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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0414

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27. Dezember Ms


Nr. 52 * Seite 7

Aus Nunnes Tagebuch.

^Ikck las so ville in diese Zeit

von Kunst und Richtung und so'ne Chosen
Und dhat mir selber dabei leid,

Det Herz, det fiel mir in die Hosen.

Denn nischt versteh' ick von, o weh!

Im Kunstfach zähl' ick zu die wilden,

Drum will ick jetz jehn in de Puppenallee —

Um mir nu endlich auszubilden.

Je nachdem.

„Na, Willy", sagt Onkel Oskar, der lange Zeit auf Reisen
gewesen ist, bei der Heimkehr zu seinen: kleinen Neffen, „Du bist
ja inzwischen ein paar Köpfe gewachsen! Wie alt bist du denn
nun eigentlich?"

Der gewitzte Willy antwortet prompt: „Zu Fuß fünf
Jahre, Onkel, und in der Pferdebahn — viere!

Kurzes Verfahren.

Bruder Studio (in höchster Erregung): Betrachten Sie sich
von mir geohrfeigt.

Stammgast: Gut! Betrachter: Sie sich von mir gefordert
und im Zweikampf erschossen.

Aachen. Leser. Besten
Dank! Der dort erscheinende
„Volksfrennd" schimpft in
einem der Berliner,, Germania"
würdigen Ton ans den „Ulk", und zwar wegen
des Bildes, welches die französischen Missionare
ans ihrem Plünderungszug durch Peking dar-
stellt. Tie ganze Welt hat diese Räuber im
Talar vernrtheilt. Nur der „Volksfrennd"

identifizirt sich mit ihnen. Womöglich ist er
gar neidisch aus die fette Beute.

Barmen. Im Romanabschnitt der „Barmer
Ztg." von: 9. Dezbr. liest man: „Die Liebe, die
Achtung, das Vertrauen müssen sich in der
Ehe herausbilden." Dagegen läßt sich kaum
etwas sagen. Das Verthraneu hängt wohl mit
der Verölichung zusammen.

Berlin. P. R., Neue Königstr. Nicht druck-
reif ! — U. Der Romanabschnitt in Nr. 296 der
„Morgenpvst" enthält folgende Kundgebung des
Helden: „Ich dampfte wieder ab. Konnte ich
doch ruhig sein, da Segola, der sich während
meiner Krankheit als wackerer Freund er-
wiesen, versprochen hatte, über meine hiesigen
Angelgelegenheiten zu wache«." Sonst pflegen
Angler das nicht Anderen zu überlassen.

Brunsbültelhafen. In der Beilage zur
„Kanalztg." vom 10. Dezbr. sollte auf ein in
St. Margarethen veranstaltetes „Dauer-Preis-
schietzen" hingewiesen werden. Was man aber
zu lesen bekam, das ist selbst in einer „Kanal-
zeitung" unpassend.

Czinstochau. P. S. Nichts für uns!

Göttingen. In ihrer Nummer vom 17. Dez.
veröffentlicht die „Göttinger Zeitung", die sich
als Kreisblatt, alS Hauptanzeigeblatt für die
sämmtlichen königlichen und städtischen Be-

hörden rc.,und alS allei-
niges Publikations-
vrgan für die Polizei-
direktion Göttingen anpreist, folgende litte-
rarische Neuigkeit:

Ein Gedicht von Friedrich Nietzsche, das bislang in
der Litteratnr noch unbekannt geblieben, und
nirgends veröffentlicht worden ist, wurde
uns zwecks Veröffentlichung zngesandt. Dasselbe lautet:

Herbstschaue r.

Soll es denn sein, daß dieser Zeiten Wetter
Ein letztes Blümchen knickt in der Natur?

Läßt Venn der Herbst, des Winters liebster Vetter,
Liebe und Glauben den Verlass'nen nur?

Ich glaub es nicht, ich fühl' noch SonunerS Walten,
Sein Blumenregimcnt ist stets mein Wall.

Tosender Sturm vermag ihn nicht zu spalten,

Er prallt zurück, wie von der Wand der Schall.
Ich will hinaus in Gottes schöne Fluren,

Nur einmal noch, um mich dort satt zu seh'n.

Kein Sommer kann des frühen Todes Spuren
Aus meinem kranken siechen Körper fleh'n.

Mir ist es gleich, muß ich auch frühe scheiden.

Es bleibt mir doch ein Trost, der letzte nur:

Es lebt der Mensch hier nicht nur für die Freuden,
Lebt er auch mit für die Natur.

Fr. Nietzsche, 18. 5. S6.

Wir bemerken, daß das Original in Handschrift
Friedrich Nietzsche's sich in Händen des Herrn Kauf-
mann Fr. Wegncr in Weende befindet und ver-
käuflich ist.

Der arme Redakteur der „Göttinger Zeitung"
hat das Gedicht nur flüchtig gelesen. Er würde
sich gewitz geschmeichelt gefühlt haben, wenn er
bemerkt hätte, datz die Anfangsbuchstaben der
ersten vier Zeilen seinen werthen Namen tragen.
Das Gedicht hätte Herr Sell aber doch nicht ab-
gedruckt, denn er hätte rechtzeitig von oben nach
unten buchstabirt. Jetzt Hilst es ihm nicht viel!
Und in seinem eigenen Blatte verkündet er noch
gar, datz das „Original verkäuflich" ist!

Hamburg. Mcs. Wir können nur ganz
drastische Stilblüthen abdrucken. Abgelehnte
Zeitungsausschnitte zu erwähnen, verbietet uns
Mangel an Raum.

Kreuznach. L .. r. Mit Dank abgelehnt.

Schöneberg. E. M. Für uns nicht geeignet.
Senftenberg. Auf der Höhe der Zeit befindet
sich ein Eastwirth, der sin „Senftenbergcr An-
zeiger" vom 5. Dezbr. anküudigt:


Vorläufige Anzeige!

Großes Esten.

Als Spezialität: Hammel-und Schibbe-Ohren
mit Linsen und Sauerkraut, ü, Portion SO Pfg.
— Um eine recht rege Theilnahme zu erzielet!,
lasse einen Luftballon vom Marktplatze in
Senftenberg abgchen, dabei fliegendes
Büffet. Alles Nähere später!


Wird die Büffetmamsell mit in dis Luft fliegen

?

Der traurige Shemaim.

Der Papst ist gegen diese Ehescheidung!
Der Papst hat gut reden!

llersnüvortlicherlleäaktem: ?ritr 6»ge> in Lerlin tb. V2.
»ruck unct bering von stuäoll Masse in öerii».

da nimm mein Ueberbrett,

Laß drauf spielen bunt und nett
Mir wächst's raus zum Halse schon;

Führe du nun Direktion.

Häng' vor's Haus dein Ahnenschild
(publikus ist darauf wild!),

Daß man's schon von weitem kennt,

Häng' es auf als Transparent.

Nimm hier das Theaterbuch,

Sonst trifft dich mein vaterfluch —
Steig' herab von unsrer Burg
Und bald bist du dicke durch.

Darum du, mein Lieblingskind,
Zieh' den Vorhang auf geschwind
Tanz, Musik, Gesang dazu —
Kurz, das richt'ge Kunst-Ragout.

Hat die Sache zu viel Sinn,

Geht dir keine Seele 'rin;

Auf die Form nur halte drum,
Wenn der Inhalt noch so dumm I

Ford're Eintrittspreise, Sohn,

Hoch wie „Blüthen der Nation" . ..

So dein Beutel voll zum Strich,

Freut dein alter Vater sich ! u. s.-L.

Oer Kerlmiscke Kitter an seinen 8okn

Sehr frei nach Fr. L. Stolberg.

Deine Brüder allzumal —

Sechs bis sieben an der Zahl —

Reinstem blauen Blut entstammt,

Machten Pleite insgesammt:

Mit den Gütern ging es schief
Durch den nieder« Zolltarif —
was ist aller Grundbesitz
Ohne ries'ge Preise nütz?
 
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