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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0406

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20. Dezember ^YOjj


Nr. 51 * Seite 7

I Seitdem Bernhard Bülow Wat vom
Zollhasen jesagt hat, von den man noch jar-
nich weiß, wohin daß er looft, kommt er mir schon
selber wie'n Hase vor. Nämlicht ooch bei ihm weeß
Keener nie, wohin de Reise seht, denn manchmal
macht er immer nnr so'ne Männchen — und denn
is er wieder mit alle Hunde jehetzt. Er hat ooch
wie'n Hase ville Häute: Häute so und Häute so.
Jejen de Ajrarier is er zum Mindesten 'n Hasen-
fuß, und bei seine erste Rede zu'n Tarif war 'ne
jewisse Vorliebe sor Kohl bemerkbar. Na, vielleicht
diese Hasenscharte nach de Schonzeit, ick wollte sagen
Ferien wieder aus. Wenn et aber mit den Tarif doch
schief seht, wird er jewiß rufen: „Mein Name is Hase, ick weeß
von nischt!" Ick, der Nuuue, Hab' et aber immer jesagt: Er is
keen jroßet Licht, aber wat von Lampen hat er an sich.

Zur Hebung der Sraatslotterie.

der Fiskus mit den preußischen Loosen kein gutes Geschäft
macht, so sollen fortan die Privatlotterien eingeschränkt wer-
den. wir fürchten, daß auch dieses Mittel die Konkurrenz nicht hin-
reichend verringern wird, und schlagen noch andere Maßregeln vor:

1. Es darf keine anderenLoosinhabcr geben als die der königlich
preußischen Staatslotterie. Da aber eigentlich jeder Preuße ein
Loos hat — einige wenige ein gutes, die Anderen alle ein mehr
oder weniger schlechtes — so sind alle Preußen verpflichtet, viertel-
jährlich den für Loose fälligen Betrag an den Fiskus zu ent-
richten. Ausländer, wie Sachsen, Bayern u. s. w., haben, wenn
sie sich in Preußen aufhalten, das Doppelte zu zahlen.

2. Alle anderen Spiele sind verboten, also nicht blos das
Spielen in fremden Lotterien, sondern auch das Kartenspiel das
Klavierspicl und das Mienenspicl.

Berlin. Ln. In Nr. 62l
des „B. T." wird über die
Ursache einer Entgleisung auf
der Lieguitz-Rawitscher Eisen-
bahn mitgetheilt: „Eine zweite Bohle lag an
dem lleberwege bei Kilometer 87,2 und zwar
mit einen: über 50 Kilometer schweren
Steine beschwert/' Wie viel Centner weit ist der
herbeigeschafft worden? — F. M. In Nr. 626
des „B. T." wird über die Wahlen zur aka-
demischen Lesehalle geschrieben: „Geldmittel für
Wahlpflugblätter werden beschafft." Der
Wahlpflug ist wohl ein neues Instrument, mit
dem der Parteiacker bearbeitet wird. — B. St-—r.
Ihr Gedichtchen aeeeptirt. Wir bitten um
Ihre nähere Adresse.

Brauuschwcig. Der „Br. Stadtanzeiger" vom
4. Dez. bringt die Drahtnachricht aus Potsdam:
„Neues Palais, 3. Dezember. Vor dem Kaiser
erfolgte heute Mittag die Vereidigung des
Weihbischofs von Straßburg (Elf.) Barons Zorn
von Bulach. Der Kaiser hielt dabei folgende
Ansprache:

Harwieh, 3. Dezember. Nach einer bei Lloyds
eingetroffeneu Meldung stieß der Dampfer
„Cambridge", der gestern Abend den hiesigen
Hafen verließ, mit dem gleichzeitig in den Hafen
einlaufenden Torpedobootszerstörcr „Salmon"
zusammen."

Das stimmt nicht! Die Ansprache hat wesent-
lich anders gelautet.

Davos. Tie Eröffnung der deutjchen Heil-
stätte in Davos wird in Nr. 49 der „Davos-
Blätter, dem Verkehrsvrgan für Ragaz, Prätti-
gau, Davos und Engadin", eingehend geschil-
dert. Es soll sich nach der Grundsteinlegung
ein recht merkwürdiges Naturschauspiel ereignet
haben: „Der kalte Stein, der damals in die
gelockerte Erde gepflanzt wurde, ist inzwischen
unter dein Hauche der warmen Liebe, die ihn
beseelte, zn einem mächtigen Baum empor-
gewachsen." Das übertrifft ja Darwins Theorie
nnd alle Träume der Anhänger seiner Ent-
wickelungslehre !

Frankfurt a. M. Der „Gen.-Anz." berichtet
in der Stadtbeilage vom 4. Dezbr.: „Der Tage-
löhner Alexander K. . . . von Reinhartshain,
kaum aus dem Gesängniß wegen Zech-
prellerei entlassen, ging am selben Tage
abermals in eine Wirthschast." Allerdings mutz
der Gefangene für die ihm verabfolgte Kost
Zahlung oder Arbeit leisten. Daß aber Jemand
aus der Haft entlassen wird, iveil er die Ver-
waltung um die Zeche geprellt hat, ist eine
ganz neue, jedenfalls recht humane Anordnung
unserer Gefängnißdirektionen. — Im „Gen.-

Anz." vom 7. Dezbr. liest man:
„London, 6. Dez. „Daily Expreß"
meldet aus Bombay: Ein großes
Boot mit Pilgern, die nach Goa
zum Grab des heiligen Franz
Xaver, des Apostels der
Juden, wallfahren wollten, sank
am 4. Dezember." Bisher galt
Xaver als Apostel der Inder, als
solcher wurde er auch kanonisirt.
Sollte sich ein Gesinnungswandel
bei ihm vollzogen haben?

Mühlhausen i. Th. Die Num-
mer vom 26. Oktbr. ist doch jetzt,
fast 2 Monate später, veraltet.
In solchem Zeitraum verjähren
auch die größten Stilsünden!

Nordhauseu. Das „Nordh.
Tagebl." vom 4. Dezbr. behauptet:
„In China ist noch keineswegs
eitel Friede, wie der letzte, op-
timistisch gefärbte Situations-
bericht glauben ivollte. Nach
einer Meldung aus Schanghai
sind die Regierungstruppen von
den Buren im Nvrdvsten der
Provinz Tschili geschlagen wor-
den." Wir zweifeln doch. Die
Buren erscheinen zwar überall
da, wo man sie nicht erwartet,
aber bis nach China haben sie
sich — und die Engländer doch
noch nicht durchgeschlagen.

Staßfurt. Anzeige aus der
„Staßf. Ztg." vom 3. Dez.: „Ein
halber Damenknopfschuh ist
am Donnerstag Abend auf dem
Schützenball in der Garderobe
vertauscht worden. Zu erfr. bei
Frau B." Trägt mau etwa in Staß-
furt nach Art der Halbhandschuhe
Schuhwerk mit nackten Zehen?

Stuttgart. Stammtisch.
Wir glossiren nur, was uns
gedruckt vorgelegt wird.

Tcplitz. Stilblnthe aus Nr. 134
des „Teplitz-Schönhauser Anzei-
gers": ./Allerlei vom Tage. Im
Theater und Konzertsaal, in Ver-
einen nnd Klubs versammeln sich
die Großen und beim — Tanz-
unterricht finden sich die „jungen
Herren" und eben flügge gewor-
denen Mädchenblumen zu-
sammen." Daraus werden vielleicht
einmal fliegende Blumenmädchen.

Mnlettoilette.

6s war mein Mantel schon recht fadenscheinig,
Da reparirte schnell den Schaden lein ich,

Doch war' ich reich nnd könnt' mich nobel reizen,
Mird' ich rn einem flelr von 2obel neigen.

Lmchens Gestän-mß.

^Win flostvorsteker
wollt' sogar

Rnwerben Eymnasiasten,
Damit sie die

öeamtenschaar
2ur Meihnachtsreit
entlasten.

Doch ach! es wurde
ihm versagt -
Man thät sich dass
erstaunen:

„lllie? Kinder schon

im Dienst geplagt?
Da; sind ja

neue Hannen!"

6i nein, ei nein.

das ist nicht neu!
Ich kenn' ein Kind
schon lange.

Das zu mir kommt
ganz ohne Scheu
-Di zartem Kotengange.

ver.nuwonliclier lica.ilneur: Zrli/. 6ugr! i» öcrli» W.V2.
Dunk «»4 Verlag von ltacloli Morre m Nerli».
 
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