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Rr. LS. Bcrlin, dcn 1. Augnst 1886. XXXIX. Iahrgang.

Hcidclbcrgcr Iubeikalcndcr.

Montag, den 2. August.

Nmi trinkt der Vater mit tem Sohne
Jn Heiteiberg tns erste GieiL
Dir, aller Mnsenstätte Nwne
Jn tentjchcn Lanten, bringt er daS,

Iienllag, den 3. Augult.

Sie kncipen sröhlich mit cinanter
Und sihen lang^ beim hcitern Mahl,
Dcr Donnerton der Calainaiitcr
Schallt weilhin durch taS Neckarthal,

Mittnioch, dcn 4. August.

Des Ulitzes Schwingen tragen Grichc
Der Sehniiicht nbcr Land nnt Meer,
Heil dir, o Heidelkcig, du snße!

Wie war oon dir das Scheiten schwer

Heidelbcrgcr Iubelkalender.

Ionnerffag, den 5. August.

Wie steigt aus goldncm Rheiiiweiiigrunde
So lieblich tie Erimiernng!

Man hört nicht mehr den Schlag der Stunde,
Und ältste Häuser werden jung.

Arcitag, den k>. Angust.

Fest reiht an Fest sich, die Beleuchtung
Des alten SchlofseS inacht den Schlnß,

Noch einmal wackrc Kelilbefeiichtmig,

Und hoch anschwillt der Rede Fluß,

SonnaSend, den 7. August.

Znm Sohne spricht der greise Nater i
»Koinm, Iunge! Es ist Zeit znm Gehn.

Mir schwant etwas oon einem Kater,
llnd doch — es war so wnnterschön!"

Kladderadatsch.

Humoi istijch - jalirisches WocheukM.

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ruh an Heidelberg.


eil dir> Alt-Heidelberg! Jn Jugendschöne
Prangst dn. ob manch Jahrhundert dn gesehn.
Der Alma Mater nahen froh die Söhne.

Der Jnbelfeste schönstes zu begehn.

Treu bliebe» dir> die in de» sel'gen Jahren
Der Burschenzeit dein holder Neiz erguickt;
Ob mancher auch erscheint in grauen Haaren>
Znm Jüngling wird> wer wieder dich erblickt.

Nnd sank die Nacht dann von den Vergen nieder>
Wie zecht sich's gut in fröhlichem Verein.

Wie schallen yell die alten Vnrschenlieder
Aus tausend Kehlen in das Thal hinein.

Noch einmal ist> die ach> so lang entschwunden.
Zurückgekehrt der Jugend sel'ge Zeit,

Aus seinem Grabe stieg für goldne Stunden
Der Traum der alten Vnrschenherrlichkeit.

Jn deinem Vann fühlt sich beseligt wieder,

Wer eiust an dich sein jnnges Herz verlor.

Stolz schant das Schlosr vom grünen Verge nieder,
Mit frohem Rauschen grüßt der Fluß empor;

Ein Flüstern regt sich in den alten Väumen,
Gedämpft ertönt verborgner Quelle» Klang —
Wohl läßt an solcher Stätte gnt sich's träumen
Von Jugcndtagen, die entschwnnden lang.

Vald ist der steile Bergespfad erklommen:

Weit schweist der Blick ins grüne Land hinein;

Die ferne» Höhen grüßen, duftnmschwommen,

Jm lichten Sonneustrahl erglänzt der Rhein.

O schöne Welt! Was will das heiße Sehnen,

Das >äh in Lust und Schmerzen schwellt die Vrust?
Willst dn noch einmal, altes Herz, dich dehnen.

Wie einst, in jugendfrischer Wanderlust?

Doch mancher, den im weiten dentschen Lande
Gefesselt hält des Amtes strenge Pflicht,

Der Alma Mater fern am Neckarstrande
Vergißt an ihrem Jnbelfest er nicht.

Er steigt hinab zum sicheren Verschlage
Des Kellers, wo der Wein ihm liegt verwahrt,

Den sorglich er für festlich hohe Tage
Vom bcsten Jahrgang lang schon anfgespart.

Und wenn den goldnen Trank er eingegossen,
Spricht er, indem er hoch das Glas erhebt:

„Jch grüße ench, ihr fröhlichen Genossen,

Mit denen ich die Vnrschenzeit dnrchlebt.

Jch grüße dich, Alt-Heidelberg, du feine!

Dein Wohl trink' ich in diesem edlen Wein.

Jn deiner Schönheit lichtem Zanberscheine
Vlüh' immerdar! Jn Treue deuk' ich dein!"

_ KlAdderAdAtsch.
 
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