Abmme«e»t»»re«» für den tMch Smal erschrlnende«
MHmnb. Correspo«de«te»" etnschl. der Beilagen: „Zett«ug
firr Stteratur, 1t««st «»d Wifs'nschaft", „8a«dwirth.
fchaftliche Zeit««g" und „«erl,os«»gS-Zeit««s" prtla.
7.L«» i» Ha«burg srei tn'r tzaur geltefert ^ 8.S0
au-wärt- durch dte Post beiogen 1t. S.SV 4 pr. Ouartal.
Aben-Ausgabc.
No. SL4. Mitttvoch, de« 4. August 188«
Morgenblatt 18 4
Eitizel-Nurnrnern »om Miitagsblatt i« >4.
^ vom Abeudblatt 1«
Abo»»e«e«tS- und Jnserate»-A«nah«e: Expedttt»»,
Alterwall 38, beiI. W. B as ed o w, Neß 3, Hambnrg, sowte
tn Berlin, im eigenen Bureau, Behrenftr.5Ll. Außerdem besorgen
Xnreigen sür diese» Blatt alle solide« A«»,»ce»-B«rea»x.
. 156. Jahrgang.
Telegrarume
-es „Kamburg. Csrres-sn-enteu."
-ch- Pest, den 4. August (Orig Telegr.)
Nach dem „Pester Lloyd" ist Graf Biegeleben, bis-
heriger österreichlfchcr General-Consul in Sofia nach
Belgrad, Graf Khevenhueller von Belgrad als Gesandter
nach Bukarest, Stefan Burian, General-Consul in
Moskau, nach Sofia versetzt. Jn'S Privatleden treten
der bisherige Gesandte in Bukarest, Baron Mayer,
Piombazzi, General-Consul in Philippopel, wo das
General-Consulat aufgehoben wird, und Hoffcr, Minister-
resident in Alexandrien.
Paris, den 4. August. (R. T.) Der Kriegs-
minister Boulanger erklärte in einem Schreiben an
Limbourg, welcher die Briefe Boulanger's an den
Herzog v. Aumale den Journalen mittheilte, er erkenne
die drei letzten vervffentlichten Briefe als von ihm her-
riihrend an; Boulanger sagt ferner, daß, als er durch
die Conspiration der Prinzen gezwungen worden sei,
zwischcn seinen früheren Vorgesetzten und der Republik
zu wählen, er der Republik treu geblieben sei; er habe
das Gesetz, nachdem dasselbe beschlossen sei, ausführen
lassen. Wenn die Freunde dcs Herzogs v. Aumalc
jemals von Worten zu Thaten übergehen sollten, werde
er eiufach seine Pflicht thun, aber mit dcr größten
Energie.
Sl. Petersburg, den 4. August. (R. T.) Der
Geucralgouverneur des Amurgebietes, General, Baron
von Korff, trat eine Jnspectionsreise nach Transbaikalien
an, von wo er sich direct nach St. Petcrsburg begiebt.
Tages-Neuigkeiten.
* Hambnrg, den 4. August.
— Elcktrischc SchiffSbcleuchtung Auf d-m neuen
Dampser ..Wariiugton", zur Rdederei der Manchester-Sbeffield
and Lincolnsbire Railway-Company gebörend, hat gestern die
von uns erwähnte elektrische Beleuchtungsprobe staitgesunden.
Die clektrischen Glüdlichter sind auf dem ..Warringion" überall
angebracht, sawohl im Salon, al» in sämmklichen Logir, im
Heizraum uud in der Dlaschine, wo sogar mit den Lampen in
der tzaud überall umhcrgegangen »ird. A»ch über den beiden
großen Ladelutcn sind je 6 Glühlichler anstait der übnchen
Bogenlichter angebracht. die ibre hellen Strahlen weit über dar
ganze Schiff verbreiten. Der Patent Electric Generator der
Mrma Clarke Chapmann Parson L Co. in GatcSdead on
Tyne bcsteht aur einem Dampfmotor und einer Dynamo-
Maschine, welche mit dem elektrischen Central - Regulator
«uf einer Grundplatte vereinigt sind. Dtese Maschine,
«elche wenig Raum eiünimmt und wenig wiegt, ist speciell für
Schiffsbeleuchtung eingerichtet, wo der Raum eine große Rolle
spielt. Obschon der Generalor im Stande ist, den elektrischen
Etrom für 150 Lampen ä 30 Kerzen zu erzeugen, nimmt der-
selbe doch nur einen Raum ein von 7 Fuß Länge, IVt Fuß
Breite bei 2 Fuß Höhc. Die UmdrehimgSzahl der Dynamo-
Maschine beträgt 12,000 in der Minute, der elektrische
Ceniral - Regulator wirkt sehr exact und kräflig, so
daß die Lichter dur«, denselben beim schwersterig Wetter
aus See eben so gleichmäßig brennen sollen, als wenn daS Schiff
im Hafen liegt. Die Wellcn sowohl des Motors, als der Dy-
namo-Maschine laufen in besonderen Lagern eigener Construc-
tion und werden selbstlhätig und continuirlich geschmicrt durch
eine besondere Methode der Oelcirculation, so daß die Abnutzung
rotz der cnorm großen Toureiizahl thatsächlich nahezu Null ist.
Die Generatoren arbeiten unausgesetzt jede beliebige Zeitdauer,
ohne irgend welcher Wartnng zu bedürsen, abgeseben von dem
Nachjtellen der Bürsten, welches alle sechs Slunden geschehen
muß. Es sollen deshalb die Unterhaltungskosten dieser Gene-
ratoren auf ein Minimuni reducirt sein. Dampfer „Warring-
ton" ging bereits gestern, Dieuslag, Abcnd mit einer großen
Flnzahl Paffagiere von hier nach GrimSby.
t. Die ZoUvereiuöniederlage, welche mit dem Zoll-
«nschluß (l. October 1888) ihren eigentlichen Zweck erfüllt hat,
ist derartig gebaut, daß die Lagerräume sehr leicht in Wohnungen
umgewandelt werden können. Doch beabsichligt die Direction,
wie wir hören, dteselbe in ursprünglicher Sestall weiler bestehen
und benutzen zu laffen; daß sie von dem Gelingen ihre«
PlaneS überzeugt ist, bekundet sie durch einen Neubau, zu dem
in diesen Tagen der Grunb gslegt, und der für eine bestimmte
Firma mit Lagerräumen versehen werden soll.
Allgemeiuer Hamburger Ruder - Berband. Für
Manchen unserer Leser dürfle eS Jntereffe haben, zu eriahren,
daß die Preise sür die am nächsten Sonntag stattfindende
Alster-Ruder-Regatta morgen, Donncrstag, Abends von
8—10 Uhr im BerbandSlocal <C. H. Borgert, Echauenburger-
straße Nr. 14,) ausgestellt werdcn,
— I» selbstmördcrifcher Abficht sprang gestern Abend
ein Weinküper in den Stadtgraben beim Miüerntkor, wurde
aber von einem Maler und einem Holzschleifer wteder herauS-
gezogen und dem Kurhsuse zugeführt. Als Beweggrund zu
seincm vcrzweifelten Unternehmen gab der Gerettete NahrungS-
sorgen an.
— Aefnndene Leiche. Aus der Binnenalster wurde
gestern Abend die Lciche eine« unbekannlen ManneS ausgefischt
und behufs RecognoScirung dem Knrdause überlicjert. Der
Verstorbene hatte ein Atter von etwa 45—50 Jahren erreicht
und scheint dem Arbeiterstande angehört zu habcn.
— Ein schlcchter Gast. In einer Wirthschaft am
Neuen Sleinweg machie gesiern Abend ein Eisendreder eine
nicht unerhebltche Zeche, ohne im Stande zu sein, dieselbe zu
bezahlen. Als dcr Wirlh ihm deshalb Vorwürse machte
Uno ihn zum Geden aufforderle, wurde der Mensch noch
obendrein grob und zog sein Meffer mit der Drohung, daß er
us" .Wirth erstechen werde. Der Bedrobte war daher ge-
nüthlgt, den gefährlichen Gast verhasten zu laffen.
— Eigenmächtig. Mehrere Zimmergesellen, die bei
einem Umbau an der Neust. Fuhlentwiete beschöstigt waren,
eriethen gestern Nachmtttag mtt ihrem Meister in Differenzen
eS LohneS wegen, die damit endeten, daß der Meister sie
fämmtlich entließ. Darübcr aufgebracht, erklärten die Gesellrn,
sie würben aller, war sie gemacht, wieder zerstören, und sie
fingen auch in Wirklichkeit sofort an, ein eben erst ansgeführtes
Gerüst wieder ntederzureißen. Der Meister holte derhalb einen
Constabler herbei, auf deffen Zureden die Eigenmächtigen
d«S Niederreißen einstellten; «ur einer wollte sich durchau« nicht
fügen und mußte deshalb verhaftet werden.
— Schwindel. An verschiedenen Stellen auf dem Steindamm
bot gestern ein Hausirer Politur an und zeigte deren Güte auch
sofort dmch Bersuche, die er an erblindeten Biöbeln anstekte.
Da diese Aersuche stetS ein ganz vorzügliches Resultat ergaben,
so fand die Waare der Hausirer« guten Äbsatz. Als aber hinterher
die Käuser von der schönen Politur selbst Gebrauch machen
wollten, stellte sich herauS, daß sie nur gefärbtes Wasser erhalten
hatten. Dcr Gchwinvler, welcher auch an anderen Stellen Paffelbe
Manöver vollführt hat, «ird von der Polizei gesncht.
— Selbstmord. Etne tn der Borgfelderstraße wohnende
bereitS bcjahrte Frau hatte e« gestern übernommen, bet threm
am Borgesch wohnenden Sohne einzuhüten, während dieser
ine kleine Reise machte. AlS der Sohn gestern Abend zurück-
kehrte, fand er zu seinem Echrecken die alte Frau auf dem
Corridor der Wvhnung erhängt. Die Verstorbene, welche
schon seit längerer Zeit an Schwermuth litt, scheint in etnem
Anfall von Geistesftörung die verhängnißvolle That ausgeführt
zu haben.
— Wegen Unterschlagnng tst gegen einen Händler tn
der Neustadt eine Untersuchung eingeleitet worden. Die gegen
denselben erhobrne Beschuldigung behauptet, er habe etne
Menge Waaren, die ihm zum Verkauf übergeben worden, zwar
so rasch wie möglich veräußert, den Ertrag aber in die eigene
Tasche gesteckt. Der Angeschuldigte bestreitet dieS auch nicht, will
aber sämmtliche Sachen nicht auftragSweise erhalten, sondern
fest gekauft haben.
— Anö dem Stanbc gemacht hat sich »or einigen
Tagen ein angeblicher Archilect aus Oesterreich, der bishec in
St. G-org wohnte. Wie sich jetzt nach dem Verschwinden der
ManneS derausstellt, hst derselbe unter akerlei Vorspiegelungen
von fast Allen, niit denen er bekannt geworden, kleinere odcr
größere Beträge entliehen und mit auf Reisen genommen.
Ebenso hal er einen Handwerker unter der Vorgabe, tn seiner
Wohnung eine eilige Arbeit auSführen zu müffen, veranlaßl,
ihm verschicdenes werthvolles ArbeilSgeräth zu leihen, welches
er aber sofvrt verkauft hat. Hinter dem Berschwundenen wird
demnächst ein Steckbrief crlaffen werden.
— Diebstähle. Zwei Knaben, die am Schwanenwik
badeien, wurden während dessen die Stiefel gestohlen, so daß
sie sich barfuß nach Hause begcben mußten. — Jn der Münz-
stratze wurde ein Boven erbrochen und eine Anzahl werthvoller
Bellstücke geslohlen. — Aus verschiedenen Gärien an der
Wandsbeckerchauffee wurden »ergangene Nacht Blumen und
Blatlpstanzen entwende» und faft alle Beete auf dar Aergfte
verwüstet.
I. Selbstmsrd. Heute Msrgen erhängte sich ein in der
Trommelstraße in Logis gewesener Arbeiter, der aller Wahr-
scheinlichkcit nach durch Nahrungssorgen zu der traurigen That
etrieben worden «ar. Die Leiche »erhlieb im Lagir de« Ber-
»rbenen.
I. Eine «Lnnliche Leiche, anscheinend diejenige eine«
Seemannes, wurde gestern Abend beim LandungSplatz in
St. Pault von einem Matrosen «ufgefischt und dem Kurhause
üherliefert.
I. Schtver erkrankt brach heute Margen ein unbekannter
Mann dei der Erholung in St. Psuli bewußtlok zusammen.
Man schasfte dcn Erkranktcn inS KurhauS, wo derselbe jedoch
trotz aller Bemühungen nicht nteder zum Bewußtscin gebracht
werden konnte.
I. Die Logiödiebi«, welche vorgestern bei einer Wittwe
am Neuen Steinweg, 100 >4 stahl, miethete gestern bei etner
Frau in der Kielerstraße ein LogiS, da« sie sogleich in
Benutzung nahm. Alr die Wirthin aber nach einem
kmzen MiltagSschlafe wieder -erwachte, war die Einlogirerin
spurlo« verschwunden, mit ihr aber auch ein Portemonnaie, in
dem sich etwar Geld, ein Pfandschein und ein Hamburger
Lotterielo» Nr. 35,151 befunden hatte.
AnO Altnn»
— Url»«b*reise. Der Platzmajor »on Altona Herr
Rittmeister VoituS, «ird einen längeren Urlaub antreten und
während seiner Abnesenheit vom Herrn Premter-Lieutenant
v. Blankenburg vertreten werden.
— Der Schmiedestrike steht, wie au« den Verhandlungen
einer geftern Abend abgchaltenen Bersammlung hervorgeht, noch
tmmer auf demselben Standpunkt. Die Elrikenden behaupten,
im Besitz hinreichender Geldmittel zu sein, um e« noch lange
Zeit oushalten zu können. Jn einem Punkt wolten indeffen
die Gesellen den Meiftern entgegenkommen, indem sie «uf eine
schriftliche Verpflichtung der Mctstcr verzichten. Dagcgen sollen
diese eine von dem Gesellenausschuß redigirte Werkstellenordnung
unterzcichnen und in ihrenWerkstellen aufhängen. DieseSPlakat soll
daS Zugestündniß lSstündiger ArbeitSzeit, Aushebung dcr
Eonntagsarbeit, AuSzablung des Lohnes am Sonnabcnd und
50 pCt. Zulage für Ueberarbeit enthallen.
— Selbstmord. Jn der AUee erhängte sich diesen Morgen
ein auf St. Pauli wohnender Arbeiter. Obgleich verschiedene
Personen sahen, wie sich der Mann aushängte, war er doch nicht
,u retten.
Ans Otteuse«
— Polizeiverwalt«»«. Wie aus sicheruer Quelle ver-
lautet, wird, sobald die 4 neuen Poliziften angestellt sein werden,
die Aussicht und Leilung der poliiiscken Polizei, die bekanntlich
unter Herrn Bürgermeisier Bleicken dem Altonaer Polizei-
Chef übertragen worden war, in dic Hände des Herrn Bürger-
meifter Dr. Harmsen g-legt.
— Neue Jnnung. Die Jnnung der Barbiere und
Perrückenmacher, die sich bisher der Altonacr angeschloffen hatte,
wird sich Mitte künstiger Woche als selbftständige Jnnung con-
stituiren. Vom Magiftrat ist Herr Stadtrath Durchbach als
Vertreter entsandl.
— Der Färber'sche Gesangverein beschloß, am 21.
t August seine Sommerlour nach Aalkenthal zu unternehmen und
! aus dem Rückwege in Neu-Rainville den Tag zu beichließen.
— AnSschreitunge«. Jn einem Bahrenfclder Ealon
kam es vorgestern zwtschen Barbiergchülfen zu einer Schlägerei,
wohei mehrere Theilnedmer so erheblich verletzt wurden, daß sie
per Droschke nach Hause befördert werdcn mnßten.
«ns den Nachbargebiete«.
^ Bom VI. KreiStnrnfcst. Kiel, den 3. August
Nachdem geftern Nachmittag die Arbeit der Kampfrichter beendet,
erfolgte uni 7 Uhr anf dem Festplatz durch den Vorsitzenden de»
KreiseS „Norden", Herrn Dr, Hahn-Hämburg, die Preisver
theilung. Bon 81 Turnern, welche sich am Wettturnen bethetligt,
sind 25Sieger aur demselben heworgegangen. Jm Laufen,
Listanz 200 Meter, siegten i Riemann>Lübeck 27 Sec., Bockriek-
Altona 28 Eec., Lührs-Hamburg 29 Sec. — Jm Gewicht-
heben siegten: BockrieS-Altona 14 Punkte, Witt-WandSbeck
13 Punkte, Peterson-Hamburg 11 Punkte. — Jm Weit-
springen siegten: Alpen-WandSbeck 5,65 Mtr. 8 Punkte,
Echeidtler-Hamburg 5,85 Mtr. 8 Punkte, Engert - Hamburg
5,50 Aitr.
Kranz und Diplom haben erhalten: Peterson,
Hamburger Turnerschaft von 1816, 63«/» Punkte, BockrieS,
Altonaer Turnverein, 63 Punkte, Lütje, Altonaer Lurnverein,
60V» Punkte, Semmelhaak-Ottensen 57>/e Punkte und Boyc,
vom Boitzenburger Männerturnveretn, 53V» Punkte.
Diplome haben erhalten : Echeidtler (Hamb. Tnrner-
schast »on 1816) SIVs Punkte, Horstmann-Kiel 51 Punkte,
Witt-WandSbeck 50 Punkte, LührS (Hamb. Turnerschaft oan 1818)
4SV» Punkte, Schnitzer (Hamb. Turnerschaft »on 1818)
48V» Punkle, Willhöft(Hamb.-St. Pauli Turnverein) 4S Punkte,
8öhre (Hamb. Bildungsverein) 44V» Punkte, Möller (Hamh.-
Et. Pauli Turnverein) 44 Punkte, Hagedorn (Hamb. Turner-
schaft v«n 1874) 4SV» Punkte, Bocatiu« (Gaarhener Männer-
Turnerbund) 42>/s Punkte, Rheder > Rendsburg 42 Punkte,
Beeken-Rothenburgsort41Vs Punkte, Sönksen-Ktel 40V» Punkte,
Heinicke-Kiel 40 Punkte, Kedler-Wandsbeck 40 Punkte, Brandt
(Hamb.-St. Pauli - Turnveretn) 40 Punkte, Riemann - Lübeck
40 Punkte.
Nachbem den Eiegern ein Tusch von der Mufik gebrocht,
schloß Hr. Dr. Habn den turnertschen Th-tl de» VI. KreiStur»-
fefte«.
Kleine Chronik.
— A»S den Heidelberger Stndeutencarcer«. Nn-
läßlich de« Jubiläum« der Untversität Heidelberg bringt dte
„Gartenlaube" neben einem ernsten Artikel über die ruhmreiche
Geichichte dieser Hochschule eine humoriftische Planderei über
die Heidelberger Studentencarcer. Drei originelle JLustrattonen
schmücken dteselbe. AuS der reichen Fülle der in jener Plauderet
wiedergegebenen Jnschriften und Retme, welche die Wände de»
Heidelberger CarcerS schniücken, möchten wir folgende Proben
auch unsereu Lesern vorsühren: Am Etngan« zu dtesem „fidelen
Gesängniß" der Musensöhne ist der berühmte Zecher und
Wächter am Hridclberger Riesenfaß, der Zwerg Perkeo, abge-
bildet. Darunter lesen wir den Ber», welcher dem Ankömmling
al« tröstender Gruß entgegenwinkt
L!hr naht Euch wieder, schwankende Sestaltr»,
Wie traurig auch herauf Jhr steigt,
Jch httt' Euch, thut die Köpfe ausrecht haltr»,
Auch drzjn« Ivoi gsviue ist feucht."
Jn einem der Carcerzimmer, «elche» den Namen „Eolitnde'
führt, steht an der Wand folgender an Ulrtch von Hutten er-
innernder AuSrus: „0 tempor», » roor«, I Jn diesem schreck-
lichen Kerker seuszte etn Opser moderner Barbarei bei Bordeaux
und Sect. O XlXtes Jahrhundert, es ist eine Lust, in Dtr zu
leben!" Die Aufzeichnung dieser Wandpoesien schließt mit
solgendeni Abschied von Carcer, der vor einem anderen Zimmer,
«S heißt „Palais royal", zu lesen ist:
„Auf dem Carcer lebt sich'S herrlich
Auf dem Carcer lebt sich'« schön.
O wie schrecklich, ach, nun soll ich
Von dem lieben Eareer geh'n.
Hätt' ich doch statt fünf Laternen
Fünfundzwanzig auSgemacht,
Hätte dann statt zwei der Tage
Zehne wohl dier zugebracht."
Ueber den geftrigen Festaet in der
Heidelberger Univerfitätsanla
liegen jetzt auSfübrlichere Meldungen «or: Um II Uhr trofen
die höchsten Herrschasten, au« der Heiliggeistkirche kommend, tn
der reichgeschmückten Universität ein. Jm Gefolge derselben
befanden sich der CultuSminister Nokk und die Epitzen deS Hof-
staateS. Jn dem neu hergerichteten Vestibul, welcheS mit
prächtiger Holzarbeil und kunstvollen historischen Emblemen ge-
schmückl ist, wurden die Hecrschaften von dem Prorector und
dem engeren Senat empfangen und begaben sich nach einer
kurzen Besichtigung de» Vestibul» nach der tm ersten Stock
gelegenen Aula.
Jn derselben waren etwa vterhundert Personen versammelt,
darunler die Deputatisncn der au»wärtigen Universitäten, die
Ehrengäste, der akademische Lehrkörper, die Ausscküffe der
Studentenschaft, sowie die Spitzen der Civil- und Militärbe-
hördcn. Besonder« hcrvorzuhebeii sind der Cultusniinister
v. Goßler, General v. Obernitz, Minister Turbau und Ellstätter.
Unter den akademischen Säften erregten das lebhaftest« Jnteresie
die Profefforen Hrlmholtz, Mommsen, Treilschke, Eduard Zeller,
Jhering und Gneist, sowie die französischen Akademiker du
Camv, Oppert, Zeller, Hermite und Lippmann. Der Saal bot
in seiner vornehmen Architektur und künstlerischen Ausschmückung,
sowie in der reichen Fülle der malerischen Trachten ein überau»
reizvolles Bild.
Zehn Minulen nach elf Uhr verkündete der Marsch aus
den „Meiftersingern" das Heraunahen des Grsßherzogs. Unter
Vorantriit der Pedelle belrat der Zug den Saal. Eröffnet
wurde derseibe dmch Universitätsbeamte; dann solgte der engere
Senat, der Prorector, hikiauf der lieoror Naxvilio8nt,is8iwu8,
der Grvßheizog inil Ädjulanten, sodaun der Krouprinz mu der
Frau Großherzogin von Baden, oie Hofstaaten und Minifter
Nokk. Der Großherzog nahm den erhöhten Rectorsitz ein;
vor ihm uus purpurbedecklem Tische stanv ein goldenes Tinten-
faß und lagen eine goldene Kette mit Medatllon und zwei ge-
kreuzte Scepter.
MHmnb. Correspo«de«te»" etnschl. der Beilagen: „Zett«ug
firr Stteratur, 1t««st «»d Wifs'nschaft", „8a«dwirth.
fchaftliche Zeit««g" und „«erl,os«»gS-Zeit««s" prtla.
7.L«» i» Ha«burg srei tn'r tzaur geltefert ^ 8.S0
au-wärt- durch dte Post beiogen 1t. S.SV 4 pr. Ouartal.
Aben-Ausgabc.
No. SL4. Mitttvoch, de« 4. August 188«
Morgenblatt 18 4
Eitizel-Nurnrnern »om Miitagsblatt i« >4.
^ vom Abeudblatt 1«
Abo»»e«e«tS- und Jnserate»-A«nah«e: Expedttt»»,
Alterwall 38, beiI. W. B as ed o w, Neß 3, Hambnrg, sowte
tn Berlin, im eigenen Bureau, Behrenftr.5Ll. Außerdem besorgen
Xnreigen sür diese» Blatt alle solide« A«»,»ce»-B«rea»x.
. 156. Jahrgang.
Telegrarume
-es „Kamburg. Csrres-sn-enteu."
-ch- Pest, den 4. August (Orig Telegr.)
Nach dem „Pester Lloyd" ist Graf Biegeleben, bis-
heriger österreichlfchcr General-Consul in Sofia nach
Belgrad, Graf Khevenhueller von Belgrad als Gesandter
nach Bukarest, Stefan Burian, General-Consul in
Moskau, nach Sofia versetzt. Jn'S Privatleden treten
der bisherige Gesandte in Bukarest, Baron Mayer,
Piombazzi, General-Consul in Philippopel, wo das
General-Consulat aufgehoben wird, und Hoffcr, Minister-
resident in Alexandrien.
Paris, den 4. August. (R. T.) Der Kriegs-
minister Boulanger erklärte in einem Schreiben an
Limbourg, welcher die Briefe Boulanger's an den
Herzog v. Aumale den Journalen mittheilte, er erkenne
die drei letzten vervffentlichten Briefe als von ihm her-
riihrend an; Boulanger sagt ferner, daß, als er durch
die Conspiration der Prinzen gezwungen worden sei,
zwischcn seinen früheren Vorgesetzten und der Republik
zu wählen, er der Republik treu geblieben sei; er habe
das Gesetz, nachdem dasselbe beschlossen sei, ausführen
lassen. Wenn die Freunde dcs Herzogs v. Aumalc
jemals von Worten zu Thaten übergehen sollten, werde
er eiufach seine Pflicht thun, aber mit dcr größten
Energie.
Sl. Petersburg, den 4. August. (R. T.) Der
Geucralgouverneur des Amurgebietes, General, Baron
von Korff, trat eine Jnspectionsreise nach Transbaikalien
an, von wo er sich direct nach St. Petcrsburg begiebt.
Tages-Neuigkeiten.
* Hambnrg, den 4. August.
— Elcktrischc SchiffSbcleuchtung Auf d-m neuen
Dampser ..Wariiugton", zur Rdederei der Manchester-Sbeffield
and Lincolnsbire Railway-Company gebörend, hat gestern die
von uns erwähnte elektrische Beleuchtungsprobe staitgesunden.
Die clektrischen Glüdlichter sind auf dem ..Warringion" überall
angebracht, sawohl im Salon, al» in sämmklichen Logir, im
Heizraum uud in der Dlaschine, wo sogar mit den Lampen in
der tzaud überall umhcrgegangen »ird. A»ch über den beiden
großen Ladelutcn sind je 6 Glühlichler anstait der übnchen
Bogenlichter angebracht. die ibre hellen Strahlen weit über dar
ganze Schiff verbreiten. Der Patent Electric Generator der
Mrma Clarke Chapmann Parson L Co. in GatcSdead on
Tyne bcsteht aur einem Dampfmotor und einer Dynamo-
Maschine, welche mit dem elektrischen Central - Regulator
«uf einer Grundplatte vereinigt sind. Dtese Maschine,
«elche wenig Raum eiünimmt und wenig wiegt, ist speciell für
Schiffsbeleuchtung eingerichtet, wo der Raum eine große Rolle
spielt. Obschon der Generalor im Stande ist, den elektrischen
Etrom für 150 Lampen ä 30 Kerzen zu erzeugen, nimmt der-
selbe doch nur einen Raum ein von 7 Fuß Länge, IVt Fuß
Breite bei 2 Fuß Höhc. Die UmdrehimgSzahl der Dynamo-
Maschine beträgt 12,000 in der Minute, der elektrische
Ceniral - Regulator wirkt sehr exact und kräflig, so
daß die Lichter dur«, denselben beim schwersterig Wetter
aus See eben so gleichmäßig brennen sollen, als wenn daS Schiff
im Hafen liegt. Die Wellcn sowohl des Motors, als der Dy-
namo-Maschine laufen in besonderen Lagern eigener Construc-
tion und werden selbstlhätig und continuirlich geschmicrt durch
eine besondere Methode der Oelcirculation, so daß die Abnutzung
rotz der cnorm großen Toureiizahl thatsächlich nahezu Null ist.
Die Generatoren arbeiten unausgesetzt jede beliebige Zeitdauer,
ohne irgend welcher Wartnng zu bedürsen, abgeseben von dem
Nachjtellen der Bürsten, welches alle sechs Slunden geschehen
muß. Es sollen deshalb die Unterhaltungskosten dieser Gene-
ratoren auf ein Minimuni reducirt sein. Dampfer „Warring-
ton" ging bereits gestern, Dieuslag, Abcnd mit einer großen
Flnzahl Paffagiere von hier nach GrimSby.
t. Die ZoUvereiuöniederlage, welche mit dem Zoll-
«nschluß (l. October 1888) ihren eigentlichen Zweck erfüllt hat,
ist derartig gebaut, daß die Lagerräume sehr leicht in Wohnungen
umgewandelt werden können. Doch beabsichligt die Direction,
wie wir hören, dteselbe in ursprünglicher Sestall weiler bestehen
und benutzen zu laffen; daß sie von dem Gelingen ihre«
PlaneS überzeugt ist, bekundet sie durch einen Neubau, zu dem
in diesen Tagen der Grunb gslegt, und der für eine bestimmte
Firma mit Lagerräumen versehen werden soll.
Allgemeiuer Hamburger Ruder - Berband. Für
Manchen unserer Leser dürfle eS Jntereffe haben, zu eriahren,
daß die Preise sür die am nächsten Sonntag stattfindende
Alster-Ruder-Regatta morgen, Donncrstag, Abends von
8—10 Uhr im BerbandSlocal <C. H. Borgert, Echauenburger-
straße Nr. 14,) ausgestellt werdcn,
— I» selbstmördcrifcher Abficht sprang gestern Abend
ein Weinküper in den Stadtgraben beim Miüerntkor, wurde
aber von einem Maler und einem Holzschleifer wteder herauS-
gezogen und dem Kurhsuse zugeführt. Als Beweggrund zu
seincm vcrzweifelten Unternehmen gab der Gerettete NahrungS-
sorgen an.
— Aefnndene Leiche. Aus der Binnenalster wurde
gestern Abend die Lciche eine« unbekannlen ManneS ausgefischt
und behufs RecognoScirung dem Knrdause überlicjert. Der
Verstorbene hatte ein Atter von etwa 45—50 Jahren erreicht
und scheint dem Arbeiterstande angehört zu habcn.
— Ein schlcchter Gast. In einer Wirthschaft am
Neuen Sleinweg machie gesiern Abend ein Eisendreder eine
nicht unerhebltche Zeche, ohne im Stande zu sein, dieselbe zu
bezahlen. Als dcr Wirlh ihm deshalb Vorwürse machte
Uno ihn zum Geden aufforderle, wurde der Mensch noch
obendrein grob und zog sein Meffer mit der Drohung, daß er
us" .Wirth erstechen werde. Der Bedrobte war daher ge-
nüthlgt, den gefährlichen Gast verhasten zu laffen.
— Eigenmächtig. Mehrere Zimmergesellen, die bei
einem Umbau an der Neust. Fuhlentwiete beschöstigt waren,
eriethen gestern Nachmtttag mtt ihrem Meister in Differenzen
eS LohneS wegen, die damit endeten, daß der Meister sie
fämmtlich entließ. Darübcr aufgebracht, erklärten die Gesellrn,
sie würben aller, war sie gemacht, wieder zerstören, und sie
fingen auch in Wirklichkeit sofort an, ein eben erst ansgeführtes
Gerüst wieder ntederzureißen. Der Meister holte derhalb einen
Constabler herbei, auf deffen Zureden die Eigenmächtigen
d«S Niederreißen einstellten; «ur einer wollte sich durchau« nicht
fügen und mußte deshalb verhaftet werden.
— Schwindel. An verschiedenen Stellen auf dem Steindamm
bot gestern ein Hausirer Politur an und zeigte deren Güte auch
sofort dmch Bersuche, die er an erblindeten Biöbeln anstekte.
Da diese Aersuche stetS ein ganz vorzügliches Resultat ergaben,
so fand die Waare der Hausirer« guten Äbsatz. Als aber hinterher
die Käuser von der schönen Politur selbst Gebrauch machen
wollten, stellte sich herauS, daß sie nur gefärbtes Wasser erhalten
hatten. Dcr Gchwinvler, welcher auch an anderen Stellen Paffelbe
Manöver vollführt hat, «ird von der Polizei gesncht.
— Selbstmord. Etne tn der Borgfelderstraße wohnende
bereitS bcjahrte Frau hatte e« gestern übernommen, bet threm
am Borgesch wohnenden Sohne einzuhüten, während dieser
ine kleine Reise machte. AlS der Sohn gestern Abend zurück-
kehrte, fand er zu seinem Echrecken die alte Frau auf dem
Corridor der Wvhnung erhängt. Die Verstorbene, welche
schon seit längerer Zeit an Schwermuth litt, scheint in etnem
Anfall von Geistesftörung die verhängnißvolle That ausgeführt
zu haben.
— Wegen Unterschlagnng tst gegen einen Händler tn
der Neustadt eine Untersuchung eingeleitet worden. Die gegen
denselben erhobrne Beschuldigung behauptet, er habe etne
Menge Waaren, die ihm zum Verkauf übergeben worden, zwar
so rasch wie möglich veräußert, den Ertrag aber in die eigene
Tasche gesteckt. Der Angeschuldigte bestreitet dieS auch nicht, will
aber sämmtliche Sachen nicht auftragSweise erhalten, sondern
fest gekauft haben.
— Anö dem Stanbc gemacht hat sich »or einigen
Tagen ein angeblicher Archilect aus Oesterreich, der bishec in
St. G-org wohnte. Wie sich jetzt nach dem Verschwinden der
ManneS derausstellt, hst derselbe unter akerlei Vorspiegelungen
von fast Allen, niit denen er bekannt geworden, kleinere odcr
größere Beträge entliehen und mit auf Reisen genommen.
Ebenso hal er einen Handwerker unter der Vorgabe, tn seiner
Wohnung eine eilige Arbeit auSführen zu müffen, veranlaßl,
ihm verschicdenes werthvolles ArbeilSgeräth zu leihen, welches
er aber sofvrt verkauft hat. Hinter dem Berschwundenen wird
demnächst ein Steckbrief crlaffen werden.
— Diebstähle. Zwei Knaben, die am Schwanenwik
badeien, wurden während dessen die Stiefel gestohlen, so daß
sie sich barfuß nach Hause begcben mußten. — Jn der Münz-
stratze wurde ein Boven erbrochen und eine Anzahl werthvoller
Bellstücke geslohlen. — Aus verschiedenen Gärien an der
Wandsbeckerchauffee wurden »ergangene Nacht Blumen und
Blatlpstanzen entwende» und faft alle Beete auf dar Aergfte
verwüstet.
I. Selbstmsrd. Heute Msrgen erhängte sich ein in der
Trommelstraße in Logis gewesener Arbeiter, der aller Wahr-
scheinlichkcit nach durch Nahrungssorgen zu der traurigen That
etrieben worden «ar. Die Leiche »erhlieb im Lagir de« Ber-
»rbenen.
I. Eine «Lnnliche Leiche, anscheinend diejenige eine«
Seemannes, wurde gestern Abend beim LandungSplatz in
St. Pault von einem Matrosen «ufgefischt und dem Kurhause
üherliefert.
I. Schtver erkrankt brach heute Margen ein unbekannter
Mann dei der Erholung in St. Psuli bewußtlok zusammen.
Man schasfte dcn Erkranktcn inS KurhauS, wo derselbe jedoch
trotz aller Bemühungen nicht nteder zum Bewußtscin gebracht
werden konnte.
I. Die Logiödiebi«, welche vorgestern bei einer Wittwe
am Neuen Steinweg, 100 >4 stahl, miethete gestern bei etner
Frau in der Kielerstraße ein LogiS, da« sie sogleich in
Benutzung nahm. Alr die Wirthin aber nach einem
kmzen MiltagSschlafe wieder -erwachte, war die Einlogirerin
spurlo« verschwunden, mit ihr aber auch ein Portemonnaie, in
dem sich etwar Geld, ein Pfandschein und ein Hamburger
Lotterielo» Nr. 35,151 befunden hatte.
AnO Altnn»
— Url»«b*reise. Der Platzmajor »on Altona Herr
Rittmeister VoituS, «ird einen längeren Urlaub antreten und
während seiner Abnesenheit vom Herrn Premter-Lieutenant
v. Blankenburg vertreten werden.
— Der Schmiedestrike steht, wie au« den Verhandlungen
einer geftern Abend abgchaltenen Bersammlung hervorgeht, noch
tmmer auf demselben Standpunkt. Die Elrikenden behaupten,
im Besitz hinreichender Geldmittel zu sein, um e« noch lange
Zeit oushalten zu können. Jn einem Punkt wolten indeffen
die Gesellen den Meiftern entgegenkommen, indem sie «uf eine
schriftliche Verpflichtung der Mctstcr verzichten. Dagcgen sollen
diese eine von dem Gesellenausschuß redigirte Werkstellenordnung
unterzcichnen und in ihrenWerkstellen aufhängen. DieseSPlakat soll
daS Zugestündniß lSstündiger ArbeitSzeit, Aushebung dcr
Eonntagsarbeit, AuSzablung des Lohnes am Sonnabcnd und
50 pCt. Zulage für Ueberarbeit enthallen.
— Selbstmord. Jn der AUee erhängte sich diesen Morgen
ein auf St. Pauli wohnender Arbeiter. Obgleich verschiedene
Personen sahen, wie sich der Mann aushängte, war er doch nicht
,u retten.
Ans Otteuse«
— Polizeiverwalt«»«. Wie aus sicheruer Quelle ver-
lautet, wird, sobald die 4 neuen Poliziften angestellt sein werden,
die Aussicht und Leilung der poliiiscken Polizei, die bekanntlich
unter Herrn Bürgermeisier Bleicken dem Altonaer Polizei-
Chef übertragen worden war, in dic Hände des Herrn Bürger-
meifter Dr. Harmsen g-legt.
— Neue Jnnung. Die Jnnung der Barbiere und
Perrückenmacher, die sich bisher der Altonacr angeschloffen hatte,
wird sich Mitte künstiger Woche als selbftständige Jnnung con-
stituiren. Vom Magiftrat ist Herr Stadtrath Durchbach als
Vertreter entsandl.
— Der Färber'sche Gesangverein beschloß, am 21.
t August seine Sommerlour nach Aalkenthal zu unternehmen und
! aus dem Rückwege in Neu-Rainville den Tag zu beichließen.
— AnSschreitunge«. Jn einem Bahrenfclder Ealon
kam es vorgestern zwtschen Barbiergchülfen zu einer Schlägerei,
wohei mehrere Theilnedmer so erheblich verletzt wurden, daß sie
per Droschke nach Hause befördert werdcn mnßten.
«ns den Nachbargebiete«.
^ Bom VI. KreiStnrnfcst. Kiel, den 3. August
Nachdem geftern Nachmittag die Arbeit der Kampfrichter beendet,
erfolgte uni 7 Uhr anf dem Festplatz durch den Vorsitzenden de»
KreiseS „Norden", Herrn Dr, Hahn-Hämburg, die Preisver
theilung. Bon 81 Turnern, welche sich am Wettturnen bethetligt,
sind 25Sieger aur demselben heworgegangen. Jm Laufen,
Listanz 200 Meter, siegten i Riemann>Lübeck 27 Sec., Bockriek-
Altona 28 Eec., Lührs-Hamburg 29 Sec. — Jm Gewicht-
heben siegten: BockrieS-Altona 14 Punkte, Witt-WandSbeck
13 Punkte, Peterson-Hamburg 11 Punkte. — Jm Weit-
springen siegten: Alpen-WandSbeck 5,65 Mtr. 8 Punkte,
Echeidtler-Hamburg 5,85 Mtr. 8 Punkte, Engert - Hamburg
5,50 Aitr.
Kranz und Diplom haben erhalten: Peterson,
Hamburger Turnerschaft von 1816, 63«/» Punkte, BockrieS,
Altonaer Turnverein, 63 Punkte, Lütje, Altonaer Lurnverein,
60V» Punkte, Semmelhaak-Ottensen 57>/e Punkte und Boyc,
vom Boitzenburger Männerturnveretn, 53V» Punkte.
Diplome haben erhalten : Echeidtler (Hamb. Tnrner-
schast »on 1816) SIVs Punkte, Horstmann-Kiel 51 Punkte,
Witt-WandSbeck 50 Punkte, LührS (Hamb. Turnerschaft oan 1818)
4SV» Punkte, Schnitzer (Hamb. Turnerschaft »on 1818)
48V» Punkle, Willhöft(Hamb.-St. Pauli Turnverein) 4S Punkte,
8öhre (Hamb. Bildungsverein) 44V» Punkte, Möller (Hamh.-
Et. Pauli Turnverein) 44 Punkte, Hagedorn (Hamb. Turner-
schaft v«n 1874) 4SV» Punkte, Bocatiu« (Gaarhener Männer-
Turnerbund) 42>/s Punkte, Rheder > Rendsburg 42 Punkte,
Beeken-Rothenburgsort41Vs Punkte, Sönksen-Ktel 40V» Punkte,
Heinicke-Kiel 40 Punkte, Kedler-Wandsbeck 40 Punkte, Brandt
(Hamb.-St. Pauli - Turnveretn) 40 Punkte, Riemann - Lübeck
40 Punkte.
Nachbem den Eiegern ein Tusch von der Mufik gebrocht,
schloß Hr. Dr. Habn den turnertschen Th-tl de» VI. KreiStur»-
fefte«.
Kleine Chronik.
— A»S den Heidelberger Stndeutencarcer«. Nn-
läßlich de« Jubiläum« der Untversität Heidelberg bringt dte
„Gartenlaube" neben einem ernsten Artikel über die ruhmreiche
Geichichte dieser Hochschule eine humoriftische Planderei über
die Heidelberger Studentencarcer. Drei originelle JLustrattonen
schmücken dteselbe. AuS der reichen Fülle der in jener Plauderet
wiedergegebenen Jnschriften und Retme, welche die Wände de»
Heidelberger CarcerS schniücken, möchten wir folgende Proben
auch unsereu Lesern vorsühren: Am Etngan« zu dtesem „fidelen
Gesängniß" der Musensöhne ist der berühmte Zecher und
Wächter am Hridclberger Riesenfaß, der Zwerg Perkeo, abge-
bildet. Darunter lesen wir den Ber», welcher dem Ankömmling
al« tröstender Gruß entgegenwinkt
L!hr naht Euch wieder, schwankende Sestaltr»,
Wie traurig auch herauf Jhr steigt,
Jch httt' Euch, thut die Köpfe ausrecht haltr»,
Auch drzjn« Ivoi gsviue ist feucht."
Jn einem der Carcerzimmer, «elche» den Namen „Eolitnde'
führt, steht an der Wand folgender an Ulrtch von Hutten er-
innernder AuSrus: „0 tempor», » roor«, I Jn diesem schreck-
lichen Kerker seuszte etn Opser moderner Barbarei bei Bordeaux
und Sect. O XlXtes Jahrhundert, es ist eine Lust, in Dtr zu
leben!" Die Aufzeichnung dieser Wandpoesien schließt mit
solgendeni Abschied von Carcer, der vor einem anderen Zimmer,
«S heißt „Palais royal", zu lesen ist:
„Auf dem Carcer lebt sich'S herrlich
Auf dem Carcer lebt sich'« schön.
O wie schrecklich, ach, nun soll ich
Von dem lieben Eareer geh'n.
Hätt' ich doch statt fünf Laternen
Fünfundzwanzig auSgemacht,
Hätte dann statt zwei der Tage
Zehne wohl dier zugebracht."
Ueber den geftrigen Festaet in der
Heidelberger Univerfitätsanla
liegen jetzt auSfübrlichere Meldungen «or: Um II Uhr trofen
die höchsten Herrschasten, au« der Heiliggeistkirche kommend, tn
der reichgeschmückten Universität ein. Jm Gefolge derselben
befanden sich der CultuSminister Nokk und die Epitzen deS Hof-
staateS. Jn dem neu hergerichteten Vestibul, welcheS mit
prächtiger Holzarbeil und kunstvollen historischen Emblemen ge-
schmückl ist, wurden die Hecrschaften von dem Prorector und
dem engeren Senat empfangen und begaben sich nach einer
kurzen Besichtigung de» Vestibul» nach der tm ersten Stock
gelegenen Aula.
Jn derselben waren etwa vterhundert Personen versammelt,
darunler die Deputatisncn der au»wärtigen Universitäten, die
Ehrengäste, der akademische Lehrkörper, die Ausscküffe der
Studentenschaft, sowie die Spitzen der Civil- und Militärbe-
hördcn. Besonder« hcrvorzuhebeii sind der Cultusniinister
v. Goßler, General v. Obernitz, Minister Turbau und Ellstätter.
Unter den akademischen Säften erregten das lebhaftest« Jnteresie
die Profefforen Hrlmholtz, Mommsen, Treilschke, Eduard Zeller,
Jhering und Gneist, sowie die französischen Akademiker du
Camv, Oppert, Zeller, Hermite und Lippmann. Der Saal bot
in seiner vornehmen Architektur und künstlerischen Ausschmückung,
sowie in der reichen Fülle der malerischen Trachten ein überau»
reizvolles Bild.
Zehn Minulen nach elf Uhr verkündete der Marsch aus
den „Meiftersingern" das Heraunahen des Grsßherzogs. Unter
Vorantriit der Pedelle belrat der Zug den Saal. Eröffnet
wurde derseibe dmch Universitätsbeamte; dann solgte der engere
Senat, der Prorector, hikiauf der lieoror Naxvilio8nt,is8iwu8,
der Grvßheizog inil Ädjulanten, sodaun der Krouprinz mu der
Frau Großherzogin von Baden, oie Hofstaaten und Minifter
Nokk. Der Großherzog nahm den erhöhten Rectorsitz ein;
vor ihm uus purpurbedecklem Tische stanv ein goldenes Tinten-
faß und lagen eine goldene Kette mit Medatllon und zwei ge-
kreuzte Scepter.