der Gegend des Atlantischen
Ozeans veranlaßte. Infolge der ölecktrischen Beleuchtung, da
dieselbe indessen durch dem Herren Schuldiener Krausewenzel an-
gedreht geworden war, so konnte mir der allpferehrte Herr
Direcktor nunmehr zwei Backpfeifen geben, weil sich die übrigen
Festtheilnehmer in der Dunkelheit gedrückt hatteil, und dazu
äußern: „Wenn der selige Nobel einen Preis für die größte
Ungezogenheit gestiftet Hütte, dieser Bengel kriegte ihn jedes
Jahr!", mit welcher Auszeichnung wahrscheinlich ich gemeint
gewesen sein sollte. , Und außerdem das Versprechen empfing, die
Rechnung über dem durchlöcherten Weltmeer meinen lieben Eltern
ins Hans zu schicken, wodurch meine Zukunft ans dem Wasser lag,
wie mein Onkel Berthold immer zu sageil Pflegt, wenn er die
Zeitung liest.

Indem ich nun durch dem Pedell auf dem Heimwege gemacht
wurde, durfte ich noch die Zusicherung mitnehmen, daß der gänz-
liche F-estackt in meiner Weihnachtszensnr reinkommen und dadurch
den Geschenken eine andere Richtung gegeben werden sollte. Wo-
bei es sich ziemlich sehr günstig traf, insofern ich bei dem Engel-
rnnterholen von dem Ofen meiner lieben Großmama ein högst
passendes Packet mit Fefferknchen und Parziman mitentdeckte und
hinter meine Schulbücher verfluch, wodurch wenigstens dem rap-
pidestem Nvthstand der Landwirthschaft gesteuert geworden ist, wie
mein Schwager der Herr Rittergutsbesitzer immer sagt, wenn er
auf meinem lieben Papa eine Hühpoteekenbank anflegt.

So endete dieser schöne und denkbare Tag.

(Für die Richtigkeit der Abschrift: R. S.-C.)




^SNU sie 8ieb bei äei' ?olencieb3tte 3ueb 23nken

— bei 1ck8ebe ver8Öbnen 8ie 8ieb xvieäei'.