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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Abendblatt des Pester Lloyd — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.16752#0001
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Budapest, 4. August.

— Die 500jährige Stiftungsfeier der U n i v e r s i-
tat H e i d e l b e r g, der ültesten rein deutschcn Hoch-
schule, verläuft c >nz entsprechend den dabci gehegtci? Ab-
stchten und dazu g troffenen Vorbereitungeu, in der groß-
artigsten Weisc. Os ist an sich schon ein erfreulichcr und
elbst erhebender Anblick, gerade in unserer von politischen
Antriguen durchkrcuzten, von materielleu Bestrcbuugen so
überwiegend bestimmten, von tiefgehende», die errungene
Kultur feindlich bedrohendcn Klassengegensätzen und niedrigeu
Leidenschaften durchwnhlten, und nur zu oft von näherem
und fernerem Waffengeklirr in ihrer friedlichen Arbeit ge-
störten Zeit, dcr abstrakten Wissenschaft, dem höchsten und
cdelsten Gute der Menschheit, cine so glanzvolle Huldigung
dargebracht zu sehen. Freilich gibt es unter dcn
Stättcn der Wiffenschaft in Deutschland keiue zweite,
ivelchc, wie Heidelberg, gcrade in diesen Tagen auf
cine solche Huloigung Änspruch erheben dürfte Jn den der
sünfhundertjährigen Wirksamkeit der Hcidelbcrger Uuiver-
sität dargebrachten Ehrenbezeigungen wird unmittelbar das
neue Deutschc Reich sclbst geehrt. Die Geschichte der Stadt
und Hochschule Heidelberg ist wie keine audere mit dcr
Geschichte Deutschlands, und zwar mit den trübsten und
schmachvollsten Zeiten der Geschichte Deutschlands vcrkniipft.
Die beiden schlimmsten Stürme, die verheerend und verscngend
über Deutschland dahingesahren sind, haben mit ihrem wuch-
tigsten Stoße die Hochschulc Hcidelberg getroffcn. Jm Au-
fange des dreißigjährigen Kricgcs war sie es, die dem
spanisch-pfäffischen Siegeslaufe, wclcher deutsche Eigcnart und
uamentlich deutsche Geistesfreiheit vom Erdball hin-
wegzuschwemmen gedachte, als erstcs Opfer fiel, und
dic übcr Deutschlaud hcreingebrochene Geistcskncchtschaft
wurde sichtbar an der Wegführung der damals schon alt-
berühmten Heidelbcrger Bibliothek, jenes wahren Hortes
freier dcutschcr Wisseuschaft, nach Rom, dcr geistigcii Zwing-
burg der Völkcr. Denn als die zweite, fast noch schlim-
mere Zeit der Erniedrigung Deutschlands kam, als das
Reich wehrlos dalag, ein Spielball derRuhmsncht und Län-
dergier des mächtigen französischen Despoten, da war es
gerade wiedcr Heidelberg, übcr welche alle sieben Schalen
der Verheeruug in entsetzlicher Fülle ausgcgosseu wurden,
und die Ruiuen des Heidelberger Schlosscs find zum unver-
gänglichen Wahrzeichcn jenes trostloseu Zeitabschnittes in
der deutschen Geschichte geworden. Aber wie das deutsche
Volk in all dem uuendlichen Jammcr und der schmachvollen
Erniedrigung, unter welcher es Jahrhnuderte lang gebeugt
war, sich die Kraft zu eineni frischeu gcmaltigen Anf-
schivuuge und einem ncucn glanzvollen Dasein zu wahren
verstand, so hatte auch die alte dcutsche Hochschule längst
ihren alten Ruhm wiedergewoniien und war, indem sie
mehr wie jede andere deutsche Universität alle deutschen
Stämme in fortwährender Vereinigung zusammenführte,
lange ehe von dcm ncuen Deutschen Reiche anders als von
einem fernen nebelhafteu Zukniiftsbildc die Rede rvar, zu
einer d e u t s ch e n Hochschule in einem höheren Siune,
wic alle auderen geworden.

Eine gauz besondere Weihe hat das Fest durch die
Gegenwart und lebhafte persönliche Betheiligung des
deutschen Kronprinzen erfahren, welcher im
unmitielbaren Auftrage und in unmittelbarer persönlicher
Vertretung seines erlauchten Vaters erschienen war. Die
Art, wie sich das zukünftige Haupt des Deutschen Neichs
der ihm zugefallenen Aufgabe erledigte, ging weit über die
Greuzen hinaus, in deuen sich sonst das Anftreten fürstlichcr
Personen bei derartigen Anlässcu zu halten pflcgt. Das war
mchr als cine blos programniinäßige, dekorative Betheili-
gung. Durch und durch ergriffeu vou der Bcden-
tung des Tages nach allen ihren Nichtuugeii ent-
wickeltc cr, unmittelbar au die Vergaugeuheit an-
knüpfend, ein von dem tiefsten sittlichen Ernste
getragencs Zukunftsbild, wclchcs, indem es den kommenden
Geschlechtern den Weg zu eiuem gläuzeuden Dasein wics, wie
einc gewaltige Äkahnung an die Gegenwart klang. D i e
T u g e n d e n der alten Z e i t e n b e w a h r e n,
bei jedem Schritte in Wissenschaft
u n'd g e s ch i ch t l i ch e m Leben n a ch o b e n
an B e s o n u e n h e i t und S e l b st v e r l e u g -
n u n g z u n e h m e n, a u W a h r h a s t i g k e i t, an
Streuge der g e i st i g c n Z u ch t, a m Vru -
dersinne f e ft h a l t e n, u n d i m Freimuth
undin der FriedfertigkeitdieBedin-
guugen einer g l ü ck l i ch e u Z n k u n f t für
das DeutscheReichnnd Volk erblicken:
darin findet der deutschc Kronprinz die Gewähr sür das
Glück uud die Ehre des dcntschcn Volkes.

Wir haben dieser Mahnung nichts hinzuziifügen. Wer
könnte zweifeln, daß von der Einhaltung dieser Bahn die
Zukunft cines jedcn Volkes abhüngt. Wcr könnte verkeunen,
daß solche Mahnung in vielen Erscheinungen der Gegen-
wart nur zu sehr begründct ist. Möge sic, in eincm solchcn
Augenblicke und aus solchcm Munde gesprochen, nicht ungchört
vcrhallen. Das ivünschen wir dcm dentscheii Bolke zu dem
Ehrentage der ältesteu dcutschen Hochschule! Der dentsche
Kronprinz aber hat sich neuerdings cinen Platz erobert in
der Sympathie der gesammten denkenden und sreidenkenden
europäischen Gesellschaft.

— Das „Budapester Tagblatt" brachte heute einen
Artikel mit der Ueberschrift: Jnterview init Baron Fejer-
väry. Von kompetenter Seite werden wir nun in Bezug anf diese
Mittheilung um die Veröffentlichung der folgenden Zeilen ersucht:

Jn der Mittheilung, welche die heutige Nummer des „Bnda-
pester Tagblatt" nnter dem Titel „Jntcrvicw mit Baron Fejerväry"
veröffcntlicht, ist nur so viel richtig, dab beim Honvedminister —
der nach seiner ständigen Gewohnheit, wenn seine sonstigen Agenden
es gestatten, ohne Ausnahme Jedermann empsüngt — ein Mitarbeiter
des genannten Blattes erschieu und an den Minister Fragen richtete.
Der Minister ertheilte die in ähnlichen Fällen stereotype Antwort,
daß, nachdem er keine Vollmacht erhielt, sich im Namen der Regie-
rung.zu üußern, er dies nicht thne nnd auch nicht thun köpne, und
da er ferner nur die Lcgislative als jenes Forum betrachts, vor
welchsm er verpflichtet sei, auf die vorgelegten Fragen zu antworten,
müsse er sich bei diesem Anlaß jeder Aeußerung eifihalten. Eine
andere Mittheilung hat der Minister nicht gemacht uud somit besitzt
er auch von den ihm zugeschriebcnen ferneren Acußsruiigen, wie
z. B. jencr Lezüglich dcs ÄufrufcS in Jlugelegenhcit dcs Radetzky-
Monuments, keiuerlci Kenntuiß.

Der ZoUkrreg mrt Rnwänien nnd die sirden-
dürgischc GrporLindnstrir.

(Original-Bericht des„Pester Lloy d" )

Ärvnstadt, 2. August.

— Mögen auch die Befürchtungen betresfs der nnvsrmeid-
lichcn Rückwirkungen dcs Zollkrieges mit Rumänien viclfach über-
tricben sein, so liegt es doch im Wesen der siebenbürgischeu Exporl
industrie uud in der Art und Weise des Vertriebes der sieben-
bürgischen Exportartikel begründet, daß von diesen Rückwirkuugen
kein Produktionsgebiet und kein Jndustriezweig der österreichijch-
ungarischen Monarchie schwerer getroffen wird, als Siebenbürgen,
beziehungsweise das Burzenland und die nach seiner Hauptstadt be-
nannten „Krönstädter Artikel". Was zunächst das Wesen der Pro-
duktion anbelangt, welcher die in Rumänien von den so-
genannten „LraLoveni" (Kronstädter Kaufleuten) auf den
Markt gebrachten Artikel ihre Entstehuug verdanken, so sind
es sast ausjchließlich Gegenstände des bäuerlichcn oder klein-

bürgerlichen Massenverbrauchss, an welchc kcine besonders hohen An-
forderungeu betreffs ihrer Qualität gestellt wurden. Die Seilcrwaaren
etwa ausgenommen, in welchen die Erzeugnisse siebenbürgischer Pro-
venienz sich als konkurrenzfähig mit den Produkten anderer Länder
erweisen, stehen die übrigen zum Exporte nach Rumänien bestimmten
sogeugunten Kroustädter Waaren heute noch so ziemlich auf derselben
primitivcn Stufe, wie vor hundert und mehr Jahren. Der rumä-
nische Baucr war mit den Kotzen, ordinären Tuchcn, bsmalten Holz-
truhen u. s. w., wie sie die ausschließlich der rumänischen Nationa-
lität angehörigsn Siebenbürger Exportkaufleute von den zumeist
in sehr ärmlichen Verhältnissen lebenden sisbenbürgischen Produ-
zenten anskauften und unter Vermittlung ihrer in Rumänien
ansässigen Verwandten und Bekannten an dio dortigen Detaillisten
und Konsumenteu abgaben, vollständig zufrieden. Er wollte nichts
Bcsseres oder war doch wenigstens nicht in der finanziellen Lage,
durch Jorderung besserer und cnlsprecheud theuerer Waare den An-
stoß zur qualiiativeu Hebung der Exportindustrie Siebenbürgsns zu
geben. Ebenso wenig dachten dir bei ihrem Unterhändlergeschäfte mit
Rumänisn vielfach zu großer Wohlhabenheit gelangten rumänisch-
siebenbürgischen Eroßkaufleute daran, von ihren Lieferanten, welchen
sie die fertigen Waaren häufig zu wahren Spottprsisen abpreßten,
Produkte zu verlangen, welchs vermöge ihrer besseren Qualität die
Kosten eines wciteren Transportes vertragen oder etma gar den Weg
zum Wcltmarkte finden konnten.

Da kam dsr Zollkrieg in Sicht! Ohne erst lange zn fragrn, ob
und wann man hiefür einen lohnenden Absatz an die Konsumenten
finden werde, wurden Waggonladnngen sogenannter Kronstädter Ar-
tikel über den Predsal gebracht und von den rumänischen Klein-
häudlern aus Furcht vor dem bevorstehenden Zollkriege bereitwilligst
aufgenommen. Die Folgen dieser weit über den normalen Verbrauch
hinausgehenden Massenlieferungen merden freilich nicht aus-
bleiben. Doch hat die den „Brasovenis" Rumäniens
drohende Krisis mit der uns hier beschäftigenden Frage betreffs
der Rückwirkungen des Zollkrieges mit Numänien auf die
siebenbürgische Exportindustrie uur insofcrn zu thun, als eben
durch die Furcht vor dem Zollkriege die meisten Vermittler des
Detailabsatzes in Rumänien selbst zur Beschaffung übergroßer Vor-
räthe veranlaßt wurden, so zwar, daß selbst sür den allerdings nicht
voraussichtlichen Fall, als der Zollkrieg schon demnächst beigelegt
werden sollte, die Ausfuhr von Siebenbürger Jndustrieprodukten nach
Rumänien längsre Zeit stocken würde. Wichtiger, als die Betonung
dieser in der Natur der Verhältnisse liegenden Thatsache ist die Frage,
ob der unter Voraussetzung eincr längeren Andauer des Zollkrieges
den siebenbürgischen Gewerbsleuten und Hausindustriellen drohenden
Gefahr eines Verlustes ihres bisherigen Exportmarktcs vorgebeugt
merden kann, nnd ob die zu letztercm Zwecke bisher in Vorschlag ge-
brachten Mittel geeignet sind, den siebenbürgischen Produzenten ihre
weitere Existeuz zu sichern.

Jn letzterer Beziehung hat es nun vielen Gewerbsleuten als
das Beste und Einfachste geschienen, den Folgen des Zollkricgs einfach
dadurch aus dem Wege zu gehen, daß sie den Schauplatz ihrer Pro-
duktion in das Land dcs Konsunis, d. h. nach Rumänien verlegen.
Aber abgesehen üavon, daß eine solche wsnig patriotischen Muth ver-
rathende Uebersiedelung in das Nachbarland nur von besser situirten
Gewerbsleuten ausgeführt merden kann, für die zahlreichen Haus-
industriellen Siebenbürgcns aber ganz undenkbar ist, haben wohl jene
gewerblichcn Flüchtlinge, welche dem Vaterlande mit raschem Ent-
schluffe den Rücken kehren, nicht daran gedacht, daß die
Produktionsverhältnisse Rumäniens ganz anderer, schwieri-
gerer und kostspieligerer Natur sind als in Siebenbürgen,
und daß man betreffs der schon zwei Jahre auf der
parlamentarischen Tagesordnung stehenden Vorschläge zur He-
bung der rumänischen Jndustris durch Bewilligung von Staatsver-
günstigilligen für fremde und einheimische Unternehmer noch immer
nicht über das vorbereitende Stadium kommissioneller Berathungen
hinausgekommen ist. Diejenigen Gewerbsleute Siebenbürgens, welche
heute auf das Gerathewohl nach Rumänien auswandern, werden
traurige. sehr traurige Erfahrungen zu machen haben. Und selbst für
den Fall, als unsere durchaus nicht pessimistischen Prophezeiungen
durch irgend eine unermartete Wendnng Lügen gestraft merden sollten,
müßte ja doch noch immer die Frage beantwortet werdcn, wie denn
jcnen kleinen Gewerbsleuten und bäuerlichen Hausindustriellen Sie-
benbürgens auf die Beine zu helfen sei, welche, durch den Zollkrieg in
ihrem Lebensermerb bedroht, nicht über die Mittel versügen, um cine
Auswaiiderung zu riskiren oder welche durch anderwcitige materielle
Jntcressen in ihrer Heimath zurückgehalten werden.

Vielfach war man diesbezüglich der Ansicht, daß für den im
Nordcn der unteren Donau verlorcneu Markt im Süden dcsselben
Stromes, in Bnlgaricn, ein Ersatz gesucht werden müsse. Jn an-
erkennenSwerther Bcreitwilligkeit hat sich die Handcls- und Gewerbe-
kammcr nnd der Handcls- und Gcwsrbeverein von Kronstadt dieses
Gcdankens bcinächtigt und eine Kommission behufs Studiums des
bulgarischen Marktes und eventueller Anknüpfung von Handelsver-
bindungcn uach Bulgarien entsendet. Nun war zwar die Zeit von
einigen Tagen, welche dieser Kommission znr Verfügung stand, viel
zu kurz bemessen, als daß von einer eingehenden kommerziellen Dnrch-
sorschung Bulgariens die Nede sein konnte. Doch scheint es, daß
schon das Ergebniß dieser knrzen Kommissionsreise, trotz des Ent-
gegenkomniens der bulgarischen Behörden, ein wcnig erfreuliches
gemesen ist. Um für den rumänischen Markt in Bulgarien einen
Ersatz zn finden, müßtcn eben dem siebenbürgischen Export nach
Bulgarien ganz dieselben Vertriebsmittel zu Gebote stehen, wie es bei
der Ausfuhr nach Rumänien der Fall war. Hier versügte man
über nationale, der rumänischen Sprache mächtige und in Rumänien
selbst über zahlreiche freundschaftliche und vermandtschaftliche Bc-
ziehungen gebietende Unterhändler, melche zwar den Lömenantheil
des Geschäftsgewinnes cinheimsten, für den Export nach Rumänien
aber ganz unerläßlich waren. Jür Bulgarien fehlen solche Zwischen-
händler; alle Beziehungen müßten mit all den Gcsahrcn, welche die
Anknüpsung neuer Handelsverbindungen in einem sremden uud noch
dazu in einem durch die Folgen eines Krieges finanziell geschwächten
Lande mit sich bringt, neu geschaffen werden. Und dann nicht zu ver-
gessen: Bulgarien selbst besitzt namentlich im Balkangcbiete recht
schätzenswerthe Anfänge einer Hausindustrie, welche in kurzer Zeit
die Einfuhr gerade jener Artikel, welche man in Rumänien mit dem
Sainmelnamen der „Kronstädter" bezeichnet, überflüssig, ja selbst
unmöglich machen mird.

Solchen Verhältniffen und Ermägnngen gegenüber wird nun
in den ruhiger denkenden, praktisch geschulteren Kreisen der sieben-
bürgischen Geschäftswelt dis Frage ventilirt, ob es denn durchaus
nothwendig sei, daß man für die bishcr nach Rumänicn exportirten
siebenbürgischen Jndustrieprodukte einen Ersatz im Auslande sucht.
Die Antmort lautet verneinend, da man ja doch zur Ueberzeugung
kommen muß, daß das Geld dss ungarischen Bauern nicht schlechter
ist, als das des rumänischen, und daß bei sorgsamer Berücksichtigung
der lokalen Geschmacksrichtung und dcr landesüblichen Bedürfnisse
namentlich der Bauer des Alsöld ein weit schätzenswertherer Abnehmer
der Kronstädter Textilwaaren, der Seilerartike! und Holzarbcitcn
Siebenbürgens werden müßte, als der rumänische Bauer. Schätzenswer-
ther deshalb, weil bei ihm der im Verkehr mit Rumänien unerläßliche
mehrfache Zwischenhandel in Wegsaü käme, welcher, wie gesagt, den
größten Theil des Geschäftsgewinnes absorbirt und weil der sieben-
bürgische Produzent bei einein Absatz seiner Waaren im Jnlande
nicht mit all den zahlreichen und theilweise unberechenbaren Schwie-
rigkeiten und Chikanen des Absatzes im Auslande zu rechnen hätte.
Und wenn niin erst die Gewerbethätigkeit Siebenbürgens sich aus
dem traditionellen Festhalten an der von den Altvordern ererbten
primitiven Produktionsweise aufrafft, wie sie eben nur einem
Konsumenten wie dem rumänischen Bauern gegenüber möglich
war, dann wird ja wohl auch ohne die Entdeckung neuer
fraglicher Absatzgebiete im Auslande die einst im Orient
konkurrenzlose siebenbürgische Handels- und Gewerbethätigkeit
wieder lebensfähig sür alle Fälle werden. Jn einzelnen Gebsiten

der Produktion, so auf dem der Spiritusbrennerei, der Papierfabri-
kation und theilweise der Tuchmanufaktur wurden in Siebsnbürgen
bereits Beweise erbracht, daß es nur eines energischen Wollens und
der nöthigen Umsicht bedürss, um erfreuliche Erfolge zu erzielen. Man
mögs doch nicht zaudern, diess Erfolge sich vor Augen zu halten, wenn
es sich um die Erhaltung und Hebung des in Siebenbürgen einst so
blühenden Kleingewerbes und der bäuerlichen Hausindustrie handclt:
und man wird dann bsi praktischer Benützung der hicraus hervor-
gegangenen Erwägungsn Resultate erzielen, welche allen Jenen be-
gründeten Anlaß zur Reus und zur Umkehr geben werden, die in
schwachherziger Furcht vor den Folgen des Zollkrieges mit Rumänien
nach dem für Fremde wenig dankbaren Nachbarlande ausgewan-
dert sind.

Tagesnenigkerren.

(Verleihung ) Durch allerhöchste Entschließung vom
24. Juli wurde dem Wegekommissär im Szendreer Bezirk Peter
M ä r t o n, in Anerkcniiung seiner vieljährigen eifrigcn Dienste, das
goldene Verdienstkreuz verlishen.

<E r n e n n u ii g e n.) Karl Iohnsen zum Konsular-
Geschäftsträger in Christiansand; Alexius Fodor zum volksmirth-
schaftlichen Referenten des Vsrwaltungs-Ausschusses im Szilägyer
Komitat; Marie K ä r n e r, Hilfslehrerin an dcr Bürgerschule in
Kapuvär, Iolän K o z m a, Hilfslehrerin an der Bürgerschule in
Miskolcz, Flora L u k e s ch, ordentliche Lehrerin an der Bürgerschule
in Kapuvär, Josef T u r n e r, ordentlicher Lehrer in Titel, Frau
Josef T u r n e r, ordentlichs Lehrerin an der staatlichen Volksschule
in Titel, Helene N a g y, ordentliche Lehrerin an der staatiichen
Volksschule in Aliära, Nikolaus Jankovits, Elementarschul-
Wanderlehrer in Vizsnie, definitiv; Johann Pollner zum
Steuerosfizial VI. Klasse in Galgöcz.

(Für das H a n d e l s m u s e u m) haben neuestens ge-
spendet: Emerich Schönbeck, Kaufmann in Gran, und Michael
Kollar je 5 fl.

(P o st a l i s ch e s.) Mit I a p a u ist der telegraphische
Anweisungsverkehr eröffnet worden. Der Maximalbetrag der An-
weisung beträgt dahin 200 fl., daber 500 Jrancs. Jn Japan können
an diesem Verkehr vorläustg nnr die Postämter iu Tokio und Joko-
hama theilnehinen. — Jn Koväcsi und G a r a mk e lecseny
im Barser Komitat wnrden neue Postämter errichtet.

( S t a t u t e n g e n e h m i g u n g.) Die Statuten des
Päpaer Geselligkeits-Klubs, des Zalaer Kulturvereins und Lese-
klubs und des Selbsthilfsvereins der jungen Kaufleute wurden ge-
nehmigt-

(D r e Phylloxera) ist in der letzten Zeit in dsr Gemar-
kung von M a k ä d, Pester Komitat, ferner in N ä c z - A l m ä s,
Weißenburger Komitat und in 0 - Moldva, Kraffö-Szörenyor
Komitat, ausgetreten.

(F r a n z L i s z t.) Unser berühmter Laiidsmann Viktor
Tilgner war der letzte Bildhauer, der Liszt im Jahre 1884 nach
der Natur modellirt hat. Die Büste ist über alle Maßen gelnngen und
gibt den eigenthümlich verklärtsn Blick Liszt's wie keine eines anderen
Künstlers wieder.

Die Zahl der bisher bekannten Kompositionen des dahin-
geschiedenen Meisters beträgt 647; hievon entfallen 63 auf das
Orchester — darunter 33 Transskriptionen — und 517 auf das
Klavier; unter den letzterm befinden sich an 300 Transskriptiouen.
Für vie Orgel hat Liszt zwanzig Werke gcschrieben, die Zahl der
Vokal-Kompositioneu beläuft sich auf 39, die der melodramatischen
Werke auf fünf. Liszt hat gewöhnlich des Nachts gearbeitet; gleich
Volkmaun hrachte er seine Gedauken erst zu Papier und dann erst
setzte er sich ans Klavier, um die Notizen zn vervollständigen. Seine
Arbeiten hatten mchrfache Korrektureu durchzumachcn, ehe er sie unter
die Presse gab. Kurz vor seincr Abrsise ins Ausland noch hat er
zwei Csärdäse geschrieben, welche im Verlage Täborßky's erscheinen
werden.

(T o d e s f a l l.) Gestern Abends starb hier im 67. Lebens-
jahre, nach langem schweren Leiden der Hausbesitzer und Presbyter
der deutsch-evangelischen Gsmeinde, Herr Josef Sigmund. Alle, die
mit dem Verblichenen zu verkehren Gelegenheit hatten, wußten nicht
genug seine Biederkeit, Rechtschaffenheit und warmen Wohlthätigksits-
sinn zu rühmen. Durch seinen Tod werden viele hauptstädtische Kreise
in Trauer versetzt. Die Beerdigung sindet morgen Nachmittags 4 Uhr
vom Trauerhause, Rathhausgasse 5, statt.

(E i u P a m p h l e t.) Von dem ehemaligen Metropoliten
in Sarajevo, Herrn Sava Kosanovics, welcher sich derzeit in
Baden bei Wien befiudet, erhält die „N. sr. Pr." die folgende inter-
essante Zuschrift zur Veröffentlichung:

E r k l ü r u n g, womit ich erkläre: daß auf ein gewisses
„Memoire", welches Bosnien und die Herzcgovina betrifft und im
Königreiche Rumänicn erschicnen ist, ueben den Namen des Vojvoden
Peko Pavlovics und des Archimandriten V- Pelagics
v o l l k o m ni e n lügenhaft auch m e i n e Unter -
schrift dort beigesetzt wurde. Dies hat nian
g a n z o h n e m e i n W i s s e u u n d o h n e m i ch z u s r a-
gen gethan; weder habe ich irgend jemals
i r g e n d I e m a n d e n h i e z u b e v o l l m ä ch t i g t, noch
w e n i g e r a b e r das „M e m o i r e" g c s ch r i e b e n. Jn
B a d e n, 20. Juli (1. August) 1886. Metropolit in Pension Sava
Kos anovics m. p.

Das Memoire, von welchem hicr die Rede ist, wurde wieder-
holt in verschiedenen Blättern crwähnt und ist nichts Anderes als
eines der zahlreichen Pamphlete, mit welchcn man die Fortschritte,
welche dis Lsterreichisch-ungarische Verwaltung in den okkupirten Pro-
vinzen gemacht hat, von einer gewissen Seite zu hemmen hofft. Das
Memoire hat, wenn wir nicht irren, in Bukarest das Licht der Wclt
erblickt, nnd über das Vertrauen, welches seine Urheber verdienen, gibt
die vorstchende Erkläruug Ven bestcii Aufschluß.

(T h e a t e r in P r e ß b u r g.) Man berichtet uns
aus Prcßburg: Unter Jührung des Bürgermeisters Mergl
sprach jüngst bei Moriz Iökai eine Deputation der Stadt
Preßburg vor, den Dichter namens der Stadtgemeindc zu bitten,
sür die Erösfnung des neuen Theaters dcu Prolog zu schreiben.
Jükai eiupsiiig die Deputation sehr zuvorkommeud und sagte die
Gewährung der gestellteu Bitte zu.

(U n s e r Landsmann, der H i st o r i e n-
maler Josef Koppay) wurde abermals mit zwei
auszeichnenden Austrägcn betraut. Herr Koppay malt nämlich
in seinem Münchener Atelier im Auftrage der Ex-Königin Jsabella
von Spanien deren Enkel, den kleinen Prinzsn El Nino, um sodann
in Paris das lebensgroße Bild der durch ihre Schöuheit berühmten
Frau Marqnise v. Villeneuve in Angriff zu uehmen.

(Radetzky-Monument.) Das Präsidimn des
Gemeinderäthes der Stadt Wien wurde um Uebetlassung des
Platzes vor dem Justizpalast für das aufzustellende Radetzky-Mouu-
ment ersucht. Dasselbe soll bis an die Ringstraße vorgeschoben
werden. Wenn dieser Platz zur Verfügung gestellt werden sollte,
wird das Komite endgiltig über die Wahl dcsselben entscheiden. Die
Sammlungen für das Denkmal haben nach dem letzten Ausweise den
Betrag von 109.119 fl. 22 kr. crgeben.

(Manöver in Galizien.) Aus Sambor, 28. Jnli,
wird übcr dis Dispositionen für die Anfangs Septcmber stattfinden-
den großen Manöver in Galizien Folgendes berichtet:

„Am 25. August marschiren die Kavalleric, Artillerie und die
Traintruppen des Lemberger und Krakauer Korps nach Sambor; es
werden auf je drei Meilen Slationen gemacht. Die Jnfanterie des
Krakauer Korps begibt sich am 2. September in Eilmärschen nach
Neu-Sandec, wo am 7. September Erzhsrzog Albrecht eintrifft;
der Erzherzog wird das Stanislaus Stadnicki'sche Palais in Nawo-
jowa bewohnen. Am 8. September werden die oberwähuten Jnfan-
terie-Truppen in zehn Zügen der galizischen Staatsbahnen nach Sam-
bor befördert, wo gleichzeitig die Jnfanterie des Lemberger Kvrps ein-
trifft. Am 9. Scptember ist allgemeincr Rasttag und soll an diesem
Tage Se. Majestät der Kaiser-König bei den Truppen eintreffen.
Am 10. September beginnen die eigentlichen Manöver, die siinf Tage
andauern sollen. Zum Empfange der ausländischen Offiziere werden
in der Statiou Grodek zwei Pavillons erbaut. Der General-Gouver-
ueur von Warschau, General G u r k o, wird mit einer Anzahl
russischcr Osfiziere den Mauövern als Gast Sr. Majestät beiwohnen-
Das Hauptquartier Sr. Majestät wird im Koustarfiiii Freiherr
Brunicki'schen Palais in Lubien aufgeschlagen. Das Lemberger und
das Krakauer Korps werdcn gegen einander manövriren, und zwar
in Divisionen auf Kriegsfuß. Die Divisions- uud Brigade-Komman-
danteu sind noch nicht designirt. Die Aufstellung des Lagcrs wurde
dem Genie-Obersten Egmont Grafen G e l d e r n übertragen. Bei
den Manövern, an denen circa 34.000 Kombattantsn theilnehmen
werdxn, haben die Tarnow - Leluchower, dis Sandec - Grybower,

Przemysl-Lupkower, Dniester- und Albrecht-Bahn, also sämmtlichs
Strecken der galizischen Staatsbahueii, in Betresf ihrer Transport-
fähigkeit im Mobilisirungsfalle die Feuerprobe zu bestehen"

(E r r i ch t u n g eines II. I a h r g a n g s in
der Kavallerie-Kadetenschule.) Se. Majestät
hat die versuchsweise Errichtung eines II. Jahrganges an der Kadeten-
schule in Mährisch-Weißkirchen mit Beginn des Schuljahres 1886/87
genehmigt. Der Lehrplan und die Aufnahmsbedingungen sür diesen
Jahrgang sind im Allgemeinen dieselbcn, wie jene für den II. Jahr-
gang einer Jnfanterie Kadetenschule. Nebst dem für Kadetenschulen
systeinisirten Schulgelds ist von den Frequsntanten dcs H. Jahrganges
ein Beitrag von 100 fl. österreichischer Währung sür deu Equitations-
sonds der Kavallerie-Kadetenschule zu erlegen, welcher Betrag nnr für
Söhne minder bemittelter Offizicrs und Militär-Beamten auf 50 fl.
österreichischer Währung herabgesetzt werden kann. .Die näheren AuL-
führungs-Bestimmungen werden im Wege schristlicher Verordnung
verlautbart.

<V o l k s v e r s a m m l u n g e n.) Jn Paks hat am
1. August in der Affaire Edelsheim-Janski eine Volksversamnilung
sjattgesuuden. Der Abgeorduete Josej Halvax beantragte, die Ver-
sammlung möge als Borkonferenz zu einer später abzuhaltenden Bc-
zirks-Dolksversammluiig angesehcn werden, in welcher die Errichtuug
üer selbstständigeu ungarischen Armee gefordert und gegen die Ver-
letzuug der nationalen Ehre Protcst erhoben werden soll. Jm Uebri-
gen möge dcr Regierungschef ersucht werden, der Nation Satisfak-
tion zn verschaffen- Der Antrag des Abgeordneten wurde einhellig
angenominen. — Jn der Janski-Affaire wurde auch in B e k e s-
Csaba am 1. August eine Volksversammlung abgehalteu, an wel-
chcr nahezu 4000 Menschen aus der dortigen Gegend theilgenommen
haben. Den Vorsitz führte Herr Bela Fejer, Mitglied der liberalen
Partci. Die Nesolution wurde von Karl F ä b r y, Mitglied der
Unabhängigkeits-Partei, verlesen. Dieselbe ist ideutisch mit der in
der Budapester Volksversammlung beschlosseuen und wurde einhellig
angenoinmeii. Die zur Verjammlung geladenen Neichstags-Abgeord-
neten Daniel Iränyi uud Michael Z s i l i n ß k y sind nicht cr-
schienen und ließen ihr Fernbleiben entschuldigen.

(D i e h a u p t st ä d t i s ch e R e ch t s k o m m i s s i o n)
verhandelte heute das Gesuch, welches die Beamten der Vorstehung
des X. Bezirkes um Bewilligung einer Extravillan-Zulage eiiigersicht
hatten. Nachdem diese Fordernng gebührlich nicht begründet erscheint
und die Rechtskommission nichl kompctent crscheiut, in die Frage der
Billigkeit einzugehen, wurde das Gesuch abgelehnt. — Aus Änlaß
der Besetzung mehrerer Wegaufseherstellen tauchte die Frage auf, ob
Augestellte dieser Kategorie dem Nachwcise einer Qualifikation unter-
lägen. Die Kommission verneiiits diese Fragc. — Außerdem ver-
handelte die Kommission noch über einige Pensionirungs-Angelegen-
heiten, wclche statutengeniäß erledigt wurden.

(O f f e r t v e r h a n d l u n g.) Betresfs Lieferung mehrerer
Arbeiten für das Schlachthaus wurde heute cine Offertverhandlung
gehalten. Für die Nmgcstaltiing der Schlachtkammern mit Eisen-
konstruktion (6780 fl-> hatte Aifion Octl mit 8 Psrzent Nachlaß.
für Lieferung von Schneefäiigcru (2340 fl.) Wilhelm Mauritz
mit 17 Perzent Nachlaß, für Lieferung der Schieferarbeiten (6494 fl.)
Sandroschitz' Nachfolger mit 10'/z Perzent Nachlaß und
betreffs der neuen Eintheilung der Viehständs (1274 fl.) Samuel
Kitser mit 2 Perzent Nachlaß das billigste Offert-

(Z u m Duell Baräth-Dessewffy.) Heute Vor-
mittags fand in der Todtenhalle des Rochusspitals in Gegenwart
des Untersuchuugsrichiers V e r e b e l y, des Gerichtsarztes Dr-
Szikßay, des Polizeiarztes Dr- Rüzsaffy und Privatarztes
Dr. Wein die Obüuktion Xrpäd Dessewffy's statt. Die
Sezirung wurde vom Universitäts-Professor-Substitutsn Dr. K o-
väcs vorgenommsn und wurde hiebei konstatirt, daß die Kugel vier
Centiineter nnterhalb des rechten Schlüsselbeins iu den Körper ein-
drang, den Brustkorb und die Lunge durchbohrte, hierauf das Rück-
grat lädirte, zwischcn der sechjteu uiid siebcnten rechtseitigen Rippe
hindurchging. innerhalb der Muskulatur des linken Brustkorbes beim
linken Schlüsselbein stecken blieb. Die Verletzung ist eine schwere,
lebensgefährliche, jedoch nicht unbcdingt tödtliche; in dem konkreten
Falle aber hatte sie den Tod verursacht. Sclbst im Falle einer
Heilung wäre Dcssewffy ein Krüppel gebliebsn. — Nach der Sezirung
wurde der Todte in seine Wohnung, Sterngasse Nr. 12 über-
führt, von wo um 5',2 Uhr Nachniittags das Leichenbegängniß
stattfindet.

(S e l b st m o r d ch r o n i k.) Der 42jährige Maurer Grza
Martinecz jagte sich heute in seiner Wohnung, Josefigafse
Nr. 68 aus cinem Revolver eine Kugel in den Kopf und blieb
sofort todt. Dcr Selistinörder hinterläßt fünf Kinder. Das Motiv
seiner That ist nicht bekännt. — Die Gouvernante Katharine
Szentessi, welche — wie wir bcrichtctcn — vor vier Tageu
eine Vitriollösung getrunkcn hat, ist heute den erlittenen innerlichcn
Verletzungen erlegen.

(P o l i z e i u a ch r i ch t e n.) Der aus Bndapest gebürtige
und nach Temesvär zuständige 30jahrige, wegen einer Defraudation
kurrentirte Ageut Julius Adolf Habres wurde hicr iu derHaupt-
stadt, Telekiplatz Nr- 25 von dcr Polizei ausgeforscht und in Haft
genommen. — Die Sammelbllchse in der Kapelle deS katholischen
Friedhofes in Altofen wurde heute Nachts von bisher uiibekanuteii
Thätein crbrochen und ihres Jnhaltes beraubt. — Der Taglöhner
Michael H o l i c so i hat gestcru Abends während eines Rauf-
handels vor dem Hause Kerepsserstraße Nr. 67 dem Taglöhner
Johann Harizs das rechte Ohr abgebisseu.

(V e r h a f t u n g e i n e s berüchtigten E i n-
brechcr s.) Man berichtet uns hente aus Temesvär: Eincn
giiten Fang machte gsstern in später Abendstunde der hiesigc Hono-
rär-Ober-Stadthauptmann Dragovanics. Er war bsrcits seit zwei
Wochen dem von der Budapester Polizci kurrsntirten berüchtigten
Einbrecher Ferdinand Weiland auf der Spur. Letzterer hielt
sich in den Gärten der nahen Gemeinde Mehala auf und konnte nur
durch eine List aus seinem Schlnpfwinkel gelockt werden. Drago-
vanics setzte sich mit einigen zweifelhaften Jndividuen, Bekannte
Weiland's, ius Eiuvernehmen. Diese lockten den Ver-
brecher unter dem Vorwande iu dis Vorstadt Fabrik, daß
ein großer Juwelendiebstahl geplaut werde. Als Weiland gegen zehn
Uhr Nachts das bezeichnete Lokal betrat, stürzte Ober-Stadthauptmann
Dragovauics mit sechs bewaffneten Polizisten aus ihn los und nahm
seine Verhaftung vor. Weiland hat bereits etwa 20 Jahre im Kerker
zugebracht, er ist 48 Jahre alt und von herkulischer Gcstalt. Er bc-
nimmt sich überaus frech und sagte, er könne uicht glauben, daß die
Temesvarer Polizisten dieses Kuuststück vollbracht hättcu, Baron
S p l e n y i's Hand müsse da im Spiele sein; zu Dragovanics be-
merkte er, es sei sein Glück, daß er nicht allein gekommen, sonst hätte
er mit seinem Messer Bekanntschäft gemacht.

(Dem Fünfkirchner Laudes-Sängerfestc)
baben die Gesaugvereine solgender Städle ihre Betheiliguug zugesagt:
Szamos-Ujvar, Nagy-Käroly, Debreczin, S -A.-Ujhely, H.-M.-Väsär-
hely, B.-Gyarmat, Jglö, Kaschau, Ungvär, Rimaßombat, Kecskemet,
Erlau, Komoru, Szatmar, Miskolcz, Munkäcs, M.-Sziget, Oeden-
burg, Szegßärd, Zombor, Bättaßek, Erzsebetväros, Särospatak, Sze-
gedin, Szentes, Groß-Kikinda, Jäßbereny, Losoncz, Apatin uud Pan-
csova; außerdem sämmtliche Münnergesangvereine der Hauptstadt.

<S ch a d e n f e u e r.) Man schreibt uns aus B- - K u l a
unter dem 3. d.: Vorgestcru um 1 Uhr Nachmittags brach iu der
benachbarten Gemeinde Beproväcz ein Feuer aus, welches 62 Häuser
und viele Nebengebäude einäscherte. Das Feucr war von einem
Bauer gelegt; derselbe hatte eiuen Streit mit seinem Weibc und als
Letzteres sich auf den Hausboden flüchtete, steckte der Bauer das 3>ohr-
dach seines eigenen Hauses in Brand, damit das Weib verbrenne-
Dic Frau rettete sich aber- Bei der großen Dürre und dcm eben
herrschenden heftigen Winde griff das Feuer schnell um sich. Der
Miffethäter befindet sich bereits in sicherem Gewahrsam.

(Die Telephonverbindung Brünn-Wien,)
wclche am 1. August osfiziell dem öffeutlicheu Verkehre übergeben
worüen ist, wurde — wie wir Brünner Blättern entnehmen — an
diesem ersten Tage der Eröffnuug von k c i n e r e i n z i g e n
P a r t e i b e n ü tz t. An den vorhergegaugsnen Probetageu haben
mehr als 300 Parteien in Brüun und Wien auf telephonischem
Wege mit einander verkehrt. Jnsolange die beiderssitigen Telephon-
Äbdniienten nicht direkt init eiuander verbuudcu scin wcrdeu, diirfte
die Telephonverbinduug Brünn-Wien wohl nur selten vom großen
Publikum benützt werden. Auch schsint die Benützungsgebühr von
1 fl. für fünf Minuten gar zu hoch bemessen und wird das östcr-
reichischs Handelsministerium dieselbe bsdeutend herabsetzcn müssen.
Ju Belgien zahlt man blös 1 Frc. und in Deutschland 1 Mark für
die Benützung des Telephons in der Dausr von süuf Minuten.

(M ord u ii d S e l b st m o r d.) Man schreibt uns aus
Iaroslau in Galizien: Am 28. v. M. wurde in dem circa
10 Minuten von Jaroslau entfernt liegendsn Parke von Pawlußuw
ein entsctzlicher Doppelmord verllbt. Eiu Dragoner, Kammerdiener
des Grafen A-, hatte bei seiner Braut, einem blühenden 19jährigen
Mädchen, Untreue wahrgeiiommen und aus Kränkung hierüber be-
schloß er, seiner Braut sowohl als auch sich selber das Leben zu
nehmen. Er lud das Mädchen zu sich ein und trat mit ihm einen
Spaziergang in dem Parke an, als er plötzlich, vor einer daselbst
besindlichen Kapelle angelangt, einen Revolver hervorzog und einen
Schuß auf seine Braut abfeuertc, der sofort tödtlich wirkte. Dann
ssuerte er einen zmeiten Schuß auf sich selber ab, der ihm jedoch nur
 
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