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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Germania — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.16737#0001
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Berlin, Sonnabend den 7. August 1886

177. KrlikS Klitt.

XVI. Zchvng.

Nnscre Zeitung crscheint täglich. mit AuS-
nahme des Tages nach Sonn- oder Festtagen

in zwci Blättern.

Bcstellnngcn nehmen alle Postanstaltcn

des dcutschen Reiches, Oesterreichs und Luxem-
burgs an; für alle übrigen Länder unsere
Expedition, für Berlin auch die Zeitungs-
spediteure.

Jnscratc kosten die Petitzeile odsr deren
Raum 25 Pf., an bevorzugter Stelle lüber
dem Jnseratenstrichs die Peiitzeile 75 Pf.

Die Expcdition befindet sich Berlin 6.,
Stralauerstraßs 25.

Zeitung für das deutfche Volk.

Vicrtcljährlicher AbonnemcntsprciSr
dür das dcutfche Reich, Luxcmbura und
Oestcrreich - Ungarn bei den Postanstalten
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seinmal täglich unter Streifband) 10 M. 75 Pf.
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den Spediteuren (excl. Botenlohn) 6 M.,
monatlich 2 M.

Ngcnwrcn: in Rom Jos. Spithövers Buch-
handlung; in Paris und Straßburg i. Els.
Auguste Slmmel; in Neiv-Iork und Cincinnati
Benziger Brothers.

Kulle des h. apostolischcu Stuhles zu Rom,

wovurch

Papst Urban VI. die Gründung dcr Univcrsität zu
Heidelbcrg beschlosicn u«d angeordnet hat.

Zum 500jähriaen Jubiläum der Universität in's Deutsche übertragen
von vr. Nikolaus Thömes.

(Nachtruck verbotcn.)

Ulbanus, Diener der Diener Eoltcs zum bleibenden Ge-
dächtniß für alle Zeiten.

Durch die Gnade und den Willen der höchsten Weirheit
sind Wir ohns unser Verdienst auf die erhabenste Warte des
apostolischen AmteS berusen. Äls Hirte der ganzen Unö an-
vertrauten Heerde dcr Herrn überschauen Wir alle Gebiete,
wo Gläubige wohnen. 'o wüt es Uns von dieser Stelle ge-
stattet ist, und Wir suchen ihre Vortheile und ihre Fortschrilte
zu mehren. Daher verleihen Wir den Gläubigcn gerne huld-
volle Vergünstigungen und ertheilen ihnen zugleich zu gelege-
ner Zeit alle H lfe nnd Erleichterung, wclche die Errichtung
von Anstalten dcr Wisienschaft besöcdern. Denn durch die
Studien wird dle V-rchrvng Gottes und sein Dicnst im
christlichen Glauben vermchrt, die G-rcchtigkeit in staaklichen
und öffentlichen wie in privaten und versönlichen Angclegen-
heiten gepflegt, das Gsmeinw.ffen nützlich verwaltet und die
Wohlsabrt der menschlichcn Gesellschaft gehobcn.

Vor Kurzem nun hat UnS Unser geliebter Sohn, der hoch-
edle Fürst Ruprecht der Aeltere, Herzog von Bayern, Pfalz-
gras bei Ryrin, Anträge in dicser Richtung machen laffcn.
Danach ist sein schnlichstes Verlangen, daß der apostelischs
Stuhl in seiner Sladt Hnoclberg, gelegen in d:r Diöcese
WormS und auf seincm Gebiete, die Ecrichtung einer Hoch-
schule sür alle erlaubten Wiffenszweigs g-nehmige und an-
ordne. Dort sollen dann nach seiner Absicht der christliche
Glaube gepflegt, die Lernbegierigen unterrichtet. d:s Billigkeit
im Urtheil und Gericht behütet, die menschlichc Vernunst aus-
gebildet, die Seelcn erlcuchtet urd die Geister höhercr Er-
kenntniß zugeführt werden. Unser genannter hochedler Sohn
Ruprecht hat vorst-llen laffen, daß seine Stadt Heidelberg
kiae der hervorragendste Städte sei, und zu einer solchen
Gründung emer Hochschule m-hr gseignet und tauglicher, als
andere Orte. Jn dortiger Gcgend hcrrscht ein ausgezcichnctes
Klima, stndet sich eine Füüe von Lebenrmiticln und eine
Mcnge aller übrigm Dinge, welche der Befrüdigung mensch-
licher Ansprüche an das Leben dienen.

Nach genauer Erwägung alles dcffen und namentlich wcgen
der Ausrichtigkeit des GlaubenS und der Ergebenheit, wclche
der genanrte hochedle Fürst gcgen die heilige römische Kirche,
wie bekannt, an den Tag legt, drängt es Uos mit heißem
Verlangen, die vörgenannte S'adt mit dem Glanz, den Rech-
ten und Pflichten, welchs die Wiffenschaften verleihen und
auserlegen, zu zieren. Ja, diese Stadt soll Männer hervor-
bringen, welche durch die Reife ihres Urtheils hsrvorragcn,
welche Zierden der Tugend u:ü> Leuchten der Wiffenschaft in
den verschiedenen Facultäten sind. Jn ihr werde cin un-
versieglrcher Quell des Wiffcns geschaffen, aus deffen Fülle
alle jene schöpsen mügen, welche sich den cinzelncn Zweigen
des Forschens und Erkennens widmen wollen.

Alle diese Angaben, Verdienste und Absichten haben Wir
mit Genauigkeit und Sorgsalt erwogen. Besondere Aufmerk-
samkeit aber wandten Wir dcr Tauglichkeit und Trcfftichkeit
der Stavt Heidelberg zu, welche unter den übrigen Städten
im Gebiete des vorgenannten Herzogs seinem Antrage eben
am m-isten enlspricht. Jn väteriichcr Licbs beeifern Wir
Unr- daher. das Ausblühen und den Ausschwung der genannten
Stadt und aller umgrenzenden Gebiete noch mehr zu sördern.

Und so haben Wir dcn Bitten des genannten hochedlen
Fürsten, mit denen sich diejenizen seiner gsliebten Anverwandten
Rubprccht des jüngeren und Ruprccht dcs jüngsten, Hcrzöge
in Baysrn, vsreinten, Erhörung gewährt. Krafl Unfcrer
apostolischen Befugniß und zum Lobe des gött'ichen Namens
und zur Echöhung und Aurbreitung des wahren Glaubens
b-schließm und verordncn Wir: Jn dcr genannten Stadt
Heidelberg soll eine Hochschule nach dcm Muster dcrjmigm zu
Paris errichtet werden und sie soll blühen als H-imstätte nicht
nur der Goltekgelehrtheit und der kirchlichen Rechtswiffenschaft,
sondern auch eines jedcn and-ren erlaubten Wiffmszweiges.
Die Lrhrer und die Hörer der zu gründendm Hochschule sollen
alle Vorrechte, Fceiheiten nnd Bevorzugungm voll und ganz
genicßcn, welche dcnLehrern und Hörern d-r Gottesgelehrtheit
an der Hochschule zu Paris eingeräumt jind. Dicjenigen aber,
welche in dcr Folge ihre Studieu dort mit Auszsichnung
machen und sich die Fähigkeit und dis Befugniß erwerben,
als Lehrer auszutreten und die Würden der Meistcrschast und
des Lehramtes in der Wiffenschast crlangen, densn soüen die
höhcren Grade erthnit wsrden für jene Facultät, in welchcr
jeder die vorgeschriebmcn Prüsungsn machcn wird.

Es sollen aber vor ihrer Erhöhung die jedesmaligen Be-
werber darum dem jcmeiligen Dompropst der Wormser
Bischosskirche üder seinem ernannten und rechtmäßigm Stell-
vertreter oder Abgesandten als dcm Kanzler der Hochschule
vorgestellt werden. Dann soll d-r Kanzler oder sein Vsrtreter
in Gegenwart der Lehrmeister der bczüglichsn Facultätm die
Bewerber in der an Hochschulen üblichen Weise ciner ein-
gehenden Prüfung unterwerfen in allen Dingen, worin sie
zur Erwerbung drr höheren Lehramtsgradr bcwandert sein
müffsn. Und wer diess Prüsung bssteht, dem soll dann dcr
Kai zler odsr sein Stellvertreter die Befugniß und dis höhcren
Würden d-es Lehramts üöertragen und erthcilen.

Diejeniger nun, welchs an dcr Hochschuls in der Stadt
Heideiberg dis vorgeschriebsne P.üfmig abgclegt, stch bewährt

uno die Befugniß und die Würdcn des höheren Lehramtcs er-
langt haben, denen sollen dcmn nach ihrer freien Wahl an
allen anderen Hochschulen wie an derjsnigen zu Heidelberg
ohne irgend eine weitere Prüfung oder sonstige Gsnehnugung
voll und ganz die Befugniß und die Ehren des höheren Lehr-
amtes gewährt sein. Und diesem Unseren, dcr neuen Hoch-
schule verliehenen Vorrechte darf keine etwa entgegenstehende
srühere Bestimmunp, sei es dcs apostolischcn Stu'ylcs, sei es
ciner andsren Autorilät, irgend welchcn Abbruch thun.

Keinem sterblichcn Menschcn aber, so beschließen Wir, ist es
erlaubt, diese Unsere, dcr Hochschule zu Heidelberg gegebene
Verfaffung umzustoßen oder sis mit verwegencm Beginnen zu
vcrlctzen. Wer aber dennoch dies wagsn sollte, der möge
wiffen, daß er die Entrüstung des allmächtigen Gottcs
und der Apostel P-trus und Paulus gegen sich heraus-
soidern wird.

Gegeben zu Gcnua am 23. October 1385. Jm achten Jahre
Unserer apostolischen Negierung.

Uiban VI,, kootisex Uowüvue.

Politische Uebersicht.

Berlt», de» 6. Angust 1888.

Der r-Offerv. Rom.« vcröffentlicht einen Artikel, worin er
einen eingehenden Bericht über die jetzt erledigte Frage der
diplomatischen Vertretung des Papstes in China
giebt. Das römische Blatt bemerkt, daß dsr Vatican keine
Entscheidung in dieser Angelegmheit getroffen habe, ohne
vorher von derselben Frankreich Mitth-ilung gemacht zu haben,
daß es der Wille des Papstes sei, sowohl Frankreich wie
China möchten dsn gegenseitig eingegangenen Verpflichiungen
nachzukommen suchen, das früherr Verhältniß zwischen Frank-
reich und China wöchtc auch in Zukunft erhalten bleiben und
der Vcrtreter des Papstes mit dem französischcn Gesandten in
China stets in gemeinsamem Einvernehmen handeln. Der
»Offerv. Rom.< bemerkt noch zum Schluß, daß seitcns dec
Püpste nie an Frankreich besondere Privilegien in China ver-
liehen wordcn wären, so daß dis Päpste dort vollkommcn
freie Hand HLtten, was z. B. in Jndien, Portugal gegcnüber,
nicht mehr vollständig der Fall wäre.

Der ungarische MintsterpMvcüt v. Tisza hattc oorgrstern
und gestern in Jschl längere Audienzen bei seinem Monarchcn,
heute Abend trifft deiselbe wied:r in Pest cin. Scine An-
hänger sind gespannt auf das R-sultat, welches er mitbringt.
Dis ungaiischen Liberalen betrachten mit besondercr Bssorgniß
die Lage, wslche ihre beherrschsnds Stelluiig bsdroht. So
sagt die r-Neue Freis Preffc<, es ssi nicht zu leugnen, daß
dis Lage Tisza's zu den schwierigsten gehört, die er in seiner
ereignißreichen Ministerlausbahn j mals erlebt. Denn das
Mißtrauen und das Mißvcrgnügeu beginne seine sonst so ver-
läßliche Majorität anzusrcfl>n, und wcnn cin Theil derselben
schon durch die Debatten über die Nachtragscrcdite un-
zufrieden geword-n, so drohe die Furcht, als mmational, un-
patriotisch vor den Wählern verdachtigt zu werdkn, einen
anderen Theil wankend zu machen. Nicht dis Opposition zu
schlagen, die sich niemals geschlagcn gcben wird, nicht dis Be-
sorgniffe vor Attentaten auf die ungarische Seibständigkeit zu
beschwichtigen — Besorgniffe, die bci weitcm nicht so ver-
breitet sind, als man glauben machen will, sondern die Re-
gierungspart-i über ihre eigene Zukunst zu beruhigen, ihr daS
alts Vertrauen in die unfchlbare Führung Tisza's wiedsr
einzuflößen — sei die Schwierigkeit dcs Augenblickes.

Jn Frankreich können die opportunistischen Blätier ihre
Schadenfreude über den Boulanger-Handel nicht verbergen-
Die »Röp. fr.< erzählt die Thatsachen haaikisin, ohne das
G-ringste auszulaflen, was die Haltung dcs Kciegsministers
in ein ungünstiges Licht stellen kann, und schließt dann würde-
voll: >Es ist und bleibt erwiesen, daß der General, welcher
gegenwärtig noch die unverdiente Ehre hat, der oberste Kriegr-
herr des französischen Hesrss zu sein, in wenigen Tagen zwei-
mal öffentlich in Abreee stellte, wovon er wußte, daß es die
Wahrhcil war .... Nachdem wir disse traurigen Dinge
constatirt haben, veriieren wir für den Augenblick kein Wort
mehr darübcr.<

Der r-Paris< schreibt: »General Boulanger liefert m s
augenblicklich ein Schauspiel, das sür das französiiche Gewiffcn
nur wenig eifreulich ist. Er berührt in der That schmsrzlich,
einen Kriegsministsr, einen Soldaten, sich in salschen Aur-
flüchten aller Art, in jämm-rlichm Haarspaltereicn, ja sogar
in umvürdigcn Entstellungen der Wahrhcit erschöpsen zu
sehen, um glauben zu machen, daß er nicht vor scchs Jahren
Bricfe mit dcn herzuchstsn Versicheiungen der Ergebcnheit an
einen damals mächtigen Prinzen geschneben und untsrzeichnet
hat. Diese Briese cxistiren und sind leider authentisch. . . .
Wir körinen nicht umhin, w-lch hcivorragsnd- Eigenschaften
dieser geschäftige Soldat auch habcn mag» uns zu sragen, ob
das Jntereffe dsr Rspublik und Fcankreichs cs erhcischt, an
der Spitze unserer nationäien Strcitkräste einen solchcn Mann
zu laffen, dem man derartige Vormürfe ins G-.sicht schleuder»
kann und deflen Gedächiniß in gewiffsn Fällen cin so kurzes ist!<

Jndessen bictct das Haupt der OppLrtunisten Ferry ein
würdiges Seitenstück znm Kricgsminist-.r. Jn seiner bekarn-
ten Wahlreds zu Thillot in den Vogesen hatte dmsclöe be-
hauptet, daß der erste Rathgsber des Grafcn von Paris,
Lambert ds Sainte Croix, m einer Reds vor den Vcrtretern
der royalistischen Preffe unlängst in Paris erklart habc, s-das
allgemcrne Stimmrecht vertrage sich nicht mit dsr ncuen Me-
narchi?.< Dcm entgegen schickte Lambert an F-rry dm
seincr Zeit im Dcuck erschisnenen Wortlaut seiner sraglichsn

R-de, in welcher gerade das Gegentheil von dem steht,
was Ferry behauptet hatte: ->TaS allgemeine Stimmrecht,<
heißt er da, >wird der srete Ausdruck der öffmtlichcn
Meinung und nicht mehr das blinde Wcrkzeug in d-n
Händen habgieriger Politiksr sein.< Dergleich-n Temen-
tis incommodiren indes wedec eincn Boulanger. noch einen
F-NY, wevtiro suckLeter, eewper aliguick daeret.

Dcr mit so großem Geräusch in Scene gesetzte >Hoch-
verraths - Proceß< Vecchi - Dorides in Jtalien,
der, wie man hoffle, >clericale Verschwörungen< gegen
das geeinigte Jtalien ergeben würde, hat einen sehr harm-
losen Abschluß gefunden. Sämmtliche Angeklagten sind srei-
gesprochen worden, weil die ausgelieserten Documente keine
hohe tcchnisch-militärische Bedeutimg hatten und deren Ver-
öffentlichung sür den Staat keinc gesähilichen Folgcn nach
sich ziehen konnte.

Dieses Urtheil ist um so feltsamer, da es in dircctcm
Gegensatz zu den Aussagen des Contreadmirals Racchia
steht, w-lcher nach sorgsältiger Prüfung der ihm ausgeliesertcn
verüächtigcn Papierc eine gericht'iche Untcrsuchung und die
Verhaftung der compromittirten Personen anordnen ließ.
Während der Rest der in dem Proceffc vsrnomm-nen Zeugen
eincn würdigen Eindruck hinterläßt, muß das widerspruchs-
volle Verhalten dei Contreadmiral«, dcffen Aussagen und
Fachkenntniffe mit der von ihm bekieidetcn hohen Stellung
nicht in Einklang zu bringen sind, außerordsntlich besremden
und Zw isel an seiner Auffaffungsgabe und Begriffsveimögen
wachrufen.

Wenn sich derselbe der W:lt bei diescm Procesie in keinem
vorthsilhaften Lichte gezeigt hat, so s'ind doch mehr die Ange-
klagten selbst zu beklagen, welche monatelang unschuldigerweise
in Untersuchungshaft gehalten wurden und dadurch stark gc-
schädigt und gekränkt worden sind. Der Gras Des Dorides
ist schon am 13. August 1885 verhastet worden. Jn
schnöder W-ise hatte ein ehrloser Mcnsch auch den
Vatican und den kcttholischen Clerus in den Hochverraths-
proceß gcgen das Königreich Jtaiien hineinziehen wollen und
zu dem Zwcäe von Wien aus dem Gen'chtshofe einen unseren
heiligen Vaters schwer verdächtigcnden Brief eingeschickt. Die
Fälschung d-sselben war ader so eclatant, daß der Präsident
des Geschworencngerichts, cs sei dies zu seiner Ehre gesagt,
das Schreiben ais »elcndcs Machwer!< auü den Proccßacten
ausschied und der Verachtung anheimgab, die cs verdiente.

D!e Verhandlungen zwischen Jtalien und Frankrcich über
den Schisffahrtsvertrag sollen bereits zum Z-ele ge-
führt haben. Die G-genssitigkeit wird auf Cabotage mit
Segelschiffen ausgcdehnt. aber die Küsten der Jnseln wcrden
hisrvon ausgeschloffen. Sollte sich dieso Nachricht bestätigen,
dann rvürde der Stein des Anstoßcs, an dcm bcsonders die
kausmännische W-lt in Jtalicn so außerordentlich Aergecniß
gmommen, vorläufig bcfiit'.Lt sein und eine rclative Befferung
des lctzthin sehr gcspanntcn Verhältniffes Jtaliens zu Frank-
reich in Ausficht stehen.

Jn England sind die politischen Vsrhä'tniffe gcstern in
etwa geklärt worden. man weiß jctzt, daß daL neue Cabinet
Salisbury l'ibsra l regiersn muß, wenn esBcstand haben soll.
Jm Parlament seldst hat sich das nalürlich noch nicht gezsigt,
denn daffclb- b-schäftigte sich gestcrn bei seinem Zusammen-
tritt mit lediglich sormaleu Dingen. B-ids Häuserdcs ParlamentS
traten Nachmitkags 2 Uhr zu ihrer ersten Sitzung zusommen.
Jm Ob-rhause wurden die neu eingetretenen Pairs vereidigt.
Das Unterhaus nahm die Wahl des Sprechers oor.
Auf den Antrag Birckbeck's, weichsn Gladstone unterstützte,
wurds Peel, und zwar einstimmig, gewählt. Derselbe nahm
die Wah! an und betonte dabci die WichügkUt der Aufrecht-
erhaltung der Würde und Aittorität dcs Präsieiums des Hauses,'
die beste Bürgschast für die R-dsfceiheit und sür die persönliche
Freiheit der Parlamentsdevutirten sci der G-borsam gegen die
R-geln und dieGeschäftsordnung des Hauses. Writ Wichtigeres
spielle sich außuhalb dcs Parlaments ab. Vor der Sitzung
sand nämlich bei Lord Hartinglon einc Versammlung
der diffentirenden Liberalen statt, in welcher Hartington seine
Bcsriedigung über die bei dsn Parlamcntswcchlen gehabten
Erfolge aussprach, indkffen empfcchi, in dem ncuen Parlaments
von jeder feindseligen Haltung gegenüber deu
Anhängern Gladstone's abznsshen. Die Wieder-
consolidirung der liberalen Partst sei nur eins
FragederZeii, dis diffentirenden Libcralsn müßten der-
halb ihre Sitze an der Seite der übrigen Liberalen einnehmen
und daburch daricgen, daß die liberale Partei mit Ausnahwe
eines einzigeri Punckes nahezu m allen übrigcn Beziehungcn
einig sei. Chamberlain erkiärte sich mit den Absichten Lord
Hartliigtons durchweg eiiwerstandeii, dsnen hierauf auch vru
der Versammlung zugesiimmt wurde. Harlington und die-
jenigcn seiner Collegen, wslche krast ihrcs Nanges als Mit-
gliedsr dcs Geheimen Rathes besugt, aus der vordersten Oppo-
siiionsbank zu sitzen, haven diese Plätze denn auch cingenommen.
Die w-iters Entwickelung dieser Verhältniffs läßt sich zirmlich
vorausschen.

Jn Rußland erhält sich, wie dem s-Reichrbot-.nc aus
Pelersburg gemcldct wird, das besiimmt austretende Geiüchr,
daßdcrObcrprocureur des Synods,Pobedonoszew,
von eince unheilbaren Gemüthskcankheit bcfallen sei.

Dw nordamerikanischs Congreß hat sich nun doch
vertagt, ohne irgenS welche Maßregcl in Bezug auf die ron
ker mexikauischen Rcgierung abgelclmts Freilassung dcs
vrrhafteten Nedacteurs Cutting zu bsschließ.n.
 
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