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Ungewitter, Georg Gottlob
Details für Stein- und Ziegel-Architektur im romanisch-gothischen Style: e. Vorlagewerk f. Architekten, Steinbildhauer u. Schulen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.26440#0007
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DETAILS FÜR STEIN- UND ZIEGEL-ARCHITECTUR

VON G. G. UNGEWITTER.

Erklärung der Tafeln.

Tafel 1.

Verschiedene Arten Sockelprofilirungen, sowohl für Ausführung im
Ziegel- als im Quaderbau.

Der Zweck der Sockelgesimse im Allgemeinen ist, den Mauervorsprung
des Sockels abzudecken, daher die daselbst anzubringenden Profile der Art sein
müssen, dass sie den Wasserablauf befördern und dem zurückspritzenden Wasser
eine solche Richtung geben, dass dasselbe nicht wieder an die Frontmauer
zurück kommt.

Fig. 1 stellt die einfachste Art der Abdeckung in Ziegeln dar. Es ist
nämlich, wie der Durchschnitt Fig. 2 zeigt, dieselbe nur durch in einem Winkel
von 45° auf den Vorsprung gelegte Ziegel a, welche oben ganz wenig in das
Mauerwerk fassen, bewirkt. Es ist dies eine sehr anwendbare Art der Ab-
deckung, wie später noch in mehreren Fällen gezeigt wird, indem selbst ein
etwa entstehender Schaden sehr leicht durch Einfügen eines neuen Ziegels
auszubessern ist.

Fig. 3 u. 4 giebt dieselbe Art der Abdeckung in 2 Absätzen über ein-
ander, um ein reicheres Profil zu erzielen.

Fig. 5 stellt einen zierlicheren Sockel dar. Ueber der Abdeckung des
unteren Vorsprungs ist nämlich eine Pollschicht gemauert, in welcher jedoch
in Entfernungen von vier Steinen immer zwei fehlen, so dass kleine Vertiefun-
gen entstehen. Fig. 6 giebt den Durchschnitt durch die Rollschicht, Fig. 7
durch die Vertiefungen.

Fig. 8 zeigt, wie man am einfachsten bei einer Sockelabdeckung dieser
Art die Ecken erneuern kann. Es dürfte nämlich, wollte man in derselben
Schicht herumgehen, das Zusammenhauen der Abdeckungssteine auf Gehrung,
welches dann nöthig würde, beschwerlich sein, weshalb denn vorgezogen werden
muss, mit der Abdeckung auf der Ecke um vier Schichten hinunter zu gehen.
Es führt diese Bildung des Sockels von selbst auf die in

Fig. 9 u. 10 gezeigte hin. Es ist nämlich hier die wechselnde Höhe
des Sockels auf die ganze Frontlänge beibehalteu, wodurch eine bewegtere
Linie hervorgebracht ist. Grösserer Zierlichkeit halber sind bei d drei Zoll
starke Vertiefungen gemauert, welche dann mit Kalk ausgeputzt werden. In
diesen Putzgrund kann man dann Ziegelstücke nach verschiedenen Formen hin-
eindrücken, wie aus dem Profil Fig. 10 ersichtlich.

Fig. 11 u. 12. Ein reicherer Sockel im Profil mit doppeltem Absatz
und eingemanerten Vertiefungen, deren Abdeckung unten auf dieselbe Weise
bewirkt ist. Es sind hierbei gefasste Steine Fig. 13 zur Abdeckung
angenommen.

Fig. 14 u. 15. Abdeckung durch Formsteine b b. Hat man Gelegen-
heit, Formsteine anzuwenden, so muss man hauptsächlich darauf sehen, ein-
fache Profile und solche, die man nicht blos an einer Stelle gebrauchen kann,
fertigen zu lassen. Hier besteht das ganze Profil in einem mit einer Fase
verbundenen Viertelschlag. Die Formziegel sind im gewöhnlichen Verband
umgebunden. Fig. 10 u. 17. Desgleichen; nur ist hier das obere Profil b durch
eine Rollschicht bewirkt, so dass die Steine an der Stirne profilirt sind.

Fig. 18 u. 19. Eine Abdeckung mit zwei Reihen Formziegel b über
einander und eine Rollscliiclit darunter, welche mit gefasten Steinen gemauert ist.

Fig. 20 bis 22. Ein Sockel in zwei Absätzen, worin eine Schicht, wie
aus dem Grundriss Fig. 22 ersichtlich, Überecks gemauert ist. Man mauert
häufig ganze Fundamente so und bringt durch solche Schichten grössere Ver-
schiedenheit in die Richtung der Fugen und mehr Mannigfaltigkeit in das
äussere Ansehen.

Fig. 23 u. 24. Ein grosser Sockel von Sandsteinen in Verbindung mit
Ziegelmauerwerk. Im Allgemeinen ist es immer vorzuziehen, bei Aufführung
von Backsteinmauern alle Profile möglichst in demselben Material zu bilden,
welches in seiner Art einen eben so grossen Reichtlmm zulässt, als der Sand-
stein, und der höchsten Ausbildung und Mannigfaltigkeit fähig ist. Auf keinen
Fall ist einer Arcliitectur das Wort zu reden, in welcher die Hauptmasse Ziegel-
mauerwerk ist und Sandstein nur sehr sparsam da angewendet wird, wo man
ihn nicht vermeiden zu können glaubte, um gewisse Effecte und grössere Glätte
in den Linien zu bewirken. Wenn irgend möglich, so sollte man im Ziegel-
baue alle architektonischen Glieder durch Formziegel bewirken, wenigstens
niemals der Anwendung von Sandstein den Vorzug geben. Etwas ganz anderes
ist es bei reicheren Arcliitecturen, wo die ganze Construction des Baues von
Sandstein und Ziegelmauerwerk nur zur Ausfüllung einzelner Theile verwandt ist.
Was nun die Art der Profilirung für Sandsteinsockel betrifft, so gilt dabei
eben so wie bei Ziegelmauerwerk als erster Grundsatz, dass der Ablauf des
Wassers befördert werde. Man hat natürlich hierbei weit grössere Freiheit,
als beim Ziegelbau, dürfte jedoch auch hier des Kostenpunktes halber oft Rück-
sichten auf die am leichtesten zu habenden Dimensionen nehmen müssen. Unter-
schnittene Glieder sind hier überflüssig, indem der Wasserlauf dadurch mehr
auf den Sockel selbst geleitet werden würde. Man würde aber auch von et-
waigen Unterschneidungen nicht einmal etwas sehen, da in den meisten Fällen
der Augenpunkt über der Oberkante des Sockelgesimses liegt. Die sämmtlichen
Glieder an Sockeln sowohl als an anderen Profilirungen aus mathematischen

Figuren und Zirkelschlägen zu bilden, dürfte wohl der richtigste Weg sein.
Alle Gründe einer raffinirteren Aesthetik, wonach es edler und genialer er-
scheinen soll, hierin nur dem Gefühl zu folgen und die freie Hand zur Dienerin
desselben zu machen, erscheinen unhaltbar, Alles was man herausbringen kann,
sind doch nur Linien, die aus Kreissegmenten und geraden Linien bestehen,
wenn sie nämlich einigermassen correct gezeichnet sind und daher dürften diese
Verbesserungen durch das Gefühl eigentlich nur Mängel sein und nur dazu bei-
tragen, die Wirkung der Profile matter zu machen. Wir werden später bei
Bildung der andern Gesimse nochmals auf diesen Gegenstand zurückkommen.

Fig. 25 u. 26. Ein kleiner Sandsteinsockel.

Fig. 27 u. 28. Desgleichen.

Fig. 29 u. 30. Ein grösserer in Verbindung mit Bruchsteinmauerwerk.
Soll dies Mauerwerk geputzt werden, so muss natürlich der Sandstein um die
Putzstärke gegen dasselbe vorspringen. In allen Fällen, wo Sandsteinarbeiten
mit anderem Material in Verbindung kommen, ist es (wie hier in allen Durch-
schnitten gezeigt) ratlisam, die einzumauernden Sandsteinstücke nicht gerade
mit der Ober- und Unterkante der Profilirung scliliessen, sondern immer erst
ein kleines Stück, das die Mauerflucht hält, daran sitzen zu lassen. Insbe-
sondere aber beim Putz ist dies von Vortlieil, indem derselbe oftmals nicht
so genau zu machen ist, mithin mehr oder weniger unregelmässig in die Pro-
filirung hineinschneiden würde, während auf diese Weise gleich die Flucht des
Putzes gegeben ist.

Fig. 31 u. 32. Ein Sockelgesims mit vorgeblendetem Sandsteine in
den Flächen. Diese Art der Decoration ist nicht zu empfehlen. Ganz ver-
werflich erscheint sie aber, wenn diese Verblendung um die Ecken herumläuft,
z. B. bei Fenstern und Thüren, so dass dann auf 2 oder 3 Zoll Tiefe der
Leibung von der Vorderflucht an gerechnet je nach der Stärke der Platten
schon eine Fuge kommt, an welche dann senkrecht dagegen wieder die andere
die Leibung verkleidende Platte gestellt wird. Wenn zufällig eine solche Con-
struction einmal von langer Dauer sein sollte, so giebt sie wenigstens einen
Begriff von Unsolidität und schlechter Arbeit, der auf keine andere Weise zu
erreichen ist. Will man aber doch mit Sandstein verblenden, so müssen wenig-
stens die Fenster- und Thürgewände und die oberen und unteren Glieder, wie
hier in der Zeichnung zu sehen ist, massiv sein und auf diese Weise ein ge-
höriger Verband mit der Mauer hergestellt werden. Besser ist es immer, der-
gleichen zu vermeiden. Da, wo man am häufigsten in die Versuchung kommt,
derlei Verschönerungsmittel anzuwenden, bei geputzten Mauern, ist es wirklich
auch überflüssig, indem es vollkommen eben so gut ist, die Fläche zu putzen.

Fig. 33. Ein reicher profilirter Sockel.

Tafel 2.

Verschiedene Arten von Kellerfenstern.

Die Kellerfenster sind in der heutigen Arcliitectur ganz als Aschenbrödel
behandelt worden, und es ist keine Art der Anordnung zu schlecht für sie.
Mali zieht beim Entwurf eines Gebäudes gewöhnlich die Sockellinien durch und
besinnt sich erst nachher, dass es doch räthlieh ist, dem Keller auch Licht
zu geben, und so bringt man die Kellerfenster denn hin, wo man kann. Natür-
lich lassen die heutigen Begriffe von Schönheit nicht zu, sie dahin zu stellen,
wo sie für den Keller am nutzbarsten sind. Man befolgt nur die Regel, sei
ja genau unter die oberen Fenster zu stellen. Fanatiker der Aesthetik pflegen
in solchen Fällen sogar Nischen, blinde Fenster und dergleichen zu machen.
Um mehr bekümmert man sich nicht; schneiden sie mitten durch das Sockel-
profil, so bedauert man das eben und denkt, es sind einmal nothwendige Uebel;
am besten ist, man macht sie so, dass Jeder sieht, wie sie zu betrachten;
sie müssen ausselien, wie fehlende Quader; oder man denkt auch eben gar
nichts, sondern zeichnet blos an den durch Symmetrie und Aesthetik vorge-
schriebenen Ort ein Quadrat oder Oblongum, welches dann das Fenster vor-
stellt. Um Wasserablauf von der Sohlbank, um eine für das Eindringen des
Lichtes vortlieilhafte Form kümmert man sich auch nicht. Und doch ist die
Anordnung eines Kellerfensters gerade so wichtig, wie die eines jeden andern,
dass man dabei keinen grossen Reichthum der Formen und Verzierungen an-
wenden kann, versteht sich von selbst, aber eine passende Form kann man
ihnen doch geben und die daran laufenden Glieder so damit in Verbindung

bringen, dass sie sich gut auflösen lassen. Freilich hat die Anwendung bei

den städtischen Wohnhäusern, wo oft eine nur sehr geringe Sockelhöhe vor-
handen ist, einige Schwierigkeiten, wir werden in den folgenden Figuren ver-
suchen, mehrere derselben zu überwinden.

Fig. 1 stellt den einfachsten Fall vor, wenn es nämlich noch möglich
ist, die Kellerfenster in der Höhe des Sockels zu halten. An dem Sturz
laufen dann, wie aus Fig. 2 ersichtlich, die Glieder des oberen Sockelgesimses
durch. Das Gewände selbst hat nur einen Fasen als Profil. Die Art, wie

dieser Fasen sich mit dem unteren Sockelfasen vereinigt, ist aus der Figur

ersichtlich. Es ist keine hölzerne Fensterzarge angenommen, sondern der Fenster-
flügel schlägt gleich an das Gewände. Ist man durch die Gewölbehöhe im
Innern beschränkt, so kann man, wie hier gezeigt ist, die Fenster so weit
 
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