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Rednktion: i ..
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unter Nr. 1508 der Post-Preisliste angenommen.
206.
Berlin, Sonntag, den I Angust 1886.
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Deutsche Tagebliitt^ sür dieMonate
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Frankreich und China.
Paul Bert, der Gcneralbevollmächtigte der
frcmMischeii Nepublik in Anani und Tonkiii, hat
den Minister für auswärüge Angelegenheiten vor
kurzem niit einigen Depeschen erfreut, in denen
er wiedermn die erfreulicye Mittheilimg macht,
daß im ftanzösischen Ostasie» Ruhe herrfche und
dnß kleine Wirren und Aufstände rasch und mit
aller Energie unterdrückt worden seien. Solche
Siegesbulletins kommen dem französischen Chau-
vinismus stets gelegen und gerade damals war
dies um so mehr der Fall, als das Nationalfest
bevorstand und die tapfercn Tonkinesen dazu
auserkoren waren, zum Ruhme und Heile der
Republik die große Parade zu verherrlichen, bei
wclcher der berühmte General Voulanger der
Held des Toaes war, dem gegenüber dic chr-
würdigen Gestalten des greiseii Präsidenten und
des geschmeidigen Freycmet bcdeuklich in den
Hintergrund aedrängl wurden. Die Tonkinesen!
Jubelno rmpsina die Menge die Regünenter, die
weit hinten im serne» Lande für die „Aloirs"
der ftanzösischen Armec die Haut zn Markt ge-
tragcn, bei dem merkwürdigen Ucberfalle von
Hus, bei den Aufständen in der Prvvinz Than-
hoa, im Nordosten Anams, unter einem ver-
heerenden Klüna und im männermordenden
Kamvfe mit Anamiten, Schwarzflaggen, Chinesen.
Gcwiß, die tapferen Krieger verdienten
die zärtliche Veachtung uiid die frohen
Zurufe, mit denen sie ausgezeichnet
wurden, im vollen Maße, was keineswegs von
den B fehlshabern, am allcrwenigsten von dem
Oberkommandantcn Courcy gesagt werden kann.
Es mar im Juli vorigcn Jahres, als die
konfuseflen Depeschcn aus Anam gerade in die
Versammlung der Deputirten fielen, dte mit der
Berathung eines Friedens- und Freundschasts-
bündnisses zwischen der Republik und dem Be-
herrschcr des Reiches der Mitte beschäftigt waren.
Wir haben in den Leitartikeln vom 30. Novem-
ber und 6. Dezembar 1885 unserer Verwnnderung
über diese seltsamen Vorgnnge, über die wider-
spruchsvollen Nachrichten der Kommandirenden,
die Unruhe, melche sich der Devntirten bemäch-
tigte, über die Besorgniß, daß China m
ecyt astatischer Behandlung von Verträgen
diesen Vorfällen nicht ferne stehe, Ansdruck
gegeben nnd darauf hingewiescn, daß
die Aeußerungen Freycincts, Frankreich
habc nunmehr an China dcn treuesten Bundes-
genosien gewonnen, dem sclbst daran gclegen sei,
oaß die an der Grenze des Hünmlischen Reiches
befindlichen Gebietc pacifizirt würden, zum min-
desten anf eine gründliche Verkennung der Ver-
hälinisie nnd aiif den auch den ernsten Fran-
zosen leicht überwältigenden Chauvinismus zu-
rückzuführen seien. Jn der That gestaltcte sich
die Lage dcr Nepublik in Anam und Tonkin
durchaus nngünstig; neue und bedcutende Auf-
stände in den Grenzgebieten mußten gemeldet
werden und die Vereinigung von zahlreichen
chinesischen Regulären mit den Anamiten und den
Schwarzflaggen war ein nicht mißzuverstehendes
Symptom für die Unsicherheit und Gefährlichkeit
der Situation in Ostasien. Die Dcbatten in den
Kammern über die Kolonialpolitik Frankreichs,
bei denen die Fcüide der Nepnblik zugleich als
Gegner dieser Politik auftraten, endeten zwar mit
der Bewilligiing cines bedeutcnden Kredites zum
Zwecke der 'Fvrtsetzung der Pazisizirung Anams
und Tonküis: aber sie zeigten mich in ebenso
klarer wie unheünlichcr Weise, daß die Anschamm-
gen aller Staatsmänner und Generale über den
Ivoäus proosäsncki nnd über die zur Erreichung
des Zieles erforderlichen Kräfte geivaltig aus-
einander gingen, während andererseits eine Auf-
klärung iiber das Erscheinen der zahlreichen
chinesischen Regulären in den Korps der Äus-
ständischen nicht gegeben werden konnte. Recht
mißtönlich m die von den Generalen Pate-
nStre und Briöre de l'Jsle gemachten Be-
hauptungen, die Pazisizirung in Ostasien
unterliege keinem Zweifel mehr, eine Garnison
von 6000 Franzosen und 12 000 Eingeborenen
sei zn diesem Eiioe vollkommen ausreichend, auch
werbe China frcmidnachbarlich die civilisatorischen
Arbeiten der Republik untcrstützen, wirkten die
bald darauf verbreiteten Nachrichten über den
Ernst der Lage in Ostasien und über die Gewalt-
akte, welche gegen die christlichen Ansiedlcr und
die Missionäre vcrübt wordcn. Feindseligkeiten
der schärssten Art, ja Grmisamkeiten, Mord und
Brmidstiftungen wurden aus den Kolonien ge-
meldct, Vorgänge, wclche anf eine böswillige,
den Franzosen feindsclige Bevölkerung schließen
ließen und bei denen tausende friedlicher
Bürger hingcwürgt, Missionshäuser, Kapellen
und Besitzthümer aller Art zerstvrt und
verwüstct wnrdcn. Und wiederum hatte Europa
Gelcgenheit, die guten Beziehungen Frankreichs
zum Reiche der Mitte und die dadnrch bedingte
Wohlfahrt seiner ostasiatischen Kolonicn ün rich-
tigen Lichte zu betrachten, als ün Frühjahre die
seltsamen Verhandlungen bekannt wurden, welche
oas Protektorat Frankreichs über die in China
beftndlichen katholischen Missionen betrafen. Un-
aeachtet der gewaltigcn Anstrengungen Freycinets,
das Prestige Fraiikreichs, das hier auf dem
Spielc staiid, anfrccht zn haltcn, hatte die Re-
publik dennoch die entschiedensten Mißerfolgc zu
verzeichnen, ja die ernstesten und eindringlichsten
Vorstellnngen des ftanzösischen Vertreters oeim
Vatikan hmderte, den heil. Stuhl nicht ein förm-
liches Konkordat mit China zu vereinbaren,
dessen Spitze augenscheinlich gegen Frankreich
gerichtet ist. Die Unterstellnng eine halben
Million Katholiken in China, sür welche bislang
der ftanzösische Einfluß der allein maßgebende
war, unter den unmittelbaren Schutz eines Jnter-
nuntius italienischer Nationalität, der vom Vati-
kan aus in direktester Weise beeinflußt ist, muß
als eine ganz gewaltige Niedcrlage der Repnblik
angcsehen ivcroen, der gegenüber dic formelle
Ratifikation des Vertrages von Tientsin in
Peküig und die allgemcinen Frenndschaftsver-
stcherungen Chiuas von sehr zweifelhaftem
Werthe sich erweisen. Dazu kommt noch
die ganz und gar unangenehme Er-
wägung, daß der Hof von Peking, der
allzeit getreue Freund und ftenndliche Nachbar
der Rcpnblik in seinen ostasiatischen Bcsitznngen,
die erste sich ihm darbictende Gelegenheit mit
der allerqrößten Bereitwilligkeit, ja mit der deut-
lichsten Freude über das Ereigniß ergriff, um
sicy den unbequemen Einfluß Frankreichs vom
Leibe zu halten. Mehr noch als diese Thatsache
gilt aber der weitere Umstand, daß die guten
Nachbarn im Reiche der Mittc, die schlauen asiati-
schen Divlomnten, alle Hebel in Bewegnng
setzten uno sich jedweder List zu bedienen sür
berechtigt erachteten, um die französische Re-
publik in ihrein Ansehcn zu schädigcn und
herabzuwürdigen. „Dic List," schreibt der
„Figaro", „welche bei dieser Gelcgen-
heit von dem Hofe zu Pekiug eutwickelt wurde,
um Frankreich in den Augen jener halben Mil-
lion Asiaten herabzuivürdigen, die Schlanheit,
mit welcher der Vatikan aiif ein Vcrhältniß cin-
ging, daö für ihn bei der gegemvärtigen Lage
des PapstthumS ein unvcrhofftes war, mußten
in Unterhandlnngen siegcn, die mit jenem Zauder-
geiste, jenem Sichgchcnlassen aeführt wurden,
dank deren wir überall auf dipwmatischem Ge-
biete qeschlagen werden, wohin unsere Gegner
und Äebenbuhler uns locken."
Und trotz alledem mid alledem muß Paul
Bert npar vrärs äs blufti" ein Beruhignngs-
telegramm ablaffen, in welchem er, wie Gene-
ral Courcy im Juli 1885, die Vollkommen-
heit der Znstände in Anam und Tonkin
„freudigen Herzenö" und „erhobenen Hanpteü"
darstelli und der Zuknnft lächelnd entgegensieht.
Wir zweifcln incht. an dcm bestcn Willen
des nenen Generalgouverncnrs und deS ihm bei-
gegebenen Stabes; aber' es bedarf gewiß der
ganzen Encrgie und des größten Taktes, wenn
der französischen Rcpnblik in Ostasicn die Her-
stellung geordneter und für den allgemeinen Vcr-
kehr nothwendigcr Znstünde geling'en, menn die
Verhältinffe dortsclbst in snlche Bahiien gelenkt
werden sollcn, die der französischen Nation nicht
nur eine entsprechende Kowpensation dcr riesigcn
Jnvestitioncn, sondern auch dauernde Vortheile aus
jenen Kolonien zu verschaffen vermögen.
I-» kranoe önive.
(Das verjudete Frankreich.)
Von Edouard Drumont.
IX.
Je mächtiger das Judenthum in Frankreich
wird, dcsto drastischer werden die Schildcrungen,
die dcr Autor von dem Treiben der Fuden und
ihrem wachsenden Eüifluffe auf die herrschenden
Kreise giebt.
Es wäre unniöglich, in Deutschland, das wegcn
seines „Antiseniitismus" versctnien ist, nur entfcrnt
so zu schreiben und besondeis cinzelne Persönlich-
keiten mit Namcn in der Weise an den Prangcr zu
stellen, wie es in diesem franzöflschen Buche geschieht.
Gegen eine solchc Behandlung dcr Frage würde sehr
bald der gute Gcschmack des bcfferen Lesepublikums
reagircn. Jn Frankreich scheint — nach dcm immer
noch zunehmenden Absatz der „kranes änivs" zu
schließcn — Jnhalt und Ton des Buches der
Stimmung des Volkes vollkommen zu cnisprechen.
Das jetzt fo!aende Kapitel „Die Restauration
und die Juli-Monarchie" beginnt also: „1790
kommt der Jude an; unter der ersten Republik und
dem erstcn Kaiserreich schleickt cr ini L«nde herum,
um sich scinen Platz auszusiichen; unter dcr Restau-
ration und der Juli-Monarchie läjst er sich im Salon
nieder; unter dem zwcitcn Kaiserreich führt er flch
bei den andern auf wic im eigenen Hause, iiistallirt
er sich bei den Franzosen wie zu Lpausc; unter dec
dritten Republik vertrcibt er dieselben aus ihrem
eigcnen Heim oder zwinat fie, für ihn zu arbeitcn.
1890 wird ver Zeitpunkt gekommen scin, wo der
Jude wieder abzichen wird, wcim — wie ich cs trotz
allem hofien will - . noch Kraft gcnug in uns
steckt, um uns vor tödtlichem Siechthum zu retten;
aber ehe er Frankrcich verläht, wird er miteinander
all' das zurülkerstattcii miiffcn, was er nach und noch
denen abgenommei! hat, die ihm Gastfreundi'chaft
gewnhit und ihm nur zu viei Vcrtrauen enigcgen-
gebracht haben"
Alles, was seit 1789 stch in Frankreich und
Europa ercignet hat, allcs auf dem Sckaffot und
den Schlachlseldern vcrgoffene Blut, alles Elcnd
und alle Heldenthatcn, sagt dcr Vcrfaffcr, kamcn
schließlich rmr eiiiem einzigen zu gute: nämlich
„eincm scrvilen, krieckcnden Zuden aus dcr Frank-
furter Hchdcngaffc. Während 25 Jahren hatten die
Arier sich untereinander gcmordet, um schlicßlich
cincn Semiten, der, ivährend sich die Völker schlugen,
rulng Dukalcn beschnitten hatte, zu einer unge-
meffenen Glücks- und Aiachtstellnng cmporznhcben.
Die Liquidation einer Kriegsschuld ist immer dcr
Triumph der Judcn, es ist sein Glückstmum, nnd
so lange eine solcke Liquidation daucit,
kann man verhältnißmäßig ruhig sein; so-
buld ste aber crlcdigt ist, dürfen wir uns
auf eine neue Kriegsperiode, niit einer
neuen Liquidntion als Folge, gefaßt machen."
— Für dic Willfährigkeit, mit welcher das
Haus Rothschild sich Frankieich stets zui Dispofltion
gestellt, weiß Drumont ivenig Dank; er schildert die
Operationen dieses Hauses uiid die Rolle die es in
Frankrcich spielt, in ciuer Weisc. dic eincr Pranger-
stellung gleichkoiiimt und die Volksjustiz herauszu-
fordern ganz gecignet ist. Dcn Beginn dcr eigcnt-
lichen Herrschaft dcr Fuden vcrlcgt der Verfaffer in
die Rcgicrungszeit Louis Philipps. „Iliiter der
Restauralion kannte man ungesähr die Zahl
der Juden, denn, da sic die Kostcn idres
Kultus sclbst zahlen nmßten, so wnren
ste alle in die Register des Knliusvorstandes
eingetragen. Jm Jahre 1830 aber wurde durch
Rothschild diese Anordimng bcseitigt und so die
Zahlung unniöglich gemacht. Dic Knltiiskoste» trug
von da an der Stant."
Drmnont giebt cine Schildernng jener Zeit
nach dem Buchc ,1-ss äuiko rois cke I'öpoqus" von
Toussenel, nach welchem es „in Frankreich keine
königliche Gemalt mehr gab: das Königthum war
dem Juden dienstbar gemorden." Ju diesem Buche,
sagt Drumoiit, lernt man die Ansbentung Frank-
reichs durch dic Judcn in ihrem ganzen
Cynismus kenncn: „Man sieht da, wie die
Atinister des Königs für den Bau der
Nordbahn hundcrt Millionen ausgeben, eine
enorme Summe für jene Zcit; daim als alles
fcrtig ist mid der Staat die Bahn nnr in Betrieb
sctzeu durfte, bieten sic Rothsckild die Ausbcutung
derselben auf 40 Jahre für eine lächerliche
Sunime an." „Die Eroberung aller christ-
lichcn Staatcn dmch die Juden", wie ste schon
unter Louis Philipp sigiialisirt wurde, wird
nach einem Citni Toussenels also gezeichnet:
„Der Jude hat alle Staateu mit ciner ncueii Hypo-
tkck belcgt, einer Hypothek, die fle nie mit ihren
Eiimahmen tilgen köimen. Europa ist der Hcrr-
schast Jsrcicls unterworfen. Diese Universalherr-
schaft, der Traum so vieler Eroberer, sie gchört den
6. Jahrgang.
Juden; der Gott Judas hat den Propheten Wort
gehalten, er hat den Söhiicn dcr Machabäer den
Sieg gegeben. Jenisalem hat allcn Staaten scinen
Tiibut auferlegt; untcr dcm Tilel: Zinseii der
Nntionalschuld flicßt dcr Ertmg aller Arbcit in die
Taschcn der Juden."
Wie in diesem Buche Toussenels, so sei in
den dreißiger iZahren allenthalben in Fmnk-
reich die Rcaktion gegen die jiidische Herrschaft
hervorgctrcten, cizählt Drumont. Bei Viktor Hugo
werve der Name des Juden beinahe immer nur m
der Ziisammensctzuiig mit „schumtzig" genannt; im
Tkeater sei frenetischer Bcifall erschollen, wenn auf
der Bühnc dei Judc ncrhöhnt wurde; nach vielen
Tnnsciiden seien Flugsckriflen verbreitet worden. in
welchcn Rothschild ongegriffcn und du Schwindeleicn
dcr Iudenschaft gcgcißrll wurden. Diese Flugi'chriften
fübrten Titel wie: „Erbauliche und höchst merk-
würdigc Geschichte Rothsedilvs I., KömgS der Juden";
„Rothsckild l., scine Diciistlcute und sein
Volk; Krieg dcn Schurken." „Ein Angebinde
für Rothschild." „Großei Prozeß zwischen Roth-
schild I. König dcr Fuocn und Satan. Ictzter König
der Bctrüger" rc. Diese Schrifteu wurden von ganz
Paris mit Zubel aiifgruommen. 1835 crschicn eine
Bmschürc mit der Ilnfschrift: „Allgemeine Berschwä-
rung des Jiidcnthmiis, imn gänzüch enthüllt; ge-
widmet allen Souvcmnen EuropaS, ihren Ministern,
den Staatsmünneiii und allen Klassen der Gescll-
schaft, ivelche vurch dicse pcrfiden Pläne bedmht ist."
Aus diesen Aufschriften läßt sich so zicm' ' : ' '
aufreizcnden Inholl schllcßen, von dcm der Verfaffer
im vorliegcndin Buche vccschiedene Prob ,'i!
druck bringt.
Dicse antisemitische Hetze wurde . ' i ^
reich zu einer Zeit betriedrn. da in - - :yio!
die ganze gebilrcte Well für di- Juvene . r .
schivärmte mid dic Prcffe mil Ausnahm ver mem-
gen und damals nock uiibedeutenden .lüiolischm
Blntter, für diese Emanzipation aibcitel Igcnii
unscre israclitischcn Mitbürger sich diese ',atsache
vergegcnwärligeii, sowie dic Geschichte des Juden-
thuniS in Frankreich und Deutschland überhaupt
etwas eingchender sludireii und dic sich hicraus —
für die Vergangeiihcit nicht imr, sondcrn auck für
die Zukunft — von selbst crgehendcn SLIüsie ,ÜI,cn
wollten. dann würdcn viellei yt ihre Sympnthicn,
giiten Wünsche und Hoffimiigcn ir.niger auf Seite
Fmnkrcichs und ihrc Beurthcilung Lc. jctzigen
„antisemitischen" Bewegung in Dcutschland etwas
obiektiver und gerechter scin.
Kolomales.
W!e aus Haniburg mitgetbeilt wird, ist in
KlUirerun auf grund cincr Verordnung des dorti-
gen deutschen Gouverneurs die Reichsmark»
rechnung eingefübrt wordcn. Zur Bcfriedigung
des Geldvcrkehes wurdcn schon größcre Posten von
Thalerstückeu von den bethciligten kauf-
männischen Firmen in das dcutsche Schutzgebiet ein-
gcführt.
* *
>1-
Ein iutcressantcr Bricf aus Saiisibar ist
gcstern von dem Königl. Ncgieiungs - Baumeister
Hörnecke hier angelangt. Herr H. imteniahm be-
kanntlich im März dcs vorigcn Fahrcs im Auftrage
der Deutsch - Ostafrikanischeii Gesellschaft scine crste
Cxpedition, kchrtc damuf im Oktobe. hierher zurück
und ging Ende Novcmbcr wieder hinaus. Gcgen-
mürtig hält sich derselbe in Vertremng des Gcneral-
Bevollmächtiglen Henii Affcsior Lucas, welcher ai>°
dcr Rückreise nach Europa begriffcn ist, in Sansibar-*
auf und hat, wie er schrcibt. alle Hände noll zu thun.
An dem Tage der Absendung des vorliegenden
Briefes, dcm 7. Juli, stnd 4 Kamwaiieii nach 4 vcr-
schiedenen Stationen von ihm in das Jnncre ent-
sendet. Dieselbcn bringcn hanptsächlich Gerüthe
und Sämcreien für den landwirthschaftlichen Betrieb
Feuilleton.
Alt-Heidelberg.
i.
Die llniversität Heidclberg, die älteste des Deut-
schcn Reiches, begeht vom 2. bis 9. Augnst das
600 jährige Jubilänm ihrer Begründung. Wie sehr
der gebildete Theil des deutschen Volkes mit Stolz
und Befricdigimg auf die deutschen Universitnten
als Zierden des Vaterlandes blickt, vcmnschaulicht
stch so rccht in dem Bestreben allcr derjenigen, die
chcmals dcr Ruperto - Carola angehörten, diese
500jährige Jubelfeier möglichst festlich zu begehen.
Pfalzgmf Ruprecht 1., der das Gedeihen der
durch Kaiser Karl I V. errichteten Prager Uiiiversität
sah, faßte den Vorsatz, in seinem Lande ein ähn-
liches tznstitut anzulegen. Jm Jahre 1386 stiftete
er, mit Einwilligimg seines Nesien Ruprecht >1. und
dcssen Sohn Ruprecht III., dic hohe Schule zu
Heidelbcrg. Er hatte schon früher den berühmten
Marstlius v. Jughen kennen gelernt und rief ihn
jctzt, seine neue Sckulc zu organisircn. Nach dem
StiftungSbriefc vom l. Onober 1386 und der vor-
hcr eingeholten päpstlichcn Bestätigungsurkunde, licß
der Kurfürst schon am 18. Oktober die Universität
feierlichst einweihen. Dic Zahl der Profesioren be-
lief sich sreilich nur auf drei. Es wareu Marsilms
v. Jughen, der Loaik lehrte; Reginald, Cisterzienser-
mönch uus de»i Kloster Alva im Bisthum Lüttich,
welcher den Paulinischen Brief an den Titus er-
klärte, und Heilmann Wunenberg aus Worms, der
über ein Buch von dcr Naturgcschichte des Äristo-
teles lus. Einige Wochen später kam ein vierter
Lehrer hinzu, Ditmar v. Schwerthe, der in den
frcien Künsten Unterricht ertheilte, nnd am Ende
dcs Jahres 1386 Johann v. Ront, als Profeffor des
kanonischen Rechts.
Marsilius v. Jughen wurde am 17. November
1386 von der philosovhischcn oder artistischen Fakultät
zum Rektor gcwühlt. Das Amt dcs Rektors
wechselte bis 1394 viertcljährlich und von da bis
1525 halbjährlich. Der Ruf des Marstlius gründete
den der Akademie. Dicse zähltc schon im ersten
Jahre 524 Studirende. Allmählich vermehrte sich
auch die Anzahl der Lebrcr. Die theologische
Fakultät erhielt Konrad v. Saltow zum Mitgliede,
die juristischc Konmd v. Geyluhausen. Jm Jahre
1387 las Matthüus Clementis schon über das
bürgerliche Recht. Den meisten Umfang gcwann
die philosophische Fakultät, in welcher, außer den
beiden obcn angeführten, noch sechs Magister die
ftcien Künstc lehrtcn.
Die neugeschaffene Univcisitüt erhielt cinen
Kanzler und vier Konservatoren. Dem Kanzlcr lag
vorzügüch ob, diejcnigen zu prüfen, welche cine aka-
demische Ehrcnmürdc nachsuchten und solche zu er-
theilen. Den Kouscrvatoieu kam zu, über die Er-
haltung der akadeiiuschen Rechte uud Freiheiten zu
wacheu. Diese Necbte warcn bedeuteud, dcnn die
Unioersitüt übte völlige Gcrichtsbarkcit über ibre
Untergebenen aus, und der Stadtmagistrat umßte
ihr jährlich schwöreu, kcine Eingriffe in ihrc Frei-
heiten zu thun. Dcr größte Theil dcr Studirenden
bcstand in jener Zeit nus Klerikcrn, welche ursprüng-
lich der Jurisdiktion dcs Bischofs von Worms unter-
worfen waren. Profefforen und Studenten wurden
auf mancherlei Wcise kegünstigt, und eS war bcsondcrs
cine wohlthätige Eiurichtung, daß die Bestinmmng
der Miethszinsen jährlich durch die Polizei geschah.
Der Kurfürst genoß auch das Vergnügen,
sein Jnstitut immer schöner aufblühen zu
scheu. Jn den ersten drci Jahrcn wurden
1050 Akadcmikcr cingeschriebcn. Der Kurfürst be-
soldete die Lehrcr cms scincr Kassc und stiftete noch
eine besondere Schule für junge Gcistliche des
Cisterzieiiscr Ordcns, ganz nach deni Atuster der
Schulen des heiügen Äernhards zu Paris. Ruprecht ll.
bewies sich nicht ininder wohlgesinnt gegen die Uni-
versität. Er sicherte derselben ihre Eiimahmen. Die
philosophiscke Fakiiltät erbielt den halben Korn- und
Wein-Zehnten zu Schüeßheim, die Ubrigen Fakui-
täten wurden auf dic Rheinzöllc zu Bachamch und
KaiserSwerth angewiesen. Unter ihm eiitstanden
mehrere Kollegien oder Bursen. Die Studenten,
deuen der Rektor nicht erlaubte, attein zu wolmen,
hatten in bestimmten Häusern, unter der Aufsicht
eines Magisters oder Baccalaureus ihre Wohimng.
Eine solche Hausgescllschaft hieß „Burse" uud die Haus-
genossen „Burschen". Jede „Burse" hatte ihren eige-
nen Nanien. Um diese Zeit gab es drei solcher Burien
in Heidelberg. Die Schwabenburse, Realisten-
burse und die neue Burse. Das erste Kolle-
gium oder die alte Burse wurde schon
1393 vollendct. Konrad v. Geyluhausen, Dom-
probst und erster Kanzler der Universttät, hatte der-
selben 1000 fl. an Gcld und mehrere Kostbarkeiten
vermacht. Ein zweites Kollegmm erhielt die Universi-
tät einige Jahre später, die philosophische Fakultät.
Nachdcm Ruprecht 0. die Juden wieder aus Heidel-
berg vertricben, schcnkte er ihre Häuser und Güter
der Akadeniie. Am 20. Augnst 1396 starb Marsilius
v. Jughen und wurde i« der „Geistkirche" begraben.
Sein Tod war cin grotzer Verlust für die Akademie.
Ruprecht UI., wclchcr 1398 zur Regierung der Pfalz
gclangte und zwei Jahre später römischer König
wurde, bewies sich der Universität gegenüber sehr
günstig. Außer den 6 Magistcrn im Fürstenkollegio
waren 7 Pmfesioren, dic eine bestiiumte, doch nur
kärgliche Besoldung genosien. Der Kurfürst hielt es
für wichtig, diese Männer über Nahrungssorgen bin-
wegzusctzen. Bei dem drohenden Aufstande der Hof-
leutc und Bürger gegen die Studirenden, im Iahre
1406, nahm er dicse in seineu Schutz uud ließ sich
vou seinen beidcn Söhnen eidlich geloben, daß sie der
Universität in Zeiten der Nolh immer Beistand
leisten sollten. Ludwig N>. erfüllte treulich die Zu-
sage, welche er seinem Vater getha». Auch L»d-
wig IV. ließ sich das Wohl der Universität nicht
minder angelegcn jcin. Mit Friedrich dem Sieg-
reichen begann eine schönc Periodc für Heidelderg.
Jn dcn Jahren 1450 und 1457 bestätigte er die
Freiheiten der Universttät. Er erlicß Verordnungen
für innere und äußcre Ruhc, verkürzte die Ferien,
erwcitcrte die Freiheit, öffentlich zu lescn, machte
eine zweckmäßigere Eintheilung der Lehrstunden,
organisirtc den akadeuuschen Scnat, vermehrte die
Bibüothek und beschrünkie dic Lehrer des römisckcn
Rechts auf einen, venn einen anveren Sinn läßt
wolst schwerlich die Stelle der Urkunde zu, welche
lautet: „li.sm und so sollc in dem obgenannt
unserem Studio nume hinführo sein ein Doktor
in weltüchen rechten. . . . der allcn Tag, so
man lesen solle des morgcns orstinari lese
ein Letzt i» Isgidn» und habe die anderen Pfründe
zu St. Endcrs zu Worms."
Das Licht wandle sich nun immer mehr dem
Abendlande zu- Der Fall des byzantinischeu Kaiser-
reichs hatte viele Griechen gezwungen, eine Zuflucht
in Jtalien zu suchen. Jn Deutschland hatte die
Fornischneidekunst einen Deutschcn auf dic Erfin-
duna der Buchdruckerkunst geleitel. Friedrichs I.
Nachfolger, Philipp der Aufrichtige, hatte mit Wärme
sich der Austalt seiner Vätcr angcuommen und eine
juristische Burse errichtct An seinem Hofe lebten
Johann v. Dallberg, Rudolph Aaricola, Johanncs
Reuchlin und Oekolampad. Ein scköner Tag schien
von Heidelberg über Dcutschland aufgchen zu wollen.
Aber die Universttät selbst stand und wirkte eutgegen.
Philipp stellte Dionys Reuchün, einen Bruder Zo-
hannes', als Lehrer der griechischen Sprache und
Literatur auf, dics erregte großes Aergerniß unter
deu Zunftgclehrten. Als Philipp dcn Johannes
Weffel von Grönningen zum theologischen Docentcn
ernannte, sctzte stch die ganze Fakultät entgcgen und
Weffel mußte sich begnügen, in der philosophischen
Fakultät, die dem klasstschen Alterthum weniger ab-
kold war, Vorlesungen zu halten. Auch Jakob
Wimpfeliug, Jodocus Gallus rmd Pallas Spangel,
die der heidnischen Kultur das Wort redeten, mußten
manches Harte erfahren. Wimpfeüng crgoß einst
seinen Unmuth hierüber in einer öffentlichen Rede,
und hielt scinen Kollegen mit Bitterkeit die Bei-
spiele von Frciburg, Tübingen und Basel vor, doch
konnte das uichts wirken auf pedantische Vorurtlieile.
Philipp vereinigte, auf den Rath Agricolas, die öffent-
licke Bibliothek mit der Universitntsbibliothek Lud-
wig V. wirkte sofort in dcni Sinne seines Vaters.
Die Schulkämpfe der Rcalisten und Nominalisten,
der Tdomisten und Occamisten, begüustigt durch
Friedrich I. hattcn längst jedeu gutcn Geist von der
Anstalt verscheucht. Der Finst fand das rechte
Mittel, diesem Schrankcn zu sctzcn. Er rief Siniou
Giynäus und Sebastian Münstcr als Lehrcr dcr
latcinischeu, gricchischen und hcbräischen Sprache.
Dic philosophische Fakultät gcwaim dadurch Muth
uud Regsamkeit. Darob erhooeu die Theologen einen
Angstsckrei, denn die kirchüchen Meinungcn dicser
Mnimer waren ihncn verdächtig, und 'die Re-
formation hatte schon angesangen, stch auch
am Rhein zu verbreiten. Der Kurfürst, der bei
sciner sanften Gesinimng allen Unfriedcn haßte, gab
nach, und da er der alten Lehre ergebcn war, so
wollte er auch nicht, daß die Lehrcr seincr hohcn
Schule der Neforniaiiou Vorschub lcistcn sollten.
Eiiiige Lchrer, die ihr anhingen, vcrließen darum
Hcidelberg. Gryuäus ging mit Sebastian Münstcr
und Oekolampad nach Bascl, Hcrmanu Busch nach
Marburg, und cs hielt schwer in der Gührung dcr
Zeit, ihre Stellen wicder zu besetzcn.
Auch die Baucrnlricge bcmirnhiqtcn die Akadcmie,
und bei Ludwigs Tode im Jahre 1544 war ihr Zu-
stand uicht sekr glänzend. Der Universität fehlte es
lange an wiffensthaftlicheu Hülfsmittcln. Jni An-
fange scheiut nur die artistische Fakultät einige
Bücher beseffen zu haben, bis ver Kauzlcr v. Gcyln-
hausen selne Bibliothek dcr Universität vermnchte.
Daffelbe that der erste Rektor dcr Universität,
Marsiüus v. Jughcn. Ruprccht 1>. hatte der Aka-
demie die Bücher der von ihm vcrtriebeucu Fudeu an-
geboten, man hielt sie aber, iiiitAusnahmcdesTalinuds,
der Ehrc nicht werth. in der Universitätsdibüothek
aufgcstcllt zu werden Der gauze Büchervorralh der
Uiiivcrsitntsbibüothek bclief sich bci LudwigS V. Tode
auf 434 Bändc und darunter war nichk ein Klassiker,
außer dem Anstoteles. Heutc dürftc die Uuivcrsitäts-
Bibüothck gcgen 400 000 Büudc umsaffeu. Das
16. Jahrhundert ist eins der wichtigsteu für die
Kulturgeschichte Deutschlands und Hcidelbergs Uni-
versttät. Obgleich Mäimcr wie Albrecht Dürer,
Wilibald, Pirkhaimcr, Joh. Aventin, Kopemikus.
Pcntinger, Sleidan, Gcßncr, Cammeraius, Opitz u. a.
dcn dcutschen Namcn verhcrrlichten, strüubte fich in
Heidelberg noch immer die Scholastik gegcn das cin-
brechende Licht.
Erst Friedrich II. verbannte den unreinen Geist
aus dcn Bursen und von Heidelbergs Universttät.
Mit Bewilliguiig des Papstcs Juüus III. hob
Fricdrich 5 Klöstcr auf und wics ihre Einkünfte der
hohcn Schule zu, wodurch die Äesolduugcn de
Lchrer vcrbeffert wurden. Fricdrich errichtete zmei
ncue Lchrstühle an dcr Heidclberger Univeisität und
zwar für Mathematik und Ethik.
I- Mieyllus hatte nntcr Ludwig V. dic Univer-
sität verlaffeu, wcil cr schlecht besoldet war,
uud cine Stelle in Frankfmt angenominen; jetzt
kehrte er als Professor der gricchischen Sprache
zurück und cntwarf, nach dcm Wunschc der philo-
sophischcn Fakultät, ncue Statutcn für dieselbe.
Untei Fnedrich III., dcm Nachfolger Otto Hcinrichs,
kamen viele ausländische Gclehrtc nach Heidelbcrg,
meist Anhänger Zwinglis, die anl ihrer Heimath
flüchtig werden nmßten. Der neue Kurfürst nahm
sic aus, nicht weil cr Frcihcit dcr Mcinuug wollte,
sondern wcil cr ihrer Meinung zugctiieilt war. In
dicscr Zcit fcmd dic L^inrichtung SilvanS aus dem
Aiarktc zu Heidclbcrg statt. Kaspar Olivan wußte
Fricdrich III. zu bestimmcn, Silvan vreiszugcbcn.
Untcr Friedrich lV., dcr strcug au dcr Augsburgischcn
Konfessiou hiclt, hattc dir Univcrsitär vorübcrgchcnd
Ruhe. Nachdcm abcr der Kurfürst das Koukordicii-
buch untcrzcichnct hattc, fordcrtc er sniiiiiillichc Lchrcr
bci Vcrlust ihrcr Stcllcn auf, cin glciches zu lhuu.
Außer Ludwig Gravc wolltc sich kciucr hicrzu vcr-
stehcn und sie danktcu snnimllich nb. Di: Üiiivcrsiiiit
bcsand sich jctzt in eincm traurigcu Zustaiidc Zivar hatic
mau die abgcgangeucii Lchrcr schncll zn crsctzcu gc
sucht, abcr dcr rcligiösc Truck lastctc schMr aus
.Heidcldcrgg Uuivcrsiwi. Pudü'um schwand dag
Zutraucn zu ciner Unive'.sitäi, dic mst icdcm Rc-
gicrungswcchscl cinc vollständigc Uuigcsiaüung er-
fuhr. Nach Ludwigs Tovc 1583 üdcrnahm scin
Brudcr, Pfalzgraf Johaim Kasimir, dic Adiiiiüistra-
tion. Dieser wolltc ciuige Lchrstellcu bci dcr Uni-
vcrsität wieder mit Rcsnrmirteu vesetzcn, alleiu der
Senat ftemnste sich harluäckig dagcgen. Der Psalz-
graf kam jctzt auf den Gcdankcn, ciue Vcrcmiguuo,
der bciden protcstantischen Konfessionen zu vcrsuchcn
und veranstaltetc in diesei Absichr ein Kolloqnium.
Es faud 1534 statt. Bcide Tbeilc schobcn stck dcn
Sieg zu uud jedcr beharrte uni so fcstcr auf jeiuer
bishcrigeu Mcinuug. Jm Iahrc (587 ücß Johami
Kasimir das zweite Jubclscst der Uuiversitä'. fcicru
uud 1591 ein neucs Uniuersttätsgcbäude auffiihren.
Jhm folgte Friedrich IV. in der Regierung, m
welchcr Zeit die Universttät zur Blüthc gelangte.
kosten für die ösvol'ige Peützeile oder deren Raum 40 Pf. und
werden in der C^cdition sowie durch alle Annoncen-Bureaux
entgeqenaenommen. Das „Deutsche Tageblatt" crscheint
täaliw Moracns, auch Montags. Sonntags erscheint die
„Damen-Welt" als Extra-Veilage. — Teleplion-Airschliis! 6Ü8Ü.
Rednktion: i ..
Expedition: j «oniggratzerflr. 41.
"etreive-
per
ver
Bestellunaen
werden bei allen Postaiistalteii in Dentschland viertelj. zum Prcise von
5 M. 40 Pf. (incl. Bestellgebiilir), in Berltn viertelj. 5 M. 25 Pf.: in
Velgien 7 Frcs. 47 Etm.: in Jtalien 10 FrcS.; in Konstaiitinopel 5 M.;
in Norwegen 5 Kronen 15 Ocre: in der Schweiz 8Frcs. 50Ctm. u. s. w.
unter Nr. 1508 der Post-Preisliste angenommen.
206.
Berlin, Sonntag, den I Angust 1886.
Ahoimements auf da8
Deutsche Tagebliitt^ sür dieMonate
AlWlst lllli! Tejlteillber
tverden zuni Preise von
3 Maek 67 Pf.
bei allen Postanstalten uud zum
Preise von
3 Mark 36 Pf.
bei aslcn Speditcuren in Berlin
angenommen
Reise - Abonnements
werden bei beliebiger Aenderung der Adresse (Ver-
sandt Nachts sofort nach Fertigstellung dcs Drnckes
unter Krcuzband mit tvöcheNtlich
Nttv 1 Mark bercchnet.
Frankreich und China.
Paul Bert, der Gcneralbevollmächtigte der
frcmMischeii Nepublik in Anani und Tonkiii, hat
den Minister für auswärüge Angelegenheiten vor
kurzem niit einigen Depeschen erfreut, in denen
er wiedermn die erfreulicye Mittheilimg macht,
daß im ftanzösischen Ostasie» Ruhe herrfche und
dnß kleine Wirren und Aufstände rasch und mit
aller Energie unterdrückt worden seien. Solche
Siegesbulletins kommen dem französischen Chau-
vinismus stets gelegen und gerade damals war
dies um so mehr der Fall, als das Nationalfest
bevorstand und die tapfercn Tonkinesen dazu
auserkoren waren, zum Ruhme und Heile der
Republik die große Parade zu verherrlichen, bei
wclcher der berühmte General Voulanger der
Held des Toaes war, dem gegenüber dic chr-
würdigen Gestalten des greiseii Präsidenten und
des geschmeidigen Freycmet bcdeuklich in den
Hintergrund aedrängl wurden. Die Tonkinesen!
Jubelno rmpsina die Menge die Regünenter, die
weit hinten im serne» Lande für die „Aloirs"
der ftanzösischen Armec die Haut zn Markt ge-
tragcn, bei dem merkwürdigen Ucberfalle von
Hus, bei den Aufständen in der Prvvinz Than-
hoa, im Nordosten Anams, unter einem ver-
heerenden Klüna und im männermordenden
Kamvfe mit Anamiten, Schwarzflaggen, Chinesen.
Gcwiß, die tapferen Krieger verdienten
die zärtliche Veachtung uiid die frohen
Zurufe, mit denen sie ausgezeichnet
wurden, im vollen Maße, was keineswegs von
den B fehlshabern, am allcrwenigsten von dem
Oberkommandantcn Courcy gesagt werden kann.
Es mar im Juli vorigcn Jahres, als die
konfuseflen Depeschcn aus Anam gerade in die
Versammlung der Deputirten fielen, dte mit der
Berathung eines Friedens- und Freundschasts-
bündnisses zwischen der Republik und dem Be-
herrschcr des Reiches der Mitte beschäftigt waren.
Wir haben in den Leitartikeln vom 30. Novem-
ber und 6. Dezembar 1885 unserer Verwnnderung
über diese seltsamen Vorgnnge, über die wider-
spruchsvollen Nachrichten der Kommandirenden,
die Unruhe, melche sich der Devntirten bemäch-
tigte, über die Besorgniß, daß China m
ecyt astatischer Behandlung von Verträgen
diesen Vorfällen nicht ferne stehe, Ansdruck
gegeben nnd darauf hingewiescn, daß
die Aeußerungen Freycincts, Frankreich
habc nunmehr an China dcn treuesten Bundes-
genosien gewonnen, dem sclbst daran gclegen sei,
oaß die an der Grenze des Hünmlischen Reiches
befindlichen Gebietc pacifizirt würden, zum min-
desten anf eine gründliche Verkennung der Ver-
hälinisie nnd aiif den auch den ernsten Fran-
zosen leicht überwältigenden Chauvinismus zu-
rückzuführen seien. Jn der That gestaltcte sich
die Lage dcr Nepublik in Anam und Tonkin
durchaus nngünstig; neue und bedcutende Auf-
stände in den Grenzgebieten mußten gemeldet
werden und die Vereinigung von zahlreichen
chinesischen Regulären mit den Anamiten und den
Schwarzflaggen war ein nicht mißzuverstehendes
Symptom für die Unsicherheit und Gefährlichkeit
der Situation in Ostasien. Die Dcbatten in den
Kammern über die Kolonialpolitik Frankreichs,
bei denen die Fcüide der Nepnblik zugleich als
Gegner dieser Politik auftraten, endeten zwar mit
der Bewilligiing cines bedeutcnden Kredites zum
Zwecke der 'Fvrtsetzung der Pazisizirung Anams
und Tonküis: aber sie zeigten mich in ebenso
klarer wie unheünlichcr Weise, daß die Anschamm-
gen aller Staatsmänner und Generale über den
Ivoäus proosäsncki nnd über die zur Erreichung
des Zieles erforderlichen Kräfte geivaltig aus-
einander gingen, während andererseits eine Auf-
klärung iiber das Erscheinen der zahlreichen
chinesischen Regulären in den Korps der Äus-
ständischen nicht gegeben werden konnte. Recht
mißtönlich m die von den Generalen Pate-
nStre und Briöre de l'Jsle gemachten Be-
hauptungen, die Pazisizirung in Ostasien
unterliege keinem Zweifel mehr, eine Garnison
von 6000 Franzosen und 12 000 Eingeborenen
sei zn diesem Eiioe vollkommen ausreichend, auch
werbe China frcmidnachbarlich die civilisatorischen
Arbeiten der Republik untcrstützen, wirkten die
bald darauf verbreiteten Nachrichten über den
Ernst der Lage in Ostasien und über die Gewalt-
akte, welche gegen die christlichen Ansiedlcr und
die Missionäre vcrübt wordcn. Feindseligkeiten
der schärssten Art, ja Grmisamkeiten, Mord und
Brmidstiftungen wurden aus den Kolonien ge-
meldct, Vorgänge, wclche anf eine böswillige,
den Franzosen feindsclige Bevölkerung schließen
ließen und bei denen tausende friedlicher
Bürger hingcwürgt, Missionshäuser, Kapellen
und Besitzthümer aller Art zerstvrt und
verwüstct wnrdcn. Und wiederum hatte Europa
Gelcgenheit, die guten Beziehungen Frankreichs
zum Reiche der Mitte und die dadnrch bedingte
Wohlfahrt seiner ostasiatischen Kolonicn ün rich-
tigen Lichte zu betrachten, als ün Frühjahre die
seltsamen Verhandlungen bekannt wurden, welche
oas Protektorat Frankreichs über die in China
beftndlichen katholischen Missionen betrafen. Un-
aeachtet der gewaltigcn Anstrengungen Freycinets,
das Prestige Fraiikreichs, das hier auf dem
Spielc staiid, anfrccht zn haltcn, hatte die Re-
publik dennoch die entschiedensten Mißerfolgc zu
verzeichnen, ja die ernstesten und eindringlichsten
Vorstellnngen des ftanzösischen Vertreters oeim
Vatikan hmderte, den heil. Stuhl nicht ein förm-
liches Konkordat mit China zu vereinbaren,
dessen Spitze augenscheinlich gegen Frankreich
gerichtet ist. Die Unterstellnng eine halben
Million Katholiken in China, sür welche bislang
der ftanzösische Einfluß der allein maßgebende
war, unter den unmittelbaren Schutz eines Jnter-
nuntius italienischer Nationalität, der vom Vati-
kan aus in direktester Weise beeinflußt ist, muß
als eine ganz gewaltige Niedcrlage der Repnblik
angcsehen ivcroen, der gegenüber dic formelle
Ratifikation des Vertrages von Tientsin in
Peküig und die allgemcinen Frenndschaftsver-
stcherungen Chiuas von sehr zweifelhaftem
Werthe sich erweisen. Dazu kommt noch
die ganz und gar unangenehme Er-
wägung, daß der Hof von Peking, der
allzeit getreue Freund und ftenndliche Nachbar
der Rcpnblik in seinen ostasiatischen Bcsitznngen,
die erste sich ihm darbictende Gelegenheit mit
der allerqrößten Bereitwilligkeit, ja mit der deut-
lichsten Freude über das Ereigniß ergriff, um
sicy den unbequemen Einfluß Frankreichs vom
Leibe zu halten. Mehr noch als diese Thatsache
gilt aber der weitere Umstand, daß die guten
Nachbarn im Reiche der Mittc, die schlauen asiati-
schen Divlomnten, alle Hebel in Bewegnng
setzten uno sich jedweder List zu bedienen sür
berechtigt erachteten, um die französische Re-
publik in ihrein Ansehcn zu schädigcn und
herabzuwürdigen. „Dic List," schreibt der
„Figaro", „welche bei dieser Gelcgen-
heit von dem Hofe zu Pekiug eutwickelt wurde,
um Frankreich in den Augen jener halben Mil-
lion Asiaten herabzuivürdigen, die Schlanheit,
mit welcher der Vatikan aiif ein Vcrhältniß cin-
ging, daö für ihn bei der gegemvärtigen Lage
des PapstthumS ein unvcrhofftes war, mußten
in Unterhandlnngen siegcn, die mit jenem Zauder-
geiste, jenem Sichgchcnlassen aeführt wurden,
dank deren wir überall auf dipwmatischem Ge-
biete qeschlagen werden, wohin unsere Gegner
und Äebenbuhler uns locken."
Und trotz alledem mid alledem muß Paul
Bert npar vrärs äs blufti" ein Beruhignngs-
telegramm ablaffen, in welchem er, wie Gene-
ral Courcy im Juli 1885, die Vollkommen-
heit der Znstände in Anam und Tonkin
„freudigen Herzenö" und „erhobenen Hanpteü"
darstelli und der Zuknnft lächelnd entgegensieht.
Wir zweifcln incht. an dcm bestcn Willen
des nenen Generalgouverncnrs und deS ihm bei-
gegebenen Stabes; aber' es bedarf gewiß der
ganzen Encrgie und des größten Taktes, wenn
der französischen Rcpnblik in Ostasicn die Her-
stellung geordneter und für den allgemeinen Vcr-
kehr nothwendigcr Znstünde geling'en, menn die
Verhältinffe dortsclbst in snlche Bahiien gelenkt
werden sollcn, die der französischen Nation nicht
nur eine entsprechende Kowpensation dcr riesigcn
Jnvestitioncn, sondern auch dauernde Vortheile aus
jenen Kolonien zu verschaffen vermögen.
I-» kranoe önive.
(Das verjudete Frankreich.)
Von Edouard Drumont.
IX.
Je mächtiger das Judenthum in Frankreich
wird, dcsto drastischer werden die Schildcrungen,
die dcr Autor von dem Treiben der Fuden und
ihrem wachsenden Eüifluffe auf die herrschenden
Kreise giebt.
Es wäre unniöglich, in Deutschland, das wegcn
seines „Antiseniitismus" versctnien ist, nur entfcrnt
so zu schreiben und besondeis cinzelne Persönlich-
keiten mit Namcn in der Weise an den Prangcr zu
stellen, wie es in diesem franzöflschen Buche geschieht.
Gegen eine solchc Behandlung dcr Frage würde sehr
bald der gute Gcschmack des bcfferen Lesepublikums
reagircn. Jn Frankreich scheint — nach dcm immer
noch zunehmenden Absatz der „kranes änivs" zu
schließcn — Jnhalt und Ton des Buches der
Stimmung des Volkes vollkommen zu cnisprechen.
Das jetzt fo!aende Kapitel „Die Restauration
und die Juli-Monarchie" beginnt also: „1790
kommt der Jude an; unter der ersten Republik und
dem erstcn Kaiserreich schleickt cr ini L«nde herum,
um sich scinen Platz auszusiichen; unter dcr Restau-
ration und der Juli-Monarchie läjst er sich im Salon
nieder; unter dem zwcitcn Kaiserreich führt er flch
bei den andern auf wic im eigenen Hause, iiistallirt
er sich bei den Franzosen wie zu Lpausc; unter dec
dritten Republik vertrcibt er dieselben aus ihrem
eigcnen Heim oder zwinat fie, für ihn zu arbeitcn.
1890 wird ver Zeitpunkt gekommen scin, wo der
Jude wieder abzichen wird, wcim — wie ich cs trotz
allem hofien will - . noch Kraft gcnug in uns
steckt, um uns vor tödtlichem Siechthum zu retten;
aber ehe er Frankrcich verläht, wird er miteinander
all' das zurülkerstattcii miiffcn, was er nach und noch
denen abgenommei! hat, die ihm Gastfreundi'chaft
gewnhit und ihm nur zu viei Vcrtrauen enigcgen-
gebracht haben"
Alles, was seit 1789 stch in Frankreich und
Europa ercignet hat, allcs auf dem Sckaffot und
den Schlachlseldern vcrgoffene Blut, alles Elcnd
und alle Heldenthatcn, sagt dcr Vcrfaffcr, kamcn
schließlich rmr eiiiem einzigen zu gute: nämlich
„eincm scrvilen, krieckcnden Zuden aus dcr Frank-
furter Hchdcngaffc. Während 25 Jahren hatten die
Arier sich untereinander gcmordet, um schlicßlich
cincn Semiten, der, ivährend sich die Völker schlugen,
rulng Dukalcn beschnitten hatte, zu einer unge-
meffenen Glücks- und Aiachtstellnng cmporznhcben.
Die Liquidation einer Kriegsschuld ist immer dcr
Triumph der Judcn, es ist sein Glückstmum, nnd
so lange eine solcke Liquidation daucit,
kann man verhältnißmäßig ruhig sein; so-
buld ste aber crlcdigt ist, dürfen wir uns
auf eine neue Kriegsperiode, niit einer
neuen Liquidntion als Folge, gefaßt machen."
— Für dic Willfährigkeit, mit welcher das
Haus Rothschild sich Frankieich stets zui Dispofltion
gestellt, weiß Drumont ivenig Dank; er schildert die
Operationen dieses Hauses uiid die Rolle die es in
Frankrcich spielt, in ciuer Weisc. dic eincr Pranger-
stellung gleichkoiiimt und die Volksjustiz herauszu-
fordern ganz gecignet ist. Dcn Beginn dcr eigcnt-
lichen Herrschaft dcr Fuden vcrlcgt der Verfaffer in
die Rcgicrungszeit Louis Philipps. „Iliiter der
Restauralion kannte man ungesähr die Zahl
der Juden, denn, da sic die Kostcn idres
Kultus sclbst zahlen nmßten, so wnren
ste alle in die Register des Knliusvorstandes
eingetragen. Jm Jahre 1830 aber wurde durch
Rothschild diese Anordimng bcseitigt und so die
Zahlung unniöglich gemacht. Dic Knltiiskoste» trug
von da an der Stant."
Drmnont giebt cine Schildernng jener Zeit
nach dem Buchc ,1-ss äuiko rois cke I'öpoqus" von
Toussenel, nach welchem es „in Frankreich keine
königliche Gemalt mehr gab: das Königthum war
dem Juden dienstbar gemorden." Ju diesem Buche,
sagt Drumoiit, lernt man die Ansbentung Frank-
reichs durch dic Judcn in ihrem ganzen
Cynismus kenncn: „Man sieht da, wie die
Atinister des Königs für den Bau der
Nordbahn hundcrt Millionen ausgeben, eine
enorme Summe für jene Zcit; daim als alles
fcrtig ist mid der Staat die Bahn nnr in Betrieb
sctzeu durfte, bieten sic Rothsckild die Ausbcutung
derselben auf 40 Jahre für eine lächerliche
Sunime an." „Die Eroberung aller christ-
lichcn Staatcn dmch die Juden", wie ste schon
unter Louis Philipp sigiialisirt wurde, wird
nach einem Citni Toussenels also gezeichnet:
„Der Jude hat alle Staateu mit ciner ncueii Hypo-
tkck belcgt, einer Hypothek, die fle nie mit ihren
Eiimahmen tilgen köimen. Europa ist der Hcrr-
schast Jsrcicls unterworfen. Diese Universalherr-
schaft, der Traum so vieler Eroberer, sie gchört den
6. Jahrgang.
Juden; der Gott Judas hat den Propheten Wort
gehalten, er hat den Söhiicn dcr Machabäer den
Sieg gegeben. Jenisalem hat allcn Staaten scinen
Tiibut auferlegt; untcr dcm Tilel: Zinseii der
Nntionalschuld flicßt dcr Ertmg aller Arbcit in die
Taschcn der Juden."
Wie in diesem Buche Toussenels, so sei in
den dreißiger iZahren allenthalben in Fmnk-
reich die Rcaktion gegen die jiidische Herrschaft
hervorgctrcten, cizählt Drumont. Bei Viktor Hugo
werve der Name des Juden beinahe immer nur m
der Ziisammensctzuiig mit „schumtzig" genannt; im
Tkeater sei frenetischer Bcifall erschollen, wenn auf
der Bühnc dei Judc ncrhöhnt wurde; nach vielen
Tnnsciiden seien Flugsckriflen verbreitet worden. in
welchcn Rothschild ongegriffcn und du Schwindeleicn
dcr Iudenschaft gcgcißrll wurden. Diese Flugi'chriften
fübrten Titel wie: „Erbauliche und höchst merk-
würdigc Geschichte Rothsedilvs I., KömgS der Juden";
„Rothsckild l., scine Diciistlcute und sein
Volk; Krieg dcn Schurken." „Ein Angebinde
für Rothschild." „Großei Prozeß zwischen Roth-
schild I. König dcr Fuocn und Satan. Ictzter König
der Bctrüger" rc. Diese Schrifteu wurden von ganz
Paris mit Zubel aiifgruommen. 1835 crschicn eine
Bmschürc mit der Ilnfschrift: „Allgemeine Berschwä-
rung des Jiidcnthmiis, imn gänzüch enthüllt; ge-
widmet allen Souvcmnen EuropaS, ihren Ministern,
den Staatsmünneiii und allen Klassen der Gescll-
schaft, ivelche vurch dicse pcrfiden Pläne bedmht ist."
Aus diesen Aufschriften läßt sich so zicm' ' : ' '
aufreizcnden Inholl schllcßen, von dcm der Verfaffer
im vorliegcndin Buche vccschiedene Prob ,'i!
druck bringt.
Dicse antisemitische Hetze wurde . ' i ^
reich zu einer Zeit betriedrn. da in - - :yio!
die ganze gebilrcte Well für di- Juvene . r .
schivärmte mid dic Prcffe mil Ausnahm ver mem-
gen und damals nock uiibedeutenden .lüiolischm
Blntter, für diese Emanzipation aibcitel Igcnii
unscre israclitischcn Mitbürger sich diese ',atsache
vergegcnwärligeii, sowie dic Geschichte des Juden-
thuniS in Frankreich und Deutschland überhaupt
etwas eingchender sludireii und dic sich hicraus —
für die Vergangeiihcit nicht imr, sondcrn auck für
die Zukunft — von selbst crgehendcn SLIüsie ,ÜI,cn
wollten. dann würdcn viellei yt ihre Sympnthicn,
giiten Wünsche und Hoffimiigcn ir.niger auf Seite
Fmnkrcichs und ihrc Beurthcilung Lc. jctzigen
„antisemitischen" Bewegung in Dcutschland etwas
obiektiver und gerechter scin.
Kolomales.
W!e aus Haniburg mitgetbeilt wird, ist in
KlUirerun auf grund cincr Verordnung des dorti-
gen deutschen Gouverneurs die Reichsmark»
rechnung eingefübrt wordcn. Zur Bcfriedigung
des Geldvcrkehes wurdcn schon größcre Posten von
Thalerstückeu von den bethciligten kauf-
männischen Firmen in das dcutsche Schutzgebiet ein-
gcführt.
* *
>1-
Ein iutcressantcr Bricf aus Saiisibar ist
gcstern von dem Königl. Ncgieiungs - Baumeister
Hörnecke hier angelangt. Herr H. imteniahm be-
kanntlich im März dcs vorigcn Fahrcs im Auftrage
der Deutsch - Ostafrikanischeii Gesellschaft scine crste
Cxpedition, kchrtc damuf im Oktobe. hierher zurück
und ging Ende Novcmbcr wieder hinaus. Gcgen-
mürtig hält sich derselbe in Vertremng des Gcneral-
Bevollmächtiglen Henii Affcsior Lucas, welcher ai>°
dcr Rückreise nach Europa begriffcn ist, in Sansibar-*
auf und hat, wie er schrcibt. alle Hände noll zu thun.
An dem Tage der Absendung des vorliegenden
Briefes, dcm 7. Juli, stnd 4 Kamwaiieii nach 4 vcr-
schiedenen Stationen von ihm in das Jnncre ent-
sendet. Dieselbcn bringcn hanptsächlich Gerüthe
und Sämcreien für den landwirthschaftlichen Betrieb
Feuilleton.
Alt-Heidelberg.
i.
Die llniversität Heidclberg, die älteste des Deut-
schcn Reiches, begeht vom 2. bis 9. Augnst das
600 jährige Jubilänm ihrer Begründung. Wie sehr
der gebildete Theil des deutschen Volkes mit Stolz
und Befricdigimg auf die deutschen Universitnten
als Zierden des Vaterlandes blickt, vcmnschaulicht
stch so rccht in dem Bestreben allcr derjenigen, die
chcmals dcr Ruperto - Carola angehörten, diese
500jährige Jubelfeier möglichst festlich zu begehen.
Pfalzgmf Ruprecht 1., der das Gedeihen der
durch Kaiser Karl I V. errichteten Prager Uiiiversität
sah, faßte den Vorsatz, in seinem Lande ein ähn-
liches tznstitut anzulegen. Jm Jahre 1386 stiftete
er, mit Einwilligimg seines Nesien Ruprecht >1. und
dcssen Sohn Ruprecht III., dic hohe Schule zu
Heidelbcrg. Er hatte schon früher den berühmten
Marstlius v. Jughen kennen gelernt und rief ihn
jctzt, seine neue Sckulc zu organisircn. Nach dem
StiftungSbriefc vom l. Onober 1386 und der vor-
hcr eingeholten päpstlichcn Bestätigungsurkunde, licß
der Kurfürst schon am 18. Oktober die Universität
feierlichst einweihen. Dic Zahl der Profesioren be-
lief sich sreilich nur auf drei. Es wareu Marsilms
v. Jughen, der Loaik lehrte; Reginald, Cisterzienser-
mönch uus de»i Kloster Alva im Bisthum Lüttich,
welcher den Paulinischen Brief an den Titus er-
klärte, und Heilmann Wunenberg aus Worms, der
über ein Buch von dcr Naturgcschichte des Äristo-
teles lus. Einige Wochen später kam ein vierter
Lehrer hinzu, Ditmar v. Schwerthe, der in den
frcien Künsten Unterricht ertheilte, nnd am Ende
dcs Jahres 1386 Johann v. Ront, als Profeffor des
kanonischen Rechts.
Marsilius v. Jughen wurde am 17. November
1386 von der philosovhischcn oder artistischen Fakultät
zum Rektor gcwühlt. Das Amt dcs Rektors
wechselte bis 1394 viertcljährlich und von da bis
1525 halbjährlich. Der Ruf des Marstlius gründete
den der Akademie. Dicse zähltc schon im ersten
Jahre 524 Studirende. Allmählich vermehrte sich
auch die Anzahl der Lebrcr. Die theologische
Fakultät erhielt Konrad v. Saltow zum Mitgliede,
die juristischc Konmd v. Geyluhausen. Jm Jahre
1387 las Matthüus Clementis schon über das
bürgerliche Recht. Den meisten Umfang gcwann
die philosophische Fakultät, in welcher, außer den
beiden obcn angeführten, noch sechs Magister die
ftcien Künstc lehrtcn.
Die neugeschaffene Univcisitüt erhielt cinen
Kanzler und vier Konservatoren. Dem Kanzlcr lag
vorzügüch ob, diejcnigen zu prüfen, welche cine aka-
demische Ehrcnmürdc nachsuchten und solche zu er-
theilen. Den Kouscrvatoieu kam zu, über die Er-
haltung der akadeiiuschen Rechte uud Freiheiten zu
wacheu. Diese Necbte warcn bedeuteud, dcnn die
Unioersitüt übte völlige Gcrichtsbarkcit über ibre
Untergebenen aus, und der Stadtmagistrat umßte
ihr jährlich schwöreu, kcine Eingriffe in ihrc Frei-
heiten zu thun. Dcr größte Theil dcr Studirenden
bcstand in jener Zeit nus Klerikcrn, welche ursprüng-
lich der Jurisdiktion dcs Bischofs von Worms unter-
worfen waren. Profefforen und Studenten wurden
auf mancherlei Wcise kegünstigt, und eS war bcsondcrs
cine wohlthätige Eiurichtung, daß die Bestinmmng
der Miethszinsen jährlich durch die Polizei geschah.
Der Kurfürst genoß auch das Vergnügen,
sein Jnstitut immer schöner aufblühen zu
scheu. Jn den ersten drci Jahrcn wurden
1050 Akadcmikcr cingeschriebcn. Der Kurfürst be-
soldete die Lehrcr cms scincr Kassc und stiftete noch
eine besondere Schule für junge Gcistliche des
Cisterzieiiscr Ordcns, ganz nach deni Atuster der
Schulen des heiügen Äernhards zu Paris. Ruprecht ll.
bewies sich nicht ininder wohlgesinnt gegen die Uni-
versität. Er sicherte derselben ihre Eiimahmen. Die
philosophiscke Fakiiltät erbielt den halben Korn- und
Wein-Zehnten zu Schüeßheim, die Ubrigen Fakui-
täten wurden auf dic Rheinzöllc zu Bachamch und
KaiserSwerth angewiesen. Unter ihm eiitstanden
mehrere Kollegien oder Bursen. Die Studenten,
deuen der Rektor nicht erlaubte, attein zu wolmen,
hatten in bestimmten Häusern, unter der Aufsicht
eines Magisters oder Baccalaureus ihre Wohimng.
Eine solche Hausgescllschaft hieß „Burse" uud die Haus-
genossen „Burschen". Jede „Burse" hatte ihren eige-
nen Nanien. Um diese Zeit gab es drei solcher Burien
in Heidelberg. Die Schwabenburse, Realisten-
burse und die neue Burse. Das erste Kolle-
gium oder die alte Burse wurde schon
1393 vollendct. Konrad v. Geyluhausen, Dom-
probst und erster Kanzler der Universttät, hatte der-
selben 1000 fl. an Gcld und mehrere Kostbarkeiten
vermacht. Ein zweites Kollegmm erhielt die Universi-
tät einige Jahre später, die philosophische Fakultät.
Nachdcm Ruprecht 0. die Juden wieder aus Heidel-
berg vertricben, schcnkte er ihre Häuser und Güter
der Akadeniie. Am 20. Augnst 1396 starb Marsilius
v. Jughen und wurde i« der „Geistkirche" begraben.
Sein Tod war cin grotzer Verlust für die Akademie.
Ruprecht UI., wclchcr 1398 zur Regierung der Pfalz
gclangte und zwei Jahre später römischer König
wurde, bewies sich der Universität gegenüber sehr
günstig. Außer den 6 Magistcrn im Fürstenkollegio
waren 7 Pmfesioren, dic eine bestiiumte, doch nur
kärgliche Besoldung genosien. Der Kurfürst hielt es
für wichtig, diese Männer über Nahrungssorgen bin-
wegzusctzen. Bei dem drohenden Aufstande der Hof-
leutc und Bürger gegen die Studirenden, im Iahre
1406, nahm er dicse in seineu Schutz uud ließ sich
vou seinen beidcn Söhnen eidlich geloben, daß sie der
Universität in Zeiten der Nolh immer Beistand
leisten sollten. Ludwig N>. erfüllte treulich die Zu-
sage, welche er seinem Vater getha». Auch L»d-
wig IV. ließ sich das Wohl der Universität nicht
minder angelegcn jcin. Mit Friedrich dem Sieg-
reichen begann eine schönc Periodc für Heidelderg.
Jn dcn Jahren 1450 und 1457 bestätigte er die
Freiheiten der Universttät. Er erlicß Verordnungen
für innere und äußcre Ruhc, verkürzte die Ferien,
erwcitcrte die Freiheit, öffentlich zu lescn, machte
eine zweckmäßigere Eintheilung der Lehrstunden,
organisirtc den akadeuuschen Scnat, vermehrte die
Bibüothek und beschrünkie dic Lehrer des römisckcn
Rechts auf einen, venn einen anveren Sinn läßt
wolst schwerlich die Stelle der Urkunde zu, welche
lautet: „li.sm und so sollc in dem obgenannt
unserem Studio nume hinführo sein ein Doktor
in weltüchen rechten. . . . der allcn Tag, so
man lesen solle des morgcns orstinari lese
ein Letzt i» Isgidn» und habe die anderen Pfründe
zu St. Endcrs zu Worms."
Das Licht wandle sich nun immer mehr dem
Abendlande zu- Der Fall des byzantinischeu Kaiser-
reichs hatte viele Griechen gezwungen, eine Zuflucht
in Jtalien zu suchen. Jn Deutschland hatte die
Fornischneidekunst einen Deutschcn auf dic Erfin-
duna der Buchdruckerkunst geleitel. Friedrichs I.
Nachfolger, Philipp der Aufrichtige, hatte mit Wärme
sich der Austalt seiner Vätcr angcuommen und eine
juristische Burse errichtct An seinem Hofe lebten
Johann v. Dallberg, Rudolph Aaricola, Johanncs
Reuchlin und Oekolampad. Ein scköner Tag schien
von Heidelberg über Dcutschland aufgchen zu wollen.
Aber die Universttät selbst stand und wirkte eutgegen.
Philipp stellte Dionys Reuchün, einen Bruder Zo-
hannes', als Lehrer der griechischen Sprache und
Literatur auf, dics erregte großes Aergerniß unter
deu Zunftgclehrten. Als Philipp dcn Johannes
Weffel von Grönningen zum theologischen Docentcn
ernannte, sctzte stch die ganze Fakultät entgcgen und
Weffel mußte sich begnügen, in der philosophischen
Fakultät, die dem klasstschen Alterthum weniger ab-
kold war, Vorlesungen zu halten. Auch Jakob
Wimpfeliug, Jodocus Gallus rmd Pallas Spangel,
die der heidnischen Kultur das Wort redeten, mußten
manches Harte erfahren. Wimpfeüng crgoß einst
seinen Unmuth hierüber in einer öffentlichen Rede,
und hielt scinen Kollegen mit Bitterkeit die Bei-
spiele von Frciburg, Tübingen und Basel vor, doch
konnte das uichts wirken auf pedantische Vorurtlieile.
Philipp vereinigte, auf den Rath Agricolas, die öffent-
licke Bibliothek mit der Universitntsbibliothek Lud-
wig V. wirkte sofort in dcni Sinne seines Vaters.
Die Schulkämpfe der Rcalisten und Nominalisten,
der Tdomisten und Occamisten, begüustigt durch
Friedrich I. hattcn längst jedeu gutcn Geist von der
Anstalt verscheucht. Der Finst fand das rechte
Mittel, diesem Schrankcn zu sctzcn. Er rief Siniou
Giynäus und Sebastian Münstcr als Lehrcr dcr
latcinischeu, gricchischen und hcbräischen Sprache.
Dic philosophische Fakultät gcwaim dadurch Muth
uud Regsamkeit. Darob erhooeu die Theologen einen
Angstsckrei, denn die kirchüchen Meinungcn dicser
Mnimer waren ihncn verdächtig, und 'die Re-
formation hatte schon angesangen, stch auch
am Rhein zu verbreiten. Der Kurfürst, der bei
sciner sanften Gesinimng allen Unfriedcn haßte, gab
nach, und da er der alten Lehre ergebcn war, so
wollte er auch nicht, daß die Lehrcr seincr hohcn
Schule der Neforniaiiou Vorschub lcistcn sollten.
Eiiiige Lchrer, die ihr anhingen, vcrließen darum
Hcidelberg. Gryuäus ging mit Sebastian Münstcr
und Oekolampad nach Bascl, Hcrmanu Busch nach
Marburg, und cs hielt schwer in der Gührung dcr
Zeit, ihre Stellen wicder zu besetzcn.
Auch die Baucrnlricge bcmirnhiqtcn die Akadcmie,
und bei Ludwigs Tode im Jahre 1544 war ihr Zu-
stand uicht sekr glänzend. Der Universität fehlte es
lange an wiffensthaftlicheu Hülfsmittcln. Jni An-
fange scheiut nur die artistische Fakultät einige
Bücher beseffen zu haben, bis ver Kauzlcr v. Gcyln-
hausen selne Bibliothek dcr Universität vermnchte.
Daffelbe that der erste Rektor dcr Universität,
Marsiüus v. Jughcn. Ruprccht 1>. hatte der Aka-
demie die Bücher der von ihm vcrtriebeucu Fudeu an-
geboten, man hielt sie aber, iiiitAusnahmcdesTalinuds,
der Ehrc nicht werth. in der Universitätsdibüothek
aufgcstcllt zu werden Der gauze Büchervorralh der
Uiiivcrsitntsbibüothek bclief sich bci LudwigS V. Tode
auf 434 Bändc und darunter war nichk ein Klassiker,
außer dem Anstoteles. Heutc dürftc die Uuivcrsitäts-
Bibüothck gcgen 400 000 Büudc umsaffeu. Das
16. Jahrhundert ist eins der wichtigsteu für die
Kulturgeschichte Deutschlands und Hcidelbergs Uni-
versttät. Obgleich Mäimcr wie Albrecht Dürer,
Wilibald, Pirkhaimcr, Joh. Aventin, Kopemikus.
Pcntinger, Sleidan, Gcßncr, Cammeraius, Opitz u. a.
dcn dcutschen Namcn verhcrrlichten, strüubte fich in
Heidelberg noch immer die Scholastik gegcn das cin-
brechende Licht.
Erst Friedrich II. verbannte den unreinen Geist
aus dcn Bursen und von Heidelbergs Universttät.
Mit Bewilliguiig des Papstcs Juüus III. hob
Fricdrich 5 Klöstcr auf und wics ihre Einkünfte der
hohcn Schule zu, wodurch die Äesolduugcn de
Lchrer vcrbeffert wurden. Fricdrich errichtete zmei
ncue Lchrstühle an dcr Heidclberger Univeisität und
zwar für Mathematik und Ethik.
I- Mieyllus hatte nntcr Ludwig V. dic Univer-
sität verlaffeu, wcil cr schlecht besoldet war,
uud cine Stelle in Frankfmt angenominen; jetzt
kehrte er als Professor der gricchischen Sprache
zurück und cntwarf, nach dcm Wunschc der philo-
sophischcn Fakultät, ncue Statutcn für dieselbe.
Untei Fnedrich III., dcm Nachfolger Otto Hcinrichs,
kamen viele ausländische Gclehrtc nach Heidelbcrg,
meist Anhänger Zwinglis, die anl ihrer Heimath
flüchtig werden nmßten. Der neue Kurfürst nahm
sic aus, nicht weil cr Frcihcit dcr Mcinuug wollte,
sondern wcil cr ihrer Meinung zugctiieilt war. In
dicscr Zcit fcmd dic L^inrichtung SilvanS aus dem
Aiarktc zu Heidclbcrg statt. Kaspar Olivan wußte
Fricdrich III. zu bestimmcn, Silvan vreiszugcbcn.
Untcr Friedrich lV., dcr strcug au dcr Augsburgischcn
Konfessiou hiclt, hattc dir Univcrsitär vorübcrgchcnd
Ruhe. Nachdcm abcr der Kurfürst das Koukordicii-
buch untcrzcichnct hattc, fordcrtc er sniiiiiillichc Lchrcr
bci Vcrlust ihrcr Stcllcn auf, cin glciches zu lhuu.
Außer Ludwig Gravc wolltc sich kciucr hicrzu vcr-
stehcn und sie danktcu snnimllich nb. Di: Üiiivcrsiiiit
bcsand sich jctzt in eincm traurigcu Zustaiidc Zivar hatic
mau die abgcgangeucii Lchrcr schncll zn crsctzcu gc
sucht, abcr dcr rcligiösc Truck lastctc schMr aus
.Heidcldcrgg Uuivcrsiwi. Pudü'um schwand dag
Zutraucn zu ciner Unive'.sitäi, dic mst icdcm Rc-
gicrungswcchscl cinc vollständigc Uuigcsiaüung er-
fuhr. Nach Ludwigs Tovc 1583 üdcrnahm scin
Brudcr, Pfalzgraf Johaim Kasimir, dic Adiiiiüistra-
tion. Dieser wolltc ciuige Lchrstellcu bci dcr Uni-
vcrsität wieder mit Rcsnrmirteu vesetzcn, alleiu der
Senat ftemnste sich harluäckig dagcgen. Der Psalz-
graf kam jctzt auf den Gcdankcn, ciue Vcrcmiguuo,
der bciden protcstantischen Konfessionen zu vcrsuchcn
und veranstaltetc in diesei Absichr ein Kolloqnium.
Es faud 1534 statt. Bcide Tbeilc schobcn stck dcn
Sieg zu uud jedcr beharrte uni so fcstcr auf jeiuer
bishcrigeu Mcinuug. Jm Iahrc (587 ücß Johami
Kasimir das zweite Jubclscst der Uuiversitä'. fcicru
uud 1591 ein neucs Uniuersttätsgcbäude auffiihren.
Jhm folgte Friedrich IV. in der Regierung, m
welchcr Zeit die Universttät zur Blüthc gelangte.