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Ungewitter, Georg Gottlob
Details für Stein- und Ziegel-Architektur im romanisch-gothischen Style: e. Vorlagewerk f. Architekten, Steinbildhauer u. Schulen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.26440#0008
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verändern, dass sie noch in die Hauerstärke hineinschlagen. Wegen mangeln-
der Höhe ist der Sohlbank eine ziemlich flache Neigung gegeben, dagegen aber
eine Wulst daran sitzen gelassen, auf welche der Wasserschenkel des Fensters
schlägt. Steht ein solches Fenster nicht wieder unter einem Fenster, so ist
es notliwendig, über den Sturz einen Bogen zu schlagen.

Fig. 3. Das Sockelgesims würde hier gerade durchlaufend durch das
Fenster schneiden, es ist deshalb um dasselbe herumgekröpft und bildet auf
diese Weise das Werkstück, an welchem es befindlich ist, den Sturz des Keller-
fensters. Unter diesem liegt aber, wie die Fugen zeigen, noch ein zweites
Stück als eigentlicher Sturz, und gewinnt man auf diese Weise eine grössere
Lichtöffnung. Aus gleichen Gründen ist auch die Oberkante der Sohlbank mit
der Oberkante des Trottoirs in gleiche Höhe gelegt, wodurch denn vor dem
Fenster, wie Fig. 4 zeigt, eine Vertiefung entsteht, die mit Sandsteinplatten
gedeckt werden kann. Das, hier hineinlaufende Wasser fliesst durch die in dem
Sclilengelstück a befindlichen Oeffnungen in das Erdreich, oder man kann es
durch Röhren nach etwaigen unterirdischen Kanälen leiten.

Fig. 5. Ein kleineres Kellerfenster. Das Sockelgesims schneidet in das-
selbe hinein und läuft, wie Fig. 0 zeigt, erst um die Ecke, dann umgewandt
um das ganze Fenster.

Fig. 7. Der Fall, der in Fig. 5 vorkommt, ist hier auf Ziegelconstrnc-
tion angewandt und bedarf wohl keiner weiteren Erklärung.

Fig. 8. Der Durchschnitt. Da, wo die Ecken der Fenster mit den daran
befindlichen Fasen auf die Abdeckungsziegel der Brüstung treffen, müssen diese
nach dem Profil der Fenstergewände ausgehauen werden.

Fig. 9. Ein doppeltes Kellerfenster mit bogenförmiger Ueberdecknng von
Werkstücken.

Fig. 10. Der Durchschnitt durch den Sockel.

Fig. 11. Der Durchschnitt durch das Fenster.

Fig. 12. Ein grösseres Kellerfenster in Backsteinconstruction. Es ist
hier ein Bogen aus drei Mittelpunkten angenommen. Die Fensterzarge ist mit
auf der Zeichnung angegeben und auf diese Art der Anordnung derselben die
ganze Bogenöffnung als Lichtöffnung benutzt, ohne dass es nöthig wäre, das
Holz krumm zu schneiden. Will man den Sockel reicherhalten, so kann man,
wie hier gezeichnet ist, Nischen mauern und den Grund weiss geben. Das
unterste Sockelstück, welches durch einen Fasen vor dem übrigen Sockel vor-
springt, so wie die Anfänger des Fenstergewändes, sind als Werkstücke gedacht.

Fig. 13. Durchschnitt durch das Fenster.

Fig. 14. Durchschnitt durch den Sockel.

Fig. 15. Ein kleineres Kellerfenster, wobei der Sockel um dasselbe
herumläuft und oben zinnenartig ausgezackt ist.

Tafel 3.

Kellerfenster, Kellereingänge und Bandgesimse.

Fig. 1. Ein von der Strasse hinabführender Kellereingang.

Fig. 2. Der Durchnitt nach d e.

Fig. 3. Der Grundriss. Es ist die Treppe hier als längs der Front
liegend angenommen, wie aus dem Grundriss Fig. 3 hervorgeht. Da man nun
in solchen Fällen gewöhnlich durch polizeiliche Vorschriften die Breite dieser
Treppen betreffend, beschränkt ist, so ist es durch Nothwendigkeit geboten,
jede weitere Einschränkung der Breite zu vermeiden und z. B. wie hier ge-
zeigt, die Sockelausladung nicht auch noch von der Treppenbreite abzunehmen.
Es ist deshalb die hier gezeichnete Anordnung angenommen, wonach die Sockel-
stärke an dem Anfang des Austritts der Treppe aufhört und die Flucht der-
selben durch die aufwärtsgehende und nachher die Sohlbank der Parterrefenster
bildende Sandsteinleiste eingehalten wird.

Dieselbe hat da, wo sie aufwärts geht, nach beiden Seiten nur einen
Fasenprofilent, gegen welchen jedoch sich unten auf beiden äusseren Seiten das
bei c grösser gezeichnete Sockelprofil und oben das Abwässerungsglied der durch-
laufenden Sohlbank a schneidet. Um nicht allzustarke Dimensionen von Sand-
stein zu brauchen und für die Abwässerung der Sohlbank keinen Winkel unter
45° annehmen zu müssen, ist die obere Abdachung der Sohlbank in zwei Ab-
sätzen bewirkt. Das neben der Kellerthür befindliche Fenster ist, um mehr
Höhe für dasselbe zu gewinnen, nicht unter das darüber befindliche Parterre-
fenster gerückt. Geht auch Symmetrie bei einer solchen Anordnung verloren,
so gewinnt man an Licht und das äussere Ansehen erreicht eine grössere
Mannigfaltigkeit, welchen letzteren Grund man jedoch nicht zu berücksichtigen
hat, denn Mannigfaltigkeit kommt von selbst, wenn man einen jeden Tlieil
eines Gebäudes dahin rückt, wo man ihn am besten brauchen und so
construirt, wie man ihn am leichtesten und besten construiren kann. In der
Abbildung Fig. 1 ist eine Backsteinmauer in Verbindung mit Sandstein gedacht,
der Sandstein jedoch mit einer gewissen Sparsamkeit angewandt.

Die Hängen der Kellerthür sind ohne hölzerne Zarge in den Sandstein-
pfeiler eingelassen gezeichnet, b ist das Sandsteingewände der Parterrefenster.

Fig. 4. Eine andere Art der Anordnung für Kellertliüren. Oft kommt
der Fall vor, dass man, wie z. B. bei Anlage von Läden, grosse Stockwerks-
höhe für diese braucht, neben denselben aber kleinere Räume, als Comptoir etc.
nöthig hat, in welchen eine solche Höhe überflüssig wäre. Man kann in solchen
Fällen, wie hier gezeigt, diese kleineren Räume in ein Zwischengeschoss ver-
legen und unter diesem die Kellerthüre anbringen, und die Treppe, wie aus dem
Durchschnitt Fig. 5 ersichtlich, gerade hinunterführen. Es ist hier Sandstein-
construction angenommen, wobei der Bogen über dem Fenster des Zwischen-
geschosses mit dem geraden Sturz der Kellerthüre, dessen freiliegende Länge
durch die Auskragungen a verringert ist, den Druck der oberen Mauer ab-
nimmt. In dem Sturz ist hier die Jahreszahl des Baues eingeschrieben, d. h.
nicht eingehauen, sondern erhaben und der Grund tief, so dass die Höhe der
Buchstaben und die der Umfassung in einer Flucht liegen; das Gleiche gilt
von der darüber befindlichen Brüstungsplatte hinsichtlich des Wappenschildes,
lieber die Anordnung der Schriftplatten werden wir später sprechen. Die
Kellerthür schlägt innerhalb der Mauertiefe. Die Construction der Treppe ist
in diesem, wie in dem Fig. 1 gezeigten Falle die gewöhnliche, und werden
später andere Constructionen gegeben werden.

Fig. G u. 7. Ein Bandgesims aus gewöhnlichen Backsteinen ohne Form-
ziegel. Der Grund hinter den ausgekragten Steinen a ist 3 Zoll oder Stein
stark geputzt und in diesen Putz die schräg gestellten Ziegelstücke b einge-
drückt , die Abdeckung des Gesimses ist die gewöhnliche schon früher beschriebene.

Fig. 8 u. 9. Desgleichen.

Fig. 10. Der Grundriss der Auskragung.

Fig. 11 u. 12. Die Steine a sind auf die hohe Kante gestellt und die
Vertiefungen dahinter schräg abgedeckt, der Grund geputzt.

Fig. 13 u. 14. Bandgesims.

Fig. 15 u. IG. Desgleichen.

Fig. 17 ist der Grundriss der beiden über einander liegenden diagonal
gelegten Schichten.

Fig. 18 u. 19. Bandgesims, wobei die Ecken a über den schräg gegen
einander gestellten Steinen b geputzt sind.

Fig. 20 u. 21. Bandgesims, wrobei die G Zoll tief gemauerte Vertiefung
3 Zoll stark geputzt ist und in diesen Putz sind die das Muster bildenden
Steine hineingesetzt, wie aus dem Durchschnitt Fig. 21 hervorgeht.

Fig. 22 u. 23. Bandgesims wie die fehlenden Kränze gleichfalls ge-
putzt sind.

Im Allgemeinen muss man bei der Anordnung der Bandgesimse sehr spar-
sam verfahren; es wird mehr durch Ueberfluss an Gurtgesimsen, als durch
Mangel daran verdorben, da sie keinen eigentlichen Zweck haben, sondern
nur als Decoration zu betrachten sind. Rechtfertigen kann man sie nur da-
durch, dass es dem Verband durchaus keinen Schaden bringt, wenn ein Paar
Schichten anders gemauert werden, als die übrigen. Einen wirklichen Nutzen
gewähren sie nur da, wo unter ihnen die Mauer vortritt, so dass also das
auf die obere Fläche dieses Vorsprunges fallende Wasser durch die Ausladung
der Gurtgesimse von der Mauer abgeführt wird. WTollte man aber das früher
in Aufnahme gewesene griechische Princip, wonach eine jede Reihe Fenster
Ansprüche auf ein darunter durchlaufendes Brustgesims hat und die Fenster
des ersten Stocks auch auf ein in massiger Entfernung darunter befindliches
grösseres Gurtgesims, beim Ziegelbau oder bei irgend einer deutschen Bauart
anbringen, so würde man eben ein ganz dem Wesen der Sache fremdes
Princip einführen, was sicher durch verfehlte Wirkung, wie man sagt, sich
strafen würde. Man kann indess die meisten der hier als Bandgesimse auf-
geführten Zeichnungen auch zu anderen Zwecken, als Ueberkragungen, Dach-
gesimsen etc. anwenden.

Fig. 24 u. 25. Ein Bandgesims von Werkstücken. Das untere Profil
ist ein aus dem Fasen geschnittener Halbkreis.

Fig. 2G bis 33. Desgleichen.

Tafel 4.

Kellereingänge und Bandgesimse.

Fig. 1. Ein Kellereingang mit zwei kleinen Fenstern daneben unter
einem Ladenfenster. Der über diesem befindliche nicht mehr auf der Zeich-
nung dargestellte Bogen nimmt der Ueberdecknng des Fensters jede Last ab,
was in solchen Fällen, wo es darauf ankommt, jeden Zoll Höhe zu gewinnen,
besonders vortlieilhaft ist. Die Sohlbank des Ladenfensters, welche zugleich
den Sturz der Kellerthür bildet, ist durch die beiden Thürpfeiler unterstützt
und kann auf diesen gestossen werden. Die weitere Ueberdecknng in der
Tiefe der Mauer bis an den Bogen a, der zurückliegt, um die Thüre nicht
zu hindern, wird bewirkt durch Sandsteinplatten b, die auf den überkragten
Stücken c liegen. Um für die längs der Front hinunterführende Treppe
mehr Raum zu gewinnen, springt die ganze Mauer unterhalb des Ladenfensters
um G Zoll etwa zurück, wodurch denn oben die nach einem Viertelkreis ge-
bildete Ueberkragung d nothwendig wird. Das Werkstück, welches diese
Ueberkragung auf den Pfeilern bildet, tritt dann zugleich nach der inneren

Seite auch über, wie bei e gezeigt ist, und trägt das Stück c. Die im

Grunde Fig. 3 punktirte Linie xx ist die Flucht der Front. Die Treppen-
stufen sind als mit der Mauer im Verband betrachtet.

Um nun die Fuge in den Winkeln der Stufe zu vermeiden, wo sich
leicht Staub etc. hinein setzt, ist bei dem aus zwei Halbkreisen construirten

Profile die Fuge durch die Mitte des untern Kreises angenommen.

In Fig. 4 ist also ffff die Linie, nach welcher die Stufen in der
Mauer liegen. Der durch die Lage der Fuge hervorgebrachte Höhenunter-
schied gegen die Auftrittsfläche ist dann durch einen Fasen ausgeglichen, in
welchen das Profil der Stufen schneidet. Die Eintheilung der Fugen, die
hier gezeichnet, ist natürlich für die Ausführung nicht massgebend, da man
sich nach den Lokalverhältnissen richten muss, indess muss der Grundsatz fest-
gehalten werden, immer nur ein regelmässiges viereckiges Werkstück, an
welchem dann das Profil befindlich, zu versetzen, so das, wenn z. B. ein
Rücksprung nothwendig ist, wie bei g, die Fuge nach der Linie h, nicht
nach der punktirten Linie i zu bilden sein wird.

Fig. 5. Eine Anordnung der Kellerthür für Ziegelbau; der Haupt-
zweck ist gleichfalls, die Breite der Treppe zu vergrössern. Hier springt die
ganze Mauerpartie bis unter die Fenster des zweiten Stockwerks um G Zoll
gegen die Mauerflucht zurück, und da hier ein Sockelvorsprung von 6 Zoll
angenommen ist, um 12 Zoll gegen den Sockel. Die Sockelstärke läuft dann
um (len Bogen, der diesen Rücksprung vermittelt, herum und erhält, wie hier
aus dem Durchschnitt Fig. G ersichtlich, oben einen zinnenförmigen Schluss.
Fig. 12 stellt die hierzu verwandten Formziegel vor. Der grosse Bogen ist
aus drei Mittelpunkten construirt nnd mit gefaseten Steinen, Fig. 11, ge-
mauert. Die gemauerte runde Vertiefung a zwischen den Bögen ist, wie aus
Fig. 7 u. 8 ersichtlich, im Grund geputzt.

Fig. 8 zeigt die Construction der Verzierung. Will man es daran
wenden, so kann man auch eine solche Platte aus Thon brennen lassen.

Die Steine der Fensterleibung sind in Fig. 13 gegeben.

Das Detail des Kreuzes b zeigt Fig. 9 u. 10 im Durchschnitt. Die
kleinen Quadrate sind geputzt und zwar nach ihrer Mitte zu spitz zusammen-
laufend. In gleicher Weise ist der Grund der kleinen Nischen c geputzt.

Die Ueberdecknng der Kellerthüre sowohl wie des Kellerfensters ist, um den
Zutritt des Lichtes zu befördern, durch mehrere übereinandergespannte Bogen bewirkt.
 
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