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Ulrichs, Heinrich Nikolaus
Reisen und Forschungen in Griechenland (Band 2): Topographische und archäologische Abhandlungen — Berlin, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.1023#0271
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Der Tempel auf der Ocha, von dem wir reden, ist aus
dem Materiale des Berges gebaut und hat durch die Länge
der Zeit die Färbung der Felsen erhalten, auf denen er steht,
so dafs er mit diesen eine Masse zu bilden scheint. Die Mauern
sind verhältnifsmäfsig sehr dick und bestehen theils aus gro-
fsen Quadern, theils aus langen Platten, die sich aus den
natürlichen Schichten des Gesteins mit geringer Arbeit brechen
liefsen. Nur an wenigen Stellen weichen die Linien von der
perpendiculären und der horizontalen Richtung ab. Die Thür
ist durch zwei senkrecht gestellte Steinplatten gebildet, auf
denen ein aus zwei Stücken bestehender Tragstein liegt. Im
Innern ist eine tiefe viereckige Nische über dem Tragstein.

Das Dach, welches nur an einigen Stellen etwas gelitten
hat, zeigt eine äufserst merkwürdige Construction. Es fällt
nach allen vier Seiten ab und hat in der Mitte über den
ganzen Dachrücken hin ein schmales Hypaethron oder vielmehr
ein Lichtloch, ein onaXov. Alles ist berechnet, um durch die
blofse Schwere und ihren senkrechten Druck sich zu halten.
Im Innern springen die oberen Steinlagen der vier Wände all-
mählich etwas vor. Auf diesen liegt eine Schicht von starken,
schräg geschnittenen und wiederum etwas über die Wände
vortretenden Quadern. Hieran schliefsen sich nächstdem von
der hinteren und den beiden Seitenwänden aus vier über ein-
ander hervorragende Schichten aus grofsen Platten, die so
gelegt sind, dafs jede obere Lage aufser ihrer Vorragung auch
noch die untere Lage ganz bedeckt. An der vorderen Seite
dagegen besteht das Dach nur aus drei Schichten, deren untere
an Dicke den beiden entsprechenden der anderen Seiten zu-
sammen gleich und der Symmetrie wegen mit einem Vorsprunge
versehen ist. Durch die Construction fällt der Schwerpunkt
jeder der vier "Seiten des Daches innerhalb der sehr dicken
Mauer, auf welcher er ruht, gegen ihre Mitte hin, etwa an-
derthalb bis zwei Fufs vom inneren Rande der Mauer an ge-
messen. Aufserdem stützen sich die Steine in den vier Ecken
 
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