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Druit und Verlag vonE. H amm in Magdeburg.
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nach den Sonn- und Feiertagen.
Mr den Jnserntentheil verantwortltch:
Karl Scharnke in Magdeburg.
Magdeburg, Dienstag, den 3. August 1886.
Jhrg.
Nelteste Telegrnulttte -es „Ge«.-Attzeiger".
(Mitgetheilt durch Wolff's Telegraphisches Vureau.)
Münchelt, 1. August. Fürst Bismarck machte den
hicr anwesendcn Mitgliedern des Kölriglichen Hauses, dem
Prinzen Arnulf, der Prinzefsin Gisela und dem Herzog Max,
fcrner den Ministern Lutz und Crailsheim^Besuche und empstng
dcren Gegcnbesuche. Der Prinz-Regcnt machte rrm 12^/. dem
Ncichskanzler cinen Besuch. Zu dem Diner beim Prinz-Regenten
rvaren geladcn: Fürst und Fürstin Bismarck, der prcußische Ge-
sandte Gras Werthcrn, die Minister v. Lutz und von Crailsheini,
det Gcneraladjutant Gcncral v. Freyschlag, dcr Flügeladjutant
v. Lerchenfcld und Geheimrath Rottenburg.
Mttttchen, 2. August. Der Fürst und die Fürstin
von Bismark haben heute Vormittag 9^/, Uhr die Reise nach
Gastcin sortgesetzt. Auf dcm Bahnhofe waren der Minister v.
Crailsheim und der prcußische Gesandte Graf Werthern zur
Verabschicdung anwesend.
Wien, 1. August. Jn Triest sind von gcstern Mittag
bis heute Mittag 4 Personen an der Cholera crkrankt.
Paris, 2. August. Von den 1414 gestern vorgenom-
(uencn Generalrathswahlen sind bis jetzt 486 bckannt, von den
Gcwähltcn sind 2S7 Republikaner und 147 Conservative, außer-
dem habcn 42 Stichwahlcn stattzufindcn. Die Republikane
haben 24 Sitze gewonnen und 25 Sitze verloren. Unter
Senatoren rmd Dcputirten, die wieder zu Gcneralräthen ge
wählt sind, befindcn sich von Rcpublikanern: Goblet, Testelin
und Jules Ferry; von Conservativcn: Prax-Paris, Plichon u
Tuincliore.
werden jetzt fast täglich nrehrere Personen mit Einladungcn zum
Dincr beehrt. Die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich ist Sonn-
abend Abend 7 Uhr 30 Min. in Gastein eingetroffen und in der
Villa Meran abgcstiegen. Am Sonntag machte Kaiser Wilhelm
der Kaiserin einen Bcsuch und wohnte dem evangelischen Gottes-
dienst bei. — Der Zusammenkunft zwischen unserem Kaiser und
dcm Kaiser Franz Josef wird Fürst Bismarck beiwohnen.
— Einem Auftrage des GroßherzogS von Baden entsprechcnd
wurde der Kaiserin Augusta durch den badischen Kultusminister
von der bevorstchenden Jubelfcier der Unlversttät Heidelberg An-
zeige erstattet und das zu dicser Feier herausgegebene Urkunden-
buch überreicht. Die Kaiserin hat hierauf mit folgendem Schrciben
gedankt: „Mit Dankbarkeit habe ich das mir im Auftrage des
Großherzogs, meines geliebten Schwiegersohnes, überreichte Ur-
kundcnbuch cntgegen genommen, welches zur funfhundertjährigen
Stiftungsfcier der Univerfltät Heidelberg erscheint. Mein Dank
für diese mich erfreuende Aufmerksamkeit entspricht der Befriedi-
gung Lber dcn Bcsttz dieses werthvollen Werkes, nicht minder
aber meiner Theilnahme für die geschichtliche Bedeutung einer
Feier, welche zur frohrn Kundgebung für die Errungenschaften
der Wissenschaftcn aus langjähriger Vergangenheit bis zu unseren
Tagen dient. Deutschland wird stolz dieser feierltchcn Erfolge
aus einem Gebirte aedenken, auf dem alle Nationen fich begegnen,
und die würdige Stätte, auf welcher so Hervorragendcs geletstet
worden ist, gereicht dem schönen Lande zur Ehre, mit dem feste
Bande mich innig verdinden. Koblenz, den 19. Juli"4W6.
Augusta."
— Auch der Papst wird bei der Heidelberger JubiläumSfeier^
urch einen Abgcsandten vertreten sein, der als Geschenk '
kostbar ausgcstattcten Katalog der im Jabre 1623 von Tilly^weg,
cführten und durch Herzog Maxiniilian von Bayern dei
Mugor XV. zum Geschenk gcmachten Heidelberger Biblioi
Zf.' — Der deutsche Kronprinz empfing am Freitag im
Walais zu Potsdam den Besuch des sächfischen Königspaari
b'zu kurzcm Aufenthalt inkognito in Vcrlin cingetroffen ist. Sonn
Orieut. Nach einer der Pol. Korr. aus Constantinopcl zu-
gehendcn Melduna hat General von der Goltz keinen neuen Kontrakt
mit der türkischen Regierung abgcschloffen, sich dagegcn bereit erklärt,
bis zu seiner Abberufung SeitenS der deutschen Negierung in
türkischen Diensten zu bleiben.
Vom Tage.
Sor-r,-«, 2 Aum.kt Kir Nillmrd Crnü ikt tag Slbend lst ver Äronprinz zum Besuch der Wagnervorstellungen
^ 2. August Lnr Oilchard Croß lst zmil nach Bayrcuth gercist. von wo aus er flch Montag Abend zur
Staats,ekretar fur Jndien, Stanhope ist zum Staatssekrctar der Beiwohnung der UniversttLtsfcstlichkeiten nach Heidelberg bege-
Koloiiicir und Stanley zum Handclsmiilister crnaiint worden. dtn wird.
— — Der König von Griechenland hat stch von Athcn nach Genua
/ eingeschifft, von wo er zuni Gebrauch ciner Badekur nach Wies-
< baden reist.
— Der Prinz-Negent von Bayern hat bisher noch in allen
ällen, in welchem ihm Todesurthetle vorgclcgt wurden, von dem
DaS Jnbclfest in Heidclbcrg.
Jubiläen in einzelnen Städten pflegen nichl gerade immer be-
gclsieiten Wicderhall im ganzen Lande zu finvcn, und geschieht
dics einmal, so muß auch schon das Ereigniß, welches begangcn
wiid, eine außerordcntlichc Bcdeutung habcn. Das ist der Fall
bci dem Jubelfest in Heidclberg, welches in dicser Woche am
schönen Neckar zur Erinncrung an das fünfhundertjährige Bestehen
der dortigcn Universität im Beisein dcs deutschen Kronprinzen als
Vcrtrcter seines kaiserlichen Vateis, dcs GroßherzogS von Badcn,
zahlreicher hoher Würdcnträger und Deputationen aus dem ganzen
veutschcn Rciche gefeiert wird. Altheidelberg's Lob lebt nicht nur
<n akademischen Kreisen, die schöne Stadt, die einst so bitter für
deulsche Uncinigkeit hat büßen müffen, ist Fedcrmann «„-„instens
,.us lrbcndige.i SchilLuu,,»»«« be!u»««1, Hrwriderg «st e»«i« gute
Wohnstätte frischen und frcien deutschen Geisteslebens und Strebens,
uiid als stolze Geistcsburg gcachtet, nicht nrir in Deutschland,
sondem in allen Land«n. Mit ihrcm.fünfhundertjährigen Bestehen
tst die Heidelberger Universität zuglcich dle älteste Hochschuke im
lieu gecinten dcutschen Vatcrlaiid.
Fi'mfbimdert Jahre stnd verfloffcn, seit Kurfürst Nuprecht I.
von der Pfalz die von ibm sehnlichst erwartete Aulle aus Nom
crhiclt, in der ihm Papst Urban VI. die Eclaubniß zur Gründung
einer Universtiät, eincS „Gcncralstndiums", wie es damals hieß,
erthcilte; füiifhundcrtJahre, welche Stadt uiid Uiiivcrsilät manchen
Ruhm, abcr anch manches schr schivere Geschick bcreitet haben. Zn
Änfang des 17. JahrhundcrtS war Hcidelberas Blüthezcit, wo
kuiiststnnigc Fürstcn in dcr Stadt waltcteii, welche die Universität
hegtcn midpflcgten, für die Hcraiiziehung berühmter Lehrer sorgten.
Dann kam die Leidenszcit. Die Aiinahme dcr böhmischen Kömgs-
Kronc durch dcn Pfälzer Kurfürstcn Friedrich eiitzündete jcncn ent-
setzlichen Krieg, welcher untcr dcm lflaiiicn dcs drcißigjährigen nur
zu bckaiint ist. Die Macht dcs „Wintcrköiiigs" schmolz vor den
Ärmecn dcs HerzogS Maximilians von Bayern wie der Schnee vor
der Sonne, die Schlacht am weißen Berge vcrnichteie in kurzcr
Zeit die böhmische Kvnigsherrlichkeit und warf das Land zu Füßen
Kaiscr Fcrdinaiids nicder. Und daiin erging die Rache dcS Siegers
auch über die Pfalz und Heidelberg. Tilly zog mit dcn Schaaren
ver katholischen Liga hcran und croberte Heidelberg. Dcn kost-
barstcn Schatz der Univcrsilät, die rciche Handschriftcn- und Jn-
kuiiablciisammlung, schickte cr nach München, Herzog Maximilian
von Bayern verehrte fie dann dem Papst. Dic Wuth dcs dreißig-
«ährigcu Kriegcs vernichtcte glcichmäßig den Wohlstand der Pfalz
und die Blüthe der Hochschule. Mit welchcni Eifer, in welch'
großherzigcm Sinnc auch dcr Kurfürst Karl Ludwig nach dem
westfäljjchen Frieden die Wiederherstellung der Univcrstät unter-
unhm, von Dauer konntcn scine Vemühnngen gegenüber der
Nriegsfnne nicht scin, die der: nnersättlichc Ehrgciz Ludwig's
XIV. imnicr von Neuem cutfesselte. Wie damals die Franzosen
das Schwert u»d die Brandsackel über Heivclberg geschivmigen,,
das ist nnvergcffen in miscren Geschichtöbüchern und im Munde
des Volkcs; von der Grausamkeit der Franzosen, von ihrer Naub
egnadigungsrechte Gebrauch gemacht und die Strafe in lcbens-
ängliche Zuchthausstrafe umgewandelt.
— Der Reichskanzler und seine Gemahlin sind Sonnabcnd
!lbend 9 Uhr in München eingetroffen unv von dem preußischen
csandten von Werthern und von dem Oberstallmeister Grafen
^olnstein empfangen. Dcr Fürst begab stch mit dem Gesandtcn
!n dem ihm zur Verfügung gestellten Hofwagen nach dem prcußi-
chen Gesandtschaftshotel, die Fürstin wurde von vem Grafen
olnstein dorthin gcleitet. Jni Bahnhofe und auf dem Bahnhofs-
latze hatte stch trotz des herrschenden Regenwetters eine nach Tan-
enden zählende Menschenmenge angesammelt, welche dcn Kanzlcr
nit Hochrnfe-r bcgrüßtr. Sonntag machte dcrselöe deni Priuzre-
gentcn scine Aufwartung, Nachmittags fand dcn Fürstcn Bismarck
zu Ehrcn im Restdenzschloß Galadincr statt.
, — Der chinestsche Äotschafter Marquis Tseng ist am Sonn-
abend vom Kronprinzen im neuen Palais in Auvienz cmpfaiigcn
und zur Tafel gezogen. Die Reise dcs Botschafters schcint doch
eine viel größere Bedeutung zu haben, als es erst hietz. Es werden
ihm beinahs fürstliche Ehren erwiesen. Zu seiner Reise von Kis-
k siiigen uach Bcrlin ist ihm auf kaiserlichen Befehl cin besondcrcr
Extrazug zur Verfügung gestellt, und in Äerliii selbst Hofequipagen
unv Äediemiiig. Von Berliu reist der Botschafter uach der Werft
des „Vulkan" in Stcttin.
— Die preußischen Bischöfe werden am 10. Niigust in Fulda
„u einer Konferenz zusammentreten.
L — Jn Dresden biclt am Soimabend Abend in ciner nnter
Vorsitz Bebcls stattfindendcn Arbeitciversammlung der aus Bcrlin
:ausgewic!ene Abg. Singer einen Vortrog über die sozialpolitischc
-Lage in Deutschland. Bei einer Kritik der Haltung des Bundes-
rathes znr Sozialreform dnrch dcn Ncdner wurde die Versamm-
lung polizeilich aufgelöst. Die Besucher trenntm sich in voller
Ordnung.
— Der in München ani Freitag verstorbcne General der Jn-
fanterie von Bothmer ist 81 Jahrc alt gelvorde». Er hat sich
»amentlich als Vrigadegcncral bei Weißenburg ausgezeichnct.
— Jn Eßlingen hat bei der Ersatzwahl zum Rcichstnge der
uatioiiallibcrale Kandidat Dr. Adä mit ctwa 2 - 3000 Stimmm
Mehrheit gesiegt.
— Die Ansiedluiigskommission für Posen und Westpreußen
wird in dieser Woche unter dcm Vorsitz des Obcrprästdcnteii
Zedtlitz-Trützichler in Posen zusammeiitrcten, um über vcrschiedmc
Forniciifragcn Beschluß z.i faffen. Jhre eigmtliche Thätigkcit wird
später erst bcginnm.
— Jn Kamcrun ist auf Grund cincr Verordnuiig des dortigen
Goiiveriicnrs von Soden die Rcichsniarkrechiiung eingcführt wordm.
Zur Befriedigung des Geidvcrkehrs wurdcii schon größere Postcn
von Thalerstücken von den betheiligten kaufiiiäniiischm Firmcn in
das dmtsche Schutzgebiet gefühct.
Oesterrcich-Nrrgarn. Mit dem Miiiistcr Grafen Kalnoky ist
auch der ungarischc Ministerpräsident Tisza beini Kaiscr Fran.
Und Mordlucbt wird die Ruine des berübmt-u Heivclberaev' ungarijchc Licmijterpla ideut Disza beim Kai er Frcmz
Schloffes eWe.^bis ihre letzte Maum eü,Ästi'!r7t Z Zu dm Jschl eil.getcoffeu. Es stll sich ...» endgiltige» Abs-Hlnß
Krieasstürmen, die über die Uiiivcrsität hinsausten und die Studiew
oft Jahrclcing unterbrachen, gesellte sich vcrhängnißooll für ihre'
Entwickeluiig der Wcchscl ihrcr Landcsfürstm. Von dcm protcstan-
iischen Fürstciihause der Pfälzer ging Heidclberg an cinc katholische
Seitcnlinie über, und danüt bekam die Universitcit cin ganz anderec
Bild. Eine beffere Zcit kam erst für Heidelberg und seine Uni
vcrsttät. als sie zu Aiifang dieses Jahrhunverts an Badcn ficl
uun ganz neu ansgcstaitct mid mit wesmtlichm Rechtm bcdach
wurden. Scitdem sticg Hcidclbergs Glanz wiedcr, die Lehrc
seincr Universität, dcr romantische Zauber seines Namens lockb
Tciusende nnd Abcrtauscnde, und mit Recht singt dcr Dichter
„Altheidelberg, du scine, — Du Stäot an Ehren reich, — Anr
Neckar und am Nhcine, — Keine andere kommt Dir gleich."
Ucbcr die Verdicnsie, welche stch Heidclberg um die Wissm-
schaficn crworbeii, über Vie Pflcge hinaus, die ste hier gefundei!,.
fciern wir dicse Stadt und ihre 5^ochschule nls ein omtsches
Klcinod. Sie ist für uns nicht allcin die Stätte Ircfflicher unds
würdigcr Gelchrten, nützlicher, cdler Studicn, cin gutes Thcil von'
deni, was das Wesen dcr dcutschen Volksseele bildet, hat hier:
leuien vollkomnicnstcn Nusdruck gefundm. Und deshalb ist es»
auch, wie Eingangs schon hcrvorgchoben, kein pfälzisches Lokalfest.i
am Ncckar bcgangm wird, es ist ein gutcs dcutsches Fest, an
dcm vie Nalioii innigen Antheil ninimt, das dcm alten Ruhn.i
neue Lorbeerblätter hinzufügt. Wie wmige andere Städte hat
.Heidelbcrg unter der schuiachvoUcii Zcinsseiiheit des altsn deutschcn
Kaiseneichs gelittm, nun begeht es scinEhrcnfest iinter dem sicheren
Schutz mid Schirme dcs deutschen Kaüercicirs, in Gegenwart dcä
Heldciisohnes unseres Hcldenkaisers. Mag das cin glücklich Merk-!
zcichen für die Znkunft sein, der Künder vieler frohcr Tage für
Stadt rind Univcrsität Heidclbcrg, damit das Wort dcs Dichters
Geiiliilg behaltc, für jetzt und allc Zeiten!
Was in der Welt vor^eh
Dcntschlaud. Der Kaiser ivicd, ciner Dres'dener Miiihcilung
zufolge, der Vermählung der Pnnzessin Josefa von Sachsen niit
dcn, Erzherzog Otto von Oesterrcich beimohncn.
^ Dic Kur des Kaisers in Gastein verläuft jetzt in regel-
matzlger Weise. Dcr arcise Herr ist frisch und munter, und cs
der Janski - Augelegenheit handeln.
Fraukreich. Miiiisterpräsident Fceycinet hat am Sonnabend
Vonnittag Len französischen Botschafter in Berlin Baron de Courcel
empfangen, welcher am Abend nach Dcutschland abgcretst ist. —
Ein von orlcanistischm Vlätten, veröffentlichter Briefdes ÄencralS
Boulangcr aus frühercr Zeit nu dcn Herzog oon Amnale, in
welchem er diesen für seine Gunst dankt, wird amtlich für cine
Fälschmig crklärt. — Das Journal official vcröffcntlicht dic Dckrctc
des Prasldcntem der Nepublik, durch welche die Pariser Weltaus-
stellung für 1889 dcsinitio aiigeordnet wird. — Dcr Pariscr Stadt-
rath bc;chloß das Denkmal der großcn Rcvoliition von 1789 ciuf
Stadtkostcu am chemaligcn Platze Scs Tuilericcn-Palastes crnchten
zu lassm, ncichdem Minister Goblat cins Theilncihnie des Staates
an dm Kostni nbgelchnt hat.
Gvoßbritannie». Gladstone hat am Sonnabmd formcll scin
Amt ciufgegebm und hat dcr Köiiigiu die Staatösiegel wieder
übcrreicht. Vom glcichen Tage ab hat das neue Ministerimii Salis-
bury seine Thaiigkeit begonneii. — Der Aufstand dcr schottischen
Bauern in Tiree nimmt sckon eineii milderm Character an. Es
wird gehofft, die Lcute in Gütc zur Ruhe zu bringcn.
Riistland. Der Erzherzog und die Erzherzogin Karl Ludwig
von Ocsterreich und der Kronprinz von Griechenlaiid mit seineni
Vruder tstikolaus stnd in Petersdurg cingctroffeir. Als llrsache dcr
Neise desLErzhcrzogs ivird jetzt angegeben. dersclbe solle dem Czareu
die Mitthcilung machen, daß Ocsterrcich-Uiigarii demiiächst zu for-
mellcn Annection von Äosnien mid Herzogowina schreiten werde,
das deni Namen »actr iinmer noch untcr der Obcrhoheit des Sul-
tans steht. — Dis Moökauer Ztg. bespricbt das Verhältniß zwischen
Rußland uiid Deuischland und sagt: Wir münschen, daß sich
Rußland in freien, freuiidschaftliche» Bcziehungm zu Dmtschland be-
finde, jedoch solltcn wir eben solch Bezichungen auch zu andercne
Mächtei, desgleichen zu Frankreich haben. Wir erachten es alS
gänzlich unwcihrscheiiilich, daß Dmtschland irgmdmaim Streit mit
uns suchcn sollte. Aber wenn England, was wohl möglich ist,
mit uns im nahen oder fcrnen Osten kollidierte, würde das jctzige
Frankccich, welchss zu England fast in nicht geringerem Autogo-
niSmus steht, als zu Deutschland, wahrscheinlich nicht müßiger Zu-
schaucr des Kampfcs bleibe», worttber zu klagen wir wahrscheinlich
tcinen Grund hätten.
Was giebt's dem» Neneö?
— Au szeichnung. Se. Majestät der König haben Aller-
gnädigst geruht: dem derzeitigm Rcctor der llniversität Halleund
ordentlichen Profeffor in der philosophischen Facultät daselbst, Dr.
Conrad, den rothen Adlerorden vierter Klaffe zu verleihen.
— Schau-und Wettturnen des Männer-Turn-
Vercins. Am Sonntag Nachmittag hatte der Männer-Turn-
Verein auf dem städtischen Turnplatze ein Schau- und Wettturnen
veranstaltet, daß außcr von Vereinsmitgliedern auch von eincr
größeren Anzahl von Turnfreunden recht rege besncht war. Was
wir dort bei dem um 4 Uhr beginnenden Wettturnm sahen, waren
Leistungen, die über den Äahmcn deffen weit hinaus gingen, was
sonst Vereine in der dm Körper stählcndm Turnerei zu bieten
vermögen. Jn der Männer-Abtheilung erhielt für seine hervor-
ragenden Leistungen Herr Franz Heyer den ersten PreiS, einen
Kranz mit Scblcife, während die Preisrichter dcn Herrcn Kaiser,
Tengler und Weichcrt, die übrigen 3 Preise, bestehend in Kränzen,
zuerkannten. Jn der Jugend-Abthcilrmg crhieltcn die Turner
Locwe und Riemann je einm Preis, außerdem kamen noch eine
Anzahl Diplome für besondcre Leistungen zur Vertbeilung. Die
rämien wurden den Siegern mit einer paffendcn Ansprache dcs
„ crrn Hansen Üdcrreicht. Ein Commers vcreinigte die Turner
Äbends 8 Uhr nach den Mühen des Tages und dcs edlen Wett-
streiteS im Loesche'schen Locale in der Knochmhauerustrstraße, dort
wurde noch manches kernige Wort geredet, mancher Toast den
Siegern gemeiht.
— Das Königsschießen. Bei dem gesterii, Montag
PLormittag abaehaltmen Königsschießen erwarb sich die Königs-
rvürdc Herr Paul Voigt in Firma Reinhardt u. Co. Die erste
Rittermürde crhielt der Tabaksfabrikant Herr L. Kunsch und die
-weite Ritterwürde der Tischlermeister Herr Carl Meister. An
vas Königsschießm schlotz sich das übliche Diner.
— Flora. Bei dem heute, Dienstag, in der „Flsra" statt-
findcnden Concert dcs Musikcorps des 3 Magdeburgischen Fn-
fanterie-Negiments flir. 66 unter Leitung des Herrn Mustkmeister
Breckau koninit u. A. zur Aufführung: Ouvertüren zu Mendels-
sohn und Flotow, Divertiffcment aus „Rheingold" von Wagner.
Zwei Characterstücke von Äudinstein, Mclodienkranz aus Mcyer-
beer's „Hugenotten," Altenburgcr Ausstelluugs-Marsch von
H. Schul, (Neu.)
— Bremer's Concert-Hau s. Heute, Dienstag, gicbt
das ganze Musikcorps unserer 26er sein zehntes Militair-Concert
im Concert-.hause. Mit zur Aufführung kommt u. A.: Ouverture
zu „Die lustigcn Weiber von Windsor" von Nicolai, Eriks-Gang
und Krönungs-Marsch aus „Die Folkungcr" von Kretschmcr,
Phantasie aus „Die Meisterstnger von Nürnberg" von Wagner,
Ouverture zu „Schön Anni" von Cooper, Ein Äelodienkranz aus
Verdi's „Troubadour" von Bohnc, Serbischer Kriegszug von
Biehl, Hunioristischc Transscription über s' konimt ein Vogcl ge-
flogen von S. Ochs rc. rc.
— Nachsendungen vonZeitungenin dicManöver.
Bei den diesjährigm Maiiövcrn ist zum ersten Male den daran
theilnehmendeii Offiziercn eine Aniiehmlichkcit dadurch geschaffen,
daß sic sich ohne Weiteres in den Fortgenuß ihrer gewohnten
Zeitungslcctüre setzm könnm, und zwar einfach dadurch, daß sie
dci der Postanstalt ihrcs Garnisonortes die Nachseiivnng ihrer
Zeitung beantragm und dafür nur 50 Pf. für den vierwöchigen
Zeitraum mtrichtm. Dieser Postanstalt ist das jcmeilige Cantonne-
mentSquartier dcr Garnisou bekaunt, dicsclbe leitct dahin mit aller
Beschleunigung und Sicherheit die Correspondenz und auch Vie
solchcrgcstalt nacherbctcncn Zeitnngen über.
— Das A und Z dcs Hauscs. Daß die Gesundheit daS
kostbarste Gut ist, wem wär' es nicht bekannt; und doch — und
doch! wie oft wüd nicht genng auf Pflege und Gedeihen dieses
Gutes geachtet, wie oft vergeffen, daß der sicherste Weg, das
Lebm zu verlängern, einfach der ist — es nicht zu verkürzm. —
Dazu aber gehört vor allen Diiigen daS A und Z des Hauses:
Luft. — Wer denkt z. B. stets daran, daß die Fenster zum Oeff-
nm, die Thüren zum Schließeu vorhanden sind? Habcn crstere
doch nicht nur die Misston zu erfllllen, das Haus mit Licht, son-
dern auch mit Luft zu versehen; frische Luft aber schützt gegcn
nianchm Schaden Lcibes und der Seelc : Nervosität rc. geradc so,
wie schlechte, dunipfe Luft Gift für Nerven, Blutaiiimth und
andere Uebelständc ist. Zwar heißt es, daß man von der Luft
nicht leben kann, trotzdem abcr verrnag dcr Mensch ohne Lust nicht
zu existiren — cr braucht Luft, viel Lnft sogar, er lebt iu der
Luft, wie dcr Fisch im Waffcr. — Da nun die Luft im Freicn
verhältnißmäßig gut uiid genügend rein im Allgemcinen zu scin
pflegt, sv müffen ivir cben zufriedm scin mit dem, was wir habcn
und weiiigstens hübsch dafür sorgcn, daß sie ordmtlich Einlaß in
unsere Vchausung finde, dic Luft, welche stcts dort so beschaffcn
sein soll, daß wir sic gern cinathinen, und daß ste uns so wohl
scbmcckt, wie der angenchme Geiiuß einer Spcisc oder eines Ge-
tränkes. — «Aber die Zugluft, die bösc Zugluft!" höre ich im
Geiste llifcn. Doch anch dafür giebt es Rath und Hilfe. Herrscht
im Zimmcr eine andere Tempcratur als draußen, ttiit also beim
Lüften die so gcfiirchtete, gehaßte Zuglnft ein, so laffe man den
uiiterm, größcren Theil der Fenstcr ruhig geschloffen, rmd öffne
nur den obcrcn, kleincreii, damit dic Lust zunächst über unseren
Köxfen wechselt, folglich Zeit gewinnt, sich auszugleichen; auf diese
Weise wird der Zug fast ganz vcrmicdcir. (Leider frcilich find
diese obercn, für die Ventilation so nützlichen rind nothwmdigm
Fensterlheile nicht überall vorhanden, deim oft besteht das ganze
Fenster nur nuS einem eiiizigcn Rahmen, ohne größere und klci-
ncre Flügel oben und rinten, waS stets als cin Mangel in der
Wobnuiig z., bcirachten ist) Hand in Hand aber ȟt dem Ocffnen
der Fenster, uni die mtsprechende Quantität Luft einzulaffm, geht
dic Verpflichiung, dic gute Qualität der Luft rni Ziinmcr mög-
lichst zu crhaltcu durch das llniversalmittel: Reinlichkcit. Ilnreine
-Haut, uiircine Kleidungsstücke, Möbel u s. rv., Schmutz und Staub
verderben die Luft, also muß die Sauberkeit am Körper u»d in
allen Dingcii uns mit verhclfm zu unserem Lcbens-Elcmcni, dcr
guten Luft: dem A und Z im Hause.
— Verkchrsstöruilg. Am Sonnabmd gegen Abeiidzcigte
stch in dcr Jacobsstraße, in der Nühs des Schnittpunktes mit vcr
Gr. Marktstraße plötzlich eine größere Vertiefmig im Pflastcr
zwischen dm Pferdebahngclcism, so daß der Verkehr für die
Tranibahn gchemmt wurde und die Paffagiere umsteigm mußtcii.
Wahrscheiulich gab cin altcr, nicht vcrschütteter Keller durch Eiu-
sturz dcs Gcwölbes die Veranlassuiig zu dieser Bodensenkung.
Tiarapark-Theater.
Ein Commis und eine Plitzniachcrin liebteii stch; plötzlich ging
ste nach Schönebcrg; als ste zurückkchrte, licß ste ihr verjüngtcs
Ebmbild bei guten Leuten zurück. Sie machte später eine reiche
Parthie, verschwisg ihrem Gatten die Verirrung ihrer Jugend,
denn wie leicht ist der gute Nuf eines Nlädchens „durch eine
Kinderci" uiitergrabcn, und bclüminerte sich nicht mn ihr Kind.
Der Commis ging nach London, er wurde cin rcicher Mann und
erinnerte sich 16 Fahre nach den vorerzählten Vorgängen seines
inzwischm vcrscholleneu KinLes. Er bietet eine Velohmmg. Die
Jagd nach dcm verlorenm Kinde beginnt. Ein Commissioliär
glaubt in Tine, dem Milchmädchen von Schöneberg, das
gesuchte Kind gcfundm zu haben. Sie wird ihrcr vcrmeintlichcn
Mutter zugeführt, an ihr, einem unverfälschten Naturkinde, werden
nun Bildungsversuche vorgenommen. Die BildungübeLüiftige cr-
weist stch als bildungsunfähig. Zum Schluß stcllt sich heraus,
daß Tine gar nicht das Kind ist, uw daS stch AlleS handelt, son-
dern daß das Adoptivkind deS Bettlers Nagel, cine allen Ber-
suchungcn tapfcr widerstehciide Mädcheimatur, das rechte Kind ist,
welches man sucht. — Das ist der Jnhalt der Poffe, welche am
Somitag das zahlreich crschicnene Publikum 3 Admdstundm hin-
durch amüstrte. Dieselbc Jdee hat Mannstedt schon in der
„Wilden Katze", und jetzt wieder in seiner neuesten Poffe: „Der
Waldteufel" bchandelt. Auf Neuheit seincr Jdee kann cr nur bei
den unbefangenstm Theaterbesuchern Anspruch erheben. Aber seine
Poffen haben ihren Erfolg nicht stch selbst, sondern im Wesentlichm
der Vorstcllung zn danken. So war es auch hier. Die bcsten
Kräfte waren ins Feucr gcführt. Herr Gersdorf trug scine
Couplets mit einer Verve vor, mit cincm Humor, der hingercicht
hätte, cine schlechtere Poffe zu eincm Erfolge zu vcrhclfen. Jn
der Rolle selbst konnte er seine Vorzüge nicht allc entfaltcn. Frl.
Wegener, Vie wir diesmal in erner Soubrcttmrolle kmnen
lernten, war gut bei Humor, bei Stimme und dei Toilctte. Jhr
Walzer, dcn sie tm 5. Bilde sang, fand lautm und chrlichen Bci-
fall. Eine ganz vorzügliche Lcistung bot Frl. Ley als verfolgte
Unschuld. Solche Rollen liegcn der Dame bcsonders. Jedes
Wort war kummerschiver, jede Bewegung vom Schmerz befohlen.
„Das Geseufz beklemmtm Odems", kommt bei ihr aus ticfcm
Herzen, ,.im Auge der ergieb'ge Strom" quillt aus wundmreicher
Seele. Sie klagt, — aber heißblütig unv mit Leidmschaft. Groll
und Wehmuth in dcr herbsten Mischung weiß ste zu veranschau«
lichen. Die keusche, schmerzliche Scham haben wir lange nicht so
gut und so wahr dargestellt gesehen — Frl. Ley ist mchr für
sentimentale Liebhaberinnen als für Salondamen prädcstinirt. Äit
gutem Humor stellte Herr Poesdorf dm derbkomischen Maurer»
polier dar, mit der erforderlichm Elcganz Frl. Sceger ihre
Gouvernante. Vollständig vcrfehlt war der Reportcr des Herrn
Hofer. Diesc Rolle niuß heruntergeplappert werdm, um ihrer
komischcn Wirkung stcher zu sein. Dazu gehört aber, daß man
den Text gclernt hat. Herr Dibbern gab als alter NouS einen
neuen Bcweis seiner Vielseitigkeit. Necht anständig gab Herr
Amberg den Commisstonär. — Es war Alles in Allem cine
Vorstellung, von der wir wohl wjinschen, dȧ sich vielc solcher
edmwcrthigen ihr anschließm möchten! . . .
Ll.
Kttnst-Notizett.
— „Die Qual der Wahl", Las jüngst von uns erivähnie Lust-
sviel von Leo (Pfeudonym), welches am Wallner-Theater zu
Berlin zur Aufführung kommt, ist nun auch am Leipziger Stadt»
theater und in Hamburg (Vercinigte Theatcr) anacnomnim.
— Aus Bayreuth meldet das dortigc Tageblatt, welchcs der
Leitung der Bayreuthcr Bllhnmfestspielc nahe steht, cs sei bci dem
günstigcn materiellen Erfolge der diesjähiigcn Aufführungm gc-
plant, schon ini iiächstm Jahre wieder Festspiele aufzuführen unv
in dieseldm noch ein drittes Werk Wagner's, wahrscheinlich die
„Meistcrsingcr" ciiizureihen.
— Die Saison ist im Ecwachen! Auch die Dresdener The-
ater bereiten sich zur demnächst beginnmdm Saison vor. DaS
Hoftheater ervssiict am Sonntog seinc Pforten init dcm „Sommcr-
nachtstraum", das Nesidenztheater wird scine Borstcllunam am
15. August eröffncn und zum deutschcn Nationalfest, den 2. Sep-
tember, das bereits iil der Preffe erwähnte Schauspiel „Deutsche
Liebe" von I. Nereschko zur crsteii Aufführung bringen. Dem
Stück, welchcs cin nationales Gcpräge hat und in den Reichs-
landeii Elsaß-Lothringen spieit, wird mit gcwiffer Spaiinung mt-
gegmgesehen.
— Mademoisclle von Zandt, die reizende Sängerin, welche
früher als Diva der „Opera Eomiqne" vergöttert und von der
vornehmm Pariscr Gesellschaft verhätschelt wurde, hat den jähen
Wandel in Künstlers Erdenwallen in der bittersten Weise crfahren
müffen. Seit jenem unglücklichm Abend, wo ste auf der Äühnc
dcr Komischen Oper, berauscht nach der Meiiiung des Publikums,
betäubt durch ein zu statkes Mcdicameiit, wie ste behauptet, cr-
schienm ist, ist es mil Ver jungcii, bildschönm Sängcrin immer
mehr bergab gcgangcn. Sie murde bci dcm Vcrsuche, wiedcr auf-
zutretcn, cinigc Monate spätcr cntsctzlich aiiSgepflffen und mußte
sich durch cineii Seitcnausgang dcs Theaters retten. Sie war für
Paris „unmöglich" gcmordcn. Augenblicklich befindet sich die
Acrmste, welche fast völlig gelähmt ist mid gefahrm werdcn muß,
zur Cur in Wildbad. Nach dcm Äusspruch dcr Aerzte dttrftcn
noch acht Monaie bis zur vollstäiidigm Geuesuug crforderlich sein.
Vermischtes.
— Einc streitbare Dame. Fräulein Franziska Nohawctz
in Wicn war wcgcn licderlichcn Umhcrtreibcns vom Richtcr zu 3
Monatcn Gefängniß vnurtheilt, und in dcr Wuth darüber warf
sie ihm eiiien vor ihr licgeiiden Hut und Schirm kräftig gegen den
Kopf. „Ein Polizist hatte große Mühe dic Wüthende zu bändigcn.
Zum Lohn für ihie Heldcnthat hat Fläulein Franziska jetzt 8
Monate schweren Kerkcr erhaltm.
— Ein Wrindcr der Uhrmacherknvst. Jn New-Nork ist
gegcmvärtig cin Uhrwerk ausgestellt, vas ein Wnnder der Mechanik
genannt werdcn muß. Dasselbe ist von einem gewiffen Martin
konsiruiert. Die Uhr umfaßt cinen Raum vou 5,50 Kubikmctern,
wiegt 700 (?) Kilo und enthält 265 Rädcr. Sie funktionirt durch
eiii Pendel, welchcs von 12 Gewichtcn in Bcwegrmg gesetzt wird.
Das Werk bezeichnet die Sccunden, Minuten, Stunden, Tagc,
Wochcn, Monate, Jahre. Es -sctzt 123 allegorische Figuren m
Bewegung, die 50 Ccntimeter hoch stnd und die Lebeusaltcr, die
zwölf Apostel, Christus seine Jünger scgncnd, die vicr Jahrcszciten,
die Zeichm des Thierkreises rc. repräsmtiren. Die Phasen des
Mondes uiid die Drehung ver Erde stnd ßanz genau durch kleine
Räderiverke ausgedrückt. Ein Hahn kräht mit naturgetreuer Stimme
jede Stunde ab, und viermal dcs Tages spielt ein automatisches
Spielwcrk zwölf Mnsikstücke.
— Pocsic und Prosa. „Wie heißt Du denn, mein schönes
Kind?" — „Rosel." — „Göttlich! Rosel, Nöschm, wie kennt' ich
auch erst fragcn! Auf Dcinem frischen Gesichtchen steht ja dicscr
liebliche Name deutlich gcschriebcn, denn aus Deinen Wangen sind
zwei junge Mairosm in holder Niischuld aufgeblüht!" — „Ja,
wiffcn S', Hcrr, ivcmi ma' dic ganz' Woch' Mist schlepp'n muß,
da erhitzt ma' stch, da schmitzt ma' halt wie a' Sau."
— Uebcrfliissige Ermahumig. Südseeinsulaner, dcr schwer
krank ist, und von eincm Missionar aufgefordcrt wird, seinm
Feinden zu vcrzeihen: „Feinde! Hab ich keine; hab' sie alle —
aufgefreffm."
— Borschlag zur GLte. Der Herr Profefforbemerkt, daß er
bci der ersten Vorlesung nur einen Zuhörer hat und wmdet stch
deshalb an dmselbm mit der Frage: „Herr Studiosus. soll ich
unter diesen Umsländeii lescn?" — Studiosus: „Herr Profeffor,
was meinen Sie? Wartm wir noch ein bischen, vielleicht kommt
noch Einer, dann könn'n wir n'm klcinm Skat machm."
— AuS dcm Exauien. Profeffor: ..Wclche Pflanze cnthält
die meistenEimeiß-Slibltanzen?"—Stndent: „SpiuatmitSpiegelei."
— Dcr dickc Emil >var sierblich verliebt in die kleine Emma.
Aber wie sich ihr nähcrn? Einst verfolgt cr sie auf der Straße,
da komnit ihm cine Jdee! Er faßt Muth, redet sie an, indem er
ihr cinm seiner eigencn Handschuhc (Otr. 9°/^) hinhält: „Me?.i
gnädiges Fräulcin habcn Sie vielleicdt dicscn Handschuh verlorcn?"
Dcr darauf fokgmdc Vlick hat ihn für immer vrrnichtct.
— Die Tcmpcratnr. „Aber ivic können Sie mit eincm so
kleinen Kinde bei solcher Knlte spaziercn gehen?" — „Mein Gott,
waS verstcht denn so ein Kind von der Tcmpcratur!"
pro elnspnltige Witzrile over Lrren Naum
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Zwcite Expedition: PeterSstra.KL 4.
Fiir dcn rrdactionellen Theil verantwortlich:
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Spr. Vg 10—111M. VormittagS.
..
Druit und Verlag vonE. H amm in Magdeburg.
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gebühr L Mark, für auswärtö bci atlen Posi-
lämtern L Mark. (Eingetragen im Post-Zei-
tungs-Catalog nnter Nr. 2029.)
drscheint taglich früh nnt Ausnahme der Tage
nach den Sonn- und Feiertagen.
Mr den Jnserntentheil verantwortltch:
Karl Scharnke in Magdeburg.
Magdeburg, Dienstag, den 3. August 1886.
Jhrg.
Nelteste Telegrnulttte -es „Ge«.-Attzeiger".
(Mitgetheilt durch Wolff's Telegraphisches Vureau.)
Münchelt, 1. August. Fürst Bismarck machte den
hicr anwesendcn Mitgliedern des Kölriglichen Hauses, dem
Prinzen Arnulf, der Prinzefsin Gisela und dem Herzog Max,
fcrner den Ministern Lutz und Crailsheim^Besuche und empstng
dcren Gegcnbesuche. Der Prinz-Regcnt machte rrm 12^/. dem
Ncichskanzler cinen Besuch. Zu dem Diner beim Prinz-Regenten
rvaren geladcn: Fürst und Fürstin Bismarck, der prcußische Ge-
sandte Gras Werthcrn, die Minister v. Lutz und von Crailsheini,
det Gcneraladjutant Gcncral v. Freyschlag, dcr Flügeladjutant
v. Lerchenfcld und Geheimrath Rottenburg.
Mttttchen, 2. August. Der Fürst und die Fürstin
von Bismark haben heute Vormittag 9^/, Uhr die Reise nach
Gastcin sortgesetzt. Auf dcm Bahnhofe waren der Minister v.
Crailsheim und der prcußische Gesandte Graf Werthern zur
Verabschicdung anwesend.
Wien, 1. August. Jn Triest sind von gcstern Mittag
bis heute Mittag 4 Personen an der Cholera crkrankt.
Paris, 2. August. Von den 1414 gestern vorgenom-
(uencn Generalrathswahlen sind bis jetzt 486 bckannt, von den
Gcwähltcn sind 2S7 Republikaner und 147 Conservative, außer-
dem habcn 42 Stichwahlcn stattzufindcn. Die Republikane
haben 24 Sitze gewonnen und 25 Sitze verloren. Unter
Senatoren rmd Dcputirten, die wieder zu Gcneralräthen ge
wählt sind, befindcn sich von Rcpublikanern: Goblet, Testelin
und Jules Ferry; von Conservativcn: Prax-Paris, Plichon u
Tuincliore.
werden jetzt fast täglich nrehrere Personen mit Einladungcn zum
Dincr beehrt. Die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich ist Sonn-
abend Abend 7 Uhr 30 Min. in Gastein eingetroffen und in der
Villa Meran abgcstiegen. Am Sonntag machte Kaiser Wilhelm
der Kaiserin einen Bcsuch und wohnte dem evangelischen Gottes-
dienst bei. — Der Zusammenkunft zwischen unserem Kaiser und
dcm Kaiser Franz Josef wird Fürst Bismarck beiwohnen.
— Einem Auftrage des GroßherzogS von Baden entsprechcnd
wurde der Kaiserin Augusta durch den badischen Kultusminister
von der bevorstchenden Jubelfcier der Unlversttät Heidelberg An-
zeige erstattet und das zu dicser Feier herausgegebene Urkunden-
buch überreicht. Die Kaiserin hat hierauf mit folgendem Schrciben
gedankt: „Mit Dankbarkeit habe ich das mir im Auftrage des
Großherzogs, meines geliebten Schwiegersohnes, überreichte Ur-
kundcnbuch cntgegen genommen, welches zur funfhundertjährigen
Stiftungsfcier der Univerfltät Heidelberg erscheint. Mein Dank
für diese mich erfreuende Aufmerksamkeit entspricht der Befriedi-
gung Lber dcn Bcsttz dieses werthvollen Werkes, nicht minder
aber meiner Theilnahme für die geschichtliche Bedeutung einer
Feier, welche zur frohrn Kundgebung für die Errungenschaften
der Wissenschaftcn aus langjähriger Vergangenheit bis zu unseren
Tagen dient. Deutschland wird stolz dieser feierltchcn Erfolge
aus einem Gebirte aedenken, auf dem alle Nationen fich begegnen,
und die würdige Stätte, auf welcher so Hervorragendcs geletstet
worden ist, gereicht dem schönen Lande zur Ehre, mit dem feste
Bande mich innig verdinden. Koblenz, den 19. Juli"4W6.
Augusta."
— Auch der Papst wird bei der Heidelberger JubiläumSfeier^
urch einen Abgcsandten vertreten sein, der als Geschenk '
kostbar ausgcstattcten Katalog der im Jabre 1623 von Tilly^weg,
cführten und durch Herzog Maxiniilian von Bayern dei
Mugor XV. zum Geschenk gcmachten Heidelberger Biblioi
Zf.' — Der deutsche Kronprinz empfing am Freitag im
Walais zu Potsdam den Besuch des sächfischen Königspaari
b'zu kurzcm Aufenthalt inkognito in Vcrlin cingetroffen ist. Sonn
Orieut. Nach einer der Pol. Korr. aus Constantinopcl zu-
gehendcn Melduna hat General von der Goltz keinen neuen Kontrakt
mit der türkischen Regierung abgcschloffen, sich dagegcn bereit erklärt,
bis zu seiner Abberufung SeitenS der deutschen Negierung in
türkischen Diensten zu bleiben.
Vom Tage.
Sor-r,-«, 2 Aum.kt Kir Nillmrd Crnü ikt tag Slbend lst ver Äronprinz zum Besuch der Wagnervorstellungen
^ 2. August Lnr Oilchard Croß lst zmil nach Bayrcuth gercist. von wo aus er flch Montag Abend zur
Staats,ekretar fur Jndien, Stanhope ist zum Staatssekrctar der Beiwohnung der UniversttLtsfcstlichkeiten nach Heidelberg bege-
Koloiiicir und Stanley zum Handclsmiilister crnaiint worden. dtn wird.
— — Der König von Griechenland hat stch von Athcn nach Genua
/ eingeschifft, von wo er zuni Gebrauch ciner Badekur nach Wies-
< baden reist.
— Der Prinz-Negent von Bayern hat bisher noch in allen
ällen, in welchem ihm Todesurthetle vorgclcgt wurden, von dem
DaS Jnbclfest in Heidclbcrg.
Jubiläen in einzelnen Städten pflegen nichl gerade immer be-
gclsieiten Wicderhall im ganzen Lande zu finvcn, und geschieht
dics einmal, so muß auch schon das Ereigniß, welches begangcn
wiid, eine außerordcntlichc Bcdeutung habcn. Das ist der Fall
bci dem Jubelfest in Heidclberg, welches in dicser Woche am
schönen Neckar zur Erinncrung an das fünfhundertjährige Bestehen
der dortigcn Universität im Beisein dcs deutschen Kronprinzen als
Vcrtrcter seines kaiserlichen Vateis, dcs GroßherzogS von Badcn,
zahlreicher hoher Würdcnträger und Deputationen aus dem ganzen
veutschcn Rciche gefeiert wird. Altheidelberg's Lob lebt nicht nur
<n akademischen Kreisen, die schöne Stadt, die einst so bitter für
deulsche Uncinigkeit hat büßen müffen, ist Fedcrmann «„-„instens
,.us lrbcndige.i SchilLuu,,»»«« be!u»««1, Hrwriderg «st e»«i« gute
Wohnstätte frischen und frcien deutschen Geisteslebens und Strebens,
uiid als stolze Geistcsburg gcachtet, nicht nrir in Deutschland,
sondem in allen Land«n. Mit ihrcm.fünfhundertjährigen Bestehen
tst die Heidelberger Universität zuglcich dle älteste Hochschuke im
lieu gecinten dcutschen Vatcrlaiid.
Fi'mfbimdert Jahre stnd verfloffcn, seit Kurfürst Nuprecht I.
von der Pfalz die von ibm sehnlichst erwartete Aulle aus Nom
crhiclt, in der ihm Papst Urban VI. die Eclaubniß zur Gründung
einer Universtiät, eincS „Gcncralstndiums", wie es damals hieß,
erthcilte; füiifhundcrtJahre, welche Stadt uiid Uiiivcrsilät manchen
Ruhm, abcr anch manches schr schivere Geschick bcreitet haben. Zn
Änfang des 17. JahrhundcrtS war Hcidelberas Blüthezcit, wo
kuiiststnnigc Fürstcn in dcr Stadt waltcteii, welche die Universität
hegtcn midpflcgten, für die Hcraiiziehung berühmter Lehrer sorgten.
Dann kam die Leidenszcit. Die Aiinahme dcr böhmischen Kömgs-
Kronc durch dcn Pfälzer Kurfürstcn Friedrich eiitzündete jcncn ent-
setzlichen Krieg, welcher untcr dcm lflaiiicn dcs drcißigjährigen nur
zu bckaiint ist. Die Macht dcs „Wintcrköiiigs" schmolz vor den
Ärmecn dcs HerzogS Maximilians von Bayern wie der Schnee vor
der Sonne, die Schlacht am weißen Berge vcrnichteie in kurzcr
Zeit die böhmische Kvnigsherrlichkeit und warf das Land zu Füßen
Kaiscr Fcrdinaiids nicder. Und daiin erging die Rache dcS Siegers
auch über die Pfalz und Heidelberg. Tilly zog mit dcn Schaaren
ver katholischen Liga hcran und croberte Heidelberg. Dcn kost-
barstcn Schatz der Univcrsilät, die rciche Handschriftcn- und Jn-
kuiiablciisammlung, schickte cr nach München, Herzog Maximilian
von Bayern verehrte fie dann dem Papst. Dic Wuth dcs dreißig-
«ährigcu Kriegcs vernichtcte glcichmäßig den Wohlstand der Pfalz
und die Blüthe der Hochschule. Mit welchcni Eifer, in welch'
großherzigcm Sinnc auch dcr Kurfürst Karl Ludwig nach dem
westfäljjchen Frieden die Wiederherstellung der Univcrstät unter-
unhm, von Dauer konntcn scine Vemühnngen gegenüber der
Nriegsfnne nicht scin, die der: nnersättlichc Ehrgciz Ludwig's
XIV. imnicr von Neuem cutfesselte. Wie damals die Franzosen
das Schwert u»d die Brandsackel über Heivclberg geschivmigen,,
das ist nnvergcffen in miscren Geschichtöbüchern und im Munde
des Volkcs; von der Grausamkeit der Franzosen, von ihrer Naub
egnadigungsrechte Gebrauch gemacht und die Strafe in lcbens-
ängliche Zuchthausstrafe umgewandelt.
— Der Reichskanzler und seine Gemahlin sind Sonnabcnd
!lbend 9 Uhr in München eingetroffen unv von dem preußischen
csandten von Werthern und von dem Oberstallmeister Grafen
^olnstein empfangen. Dcr Fürst begab stch mit dem Gesandtcn
!n dem ihm zur Verfügung gestellten Hofwagen nach dem prcußi-
chen Gesandtschaftshotel, die Fürstin wurde von vem Grafen
olnstein dorthin gcleitet. Jni Bahnhofe und auf dem Bahnhofs-
latze hatte stch trotz des herrschenden Regenwetters eine nach Tan-
enden zählende Menschenmenge angesammelt, welche dcn Kanzlcr
nit Hochrnfe-r bcgrüßtr. Sonntag machte dcrselöe deni Priuzre-
gentcn scine Aufwartung, Nachmittags fand dcn Fürstcn Bismarck
zu Ehrcn im Restdenzschloß Galadincr statt.
, — Der chinestsche Äotschafter Marquis Tseng ist am Sonn-
abend vom Kronprinzen im neuen Palais in Auvienz cmpfaiigcn
und zur Tafel gezogen. Die Reise dcs Botschafters schcint doch
eine viel größere Bedeutung zu haben, als es erst hietz. Es werden
ihm beinahs fürstliche Ehren erwiesen. Zu seiner Reise von Kis-
k siiigen uach Bcrlin ist ihm auf kaiserlichen Befehl cin besondcrcr
Extrazug zur Verfügung gestellt, und in Äerliii selbst Hofequipagen
unv Äediemiiig. Von Berliu reist der Botschafter uach der Werft
des „Vulkan" in Stcttin.
— Die preußischen Bischöfe werden am 10. Niigust in Fulda
„u einer Konferenz zusammentreten.
L — Jn Dresden biclt am Soimabend Abend in ciner nnter
Vorsitz Bebcls stattfindendcn Arbeitciversammlung der aus Bcrlin
:ausgewic!ene Abg. Singer einen Vortrog über die sozialpolitischc
-Lage in Deutschland. Bei einer Kritik der Haltung des Bundes-
rathes znr Sozialreform dnrch dcn Ncdner wurde die Versamm-
lung polizeilich aufgelöst. Die Besucher trenntm sich in voller
Ordnung.
— Der in München ani Freitag verstorbcne General der Jn-
fanterie von Bothmer ist 81 Jahrc alt gelvorde». Er hat sich
»amentlich als Vrigadegcncral bei Weißenburg ausgezeichnct.
— Jn Eßlingen hat bei der Ersatzwahl zum Rcichstnge der
uatioiiallibcrale Kandidat Dr. Adä mit ctwa 2 - 3000 Stimmm
Mehrheit gesiegt.
— Die Ansiedluiigskommission für Posen und Westpreußen
wird in dieser Woche unter dcm Vorsitz des Obcrprästdcnteii
Zedtlitz-Trützichler in Posen zusammeiitrcten, um über vcrschiedmc
Forniciifragcn Beschluß z.i faffen. Jhre eigmtliche Thätigkcit wird
später erst bcginnm.
— Jn Kamcrun ist auf Grund cincr Verordnuiig des dortigen
Goiiveriicnrs von Soden die Rcichsniarkrechiiung eingcführt wordm.
Zur Befriedigung des Geidvcrkehrs wurdcii schon größere Postcn
von Thalerstücken von den betheiligten kaufiiiäniiischm Firmcn in
das dmtsche Schutzgebiet gefühct.
Oesterrcich-Nrrgarn. Mit dem Miiiistcr Grafen Kalnoky ist
auch der ungarischc Ministerpräsident Tisza beini Kaiscr Fran.
Und Mordlucbt wird die Ruine des berübmt-u Heivclberaev' ungarijchc Licmijterpla ideut Disza beim Kai er Frcmz
Schloffes eWe.^bis ihre letzte Maum eü,Ästi'!r7t Z Zu dm Jschl eil.getcoffeu. Es stll sich ...» endgiltige» Abs-Hlnß
Krieasstürmen, die über die Uiiivcrsität hinsausten und die Studiew
oft Jahrclcing unterbrachen, gesellte sich vcrhängnißooll für ihre'
Entwickeluiig der Wcchscl ihrcr Landcsfürstm. Von dcm protcstan-
iischen Fürstciihause der Pfälzer ging Heidclberg an cinc katholische
Seitcnlinie über, und danüt bekam die Universitcit cin ganz anderec
Bild. Eine beffere Zcit kam erst für Heidelberg und seine Uni
vcrsttät. als sie zu Aiifang dieses Jahrhunverts an Badcn ficl
uun ganz neu ansgcstaitct mid mit wesmtlichm Rechtm bcdach
wurden. Scitdem sticg Hcidclbergs Glanz wiedcr, die Lehrc
seincr Universität, dcr romantische Zauber seines Namens lockb
Tciusende nnd Abcrtauscnde, und mit Recht singt dcr Dichter
„Altheidelberg, du scine, — Du Stäot an Ehren reich, — Anr
Neckar und am Nhcine, — Keine andere kommt Dir gleich."
Ucbcr die Verdicnsie, welche stch Heidclberg um die Wissm-
schaficn crworbeii, über Vie Pflcge hinaus, die ste hier gefundei!,.
fciern wir dicse Stadt und ihre 5^ochschule nls ein omtsches
Klcinod. Sie ist für uns nicht allcin die Stätte Ircfflicher unds
würdigcr Gelchrten, nützlicher, cdler Studicn, cin gutes Thcil von'
deni, was das Wesen dcr dcutschen Volksseele bildet, hat hier:
leuien vollkomnicnstcn Nusdruck gefundm. Und deshalb ist es»
auch, wie Eingangs schon hcrvorgchoben, kein pfälzisches Lokalfest.i
am Ncckar bcgangm wird, es ist ein gutcs dcutsches Fest, an
dcm vie Nalioii innigen Antheil ninimt, das dcm alten Ruhn.i
neue Lorbeerblätter hinzufügt. Wie wmige andere Städte hat
.Heidelbcrg unter der schuiachvoUcii Zcinsseiiheit des altsn deutschcn
Kaiseneichs gelittm, nun begeht es scinEhrcnfest iinter dem sicheren
Schutz mid Schirme dcs deutschen Kaüercicirs, in Gegenwart dcä
Heldciisohnes unseres Hcldenkaisers. Mag das cin glücklich Merk-!
zcichen für die Znkunft sein, der Künder vieler frohcr Tage für
Stadt rind Univcrsität Heidclbcrg, damit das Wort dcs Dichters
Geiiliilg behaltc, für jetzt und allc Zeiten!
Was in der Welt vor^eh
Dcntschlaud. Der Kaiser ivicd, ciner Dres'dener Miiihcilung
zufolge, der Vermählung der Pnnzessin Josefa von Sachsen niit
dcn, Erzherzog Otto von Oesterrcich beimohncn.
^ Dic Kur des Kaisers in Gastein verläuft jetzt in regel-
matzlger Weise. Dcr arcise Herr ist frisch und munter, und cs
der Janski - Augelegenheit handeln.
Fraukreich. Miiiisterpräsident Fceycinet hat am Sonnabend
Vonnittag Len französischen Botschafter in Berlin Baron de Courcel
empfangen, welcher am Abend nach Dcutschland abgcretst ist. —
Ein von orlcanistischm Vlätten, veröffentlichter Briefdes ÄencralS
Boulangcr aus frühercr Zeit nu dcn Herzog oon Amnale, in
welchem er diesen für seine Gunst dankt, wird amtlich für cine
Fälschmig crklärt. — Das Journal official vcröffcntlicht dic Dckrctc
des Prasldcntem der Nepublik, durch welche die Pariser Weltaus-
stellung für 1889 dcsinitio aiigeordnet wird. — Dcr Pariscr Stadt-
rath bc;chloß das Denkmal der großcn Rcvoliition von 1789 ciuf
Stadtkostcu am chemaligcn Platze Scs Tuilericcn-Palastes crnchten
zu lassm, ncichdem Minister Goblat cins Theilncihnie des Staates
an dm Kostni nbgelchnt hat.
Gvoßbritannie». Gladstone hat am Sonnabmd formcll scin
Amt ciufgegebm und hat dcr Köiiigiu die Staatösiegel wieder
übcrreicht. Vom glcichen Tage ab hat das neue Ministerimii Salis-
bury seine Thaiigkeit begonneii. — Der Aufstand dcr schottischen
Bauern in Tiree nimmt sckon eineii milderm Character an. Es
wird gehofft, die Lcute in Gütc zur Ruhe zu bringcn.
Riistland. Der Erzherzog und die Erzherzogin Karl Ludwig
von Ocsterreich und der Kronprinz von Griechenlaiid mit seineni
Vruder tstikolaus stnd in Petersdurg cingctroffeir. Als llrsache dcr
Neise desLErzhcrzogs ivird jetzt angegeben. dersclbe solle dem Czareu
die Mitthcilung machen, daß Ocsterrcich-Uiigarii demiiächst zu for-
mellcn Annection von Äosnien mid Herzogowina schreiten werde,
das deni Namen »actr iinmer noch untcr der Obcrhoheit des Sul-
tans steht. — Dis Moökauer Ztg. bespricbt das Verhältniß zwischen
Rußland uiid Deuischland und sagt: Wir münschen, daß sich
Rußland in freien, freuiidschaftliche» Bcziehungm zu Dmtschland be-
finde, jedoch solltcn wir eben solch Bezichungen auch zu andercne
Mächtei, desgleichen zu Frankreich haben. Wir erachten es alS
gänzlich unwcihrscheiiilich, daß Dmtschland irgmdmaim Streit mit
uns suchcn sollte. Aber wenn England, was wohl möglich ist,
mit uns im nahen oder fcrnen Osten kollidierte, würde das jctzige
Frankccich, welchss zu England fast in nicht geringerem Autogo-
niSmus steht, als zu Deutschland, wahrscheinlich nicht müßiger Zu-
schaucr des Kampfcs bleibe», worttber zu klagen wir wahrscheinlich
tcinen Grund hätten.
Was giebt's dem» Neneö?
— Au szeichnung. Se. Majestät der König haben Aller-
gnädigst geruht: dem derzeitigm Rcctor der llniversität Halleund
ordentlichen Profeffor in der philosophischen Facultät daselbst, Dr.
Conrad, den rothen Adlerorden vierter Klaffe zu verleihen.
— Schau-und Wettturnen des Männer-Turn-
Vercins. Am Sonntag Nachmittag hatte der Männer-Turn-
Verein auf dem städtischen Turnplatze ein Schau- und Wettturnen
veranstaltet, daß außcr von Vereinsmitgliedern auch von eincr
größeren Anzahl von Turnfreunden recht rege besncht war. Was
wir dort bei dem um 4 Uhr beginnenden Wettturnm sahen, waren
Leistungen, die über den Äahmcn deffen weit hinaus gingen, was
sonst Vereine in der dm Körper stählcndm Turnerei zu bieten
vermögen. Jn der Männer-Abtheilung erhielt für seine hervor-
ragenden Leistungen Herr Franz Heyer den ersten PreiS, einen
Kranz mit Scblcife, während die Preisrichter dcn Herrcn Kaiser,
Tengler und Weichcrt, die übrigen 3 Preise, bestehend in Kränzen,
zuerkannten. Jn der Jugend-Abthcilrmg crhieltcn die Turner
Locwe und Riemann je einm Preis, außerdem kamen noch eine
Anzahl Diplome für besondcre Leistungen zur Vertbeilung. Die
rämien wurden den Siegern mit einer paffendcn Ansprache dcs
„ crrn Hansen Üdcrreicht. Ein Commers vcreinigte die Turner
Äbends 8 Uhr nach den Mühen des Tages und dcs edlen Wett-
streiteS im Loesche'schen Locale in der Knochmhauerustrstraße, dort
wurde noch manches kernige Wort geredet, mancher Toast den
Siegern gemeiht.
— Das Königsschießen. Bei dem gesterii, Montag
PLormittag abaehaltmen Königsschießen erwarb sich die Königs-
rvürdc Herr Paul Voigt in Firma Reinhardt u. Co. Die erste
Rittermürde crhielt der Tabaksfabrikant Herr L. Kunsch und die
-weite Ritterwürde der Tischlermeister Herr Carl Meister. An
vas Königsschießm schlotz sich das übliche Diner.
— Flora. Bei dem heute, Dienstag, in der „Flsra" statt-
findcnden Concert dcs Musikcorps des 3 Magdeburgischen Fn-
fanterie-Negiments flir. 66 unter Leitung des Herrn Mustkmeister
Breckau koninit u. A. zur Aufführung: Ouvertüren zu Mendels-
sohn und Flotow, Divertiffcment aus „Rheingold" von Wagner.
Zwei Characterstücke von Äudinstein, Mclodienkranz aus Mcyer-
beer's „Hugenotten," Altenburgcr Ausstelluugs-Marsch von
H. Schul, (Neu.)
— Bremer's Concert-Hau s. Heute, Dienstag, gicbt
das ganze Musikcorps unserer 26er sein zehntes Militair-Concert
im Concert-.hause. Mit zur Aufführung kommt u. A.: Ouverture
zu „Die lustigcn Weiber von Windsor" von Nicolai, Eriks-Gang
und Krönungs-Marsch aus „Die Folkungcr" von Kretschmcr,
Phantasie aus „Die Meisterstnger von Nürnberg" von Wagner,
Ouverture zu „Schön Anni" von Cooper, Ein Äelodienkranz aus
Verdi's „Troubadour" von Bohnc, Serbischer Kriegszug von
Biehl, Hunioristischc Transscription über s' konimt ein Vogcl ge-
flogen von S. Ochs rc. rc.
— Nachsendungen vonZeitungenin dicManöver.
Bei den diesjährigm Maiiövcrn ist zum ersten Male den daran
theilnehmendeii Offiziercn eine Aniiehmlichkcit dadurch geschaffen,
daß sic sich ohne Weiteres in den Fortgenuß ihrer gewohnten
Zeitungslcctüre setzm könnm, und zwar einfach dadurch, daß sie
dci der Postanstalt ihrcs Garnisonortes die Nachseiivnng ihrer
Zeitung beantragm und dafür nur 50 Pf. für den vierwöchigen
Zeitraum mtrichtm. Dieser Postanstalt ist das jcmeilige Cantonne-
mentSquartier dcr Garnisou bekaunt, dicsclbe leitct dahin mit aller
Beschleunigung und Sicherheit die Correspondenz und auch Vie
solchcrgcstalt nacherbctcncn Zeitnngen über.
— Das A und Z dcs Hauscs. Daß die Gesundheit daS
kostbarste Gut ist, wem wär' es nicht bekannt; und doch — und
doch! wie oft wüd nicht genng auf Pflege und Gedeihen dieses
Gutes geachtet, wie oft vergeffen, daß der sicherste Weg, das
Lebm zu verlängern, einfach der ist — es nicht zu verkürzm. —
Dazu aber gehört vor allen Diiigen daS A und Z des Hauses:
Luft. — Wer denkt z. B. stets daran, daß die Fenster zum Oeff-
nm, die Thüren zum Schließeu vorhanden sind? Habcn crstere
doch nicht nur die Misston zu erfllllen, das Haus mit Licht, son-
dern auch mit Luft zu versehen; frische Luft aber schützt gegcn
nianchm Schaden Lcibes und der Seelc : Nervosität rc. geradc so,
wie schlechte, dunipfe Luft Gift für Nerven, Blutaiiimth und
andere Uebelständc ist. Zwar heißt es, daß man von der Luft
nicht leben kann, trotzdem abcr verrnag dcr Mensch ohne Lust nicht
zu existiren — cr braucht Luft, viel Lnft sogar, er lebt iu der
Luft, wie dcr Fisch im Waffcr. — Da nun die Luft im Freicn
verhältnißmäßig gut uiid genügend rein im Allgemcinen zu scin
pflegt, sv müffen ivir cben zufriedm scin mit dem, was wir habcn
und weiiigstens hübsch dafür sorgcn, daß sie ordmtlich Einlaß in
unsere Vchausung finde, dic Luft, welche stcts dort so beschaffcn
sein soll, daß wir sic gern cinathinen, und daß ste uns so wohl
scbmcckt, wie der angenchme Geiiuß einer Spcisc oder eines Ge-
tränkes. — «Aber die Zugluft, die bösc Zugluft!" höre ich im
Geiste llifcn. Doch anch dafür giebt es Rath und Hilfe. Herrscht
im Zimmcr eine andere Tempcratur als draußen, ttiit also beim
Lüften die so gcfiirchtete, gehaßte Zuglnft ein, so laffe man den
uiiterm, größcren Theil der Fenstcr ruhig geschloffen, rmd öffne
nur den obcrcn, kleincreii, damit dic Lust zunächst über unseren
Köxfen wechselt, folglich Zeit gewinnt, sich auszugleichen; auf diese
Weise wird der Zug fast ganz vcrmicdcir. (Leider frcilich find
diese obercn, für die Ventilation so nützlichen rind nothwmdigm
Fensterlheile nicht überall vorhanden, deim oft besteht das ganze
Fenster nur nuS einem eiiizigcn Rahmen, ohne größere und klci-
ncre Flügel oben und rinten, waS stets als cin Mangel in der
Wobnuiig z., bcirachten ist) Hand in Hand aber ȟt dem Ocffnen
der Fenster, uni die mtsprechende Quantität Luft einzulaffm, geht
dic Verpflichiung, dic gute Qualität der Luft rni Ziinmcr mög-
lichst zu crhaltcu durch das llniversalmittel: Reinlichkcit. Ilnreine
-Haut, uiircine Kleidungsstücke, Möbel u s. rv., Schmutz und Staub
verderben die Luft, also muß die Sauberkeit am Körper u»d in
allen Dingcii uns mit verhclfm zu unserem Lcbens-Elcmcni, dcr
guten Luft: dem A und Z im Hause.
— Verkchrsstöruilg. Am Sonnabmd gegen Abeiidzcigte
stch in dcr Jacobsstraße, in der Nühs des Schnittpunktes mit vcr
Gr. Marktstraße plötzlich eine größere Vertiefmig im Pflastcr
zwischen dm Pferdebahngclcism, so daß der Verkehr für die
Tranibahn gchemmt wurde und die Paffagiere umsteigm mußtcii.
Wahrscheiulich gab cin altcr, nicht vcrschütteter Keller durch Eiu-
sturz dcs Gcwölbes die Veranlassuiig zu dieser Bodensenkung.
Tiarapark-Theater.
Ein Commis und eine Plitzniachcrin liebteii stch; plötzlich ging
ste nach Schönebcrg; als ste zurückkchrte, licß ste ihr verjüngtcs
Ebmbild bei guten Leuten zurück. Sie machte später eine reiche
Parthie, verschwisg ihrem Gatten die Verirrung ihrer Jugend,
denn wie leicht ist der gute Nuf eines Nlädchens „durch eine
Kinderci" uiitergrabcn, und bclüminerte sich nicht mn ihr Kind.
Der Commis ging nach London, er wurde cin rcicher Mann und
erinnerte sich 16 Fahre nach den vorerzählten Vorgängen seines
inzwischm vcrscholleneu KinLes. Er bietet eine Velohmmg. Die
Jagd nach dcm verlorenm Kinde beginnt. Ein Commissioliär
glaubt in Tine, dem Milchmädchen von Schöneberg, das
gesuchte Kind gcfundm zu haben. Sie wird ihrcr vcrmeintlichcn
Mutter zugeführt, an ihr, einem unverfälschten Naturkinde, werden
nun Bildungsversuche vorgenommen. Die BildungübeLüiftige cr-
weist stch als bildungsunfähig. Zum Schluß stcllt sich heraus,
daß Tine gar nicht das Kind ist, uw daS stch AlleS handelt, son-
dern daß das Adoptivkind deS Bettlers Nagel, cine allen Ber-
suchungcn tapfcr widerstehciide Mädcheimatur, das rechte Kind ist,
welches man sucht. — Das ist der Jnhalt der Poffe, welche am
Somitag das zahlreich crschicnene Publikum 3 Admdstundm hin-
durch amüstrte. Dieselbc Jdee hat Mannstedt schon in der
„Wilden Katze", und jetzt wieder in seiner neuesten Poffe: „Der
Waldteufel" bchandelt. Auf Neuheit seincr Jdee kann cr nur bei
den unbefangenstm Theaterbesuchern Anspruch erheben. Aber seine
Poffen haben ihren Erfolg nicht stch selbst, sondern im Wesentlichm
der Vorstcllung zn danken. So war es auch hier. Die bcsten
Kräfte waren ins Feucr gcführt. Herr Gersdorf trug scine
Couplets mit einer Verve vor, mit cincm Humor, der hingercicht
hätte, cine schlechtere Poffe zu eincm Erfolge zu vcrhclfen. Jn
der Rolle selbst konnte er seine Vorzüge nicht allc entfaltcn. Frl.
Wegener, Vie wir diesmal in erner Soubrcttmrolle kmnen
lernten, war gut bei Humor, bei Stimme und dei Toilctte. Jhr
Walzer, dcn sie tm 5. Bilde sang, fand lautm und chrlichen Bci-
fall. Eine ganz vorzügliche Lcistung bot Frl. Ley als verfolgte
Unschuld. Solche Rollen liegcn der Dame bcsonders. Jedes
Wort war kummerschiver, jede Bewegung vom Schmerz befohlen.
„Das Geseufz beklemmtm Odems", kommt bei ihr aus ticfcm
Herzen, ,.im Auge der ergieb'ge Strom" quillt aus wundmreicher
Seele. Sie klagt, — aber heißblütig unv mit Leidmschaft. Groll
und Wehmuth in dcr herbsten Mischung weiß ste zu veranschau«
lichen. Die keusche, schmerzliche Scham haben wir lange nicht so
gut und so wahr dargestellt gesehen — Frl. Ley ist mchr für
sentimentale Liebhaberinnen als für Salondamen prädcstinirt. Äit
gutem Humor stellte Herr Poesdorf dm derbkomischen Maurer»
polier dar, mit der erforderlichm Elcganz Frl. Sceger ihre
Gouvernante. Vollständig vcrfehlt war der Reportcr des Herrn
Hofer. Diesc Rolle niuß heruntergeplappert werdm, um ihrer
komischcn Wirkung stcher zu sein. Dazu gehört aber, daß man
den Text gclernt hat. Herr Dibbern gab als alter NouS einen
neuen Bcweis seiner Vielseitigkeit. Necht anständig gab Herr
Amberg den Commisstonär. — Es war Alles in Allem cine
Vorstellung, von der wir wohl wjinschen, dȧ sich vielc solcher
edmwcrthigen ihr anschließm möchten! . . .
Ll.
Kttnst-Notizett.
— „Die Qual der Wahl", Las jüngst von uns erivähnie Lust-
sviel von Leo (Pfeudonym), welches am Wallner-Theater zu
Berlin zur Aufführung kommt, ist nun auch am Leipziger Stadt»
theater und in Hamburg (Vercinigte Theatcr) anacnomnim.
— Aus Bayreuth meldet das dortigc Tageblatt, welchcs der
Leitung der Bayreuthcr Bllhnmfestspielc nahe steht, cs sei bci dem
günstigcn materiellen Erfolge der diesjähiigcn Aufführungm gc-
plant, schon ini iiächstm Jahre wieder Festspiele aufzuführen unv
in dieseldm noch ein drittes Werk Wagner's, wahrscheinlich die
„Meistcrsingcr" ciiizureihen.
— Die Saison ist im Ecwachen! Auch die Dresdener The-
ater bereiten sich zur demnächst beginnmdm Saison vor. DaS
Hoftheater ervssiict am Sonntog seinc Pforten init dcm „Sommcr-
nachtstraum", das Nesidenztheater wird scine Borstcllunam am
15. August eröffncn und zum deutschcn Nationalfest, den 2. Sep-
tember, das bereits iil der Preffe erwähnte Schauspiel „Deutsche
Liebe" von I. Nereschko zur crsteii Aufführung bringen. Dem
Stück, welchcs cin nationales Gcpräge hat und in den Reichs-
landeii Elsaß-Lothringen spieit, wird mit gcwiffer Spaiinung mt-
gegmgesehen.
— Mademoisclle von Zandt, die reizende Sängerin, welche
früher als Diva der „Opera Eomiqne" vergöttert und von der
vornehmm Pariscr Gesellschaft verhätschelt wurde, hat den jähen
Wandel in Künstlers Erdenwallen in der bittersten Weise crfahren
müffen. Seit jenem unglücklichm Abend, wo ste auf der Äühnc
dcr Komischen Oper, berauscht nach der Meiiiung des Publikums,
betäubt durch ein zu statkes Mcdicameiit, wie ste behauptet, cr-
schienm ist, ist es mil Ver jungcii, bildschönm Sängcrin immer
mehr bergab gcgangcn. Sie murde bci dcm Vcrsuche, wiedcr auf-
zutretcn, cinigc Monate spätcr cntsctzlich aiiSgepflffen und mußte
sich durch cineii Seitcnausgang dcs Theaters retten. Sie war für
Paris „unmöglich" gcmordcn. Augenblicklich befindet sich die
Acrmste, welche fast völlig gelähmt ist mid gefahrm werdcn muß,
zur Cur in Wildbad. Nach dcm Äusspruch dcr Aerzte dttrftcn
noch acht Monaie bis zur vollstäiidigm Geuesuug crforderlich sein.
Vermischtes.
— Einc streitbare Dame. Fräulein Franziska Nohawctz
in Wicn war wcgcn licderlichcn Umhcrtreibcns vom Richtcr zu 3
Monatcn Gefängniß vnurtheilt, und in dcr Wuth darüber warf
sie ihm eiiien vor ihr licgeiiden Hut und Schirm kräftig gegen den
Kopf. „Ein Polizist hatte große Mühe dic Wüthende zu bändigcn.
Zum Lohn für ihie Heldcnthat hat Fläulein Franziska jetzt 8
Monate schweren Kerkcr erhaltm.
— Ein Wrindcr der Uhrmacherknvst. Jn New-Nork ist
gegcmvärtig cin Uhrwerk ausgestellt, vas ein Wnnder der Mechanik
genannt werdcn muß. Dasselbe ist von einem gewiffen Martin
konsiruiert. Die Uhr umfaßt cinen Raum vou 5,50 Kubikmctern,
wiegt 700 (?) Kilo und enthält 265 Rädcr. Sie funktionirt durch
eiii Pendel, welchcs von 12 Gewichtcn in Bcwegrmg gesetzt wird.
Das Werk bezeichnet die Sccunden, Minuten, Stunden, Tagc,
Wochcn, Monate, Jahre. Es -sctzt 123 allegorische Figuren m
Bewegung, die 50 Ccntimeter hoch stnd und die Lebeusaltcr, die
zwölf Apostel, Christus seine Jünger scgncnd, die vicr Jahrcszciten,
die Zeichm des Thierkreises rc. repräsmtiren. Die Phasen des
Mondes uiid die Drehung ver Erde stnd ßanz genau durch kleine
Räderiverke ausgedrückt. Ein Hahn kräht mit naturgetreuer Stimme
jede Stunde ab, und viermal dcs Tages spielt ein automatisches
Spielwcrk zwölf Mnsikstücke.
— Pocsic und Prosa. „Wie heißt Du denn, mein schönes
Kind?" — „Rosel." — „Göttlich! Rosel, Nöschm, wie kennt' ich
auch erst fragcn! Auf Dcinem frischen Gesichtchen steht ja dicscr
liebliche Name deutlich gcschriebcn, denn aus Deinen Wangen sind
zwei junge Mairosm in holder Niischuld aufgeblüht!" — „Ja,
wiffcn S', Hcrr, ivcmi ma' dic ganz' Woch' Mist schlepp'n muß,
da erhitzt ma' stch, da schmitzt ma' halt wie a' Sau."
— Uebcrfliissige Ermahumig. Südseeinsulaner, dcr schwer
krank ist, und von eincm Missionar aufgefordcrt wird, seinm
Feinden zu vcrzeihen: „Feinde! Hab ich keine; hab' sie alle —
aufgefreffm."
— Borschlag zur GLte. Der Herr Profefforbemerkt, daß er
bci der ersten Vorlesung nur einen Zuhörer hat und wmdet stch
deshalb an dmselbm mit der Frage: „Herr Studiosus. soll ich
unter diesen Umsländeii lescn?" — Studiosus: „Herr Profeffor,
was meinen Sie? Wartm wir noch ein bischen, vielleicht kommt
noch Einer, dann könn'n wir n'm klcinm Skat machm."
— AuS dcm Exauien. Profeffor: ..Wclche Pflanze cnthält
die meistenEimeiß-Slibltanzen?"—Stndent: „SpiuatmitSpiegelei."
— Dcr dickc Emil >var sierblich verliebt in die kleine Emma.
Aber wie sich ihr nähcrn? Einst verfolgt cr sie auf der Straße,
da komnit ihm cine Jdee! Er faßt Muth, redet sie an, indem er
ihr cinm seiner eigencn Handschuhc (Otr. 9°/^) hinhält: „Me?.i
gnädiges Fräulcin habcn Sie vielleicdt dicscn Handschuh verlorcn?"
Dcr darauf fokgmdc Vlick hat ihn für immer vrrnichtct.
— Die Tcmpcratnr. „Aber ivic können Sie mit eincm so
kleinen Kinde bei solcher Knlte spaziercn gehen?" — „Mein Gott,
waS verstcht denn so ein Kind von der Tcmpcratur!"